Aktuelle Zeit: Sa 27. Apr 2024, 10:03


Burgund 2011

Chablis, Auxerre und Umgebung, Côte de Nuits, Côte de Beaune, Châlonnais, Maconnais, Beaujolais und Lyonnais
  • Autor
  • Nachricht
Offline
Benutzeravatar

nougat

  • Beiträge: 604
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 18:45
  • Wohnort: Stuttgart

Re: Burgund 2011

BeitragDo 26. Sep 2013, 17:07

Oh Dae-Su hat geschrieben:Eigentlich haben mir nur die Weine von Bruno Clavlier zugesagt, obwohl die sonst so garnicht mein Ding sind. Die Preisgestaltung des Weinguts ist natürlich sehr ambitioniert :?


Hi Chris,

Bruno Clavelier hat für mich auch die besten Weine des Abends gehabt. Ich muss aber gestehen, dass ich grundsätzlich Fan dieses Traditionalisten bin. Chambolle-Musigny 1er Cru La Combe d’Orveau traumhaft fein und elegant. Von der Nase bis zum Abgang. Nicht ganz so geschliffen aber genauso komplex Nuits-Saint-Georges 1er Cru Aux Cras Dafür packen die Tannine mehr zu. Beide Weine > 90 EUR
Enttäuschend fand ich dieses Jahr dafür Vosne-Romanee Les Hauts Maiziers hab nur „ganz ok“ notiert.
Immerhin hat er den einzigen angebotenene roten Bourgogne, den ich trinken würde. Schöne Walderdbeeren-, Pilze- und UnterholzaromatikBei knapp 19 EUR würde der mir aber bitter aufstoßen.

Kategorie, was ich gar nicht trinken mag:
Dom. Jean-Hugues Goisot, Bourgogne Cotes d’Auxerre
Dom. Chevrot, Bourgogne Hautes Cotes de Beaune
Dom. Pascal Pauget, Bourgogne Terroir de Tournus
Dom. Bruno Colin, Santenay Vielles Vignes
Dom. Pierre Morey, Monthelie
Dom. Arlaud Bourgogne Roncevie


Arlaud war insgesamt enttäuschend. Ich mochte die letzten Jahre seinen Chambolle-Musigny vor allem wg. der genialen Nase. Die fehlte dieses Jahr. Harmonischer Wein ohne Ecken und Kanten und dabei viel zu kurz. Der 1er Cru Les Sentiers versöhnte etwas. Doch die diesjährige Qualität des 1ers konnte schon der Village die letzten 3 Jahre locker aufbringen. Komplett enttäuschend der Ort Morey-Saint-Denis und 1er Cru Les Sentiers Ersterer noch harmonisch, aalglatt und zu kurz, Letzterer unharmonisch mit widerspenstiger Säure, was ich nicht mit Charakter beschönigen möchte.

Sehr schöne Weine von Domaine Lucien Boillot Die beiden 1er Gevrey-Chambertin Les Cherbaudes und Nuits-Saint-Georges Les Pruliers versöhnten wieder. Fein, elegant, geschliffen. Wunderbar samtige Tannine. Da gibt es nicht viel auszusetzen. Aber der Funke wollte auch nicht überspringen.
Der Gevrey-Chamberin fiel leider ab. Ziemlich vordergründig vanillig und auf Power getrimmt.

Schließlich zwei robuste Vertreter von Dom. Rene Bouvier mit betont fruchtsüßem Cote de Nuits Village und Röstnoten betontem Marsannay Clos du Roy Vielles Vignes.
Den Mangel an Eleganz machen sie mit hemdsärmeliger Ehrlichkeit wieder wett. Wären gute Speisebegleiter zu einfachen Herbstgerichten. Zum Solotrinken mir pers. zu langweilig.



Hallo Björn,

meine Hoffnung war, nächstes Jahr ins Burgund zu fahren, um dort angemessen einkaufen zu können. Bei Burgund kaufe ich keine teuren Weine mehr, ohne sie vorher probiert zu haben. Die Probiermöglichkeiten hier sind doch etwas begrenzt. Und wenn einer gefällt, ist er mir meist zu teuer.
Die Empfehlungen im Forum sind sicherlich fundiert, der Kaufwunsch scheitert aber meist an der Verfügbarkeit.
Grüße
Martin

Military justice is to justice what military music is to music [Groucho Marx]
Offline
Benutzeravatar

UlliB

  • Beiträge: 4538
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 19:27

Re: Burgund 2011

BeitragDo 26. Sep 2013, 18:35

nougat hat geschrieben: Die eh schon überteuerten Trinkbaren wurden noch mal teurer. Lächerlich


Die Preisentwicklung der 2011er habe ich auch schon mit einigem Stirnrunzeln zur Kenntnis genommen. Der Jahrgang ist qualitativ schwächer ausgefallen als der 2010er, in der Menge aber deutlich größer, und die Preise ziehen trotzdem steil an - wie passt das denn zusammen?

Ich fürchte, man will die Märkte auf den mengenmäßig wohl tatsächlich extrem knappen 2012er vorbereiten. Da dürfen wir uns preislich auf ein absolut haariges Niveau einstellen.

Na ja, wenn es ganz übel kommt, kehre ich reumütig wieder vollständig zu Bordeaux zurück und saufe da erstmal meine Bestände leer. Die halten noch eine ganze Weile ;)

Und auch im Burgund wird man noch die Lektion lernen, die die Bordelaisen gerade schmerzhaft lernen müssen. Durch exzessive Preispolitik vergraulte Kunden kehren nicht so schnell zurück. Und die "chinesische Karte" zieht auch hier wohl nicht auf Dauer.

Gruß
Ulli
Offline
Benutzeravatar

octopussy

  • Beiträge: 4405
  • Bilder: 135
  • Registriert: Do 23. Dez 2010, 11:23
  • Wohnort: Hamburg
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Burgund 2011

BeitragDo 26. Sep 2013, 19:15

UlliB hat geschrieben:Die Preisentwicklung der 2011er habe ich auch schon mit einigem Stirnrunzeln zur Kenntnis genommen. Der Jahrgang ist qualitativ schwächer ausgefallen als der 2010er, in der Menge aber deutlich größer, und die Preise ziehen trotzdem steil an - wie passt das denn zusammen?

Ich fürchte, man will die Märkte auf den mengenmäßig wohl tatsächlich extrem knappen 2012er vorbereiten. Da dürfen wir uns preislich auf ein absolut haariges Niveau einstellen.

Na ja, wenn es ganz übel kommt, kehre ich reumütig wieder vollständig zu Bordeaux zurück und saufe da erstmal meine Bestände leer. Die halten noch eine ganze Weile ;)

Und auch im Burgund wird man noch die Lektion lernen, die die Bordelaisen gerade schmerzhaft lernen müssen. Durch exzessive Preispolitik vergraulte Kunden kehren nicht so schnell zurück. Und die "chinesische Karte" zieht auch hier wohl nicht auf Dauer.

Hallo Ulli,

groß waren die Mengen in 2011 aber auch nicht. Bei Clive Coates kann man sich die Erntemengen ansehen. 2011 hatte danach 13,7% mehr Menge als 2010, aber immer noch 11,5% weniger Menge als 2009 und auch geringfügig weniger als 2008. Ein mengenmäßig wirklich üppiger Jahrgang war 2011 also nicht. 2012 war offenbar mengenmäßig eine mittlere Katastrophe (noch weniger als 2010) und von 2013 ist nach den aktuellen Berichten und den Wetterkapriolen dieses Jahr mengenmäßig ebenfalls nicht viel zu erwarten. Ich habe mir erzählen lassen, dass die Winzer schon teilweise das Problem haben, wie sie ihre gebrauchten Fässer verwendungsfähig halten, ohne dass Wein in ihnen schlummert.

Somit denke ich, dass die Preiserhöhungen für den 2011er Jahrgang teils auch der Tatsache geschuldet sind, dass es seit 2009 jetzt schon drei mengenmäßig schwache Jahrgänge gab und der nächste schon wartet. Aber die höhere Nachfrage aus ganzer Welt spielt sicher auch eine Rolle. Bei den Domaines, die ich häufiger kaufe (Bachelet Monnot, Dureuil-Janthial, Langoureau, Pataille, Follin-Arbelet) hat es im Übrigen 2011 entweder gar keine Preissteigerungen gegeben oder nur sehr kleine. Aber das sind auch nicht die Domaines, nach denen sich die Welt die Finger leckt.
Beste Grüße, Stephan
Offline
Benutzeravatar

dazino

  • Beiträge: 457
  • Registriert: Mo 6. Dez 2010, 12:08
  • Wohnort: Grossraum Winterthur, Schweiz

Re: Burgund 2011

BeitragFr 27. Sep 2013, 08:31

Hallo zusammen

Bin schon sehr gespannt auf die Preise von Mugneret-Gibourg bei meinem Händler. Der 2010er hat ja im Vergleich zum 2009 um ca. 10% angezogen, der 2009er im Vergleich zum 2008er ist auch ein Stück teurer geworden und 2011?

Gruss
David
Offline
Benutzeravatar

octopussy

  • Beiträge: 4405
  • Bilder: 135
  • Registriert: Do 23. Dez 2010, 11:23
  • Wohnort: Hamburg
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Burgund 2011

BeitragSa 28. Sep 2013, 17:19

Hallo zusammen,

gestern gab es bei Norbert Müller die einmalige Gelegenheit, alle aktuellen Pinots von Francois Bertheau zu probieren. Die Domaine mit ca. 6,5 ha Fläche und Besitz u.a. in der Top 1er Cru Lage Les Amoureuses und im Grand Cru Bonnes Mares scheint nach meinem Empfinden immer beliebter zu werden, kein Wunder, sind die Preise zwar hoch, aber noch deutlich unter den mittlerweile völlig in die Stratosphäre abgedrifteten Preisen von Chambolle-Musigny weltweit beliebten Erzeugern wie Roumier, de Vogué und Mugnier. Bertheau verwendet eher wenig neues Holz und extrahiert sehr behutsam. Daher sind die Weine auch alle sehr hellfarbig, sehr leicht und sehr filigran.

Los ging es aber mit zwei Santenays und einem Bourgogne. Den Santenay Charmes von Bachelet-Monnot fand ich aus 2009 und 2010 viel besser, der 2011er fand ich sehr reduktiv-schwefelig und damit schwer zu trinken. Der Santenay Cuvée S von David Moreau hatte sich im Vergleich zum April, wo er offen wie ein Scheunentor war, etwas zurückgezogen. Ich denke aber, dass der noch richtig schön wird, in vier bis fünf Jahren vielleicht. Sensationell gut und letztlich sogar besser als aus 2009 und 2010 fand ich den Bourgogne Le Chapitre von Sylvain Pataille. Der Wein ist leider im Vergleich zu den Vorjahren gute 20% teurer geworden, ist aber immer noch ein veritables Schnäppchen, wenn einem der Name auf dem Etikett egal ist.

Bild

Bild

Bild

Und dann ging es über zu den Chambolles. Neben den Bertheaus hatten wir nochmal den Chambolle-Musigny "Les Athets" von Jean Tardy probiert, der im April ziemlich neben der Spur war (Transportschock). Jetzt war er schon viel besser, aber das ist m.E. kein Wein zum Jungtrinken. So richtig 100% harmonisch schien er noch nicht. Wiedervorlage in sechs bis sieben Jahren.

Bild

Bei den Bertheaus fand ich den Chambolle-Musigny Village recht gut, aber der 1er Cru (Cuvée aus verschiedenen 1er Cru Lagen) war einen großen Qualitätsschritt darüber. Den 1er Cru fand ich vor zwei Monaten schon ganz exzellent und auch dieses Mal sogar einen Tick besser als den 1er Cru Les Charmes, der zwar auch sehr fein war, aber am Gaumen etwas weniger verführerisch und fein. Der 1er Cru Les Amoureuses war natürlich große Klasse, ebenso wie der Bonnes Mares Grand Cru. Aber da sind wir dann auch in der Preisklasse 150-170 Euro :shock:. Und in der Preisklasse, in der ich mich normalerweise nicht bewege, trifft der Stil von Bertheau dann doch nicht meinen bevorzugten Stil, dafür sind mir die Weine fast ein wenig zu filigran und zerbrechlich. Wer hingegen Finesse die wichtigste Eigenschaft von Pinot Noir findet, ist bei Bertheau genau richtig.

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild
Beste Grüße, Stephan
Offline

Créot

  • Beiträge: 373
  • Registriert: Fr 18. Mai 2012, 15:24

Re: Burgund 2011

BeitragMo 30. Sep 2013, 23:11

Viel ist nicht mehr zu sagen nach Stephans Bericht über die Bertheau- & Konsortenprobe am letzten Freitag. Bei der Bewertung der ersten drei Weine (Bachelet-Monnot, Moreau und Pataille) kann ich nur uneingeschränkt zustimmen. Der Pataille war sehr klar am stärksten (obwohl das andere auch anders gesehen haben).
Bei den Bertheaus vielleicht noch ein oder zwei Anmerkungen: Der Village Chambolle Musigny hat eine ziemliche Wandlung durchgemacht (wie übrigens alle Bertheaus, aber beim Village schien es mir am deutlichsten, wie der mit Luft und etwas Wärme aufgeblüht ist). Beim ersten Schnüffeln war der Wein überhaupt nicht ansprechend, das änderte sich dann schnell mit etwas Luft, dann sehr zurückhaltend Himbeere, fast flüchtig, leichte florale Noten. Am Gaumen sehr schlank, fragil, der Wein blieb aber lang haften und hier kam nach ca. 5 Minuten im sehr langen Nachhall ein recht voller Himbeerton mit schöner Extraktsüße zum Vorschein. Ebenfalls überrascht war ich nach der sehr fragilen Vorstellung, als ich noch mal in das leere Glas hineinroch und ein sehr sehr schönes Parfüm erschnüffelte. Das war so, wie man sich das von einem Chambolle erhofft. Ich habe dann eine gute halbe Stunde später den Wein noch einmal zum Käse getrunken und fand, dass er nochmal an Statur gewonnen hat - leider habe ich mir nichts mehr notiert. Ich glaube ich muss mir den Wein - ganz im Dienste der Wissenschaft - demnächst noch mal vornehmen :mrgreen:
Dann fand ich den 1er Cru ohne Lage und den 1er Cru Charmes anders als den Village und dann wieder auf andere Art den Amoureuses und den Bonnes Mares am Gaumen nicht fragil (vielleicht lag es aber auch daran, dass der Village den Maßstab abgab). Ich fand beide Weine hatten ein recht intensives Süße-Säure Spiel, das einigen auf der Probe schon etwas dolle war. Zumindest waren diese Weine deutlich konzentrierter und mit mehr Fleisch als der Village. Ich fand dann allerdings des Charmes stärker. Der hatte so eine - ich kanns nicht besser ausdrücken - vibrierende Energie, zudem auch mehr Tiefe.
Der Amoureuse und der Bonnes Mares dann wiederum noch eleganter und sicherlich großes Kino. Aber hier kann ich es (bei den aufgerufenen Preisen) auch nachvollziehen, wenn es einem "zu fragil" daherkommt.

Grüße
Stefan
Offline

argentum

  • Beiträge: 431
  • Registriert: Di 7. Dez 2010, 12:28
  • Wohnort: Bern

Re: Burgund 2011

BeitragDi 1. Okt 2013, 13:52

Hi Steph(f)ans

mich würde interessieren, wie ihr einen der Weine in einer Dreitagesverkostung sehen würdet.

Zumindest bei mir ist es erfahrungsgemäss so, dass ein guter Pinot erst mit seeeeehr viel mehr Luft aufzublühen beginnt und ich ihnen meistens im Rahmen einer Verkostung an einem Tag/Abend meist Unrecht tue...

Das fände ich nun mal wirklcih spannend bei den Weinen Bertheaus... Klar, ich kanns nicht erwarten, aber insbesondere, wenn ich von Lagen wie Bonnes Mahres oder eben einem Grand Cri-Kandidaten in Form eines Amoureuses lese ;)
Gruss
Philipp

http://www.pinotphil.tumblr.com

In vinum veritas - lassum bev amo ün
Offline
Benutzeravatar

octopussy

  • Beiträge: 4405
  • Bilder: 135
  • Registriert: Do 23. Dez 2010, 11:23
  • Wohnort: Hamburg
  • Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Burgund 2011

BeitragDi 1. Okt 2013, 14:14

argentum hat geschrieben:mich würde interessieren, wie ihr einen der Weine in einer Dreitagesverkostung sehen würdet.

Zumindest bei mir ist es erfahrungsgemäss so, dass ein guter Pinot erst mit seeeeehr viel mehr Luft aufzublühen beginnt und ich ihnen meistens im Rahmen einer Verkostung an einem Tag/Abend meist Unrecht tue...

Das fände ich nun mal wirklcih spannend bei den Weinen Bertheaus... Klar, ich kanns nicht erwarten, aber insbesondere, wenn ich von Lagen wie Bonnes Mares oder eben einem Grand Cru-Kandidaten in Form eines Amoureuses lese ;)

Hallo Philipp,

das wäre sicher gut, war aber in dem konkreten Setting (Händlerprobe) nicht machbar. Hier waren die Weine alle 24 Stunden offen, ohne dass sie dekantiert worden wären. Ich muss auch sagen, dass die Bertheau Pinots keine Probenweine sind. Wenn man sich nicht genügend Zeit nimmt bzw. nehmen kann, sind sie, finde ich, schwer fassbar. Ich werde wohl doch eine oder mehrere Flaschen 1er Cru kaufen, denn über mehrere Tage getrunken oder zu zweit zum Essen möchte ich fast einen Besen fressen, wenn sie nicht ziemlich großartig sind.
Beste Grüße, Stephan
Offline

argentum

  • Beiträge: 431
  • Registriert: Di 7. Dez 2010, 12:28
  • Wohnort: Bern

Re: Burgund 2011

BeitragDi 1. Okt 2013, 15:16

hehe

wenn der Verstand ("zu teuer") durch das betörende und bezaubernde Wesen des Pinot Noirs ausgehebelt wird...

Lass dan wissen wie es war, wenn man mit Ruhe an den Genuss und die Erfahrung gehen kann :)
Gruss
Philipp

http://www.pinotphil.tumblr.com

In vinum veritas - lassum bev amo ün
Offline

Créot

  • Beiträge: 373
  • Registriert: Fr 18. Mai 2012, 15:24

Re: Burgund 2011

BeitragSa 5. Okt 2013, 12:41

Ich habe mich im Namen der Wissenschaft dem Bertheau Chambolle Musigny village 2011 angenommen ;) und muss sagen, dass das Experiment gescheitert ist. Ich habe den Wein über drei Tage im Glas gehabt und er hat sich relativ wenig verändert. Meine Prognose wäre ein völlig andere gewesen. Er war nach 5 Minuten voll da und hatte vielleicht nach 1-2 Stunden seine höchste Spannkraft und war am Tag 2 und 3 nicht mehr ganz auf diese Höhe - aber das waren recht minimale Unterschiede. Ich fand den Wein deutlich intensiver und nicht so fragil, wie ich ihn am Freitag zuvor in Erinnerung hatte.

Nach dem Öffnen sofort da. Sehr ästherische Waldhimbeere in der Nase. Schöne Würzigkeit, deutliche Waldaromen, sogar ein Hauch Lakritze. Leicht floral. Recht intensiv, deutlich anders als am Wochenende zuvor. Sehr sehr schöne Nase: duftig intensiv, aber trotzdem auf keine Weise fett oder dicht – wirklich toll und das, was ich von einem Chambolle erwarte. Am Gaumen Himbeere, etwas Sauerkirsche, leichtes Süß-Sauer-Spiel, wie es, noch etwas forcierter am Wochenende zuvor bei den 1er Crus zu erkennen war. Hat, bei aller Eleganz und Feinheit, eine gewisse Rassigkeit. Nicht übermäßig komplex. Leicht herber, mittellanger Nachhall.

Was ich mich fragte: Welchen Einfluss hat es, wieviel man im Glas hat. Die Probe war recht gut besucht, so dass entsprechend sparsam eingeschenkt wurde und ich hatte es schon einmal bei gut besuchten Proben, dass ich die Weine nicht so stark in Erinnerung hatte. Ich habe es Zuhause ausprobiert und zuerst nur einen kleinen Schluck eingeschenkt und dann zum Vergleich das Glas "richtig" eingeschenkt. Ich hatte den Eindruck, dass es schon einen deutlichen Unterschied macht. Ich achte grundsätzlich auch darauf, wenn ich ein Glas oder eine Flasche länger stehenlasse, dass noch genug drin ist, weil ich dann der Wein positiv entwickeln kann, während bei kleinen Mengen der Wein eher abbaut. Und letztlich wäre es ja auch nur konsequent, wenn eine größere Oberfläche zumindest beim Riechen auch ein deutlicheres Ergebnis zeigt (allerdings: der Duft des leeren Glases bei der Probe war schon sehr fein). Einbildung? Trivial? Oder habt ihr vielleicht ähnliche Erfahrungen?
VorherigeNächste

Zurück zu Burgund und Beaujolais

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 27 Gäste

Impressum - Nutzungsbedingungen - Datenschutzrichtlinie - Das Team - Alle Cookies des Boards löschen