Nach dem Besuch bei Langoureau ging es ein paar Dörfer weiter nach
Santenay zu
David Moreau.
David Moreau hat die Weinberge seines Großvaters Jean Moreau übernommen und füllt seit dem Jahrgang 2009 Weine unter seinem eigenen Namen ab. Er ist extrem jung (geschätzt 25 Jahre alt) und hat bei einigen sehr guten Adressen gelernt (u.a. bei Olivier Lamy (Domaine Hubert Lamy) und bei Romanée Conti).
Abgefüllt werden derzeit Weine von ca. 5 ha in Santenay und Umgebung. Im Familienbesitz sind noch weitere Top-Lagen in Santenay (u.a. Beaurepaire Pinot Noir), die aber laut David Moreau erst noch ein paar Jahre bearbeitet und rekultiviert werden müssen, bis sie Weine ergeben, die seinen Qualitätsansprüchen genügen. Derzeit werden aus diesen Lagen noch die Trauben an Négociants verkauft. Derzeit hat David Moreau im Programm einen Côte de Beaune Villages, einen Maranges (50% Village Lage, 50% 1er Cru), drei rote Santenays ("Cuvée S" aus der Village Lage "Cornières", 1er Cru Clos Rousseau und 1er Cru Clos des Mouches) und zwei weiße Santenays (Village und 1er Cru Beaurepaire).
Die Weinberge werden nach
lutte raisonée Grundsätzen bewirtschaftet, besonders viel Wert legt David auf die Begrünung der Rebzeilen, um auf diese Art und Weise eine natürliche Ertragsminimierung vorzubereiten. Hierfür hat er für jeden Weinberg eine andere Begrünung, die für den jeweiligen Boden am besten passt. Im Keller werden die Trauben überwiegend entrappt, bei manchen Weinen gibt Moreau aber auch unentrappte Trauben in die Gärung. Es wird spontan vergoren und in der Frühphase der Vinifikation durchaus häufig der Tresterhut runtergedrückt. Der Ausbau in pièces dauert üblicherweise 12 Monate mit einem Neuholzanteil von bis zu 30% für die 1er Crus. Für ein paar weitere Monaten werden die Weine dann nochmal in Stahltanks abgezogen.
Man merkt dem jungen David Moreau auf jeden Fall den großen Ehrgeiz an, an allen möglichen Ecken und Enden zu tüfteln, zu experimentieren und vor allem die Arbeit im Weinberg zu optimieren, um nur die Weine zu erzeugen, die seinem eigenen hohen Qualitätsanspruch gerecht werden. Moreau ist schon klar, dass seine Weinberge in Santenay liegen und nicht in Vosne-Romanée, aber ihm ist anzumerken, dass er die besten Santenays, die möglich sind, erzeugen will (ohne das so explizit zu sagen).
Probiert haben wir einige 2012er und 2013er. Die 2012er waren meiner Erinnerung nach noch nicht abgefüllt. Bei den 2013ern war die Malo noch nicht abgeschlossen, dementsprechend waren die Weine in der Nase kaum einschätzbar.
Maranges 2012: duftig, reife Frucht in der Nase. Recht stämmig und üppig im Mund mit kräftigen Tanninen.
Côte de Beaune Villages 2012: etwas leichter sowohl in der Nase als auch im Mund, mehr rote Frucht, luftigerer Gesamteindruck, hat aber auch weniger Substanz.
Santenay Cuvée S 2012: sehr duftig in der Nase mit roten und schwarzen Beeren und einer deutlichen Kirschnote, konzentriert im Mund, kräftiges Tannin, mittlere Säure, mittellanger Abgang.
Santenay 1er Cru Clos Rousseau 2012: schwarzbeerig und männlich in der Nase, leicht wild. Im Mund sehr stämmig und kräftig, konzentriert, viel Tannin, viel Substanz. Wird viel Zeit brauchen.
Santenay 1er Cru Clos des Mouches 2012: sehr viel zugänglicher als der Clos Rousseau, mehr rote als schwarze Frucht (Sauerkirsche statt Schwarzkirsche), charmant. Im Mund ebenfalls zugänglicher mit klarerer Frucht und sanfterem Tannin. Sehr lang. Große Klasse.
Santenay 1er Cru Beaurepaire Blanc 2012: klassische Chardonnay-Nase mit Birne, Quitte und Nuss. Mittlere Säure im Mund, sehr harmonisch, langer Abgang. Sehr gut.
Santenay 1er Cru Clos des Mouches 2010: derzeit eher verschlossen, viel Substanz, eher wenig Charme zur Zeit.
Bourgogne Côte Chalonnaise 2013 (Fassprobe): Das ist ein neuer Wein von einer Parzelle ganz wenig südlich von Maranges (das ist dann schon Côte Chalonnaise). Klare Frucht, feine Art, mittleres Tannin, leicht und lecker.
Côte de Beaune Villages 2013 (Fassprobe): Rotfruchtig, sehr klar, geschmeidig, gute Länge. Exzellent.
Santenay 1er Cru Clos des Mouches 2013 (Fassprobe): wieder eher auf der rotfruchtigen Seite, sehr charmant, wunderbar klar und fein. Köstlich.
Dann sind wir noch kurz in die Weinberge gefahren und haben uns den Clos des Mouches angeschaut. Das ist ein recht kleiner Weinberg mit Ost-/Südost Ausrichtung, der nördlich des Dorfes in Richtung Chassagne-Montrachet schon auf beträchtlicher Höhe liegt. Da der Wein ganz in der Nähe des 1er Cru Beauregard liegt, hat man eine herrliche Aussicht.
Mit der Domaine David Moreau ist in den nächsten Jahren auf jeden Fall zu rechnen. Bill Nanson (Burgundy Report) hat Moreau bereits mehrfach empfohlen. Die Weine sind schon jetzt ausgezeichnet, aber angesichts des Ehrgeizes und des jungen Alters von David Moreau würde es mich nicht wundern, wenn die Weine von Jahr zu Jahr noch besser werden. Es muss einem klar sein, dass die Weine recht offenherzig, durchaus üppig und keine Leichtgewichte sind. Ich persönlich mag aber diese üppige, auf klare Frucht ausgerichtete Stilistik sehr gerne.