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Burgund 2011

Chablis, Auxerre und Umgebung, Côte de Nuits, Côte de Beaune, Châlonnais, Maconnais, Beaujolais und Lyonnais
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octopussy

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Burgund 2011

BeitragDi 8. Jan 2013, 14:45

Hallo zusammen,

so langsam sind die ersten 2011er aus dem Burgund gefüllt und werden in die Verkostung gegeben. Die bisherigen Reaktionen sind verhalten. Was ich bisher mitgenommen habe ist:

1. Recht kleine Mengen
2. Preise werden wohl ein bisschen steigen
3. Qualität ist sowohl für Chardonnay als auch für Pinot Noir mittelmäßig bis gut. Als Vergleichsjahrgang für Pinot Noir wird teilweise 2007 zu rate gezogen.
4. Der Jahrgang ist keine Lagerjahrgang.
5. Verallgemeinerungen sind kaum möglich, m.a.W. ein "grower's vintage"

Ich persönlich werde im Zweifel 2011er nur kaufen, soweit ich sie probieren kann, und stattdessen lieber noch ein bisschen bei den 2010ern in weiß und rot aufstocken.
Beste Grüße, Stephan
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UlliB

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Re: Burgund 2011

BeitragDi 8. Jan 2013, 15:52

octopussy hat geschrieben:2. Preise werden wohl ein bisschen steigen


Hallo Stephan,

ich habe schon erste Angebote gesehen, und ich fürchte, "ein bisschen" ist ein bisschen sehr optimistisch. Die Weine werden - bei unbestritten schwächerer Qualität als in 2009 und 2010 - deutlich teurer als die beiden genannten Jahrgänge; die November-Versteigerung an an den Hospices hat da schon den Trend aufgezeigt.

Im Burgund braut sich gerade eine äußerst kritische Gemengelage zusammen, die beim nächsten wirklich guten Jahrgang (man munkelt bereits: 2012 - eine winzige Erntemenge, aber in Rot wohl mit teilweise herausragenden Qualitäten) zu einer Preisexplosion führen kann, die alles, was im Bordelais geschehen ist, weit hinter sich lassen wird.

Als Vergleichsjahrgang für Pinot Noir wird teilweise 2007 zu rate gezogen.

Wenn die Preise stimmen würden, wäre das kein Problem. Viele 2007er trinken sich im Moment einfach genial gut. Nicht jeder Jahrgang muss ein Lagerjahrgang sein; und auf die 2010er (und vielleicht auch auf die 2009er) wird man noch lange genug warten können.

Gruß
Ulli
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octopussy

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Re: Burgund 2011

BeitragDi 8. Jan 2013, 16:42

UlliB hat geschrieben:ich habe schon erste Angebote gesehen, und ich fürchte, "ein bisschen" ist ein bisschen sehr optimistisch. Die Weine werden - bei unbestritten schwächerer Qualität als in 2009 und 2010 - deutlich teurer als die beiden genannten Jahrgänge; die November-Versteigerung an an den Hospices hat da schon den Trend aufgezeigt.

Im Burgund braut sich gerade eine äußerst kritische Gemengelage zusammen, die beim nächsten wirklich guten Jahrgang (man munkelt bereits: 2012 - eine winzige Erntemenge, aber in Rot wohl mit teilweise herausragenden Qualitäten) zu einer Preisexplosion führen kann, die alles, was im Bordelais geschehen ist, weit hinter sich lassen wird.

Hallo Ulli,

was ich bisher preislich gehört habe, hält sich die Erhöhung noch halbwegs im Rahmen (ca. +10%), aber das betrifft auch nicht die Top-Domaines. Unschön ist so ein Preisanstieg für einen Jahrgang, der kein Spitzenjahrgang ist, trotzdem, und entsprechend werde ich mich im Einkauf auf sehr wenige Weine beschränken, die ich jedes Jahr kaufe. Für 2012 habe ich gehört, dass die Mengen an der Côte de Beaune wohl katastrophal waren (u.a. wegen des Hagels), an der Côte de Nuits aber in weitesten Teilen nicht allzu schlecht. Entsprechendes schreibt auch Clive Coates: http://www.clive-coates.com/news/2012-vintage. Hinsichtlich der Preise magst du aber Recht behalten.

Nochmal zurück zu 2011: Wenn man sich anschaut, wie viel 2007 jetzt noch - teilweise vergünstigt, jedenfalls aber zu vernünftigen Preisen - verkauft wird, bin ich durchaus optimistsch, dass man die 2011er Burgunder in zwei oder drei Jahren noch öfter zu sehen bekommt, auch wenn man jetzt nicht kauft. Aber da kann ich mich täuschen.
Beste Grüße, Stephan
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sorgenbrecher

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Re: Burgund 2011

BeitragDi 8. Jan 2013, 17:52

am rande der besuche von einigen weingütern (leflaive, michel gros, anne gros, tollot-beaut, clos de tart, eric de suremain, vougeraie) im dezember sprachen alle winzer vom problem der sehr geringen mengen in den jahren 2010-2012, wobei diese stephans aussagen untermauern, dass 2012 vor allem an der cote de beaune katastrophal war.
die qualitäten sind meines erachtens inzwischen durchgängig zwischen sehr ordentlich/gut (2006, 2007, 2011) über sehr gut (2008, 2009, vermutlich 2012) bis hin zu überragend (2010) anzusiedeln....dem klimawandel sei dank. michel gros z.b. sagte mir, dass es seines erachtens qualitativ richtig schlechte jahrgänge wie früher kaum noch gäbe. welche jahrgänge dann jemand individuell bevorzugt, dass ist eher eine frage des jeweiligen geschmackes, mir persönlich sind beispielsweise viele 2009er eher zu fett geraten und im direkten vergleich bevorzuge ich meist die 2008er (die 2010er sowieso). auch haben sich analog den gerade sehr schön zu trinkenden 2007ern viele jahrgänge mit etwas reife besser entwickelt als vermutet, ich finde z.b., dass sich auch viele 2001er derzeit sehr schön trinken und diese sind aufgrund der umrahmung mit den vermeintlichen überjahren 1999 und 2002 sogar noch bezahlbar (soweit erhältlich).

analog ulli sehe ich aber auch die gefahr, dass die preise weiter durch die decke gehen werden. die mengen sind 3 jahre hintereinander schlecht, die qualität wohl auf dem besten niveau seit jahrzehnten und was noch viel entscheidender ist: es wird weiterhin weltweit geld wie verrückt gedruckt.
abzuwarten bleibt meines erachtens auch, ob nicht analog bordeaux auch immer mehr winzer versuchen werden die gewinne der händler bzw. vor allem die spekulationsgewinne des zweitmarktes selbst zu realisieren. denn das ist aktuell ja weitestgehend noch nicht der fall, oft sind die "ab-hof"-preise der winzer noch durchaus moderat (siehe coche-dury, armand rousseau,...) allerdings aufgrund der fehlenden verfügbarkeit und hohen nachfrage explodiert der preis beim händler bzw. spätestens auf dem zweitmarkt.
günstiger wird das leben eines burgund-liebhabers wohl nicht so schnell werden... :cry:
Gruß, Marko.
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octopussy

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Re: Burgund 2011

BeitragDi 8. Jan 2013, 19:03

Hey Marko,

wann kriegen wir denn mal zu lesen, was du im Burgund so alles erlebt hast?

sorgenbrecher hat geschrieben:günstiger wird das leben eines burgund-liebhabers wohl nicht so schnell werden... :cry:

Das stimmt wohl. Auf der anderen Seite gibt es wohl kaum eine Gegend, bei der ein gut informiertes Cherry-Picking so erfolgreich sein kann. Die Preistreiber interessieren sich im Zweifel nicht so stark für die eher unbekannten Winzer und irgendwelche Einzellagen in Chablis, Marsannay, Fixin, Maranges, Ladoix, Santenay, St. Aubin, den Hautes Côtes und an der Côte Chalonnaise. Da wird - denke ich - auch für den Burgund-Liebhaber mit mittel gefülltem Geldbeutel ausreichend zu finden sein. Wie auch in Bordeaux fallen einige liebgewonnene Erzeuger halt evtl. zukünftig aus :(.

Interessant finde ich, dass du auch die Weine aus 2010 so gut findest. Bei den Burgundern, die ich aus 2009 und 2010 probiert habe, hat mir auch meistens 2010 einen Tick besser gefallen, obwohl ich 2009 beim damaligen Probieren fast durch die Bank weg auch sehr beeindruckend fand (einige Ausnahmen ausgenommen).
Beste Grüße, Stephan
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sorgenbrecher

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Re: Burgund 2011

BeitragDi 8. Jan 2013, 19:45

octopussy hat geschrieben:Hey Marko,

wann kriegen wir denn mal zu lesen, was du im Burgund so alles erlebt hast?


ja, ja, ich weiß.....bin aktuell ein wenig schreibfaul, aber vorab die summary: es waren 5 absolut grandiose tage und am liebsten wäre ich gleich für immer dort geblieben. neben einem komplett mit wein überfülltem auto, einer leeren brieftasche und einigen kilos mehr auf den rippen bin ich mit erlebnissen an einige der eindruckvollsten weine meiner bisherigen "weintrinker-karriere" :oops: zurückgekehrt.
Gruß, Marko.
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UlliB

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Re: Burgund 2011

BeitragDi 8. Jan 2013, 20:46

octopussy hat geschrieben:Auf der anderen Seite gibt es wohl kaum eine Gegend, bei der ein gut informiertes Cherry-Picking so erfolgreich sein kann. Die Preistreiber interessieren sich im Zweifel nicht so stark für die eher unbekannten Winzer und irgendwelche Einzellagen in Chablis, Marsannay, Fixin, Maranges, Ladoix, Santenay, St. Aubin, den Hautes Côtes und an der Côte Chalonnaise. Da wird - denke ich - auch für den Burgund-Liebhaber mit mittel gefülltem Geldbeutel ausreichend zu finden sein.


Wie sagt man so schön - Dein Wort in Gottes Gehörgang ;)

Hoffen wir also mal, dass es so bleibt. Sicher bin ich da aber gar nicht (30 Jahre Beschäftigung mit Bordeaux haben mich wohl misstrauisch gemacht - einfach zuviel erlebt). Auffällig ist, dass in den letzten Jahren die mediale coverage hinsichtlich Burgund deutlich zunimmt; das Gebiet ist ganz eindeutig angesagt. Neben dem Platzhirsch Meadows - der hier wohl die Funktion von Parker übernommen hat, der im Burgund ja völlig irrelevant ist - und ein paar altbekannten Sekundärgrößen erscheinen neue Player, so z.B. Jasper Morris MW mit seinem dicken Wälzer "Inside Burgundy" und Sarah Marsh MW mit ihrem "Burgundy Briefing", und auch sonst kommt Bewegung in die Sache. Die Situation ist durchaus mit der im Bordelais in der zweiten Hälfte der 80er vergleichbar - ein paar Jahre später blieb kein "Geheimtipp" ein solcher für mehr als ein paar Monate, und alles wurde und wird medial regelmäßig auf Links gezogen. Der wesentliche Unterschied ist nur: im Bordelais gibt es von vielen guten Erzeugern bedeutende Mengen an Wein, im Burgund nicht. Die Folgen dürften klar sein und sind bei vielen vor einigen Jahren noch weitgehend unbekannten Erzeugern schon jetzt zu merken, durchaus auch schon in den Sekundär-AOCs. St. Aubin ist ganz bestimmt kein Geheimtip mehr, und Winzer wie Hubert Lamy nehmen für ihre weißen crus Preise, die im internationalen Weißwein-Kontext schon einigermaßen gesalzen sind - auch wenn sie das Niveau von Puligny oder Meursault noch nicht erreicht haben und wohl auch nie erreichen werden. Es fragt sich nur, wo das Spiel hier wie dort an seine Grenzen stoßen wird.

Gruß
Ulli
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argentum

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Re: Burgund 2011

BeitragDi 8. Jan 2013, 21:01

Hallo

Ich bin eigentlich kein Jahrgangsverfechter, aber ich komme nicht umhin, dass 2010 von der Natur (abgesehen vom Kälteeinbruch im Winter, der viele Pflanzen erfrieren liess) sehr gute Anlagen mit auf den Weg bekommen hat, de viele Winzer in guten Wein umzusetzen verstanden. 2009 würde ich aber keineswegs abschreiben, auch wenn im Augenblick die Stilistik und der Genuss von 2010ern geradezu obenausschwingt - aber wie ich das schon an den Grand Jours festgehalten habe, auch in 2010 ist nicht alles golden, wie schon so oft. Ich bin aber auch der Überzeugung, dass 2009 einfach ein Ausdruck an Substanz, Fülle und Dichte ist, wie es sie so selten gab und die Kreszenzen entsprechend Zeit brauchen werden um ihr burgundisches Gleichgewicht zu finden - ja, das gibts nun nicht mehr nur in Bordeaux, auch wenn ein Pinot sich jung schon zugänglich zu zeigen vermag...

Hinsichtlich der Preisentwicklung sehe ich es nicht so gelassen. Neuerdings interessieren sich auch Länder wie Brasilien, Norwegen und und und für die Weine grösserer Güte aus den Cotes... Und das wird es schlussendlich nicht einfacher machen. Hinzu kommt aber auch meiner Meinung das französische Erbrecht, welches es immer mehr erschwert einen Hof als Erbe vernünftig übernehmen zu können, sind doch enorme Kosten damit verbunden, die bis zu drei Generationen rückwirkend sein können - wenn ich das richtig verstanden habe. Nimmt man noch einen dritten Faktor hinzu lässt sich vielleicht ein weiteres Indiz zur Verteuerung der Weine erkennen: Das Interesse von millionenschweren Investoren spielt dann auch eine Rolle, die sich in den Preisen derer Klientel niederschlägt, wonach viele dann auch einkaufen nach dem Grundsatz: Was teuer ist ist auch gut... Und sie zieht eines nach dem anderen nach sich... Ich habe gehört dass der Besitzer eines Täschchenherstellers und Besitzers grösserer Weingüter für ein paar Ouvrees am Montrachet Millionen liegen liess. Und ja, auch die müssen irgendwann wieder reinkommen...
Gruss
Philipp

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argentum

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Re: Burgund 2011

BeitragDi 8. Jan 2013, 21:03

Nachtrag: Was 2011 betrifft bin ih der Überzeugung, dass sich auch in diesem Jahrgang wieder sehr schöne Weine finden lassen. Und dies auf der Weissen wie auf der Roten Seite... 8-)
Gruss
Philipp

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sorgenbrecher

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Re: Burgund 2011

BeitragDi 8. Jan 2013, 21:12

argentum hat geschrieben:Nachtrag: Was 2011 betrifft bin ih der Überzeugung, dass sich auch in diesem Jahrgang wieder sehr schöne Weine finden lassen. Und dies auf der Weissen wie auf der Roten Seite... 8-)


da bin ich mir ebenso sicher !
Gruß, Marko.
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