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weingollum33 hat geschrieben:Ich persönlich halte immer noch eine Bewertung im Kontext des Erwartungshorizonts für die beste Lösung ... aber auf diesem Forum bin ich da - glaube ich - in der Minderheit.
Hallo Tobias,
das ist grob die Herangehensweise der Bourgogne Aujourd'hui. In deren 20er Punktesystem werden die Weine in ihrer jeweiligen Hierarchiestufe bewertet, will heißen (für die Côte d'Or):
Bourgogne
Village
1er Cru
Grand Cru
Ein Bourgogne mit 18 Punkten ist also nicht besser bewertet als ein Grand Cru mit 15 Punkten, sondern nur besser als ein anderer Bourgogne mit 15 Punkten. Das hat was für sich, ist aber nicht ganz einfach zu vermitteln, da der Erwartungshorizont der meisten Weinkäufer wohl eher absolut ist und nicht relativ. Wenn ich Weine in verkostungsnotizen.net eingebe, dann dienen die Punkte vor allem meiner eigenen Orientierung, damit ich Jahre später noch weiß, wie ich den Wein fand - abgesehen von der textlichen Beschreibung. Ein Bourgogne mit 87 Punkten kann das größte Vergnügen bereitet haben, einfach weil er ein sehr, sehr gut gemachter Bourgogne ist. Ein Grand Cru mit 87 Punkten ist hingegen eine Enttäuschung, weil man von einem Grand Cru zum gut fünffachen Preis des Bourgogne mehr erwarten darf (und ich dann auch mehr erwartet habe).
Insofern fehlt mir aber noch etwas die Fantasie, wie eine Bewertung nach Erwartungshorizont genau aussehen sollte. Würde man einem Grand Cru, den man auf dem Niveau ca. eines 87 Punkte Bourgogne sieht, dann 50 Punkte geben, einfach weil er für sein Level enttäuscht hat? Das wäre für mich eine Art "Doppelbestrafung" und würde dem Wein auch nicht gerecht werden.
Insgesamt sind gerade bei Burgunder die Punkte für mich allenfalls marginal interessant. Viel wichtiger ist der Stil des Winzers und das, was er/sie in einem bestimmten Jahr gemacht hat oder auch nicht. Das kommt z.B. bei Allen Meadows ganz gut rüber, auch wenn dessen Punkte total vorhersehbar sind und deshalb auch keinen großen Mehrwert bieten.