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Burgund 2014

Chablis, Auxerre und Umgebung, Côte de Nuits, Côte de Beaune, Châlonnais, Maconnais, Beaujolais und Lyonnais
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Créot

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Re: Burgund 2014

BeitragDi 7. Feb 2017, 23:39

Am Freitag war einmal mehr eine Probe bei Norbert Müller mit einem Streifzug durch die roten 2014er: Lignier-Michelot, Pataille, Bertheau und Cathiard

Tolle Probe, die, bis auf den Cathiard und den Clos de la Roche von Lignier-Michelot, Weine zeigte, die schon jetzt mit großem Genuss zu trinken sind. Mir haben (den Preis berücksichtigt) der Bourgogne Chapitre von Pataille, der Rue der Vergy von Lignier-Michelot und der Charmes von Bertheau am besten gefallen. Wenn es interessiert, hier sind meine Notizen:

Lignier-Michelot, Bourgogne 2014: duftige Nase mit dunkelroten Früchten, sehr floral. Am Gaumen etwas karg, rote Frucht, mineralisch, gerade reif und transparent, aber auch aromatisch ein wenig unrund, gerade im sehr langen Abgang. Gut, zeigt sich heute aber weniger gut als ich frühere Jahrgänge in Erinnerung habe.
Sylvain Pataille, Marsannay Les Grasses Tetes, 2014: In der Nase deutlich robuster, erst etwas quietschige Frucht, wird mit Luft aber schnell seriöser. Am Gaumen dunkelfruchtig, sehr reife, mürbe Frucht, kühle Anmutung, gute Konzentration. Im langen Abgang strafft sich das Ganze etwas, mir ist es aber etwas zu reif und zu wenig fokussiert.
Sylvain Pataille, Bourgogne Le Chapitre, 2014: In der Nase rotfruchtiger und straffer. Frische lakritzige Noten. Ebenso am Gaumen: rotfruchtiger, etwas straffer, deutlicher strukturiert, etwas mehr Spannung. Gefällt mir im Augenblick stilistisch deutlich besser als der Marsannay.
Lignier-Michelot, Morey-St.-Denis Rue de Vergy, 2014: Straffere Nase. Rote Waldbeeren. Blüht mit etwas Luft auf. Florale Noten, sehr ätherisch. Ganz delikater Gaumen. Feine Süße, tolle Balance. Blüht im langen Abgang richtig auf und endet auf roter Süßkirsche. Äußerst gelungener Village.
Francois Bertheau, Chambolle-Musigny 1er Cru, 2014: Extrem feine Nase, nur mittlere Intensität, rote Johannisbeeren. Am Gaumen schwebend, kommt sehr fein daher, zeigt mit etwas Luft aber eine schöne Intensität. Allerdings sehr zart. Mit fehlt allerdings etwas Komplexität.
Francois Bertheau, Chambolle-Musigny 1er Cru Charmes, 2014: Intensivere Nase, rote Johannisbeere, extrem duftig und fein. Am Gaumen tolle Balance, schönes Spiel, sehr fokussiert. Rote Waldfrucht und rote Johannisbeere, die durch eine feine Süßholzwürzigkeit leicht angeraut wird und dadurch eine wunderbare Plastizität oder Dreidimensionalität erhält. Die sprichwörtliche ‚Power without weight‘ Geschichte. Kommt einem achetypischen Chambolle schon sehr nahe. Exzellent, wenn man etwas fragilere Weine mag und ein deutlicher Sprung vom einfachen 1er Cru.
Sylvain Cathiard, Vose-Romanee 1er Cru Reignots, 2014: Deutlich mehr Holz, das dem Wein aber gut steht. Das Holz spannt die Nase etwas mehr auf, ohne dass der Fokus verloren geht. Dunkle Frucht, vanillige Noten, etwas Süßholz. Am Gaumen dunkle süße Frucht. Sehr reif. Sehr tanninstark. Vielleicht war nach dem zarten Bertheau auch eine ziemliche Umstellung, aber greifen die Tannine im Abgang zu stark zu.
Lignier-Michelot, Clos de la Roche, 2014: Wirkte nach dem Cathiard zunächst etwas harmlos, zeigte mit etwas Luft dann aber seine subtile Komplexität in der Nase. Schöne Johannisbeernote. Am Gaumen eher dunkelfruchtig, eine etwas harzige Note in Richtung Johannisbrot (vermutlich von den Stängeln), spannt sich schön auf, gutes Spiel, das Holz nur strukturierend im Hintergrund. Gefühlt noch sehr jung, noch nicht alles ganz zusammen aber sehr gute Substanz.
Francois Bertheau, Bonnes Mares, 2014: Vibrierende Nase. Rotes Johannisbeergelee, leichte Waldnoten, florale Akzente. Am Gaumen mehr Muskeln, stärker strukturiert als der Charmes, aber deutlich ein Bertheau: Alles auf der feinen Seite, extrem vorsichtig extrahiert. Sehr gut.

Grüße
Stefan
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Ralf Gundlach

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Re: Burgund 2014

BeitragSa 7. Okt 2017, 20:14

Der letzte Wein von der Messe in Lille 2015:2014 Volnay "Les Echards" Domaine Rapet,
einfach ein schöner, eleganter Volnay mit perfekter Balance zwischen Frucht- und Holznoten, präsente Säure, mittlerer Körper, schöne Länge, 89 Punkte, für mehr fehlt es an Komplexität, aber das ist ein, soweit ich das beurteilen kann typischer Volnay, schade, dass dies die letzte Flasche ist

Ralf
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Michl

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Re: Burgund 2014

BeitragDo 27. Dez 2018, 19:47

Natürlich kann man über die Preisentwicklung in Burgund klagen. Sätze wie "So etwas bekommt man zu diesem Preis nicht in Burgund" sind oftmals berechtigt. Dennoch gibt es die Ausnahmen. Und manchmal muss man den Satz umdrehen, so auch bei dem folgenden Wein: So etwas bekommt man zu dem Preis kaum in Deutschland. Diese hohe Eleganz, dieses Fehlen jeder adipöser Rundungen, diese perfekte Definition selbst im unteren Qualitätsspektrum ist eizigartig und eben so meines Erachtens primär in Burgund zu finden. Das ist ein PGV-Knaller.

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Viele Grüße

Michl
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AmonA

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Re: Burgund 2014

BeitragDi 1. Jan 2019, 19:07

Bénigne Joliet, Fixin, "Clos de la Perrière rouge", 1er Cru, 2014
Mir war klar, dass der Wein noch zu jung ist, aber ich wollte unbedingt diese schöne Holzkiste aufmachen. Deckel aufschieben und die Flasche entnehmen - das war ja einfach :mrgreen:
Einige Stunden geöffnet, schwarzfruchtig, kühle Aromatik, am Gaumen Schwarzkirschen, mineralisch, feines Tanningerüst, leicht, schwebt förmlich im Mund. Bin gespannt wie sich der Wein künftig entwickelt – momentan ist mir das Gebotene zu wenig fürs Geld.
Grüße
AmonA (aka Volker)
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EThC

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Re: Burgund 2014

BeitragMi 20. Mär 2019, 11:55

...soweit ein ganz ordentlicher Chardonnay, aber aus meiner Sicht deutlich zu teuer für das, was geboten wird:

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Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
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Michl

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Re: Burgund 2014

BeitragDo 16. Mai 2019, 19:36

Was ich oben geschrieben habe, gilt noch mehr für folgenden Wein:

Michl hat geschrieben:Natürlich kann man über die Preisentwicklung in Burgund klagen. Sätze wie "So etwas bekommt man zu diesem Preis nicht in Burgund" sind oftmals berechtigt. Dennoch gibt es die Ausnahmen. Und manchmal muss man den Satz umdrehen, so auch bei dem folgenden Wein: So etwas bekommt man zu dem Preis kaum in Deutschland. Diese hohe Eleganz, dieses Fehlen jeder adipöser Rundungen, diese perfekte Definition selbst im unteren Qualitätsspektrum ist eizigartig und eben so meines Erachtens primär in Burgund zu finden. Das ist ein PGV-Knaller.


Dieser Wein ist ein tolles PGV, nicht nur für Burgund, sondern allgemein, und das Weingut belegt einmal mehr, dass die Zweitklassigkeit, die man dem Maconnais unterstellt, allenfalls z.T. berechtigt ist.

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Viele Grüße

Michl
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stollinger

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Re: Burgund 2014

BeitragSo 2. Jun 2019, 15:27

Hallo,

gestern haben wir drei weiße 2014er aus dem Burgund (blind) verkostet. Einer aus dem Yonne-Chablisien, einer von der Côte de Beaune und einer aus dem Mâconnais. Die Flasche des vierten Weines, aus Baden, war leider fehlerhaft.

Den Anfang machte Auxey-Duresses Les Hauts von Jean-Marc Vincent:

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In der Nase wirkt der Wein eher reif und auch schon etwas gereift. Im Mund bestätigt sich dieses nicht, immer noch eine schöne Frische. Etwas cremiger und weicher als die beiden anderen, auch eine leichte Phenolik.

Als zweites ein Pouilly-Fuisse von der Domaine Guerrin et Fils:

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Dieser Wein hat etwas mehr Struktur als die beiden anderen.

Als letztes der Chablis Premier Cru - La Fourchaume von Jean-Claude Bessin:

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Etwas vollmundiger als die ersten, wenngleich auch immer noch leicht und schlank. Die Mineralik hier auch am ausgeprägtesten.

Alle drei Weine haben uns wirklich sehr gut gefallen. Nicht übermäßig komplex, aber sehr schön balanciert und finessenhaft. Ganz dezenter, wohldosierter Holzeinsatz. Schöne Frische und Leichtigkeit. Alle sehr gekonnt vinifiziert. Die Preise sind m.M. nach auch noch in Ordnung, wenngleich man die Augen gut offenhalten muss, um solche Preise zu finden.

Wirklich eine Zuordnung zu den einzelnen Gebieten des Burgunds wollte uns nicht gelingen. Im Vergleich fiel der Chablis durch die Mineralik auf, der von der Côte de Beaune hatte als einziger etwas cremiges. Pouilly-Fuisse am strukturiertesten. Die Gemeinsamkeiten waren jedoch viel offenkundiger als die Unterschiede.

Grüße, Josef
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stollinger

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Re: Burgund 2014

BeitragDo 25. Jul 2019, 12:54

Hallo,

zuletzt auch noch diesen Chardonnay aus 2014 im Glas gehabt:

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Am 2. Tag war der Wein etwas ausgewogener, das Holz besser integriert. Er wirkte dadurch weniger schwerfällig. Aber richtig die Kurve hat er nicht mehr bekommen. Ich denke auch nicht, dass der Wein noch besser wird.

Hat schon Komplexität und Klarheit, ist mir aber insgesamt vom Stil zu füllig, zu viel Holz, zu offensichtlich.

Grüße, Josef
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amateur des vins

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Re: Burgund 2014

BeitragDo 1. Aug 2019, 22:28

Ein bißchen unfair ist es schon: DIe Reserve von Holger Koch schien mir zu fein für's Dhal, und die Flasche zu klein. Und so öffnete ich noch

Joblot, Givry 1er Servoisine 2014

Mitteldichtes Granatrot, leicht trüb.
In der Nase im allerersten Moment komisch - "faulig"? Im nächsten Moment weg.
Dunkle Frucht, Unterholz. Ein wenig Rauch und Tapenade. Sauerkirsch und frische Kräuter.
Am Gaumen deutliche, mittelkörnige Adstringenz. Welke Rosenblüten. Schöne Säure.

Sehr gut, auch als Begleitung zum Dhal.

Verblüffend, daß er im Vergleich zu Holger Kochs Reserve fast wie ein grober Bauernwein wirkte. Obwohl er für sich sehr schön ist! (Mme Amatrice: Der männliche Part des Pas de Deux - wie treffend!)
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Burgund 2014

BeitragFr 2. Aug 2019, 22:26

Nachtrag zum Servoisine:
[+1d] Deutliche Rosenblüten in der Nase. Am Gaumen schwärzer (Tapenade, Rauch), deutlich adstringent, etwas rauh und ungehobelt (überraschend für Servoisine!).

Ohne die direkte Konkurrenz des grandiosen Holger Koch Reserve '14 zwar etwas rustikal, aber durchaus stimmig.

LOL - das habe ich gestern ja auch schon fast wörtlich geschrieben! :lol:
Besten Gruß, Karsten
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