Do 29. Jan 2015, 23:46
Weinbertl hat geschrieben:2010 Puligny-Montrachet, Bouchard
etwas Aprikose, ganz dezent Holz, etwas Rauch, reife Säure, an und für sich ganz gut balanciert, aber dann doch etwas eindimensional. Braucht vielleicht noch etwas Zeit, aber ich glaube nicht an den Wein, die Anlagen scheinen nicht vorhanden zu sein. Ich habe mir ehrlich gesagt etwas mehr erwartet. 16+ P.
Sa 7. Feb 2015, 20:25
Mi 1. Apr 2015, 19:39
Mi 1. Apr 2015, 19:59
Mi 1. Apr 2015, 20:20
Do 2. Apr 2015, 11:53
sorgenbrecher hat geschrieben:Zu noch halbwegs vertretbarem Kurs ergab sich im Burgund die Möglichkeit, eine Flasche 2010er Musigny von J.-F. Mugnier zu genießen.
Was hier dann ins Glas kam war ein derart wundervoller und großartiger Pinot, dass mich allein die Erinnerung an dieses Weinerlebnis noch immer ins schwärmen geraten lässt.
Natürlich ist der Wein noch nicht im Ansatz auf dem Höhepunkt und von Trinkreife in disem jugendlichen Alter zu reden verbietet sich von selbst, aber er ist auch nicht ansatzweise verschlossen, er ist jung, aber bietet gleichwohl ein unvergleichliches Erlebnis.
Die Farbe ist ein klassisches helles und brillantes Pinot Noir-Rot und weist bereits darauf hin, dass hier von Überextraktion keine Rede sein kann.
In der Nase dann zu Beginn ein derart präzises und klares Aromenspiel von roten Früchten, wie ich es bisher bei keinem Wein erlebt habe. Diese Transparenz und Brillanz ist atemberaubend, Schicht für Schicht entblättert sich bereits in der Nase ein Fruchtaroma nach dem anderen, das Ganze mit einer Leichtigkeit und Eleganz, dass ich aus dem Staunen kaum mehr rauskomme. Es ist ein so schönes Aromenspiel in der Nase, dass ich während der gut 4 Stunden hinweg, über die wir zu zweit die Flasche getrunken haben, kaum einmal das Glas abgestellt habe, die Nase war eigentlich fortwährend im Glas, ich konnte mich schlicht nicht davon lösen. Nach ca. einer halben Stunde kamen deutliche florale Eindrücke hinzu, kein Aroma dominiert die anderen, es ist ein schier unfassbares Konzert was hier abläuft.
Diese vielschichtige komplexe Eleganz setzt sich dann nahtlos am Gaumen fort, der Wein startet eher leichtgewichtig mit ebenso klaren und transparenten rotfruchtigen Aromen, dann kommt die nächste Schicht Frucht, tiefgründig und gleichzeitig so harmonisch und brillant. Hinter all dieser spielerischen Leichtigkeit eine beeindruckende Struktur, perfekt eingebundene Säure, reife Tannine. Im letzten Drittel würzige Aromen, die Frucht verbindet sich zunächst mit diesen, anschließend übernehmen die Würzaromen die Oberhand und wenn man dann nach fast einer Minute denkt, dass dies jetzt der leicht würzige Abgang war, dann belehrt uns der Wein eines besseren und die klare rote Frucht kommt erneut zurück und hinterlässt ein süchtig machendes Mundgefühl.
Dieser Wein ist ein zeitloses Meisterstück, die Quintessenz dessen, was Pinot Noir sein kann, die perfekte Symbiose aus aromatischer Fülle, Komplexität und ungeahnter filigraner Eleganz - Pinot geht nur noch anders, nicht mehr besser !
Do 2. Apr 2015, 15:20
vanvelsen hat geschrieben:...
was für eine schöne Beschreibung dieses Weins, ich fühle geradezu mit. Wer das liest, müsste Lust auf Pinot kriegen.
Mein Kompliment dafür!
Do 2. Apr 2015, 16:00
Fr 3. Apr 2015, 09:41
sorgenbrecher hat geschrieben:Was jedoch sehr wenig Sinn macht, ist Dein permanenter Vergleich quasi jedes beliebigen Weines mit C9dP. Dieser Wein hier ist so ziemlich die Antithese zu den heutigen C9dP ....
sorgenbrecher hat geschrieben:(ich bin mir darüber hinaus ziemlich sicher, dass Du den Wein furchtbar finden würdest, so leicht, so elegant, so alkoholarm, dann auch noch mit Säure,....)
So 13. Sep 2015, 20:54
Jeder von uns kennt (noch) den Spruch der Altvorderen: “Andere Ländere, andere Sitten”. Jener kam mir gestern Abend wieder in den Kopf, als ich einen roten Pinot Noir von der Domaine Dureuil-Janthial im Glas hatte. Sind Spätburgunder (Pinot Noir auf deutsch) aus Dschörmanie gerne etwas marmeladig, parfümiert und schmecken nach Fleisch bzw. Leder, so war dieser Pinot Noir im wahrsten Sinne des Wortes das Gegenprogramm. Oder einfach das Original.
Doch nun zurück zum Anfang. Im Glas war der Wein kirschrot mit einem violetten Stich, dazu ein deutlicher Wasserrand. In der Nase hatte der Wein zunächst Aromen von roten Beeren und getrockneten Kräutern frei gegeben. Expressiv war anders. Man hatte wohl Jemanden zu früh geweckt!?
Bereits beim ersten Schluck konnte man Sauerkirschen, das hohe Tanninlevel und die kräftige Säure schmecken, welche den Körper des Weines fest im Griff hatte. Die Worte herb oder kantig passen hierzu wohl am Besten. Die kühle Aromatik, dezenter Holzeinsatz und Minze waren hingegen die Gegenpole in diesem Wein. Nach etwas Zeit an der Luft haben sich die Bestandteile des Weine immer besser zusammen gefunden, was den Trinkfluss entsprechend gefördert hatte. Der Wein blieb am Schluß lange am Gaumen haften. Weitere Jahre im Keller bzw. Zeit im Dekanter tun dem Wein mit Sicherheit gut. Ferner lässt ich sagen, dass alle Weine dieser Domaine mit einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis ausgestattet sind. Woher bekommt man einen ordentlichen Pinot aus Frankreich für unter 10 Euro?
Was lässt sich nach 0,75 Liter roten Traubensaftes aus dem Burgund zu dieser unterschiedlichen Stilistik der Weine sagen? Warum schmecken die gleichen Rebsorten aus Nachbarländern so unterschiedlich? Liegt es wie bei Dureuil-Janthial an 8 Tagen kalter Mäischezeit oder 18 Monaten Ausbau in einem Drittel neuer Fässer? Oder einfach nur die Berücksichtigung des Mondkalenders? Das alles machen doch auch deutsche Winzer!
Vielmehr sind es Gründe, welche wohl am einleuchtesten sind: Anderer Boden, anderes Klima.