Burgund 2012

Gemessen daran, was man für eine Flasche der Monopol-grand crus der DRC bezahlen muss, oder für einen grand cru der Domaine Leroy, oder auch für einen Musigny VV von de Vogüe, ist das doch ein wahres Schnäppchen. Kauft, Leute, kauft....

Mensch Ulli, neuer Job in Saarwellingen?

Das Problem bei Bernstein finde ich, dass der Vogue Musigny, der einfach eine recht lange Geschichte hat, wahrscheinlich ab Keller nicht teurer ist (zumindest wird der 2011er Musigny für weniger Kohle angeboten) ... Kauft, Leute, kauft... Ganz im Ernst: Vogues Musigny wäre für mich tatsächlich eine "Trophäenflasche", die ich sehr sehr sehr gerne einmal in meinem Leben trinken würde und die m.E. auch ganz zu Recht auf Stephans 100-Weine-Liste steht (auch wenn ich noch nie einen getrunken habe). Da ist aber Bernstein für mich noch nicht. Kann sein, dass er das in 10 oder 20 Jahren ist, wenn die ersten Weine in die Trinkreife kommen und sich als überragend erweisen. Aber dieses Potential wird schon jetzt mit den Preisen einkassiert.

Langsam geht es los mit den 2012ern. Die Bewertungen von Tanzer und Meadows sind raus, Gilman glaube ich auch. Habe leider nichts abonniert, aber die Tanzernotizen gibt's ja freundlicherweise komplett im Netz. Allerdings nicht die globale Jahrgangseinschätzung.

Hallo Stefan,
ich kann leider nicht mit konkreten Informationen von Meadows, Tanzer oder Gilman dienen. Ich weiß nur aus den englischsprachigen Foren, dass die 2012er in den Londoner Primeurverkostungen teilweise nur mittelprächtig waren und dies sehr kontroverse Diskusionen ausgelöst hat. Zwischen den Zeilen müssen sowohl Tanzer als auch Meadows den Jahrgang nicht so hoch gelobt haben, wie vielleicht zu erwarten gewesen wäre. Dass dies ggf. eine Konzession an die Preisentwicklung ist, halte ich allerdings auch für möglich. Die Bewertungen der einzelnen Weine sprechen bei den beiden anscheinend eine andere Sprache. Bill Nanson hat den Jahrgang jedenfalls bedingungslos gelobt. Ohne bisher 11er oder 12er probiert zu haben,halte ich mich vorerst mit dem Kaufen sehr zurück. Ich glaube mittlerweile, dass kein Jahrgang grundsätzlich so gut oder auch schlecht ist, wie sein Ruf.

Aufgrund der Preisentwicklung und der Situation in meinen Keller, werde ich, wenn es um bekanntere Weingüter und wirklich langfristige Lagerung geht, eher auf Jahrgänge wie 2010 oder 2008 zurückgreifen. 2012 werde ich mich vermutlich überwiegend an eher unbekanntere Weingüter aus der zweiten Reihe halten. Ich werde aber auch verstärkt nach normalen oder auch kleinernen Jahrgängen der letzten 20 Jahre Ausschau halten. Ich hatte im letzten Jahr zwei 92er im Glas, die keine Super-WOW-Weine waren - mir aber sehr viel Trinkspaß bereitet haben. Fast jeder Jahrgang dürfte für einen Burgund-Liebhaber was zu bieten haben. Es gilt m.E. die entsprechenden Weine für sich zu entdecken - vor allem die, die vielleicht nicht so in der Presse rauf und runter diskutiert werden!
Gruß Tobias

Kurz zu Gilman und Meadows.

Gilman kriegt sich vor Superlativen nicht mehr ein, aber ich kenne auch kaum einen Profikritiker, der sich so häufig so weit aus dem Fenster lehnt. Es hagelt Wertungen > 95 P. Man kann eigentlich pauschal auf alle Winzer folgende Formel anwenden: Bourgogne rouge: zw. 87 und 90 P, Village Weine zw. 89 und 91 P, 1er Crus zw. 90 und 95 P, Grand Crus zw. 94 und 100 P. Nur mal ein paar Beispiele (Gevrey Grand Crus, in Klammern dahinter die Bewertungen für die 2010er):

Bachelet Charmes: 97 P (97+)
Burguet Clos de Béze: 96 + P (94-97)
Fourrier Griotte: 96+ P (97)
Rossignol Trapet Latricières: 95 P (95)
Rossignol Trapet Chapelle: 96 P (95+)
Rossignol Trapet Chambertin: 98 P (97)
Rousseau Charmes: 94 P (93+)
Rosseau Mazy: 94 P (92+)
Rousseau Ruchottes: 95+ P (93)
Rousseau Clos de Bèze: 98+ P (97)
Rousseau Chambertin: 100 P (98)
Trapet Chapelle: 96 P (95)
Trapet Latricières: 96 P (95+)
Trapet Chambertin: 98+ P (97+)

Meadows ist im Text defensiver. Sein generelles Fazit: "In sum, 2012 is a very fine vintage built for mid-term aging." Kling gut, aber Meadows' Einschätzung von 2010 war deutlich positiver (m.E. bzgl. 2010 zu Recht, ein grandioser Jahrgang).

Seine Punkte für die o.g. Weine (in Klammern 2010):

Bachelet Charmes: 93 P (93-95)
Burguet Clos de Béze: 91-93 P (92-94)
Fourrier Griotte: 93-96 P (93-96)
Rossignol Trapet Latricières: 91-94 P (91-94)
Rossignol Trapet Chapelle: 92-94 P (92-95)
Rossignol Trapet Chambertin: 92-95 P (93-95)
Rousseau Charmes: 90-93 P (91-93)
Rosseau Mazy: 91-93 P (92-94)
Rousseau Ruchottes: 92-94 P (93-95)
Rousseau Clos de Bèze: 93-96 P (94-97)
Rousseau Chambertin: 94-96 P (96-99)
Trapet Chapelle: 91-94 P (91-94)
Trapet Latricières: 92-95 P (92-94)
Trapet Chambertin: 93-95 P (93-95)

An den Punkten sieht man, dass die Unterschiede in den Punkten insgesamt klein sind. Ganz ehrlich: Ob man nun auf lange Sicht wirklich jeden Jahrgang im Keller haben muss, muss man sich fragen. Für eine Vertikale sicher, oder wenn man einen Wein einfach jedes Jahr haben möchte oder wenn man Allokationen nicht verlieren will. Wenn man selektiv kauft, ist aus meiner Sicht neben dem Preis durchaus der Stil (des Jahrgangs und des Erzeugers) entscheidend. Ich bin gespannt, ob und wie sich 2012 von 2010 stilistisch unterscheidet. Zwischen 2009 und 2010 konnte man ja bei vielen Weinen sehr schön deutliche Unterschiede schmecken.

Hi Stefan

Um nochmals auf die gestiegenen Preise fürs Traubenmaterial zurück zu kommen.

Bernstein bezieht beispielsweise Trauben für Clos de Bèze wie Perrot-Minot bei Damoy. Nur kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass Damoy es sich erlauben kann, die Trauben zu unterschiedlichen Preisen an verschiedene Endabnehmer zu verkaufen. Insofern zieht für mich das Argument der Sicherung des Traubenmaterials nicht... Vor allem dann nicht, wenn Perrot-Minot nicht dieselben Preise ausruft und nicht mindrer perfektionistisch in einer rigiden Auslese im Rebberg und am Table de Tri sowie der Vinifikation vorgeht. Also da ist für mich klar, was los ist...

Barthod: Was soll ich sagen? Für mich persönlich nach Roumier DIE Adresse in Chambolle. Ich könnte keinen Wein hervorheben aber auch keinen abstrafen. ich mag sie einfach... Auch die 2012er Ausführung ist es absolut wert, aber leider habe ich jetzt keine Notizen mehr zur Hand vom vergangenen März.

Ich glaube mittlerweile, dass kein Jahrgang grundsätzlich so gut oder auch schlecht ist, wie sein Ruf.

Hallo Tobias,

das glaube ich grundsätzlich auch. Ich trinke gerade gerne 2000er oder 2007er und das ist, gerade zur Zeit wohl auch schlauer und auch besser als irgendein hochgelobter 2005er. Ich finde aber auch: 1999 ist einfach klar besser als 2000. Und 2010 ist allerhöchstwahrscheinlich auch besser als 2011. Klar kommt es auf den Winzer an. Schrott wird der ein oder andere auch in 1999 gemacht haben und der ein oder andere wird 2000 vielleicht sogar einen besseren Wein gemacht haben als 1999, aber die Regel ist wahrscheinlich anders. Und außerdem: Womit sollte sich der Burgoholic nicht sonst die Zeit vertreiben, wenn nicht mit der Diskussion um Produzenten, Lagen und natürlich Jahrgänge .

@ Philipp: Danke für die Auskunft zu Barthod und für den Hinweis auf die Traubeneinkäufe von Perrot-Minot und Bernstein (wusste ich nicht). Gibt natürlich eine klare Schlagseite. Grundsätzlich kann ich mir nur vorstellen, dass sich die Lage für Negociants bei drei quantitativ schlechten Ernten und deutlichem Nachfrageanstieg ungemütlich werden kann. In dieser Situation kann eine Domaine, die ihr Land abbezahlt hat, natürlich freier die Preise gestalten (auch wenn man an die kommende Erbschaftssteuer denken muss).

Ja Stefan, das ist halt sone Sache... Aber schauen wir mal wie sich das weiterentwickelt. Asien schwenkt auf Burgund um... Brasilien und nordische Länder sind auch stark vertreten...

Auf den Grands Jours de Bourgogne sehr begeistert haben mich die Savigny-lès-Beaunes von Michel & Joanna Ecard. Diese sehr kleine Domaine (knapp über 4 ha) hat ausschließlich Savigny-lès-Beaune im Angebot - Village und 1er Cru in Rot und Weiß. Die Domaine ist jung, der erste Jahrgang war 2005. Zuvor arbeitete Michel Ecard bei seinem Vater mit (Domaine Maurice Ecard). Die Weinberge, die nunmehr bewirtschaftet werden, sind aber nicht die väterlichen Weinberge, sondern werden von dem Onkel von Michel Ecard angemietet. Die Weinberge von Maurice Ecard werden hingegen an Dritte verpachtet [etwas merkwürdig erscheint mir das].

Auch wenn ich das den Weinen nicht anmerkte, sagte Michel Ecard, dass er relativ kräftig extrahiert. Dann werden die Weine ausschließlich in gebrauchten, aber kaum alten pièces ausgebaut. Nur der Serpentières wird zu 25% in neuen pièces ausgebaut. Die Weine werden nicht filtriert, nicht geschönt und nur sehr schwach geschwefelt.

Vom Savigny-lès-Beaune Vieilles Vignes bis zu den beiden Top 1er Crus "Aux Serpentières" und "Narbantons" war ich hellauf begeistert von den Weinen. Jeder Wein ist dezidiert anders als die anderen Weine, die Erklärungen von Michel Ecard zu den einzelnen Terroirs, dem Rebalter, der Ausrichtung, dem Mikroklima, lassen sich sehr gut in den Weinen nachvollziehen. Den Stil würde ich als "klassisch" bezeichnen wollen, die Weine sind durchaus konzentriert, aber nicht schwer oder monolithisch, sie haben Spiel. Dunkle und helle Elemente halten sich im Gesamteindruck aller Weine die Waage. Die Tannine sind geschliffen, die durchaus präsente Säure gut eingebunden. Ich denke, ich werde in Savigny-lès-Beaune von Pavelot auf Ecard umsteigen. Leider sind die Weine in Deutschland nicht sehr gut erhältlich, ein paar 2008er bis 2010er gibt es hier: http://www.agora-freiburg.de Es wird wohl auch einige 2012er geben, sobald sie rauskommen.

Meine Notizen finden sich hier: http://www.verkostungsnotizen.net/vkn_l ... he+starten

In Marsannay-la-Côte fand auf den Grands Jours die Veranstaltung für die Weine aus Marsannay, Fixin und Gevrey-Chambertin statt. Es war anfangs sehr voll, das legte sich mit der Zeit aber etwas. Die Luft hätte besser sein können, einige Weine waren nach einer Weile vielleicht auch 2 oder 3° C zu warm, aber insgesamt konnte man sich schon einen guten Eindruck verschaffen.

Los ging es bei der Domaine Harmand-Geoffroy. Die Domaine hat 9 ha in Gevrey-Chambertin mit recht alten Reben, durchschnittlich 50 Jahre alt, in der Spitze bis 85 Jahre alt. Es gibt einen Bourgogne Rouge, einen Gevrey-Chambertin Village, einen Village Vieilles Vignes, diverse lieu-dit Village Gevreys, 1er Crus Bossière, Perrière, Lavaut St. Jacques und Champeaux sowie als einzigen Grand Cru Mazis-Chambertin. Die Weinberge werden nicht biologisch-zertifiziert im Wege des lutte raisonée bewirtschaftet. Im Keller wird zunächst sortiert, 100% entrappt, es gibt eine Kaltmazeration von ca. 5 Tagen, eine Cuvaison von ca. 15-20 Tagen, die Weine sehen zwischen 20% (Village) und 100% (Mazis-Chambertin) Neuholz. Abgefüllt wird relativ früh nach 12-16 Monaten.

Die Weine (alle 2012) fand ich ausgezeichnet von unten bis oben. Der Sprung zwischen dem Gevrey-Villages und dem Gevrey VV war allerdings doch relativ hoch. Von den 1er Crus gab es leider den Champeaux nicht zu probieren. Der 1er Cru Perrière war am zugänglichsten, der 1er Cru Lavaut St. Jacques vielleicht am substanzreichsten, der Mazis hat mir mit Abstand am besten gefallen, das ist ein richtig schöner "Power without Weight" Burgunder. Insgesamt fand ich die Weine klassisch, aus meiner begrenzten Erfahrung heraus Gevrey-typisch und sowohl zum langen Lagern geeignet als auch vermutlich in der Lage, schon halbwegs jung Vergnügen zu bereiten.

Eine Bezugsquelle für aktuelle Jahrgänge in Deutschland ist mir nicht bekannt, einige ältere Jahrgänge gibt es bei Feine Weine, in diversen Hotel-Vinotheken oder bei Vins et Terroir in Luxemburg (versenden auch nach Deutschland).

Meine Notizen finden sich hier: http://www.verkostungsnotizen.net/vkn_l ... he+starten

Ja, die Eindrücke kann ich bestätigen... Ich habe die Weine an den Grands Jours probiert und hatte dann noch mit Philippe und Gerard Harmand Zeit Tags darauf auf der Domaine in Ruhe nachzuverkosten. Und dort präsentierten sich die Weine (oh Wunder) noch besser. Wobei mein absolut Favorit der Villages VV war, der mich einfach total überraschte - weil ich keinen solchen Wein auf Viollages Level wohl erwartete. Mit etwas mehr Information, dass die Reben unterhalb des 1er Cru les Champeaux vom Brochonhügel stammen, war mir dann auch dessen enorme Gevrey-Würzigkeit klar... Der Mazis ist schlicht und ergreifend ein Wort. Und Papa Gerard Harmand der Inbegriff eines liebenswürdigen Brummbären...

Ja, die Eindrücke kann ich bestätigen... Ich habe die Weine an den Grands Jours probiert und hatte dann noch mit Philippe und Gerard Harmand Zeit Tags darauf auf der Domaine in Ruhe nachzuverkosten. Und dort präsentierten sich die Weine (oh Wunder) noch besser. Wobei mein absolut Favorit der Villages VV war, der mich einfach total überraschte - weil ich keinen solchen Wein auf Viollages Level wohl erwartete. Mit etwas mehr Information, dass die Reben unterhalb des 1er Cru les Champeaux vom Brochonhügel stammen, war mir dann auch dessen enorme Gevrey-Würzigkeit klar... Der Mazis ist schlicht und ergreifend ein Wort. Und Papa Gerard Harmand der Inbegriff eines liebenswürdigen Brummbären...

Hi Philipp,

da hätten wir uns ja glatt in Marsannay treffen können, wir waren aber nur vormittags da. Den Village VV fand ich auch ausgezeichnet, meine Favoriten waren wohl Perrière und Mazis. Von dem Mazis habe ich auch noch ein paar Flaschen ältere Jahrgänge (2002 und ich glaube auch 2003). Ich hoffe mal, dass die 2012er hierzulande auch irgendwann erhältlich sein werden. Ein hervorragendes Weingut.