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Burgund 1997

Chablis, Auxerre und Umgebung, Côte de Nuits, Côte de Beaune, Châlonnais, Maconnais, Beaujolais und Lyonnais
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dylan

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Burgund 1997

BeitragDi 20. Mär 2012, 20:36

Einen "vergessenen Wein" aus diesem Jahrgang, der, glaubt man den üblichen Verdächtigen, mit wenigen Ausnahmen nur bedingt lagerfähige Rotweine hervorbrachte, hatte ich gestern zum zwölften und wohl auch letzten Mal im Glas.Gekauft hatte ich mir den 12er-Karton nach einer Burgunderprobe, die nun auch schon sieben Jahre zurückliegt. Auf dieser Probe hatte derSantenay 1er Cru "Les Gravieres" derDomaine Vincent Girardin, zumindest auf meinem Punktezettel, einige Granden der Cote d'Or, uA. einen La Tache 1995, hinter sich gelassen.
Alle Flaschen hatte ich mit großem Genuss getrunken, bis eben auf die eine, die "vergessene Flasche", die mir gestern beim Wühlen im Weinkeller in die Hände fiel.
Was sollte dieser nun schon fünfzehn Jahre alte Wein aus einem wenig beachteten Dorf und einem mediokren Jahrgang noch bringen? Meine Befürchtungen waren sämtlich unbegründet. Der Wein hat zwar schon eine deutliche Altersfärbung (Granat mit ersten bräunlichem Einschlägen), ist aber am Gaumen noch voll auf der Höhe seines Könnens. Kirsch- und Himbeerfrucht, etwas heller Tabak, erdige Noten, die Süsse, die älteren Burgundern zu eigen ist, Säure und nur noch eine Erinnerung an das Tannin, alles ist perfekt miteinander verwoben. Gekrönt wird dies noch durch eine sehr, sehr gute Länge.
Ein ganz großer Kleiner (93P).

Beste Grüsse

dylan
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octopussy

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Re: Burgund 1997

BeitragDi 20. Mär 2012, 23:14

Hallo dylan,

der Thread ist eine gute Erinnerung, mal wieder einen Burgunder aus 1997 aufzuziehen. Ich hatte bisher fast nur positive Erfahrungen, in weiß wie in rot, wobei die kleineren Weißen jetzt so langsam über den Jordan zu gehen scheinen.

Einen Santenay Les Gravières habe ich neulich auch mal offen (von Tollot Beaut). Leider der Klassiker - Kork :x.
Beste Grüße, Stephan
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Neuppy

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Re: Burgund 1997

BeitragMi 21. Mär 2012, 00:22

Hallo,
habe noch einen 97er Corton-Charlemagne von Drouhin im Keller. Sollte der jetzt mal getrunken werden?
Ein 94er Batard-Montrachet von Latour hat neulich nicht mehr allzu viel Freude gemacht.
Was meinen die Experten?
Grüße Peter
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octopussy

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Re: Burgund 1997

BeitragMi 21. Mär 2012, 12:53

Neuppy hat geschrieben:habe noch einen 97er Corton-Charlemagne von Drouhin im Keller. Sollte der jetzt mal getrunken werden?

Ich kenne den 97er Corton Charlemagne von Drouhin zwar nicht, würde den aber auf jeden Fall jetzt köpfen. Besser wird er im Zweifel nicht mehr. Die Trinkfenster für 97er Corton Charlemagnes von Allen Meadows bewegen sich zwischen ca. 2004 und ca. 2010.
Beste Grüße, Stephan
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Weinbertl

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Re: Burgund 1997

BeitragSo 27. Mai 2012, 09:52

gestern den Abend über getrunken:

1997 Corton Grand Cru "Les Carrieres" (Ladoix-Serrigny), Domaine Jacob

Auge: mittlere Farbtiefe, aufhellend am Rand mit bräunlichen Spuren
Subtil verwobenes, gereiftes Bouquet. Eine etwas undefinierbare süße Holznote, die aber recht delikat und irgendwie nobel rüberkommt. Mit der Zeit etwas Zedernholz und etwas Zigarrenaroma. Dann ein etwas minzig-frischer Duft. Dunkle Stachelbeeren, die mich komischerweise i-wie an südafrikanische Weine erinnerten.
Am Gaumen eine resche rote Frucht, die mir sehr oft bei Pinot Noir in den Sinn kommt. Der Wein entwickelt sich erstaunlich gut an der Luft, legt an Schmelz und Rundungen zu. Auch am Gaumen dieses Holzaroma mit feiner Süße. Sehr gut ausbalanciert. Alkohol (13,5%) bindet sich mit der Zeit ganz gut ein, es verbleibt aber ein etwas störender Rest. Für einen Moment auch etwas speckig-rauchig in der retronasalen Wahrnehmung.

Fazit: für das Jahr m.E. eine sehr gute Leistung. Der Wein hält sich stramm, büßte aber nach ca. 3 Stunden etwas seine subtilen, feinen Züge ein. Aber in der Zwischenphase (zwischen 1. und 2. Stunde) ein gelungener Auftritt. 16,5 - 17 P.

Gruß
Robert
Grüße
Robert
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octopussy

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Re: Burgund 1997

BeitragSa 29. Sep 2012, 22:36

Da ich auf dem Markt heute ein richtig schön aussehendes Bio-Huhn bekommen habe, gab es im Hause octo heute Coq au Vin. Von Robert Sirugue habe ich vor ein paar Jahren im Abverkauf bei Böhme Wein mal in etwas größerem Umfang eingekauft. Deshalb hatte ich den Vosne-Romanée auch noch aus 1996 und 1997. Beide Jahrgänge wurden also aufgezogen und kurz probiert, um zu entscheiden, welcher Jahrgang getrunken wird und welcher in den Coq wandert. Die Wahl fiel nicht schwer. Den 1997er fand ich schon immer besser als den 1996er, von dem ich nur eine einzige gute Flasche hatte. Ansonsten war mir der immer zu sauer, jüngst kamen auch noch deutliche Reifenoten dazu. Der 1997er ist hingegen immer noch schön frisch und auch sehr solide. Übrigens hat man beim Coq mal gemerkt, wie sehr die Wahl des Weines für die Sauce deren Geschmack beeinflusst. Durch die Beigabe des 1996er Vosne hatte die Sauce deutliche Säurenoten, was aber nicht schlecht passte. Trotzdem überlege ich, ob nicht ein Beaujolais Cru für Coq au Vin der bessere Wein ist (in der Sauce und zum Trinken dazu).

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P.S. Hier noch das Rezept für den Coq, das einfach in der Zubereitung ist und gut gelingt, wenn man sich die Zeit nimmt.

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octopussy

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Re: Burgund 1997

BeitragSo 3. Feb 2013, 13:13

Hallo zusammen,

einer meiner besten Burgunderkäufe bislang waren vor gut vier Jahren bei ebay 6 Flaschen Chambolle-Musigny "Les Mombies" von Robert Sirugue für 10 Euro die Flasche. Bei den ersten beiden Flaschen fand ich den Wein schon ganz großartig, dachte aber, dass ich vielleicht einfach zwei Mal gute Laune und auch ein bisschen Glück mit der Flasche hatte. Eine habe ich dann noch verschenkt. Bei der vierten Flasche war ich wieder begeistert. Und vor ein paar Tagen öffnete ich anlässlich des Besuchs der lieben Eltern eine weitere Flasche mit der leisen Vorahnung, dass der Wein vielleicht langsam den Abflug macht. Aber Pustekuchen, er war wieder hervorragend, sofort da, fleischig und voll, elegant und sinnlich, sehr parfümiert, die Sinne benebelnd, samtig, aber animierend im Mund. Ein echter Glücksgriff.

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octopussy

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Re: Burgund 1997

BeitragDo 14. Mär 2013, 08:44

Hallo zusammen,

heute gibt es zum Fussi einen wirklich schön gereiften Chardonnay aus dem Macônnais, nämlich 1997 Pouilly-Fuissé "Les Ronchevats" von Saumaize-Michelin, ein "Beifang" eines Auktionsmischlots. Heimlich habe ich natürlich darauf gehofft, dass der Wein eine positive Überraschung ist, und das ist er auch. Große Reifenoten kann ich gar nicht erkennen, ganz jung dürfte der Wein eine echte Holz-Katastrophe gewesen sein. Mittlerweile hat er aber das Holz ganz ok verdaut, es dominiert den Wein aber immer noch. Ganz ehrlich muss ich aber sagen, dass ich ein "warmes" Holz im Chardonnay wirklich gerne mag. Ich hätte aber übrigens nicht gedacht, dass Chardonnays aus dem Macônnais so gut reifen, zumal 1997 ja auch nicht der Jahrhundertjahrgang war.

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Budi

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Re: Burgund 1997

BeitragMi 5. Jun 2013, 11:32

http://budisfoodblog.wordpress.com/2013/06/05/armand-rousseau-chambertin-clos-de-bezes-1997/

Armand Rousseau Chambertin Clos de Bèze

Die Domaine Rousseau gehört zu denjenigen im Burgund, die in einem Atemzug mit der Domaine de la Romannée-Conti, Leroy oder Roumier genannt werden können. Auf etwas weniger als 14 Hektar verteilen sich sechs Grand Cru Lagen und drei weitere Premier Crus. Darunter auch der Clost St-Jacques, der für viele ähnlich wie der Les Saint-Georges in Nuits-Saint-Georges Grand Cru- würdig ist.

Die Domaine Armand Rousseau gehörte zu den ersten, die ihre Weine selbst abfüllte und nicht mehr ablieferte. Man arbeitet traditionell, wobei das Hauptaugenmerk auf die Arbeit im Weinberg gelegt wird. Somit befindet sich hier auch kein Sortiertisch. Die komplette Selektion findet bei der Lese im Weinberg statt.

1997 gehört im Burgund zu den kleineren Jahren – es gab eine geringe Ausbeute, die Reben kämpften ob der Trockenheit und viele Weine werden als verkocht, säurearm und alkoholisch umzeichnet.

Der Clos de Bèze besitzt ein dunkleres rubinrot und wird zum Rand hin ziegelrot. Anfangs zeigt sich der Wein in der Nase relativ verhalten, fast verschlossen. Man hat wenig Frucht, dafür aber leicht würzige Nase mit einem süßlichen Hauch.

Am Gaumen zeigt sich der Wein dann viel zugänglicher. Das Holz ist gut eingebunden (100% neues Holz) und die Tannine wirken seidig aber nicht komplett abgeschmolzen. Zuerst kommt einem einem eine Wucht an Gewürzen entgegen. Piment d’Esplette und Cayennepfeffer sind hier zu betonen.Darauf folgt eine Spur von Ananas, etwas rote Bete und Himbeeren. Die bestimmende Frucht, welche den Ton am Gaumen angibt, ist jedoch die Hagebutte, die im langen Nachhall nicht weichen will.

Insgesamt wirkt der Wein nicht nur enorm frisch, sondern fast noch jugendlich. Mit einem Alkoholgehalt von 13 Vol. % macht sich hier auf überraschende Weise der Jahrgang nur auf untergeordnete Art bemerkbar. Der Wein wirkt elegant, leicht und besitzt Spannung und Saftigkeit am Gaumen. Die Hitze des Jahrgangs zeigt sich mehr in der würzigeren Aromatik, die hier aber glücklicherweise vor der marmeladigen Note gerettet wurde. Besonders attraktiv an diesem Weine finde ich hier seine Leichtigkeit, die dieser Grand Cru an den Tag legt. Damit erinnert er an die Unbefangneheit kleiner Kinder – und fast so jugendlich erschien er mir auch noch.



getrunken im Mai, aus dem Zalto Bordeauxglas
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Ostbelgier

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Re: Burgund 1997

BeitragSo 8. Sep 2013, 19:02

Hallo zusammen,

ein erstaunlicher Wein gestern war der Echezeaux Grand Cru 1997 von Jacques Prieur, den ich einmal für sehr wenig Geld in der Bucht schiessen konnte.
Granatrot mit dezenten bräunlichen Tönen zum Rand hin. Die Nase hat mich umgehauen: Rote Johannisbeeren und eine unglaubliche Note nach gut abgehangenem Wildbret, fast hätte man denken können, ein geschmorter Wildfasan fliegt durchs Glas :o ! Das setzt sich am Gaumen fort, wo diese "wilden" Tertiärnoten von einer stützenden Säure getragen werden. Ein immenser Nachhall setzt dem ganzen die Krone auf. Ungewöhnlich, aber toll.

Viele Grüße

Markus
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