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Re: Beaujolais

BeitragVerfasst: Mo 17. Jul 2017, 19:15
von Michl
Schön, mal wieder etwas von dir lesen zu dürfen, Kle!

Re: Beaujolais

BeitragVerfasst: Di 18. Jul 2017, 10:11
von olifant
Kle hat geschrieben:... Erst spät fiel mir die wahrscheinliche Erklärung ein, dass es sich um einen sensiblen „naturnahen“ Wein handelte, den ich nicht ausreichend kühl gelagert hatte. Ich muss mein Privatgericht über ihn abermals vertagen und bin gespannt auf die nächste Flasche aus besserem Lager...


Naja, ob naturnah oder nicht, ein Getränk, dass als Wein deklariert ist, sollte auch bei nicht optimalen Lagerbedingungen zwei Jahre überdauern dürfen, was jetzt nicht heissen soll 4 Monate davon bei 40°C gegart - welcher Wein würde das mitmachen, meine ich.
Soll man naturnahen Wein nur mit Bedienungsanleitung konsumieren dürfen - ich meine nein. Auch sollte der Konsument nicht das Versuchskanninchen des Winzers sein und für dessen Versuche bezahlen.

Und ... nein, ich verteufle naturnahen Wein nicht generell.

Re: Beaujolais

BeitragVerfasst: Mi 19. Jul 2017, 11:40
von Kle
Hallo Ralf,

bei manchen dieser Weine schmecke ich wunderbare Eigenheiten, für die ich zu Kompromissen bereit bin. Was mit dem Brun-Wein passiert ist, kann ich aber nur vermuten. Als sich einer meiner ersten "vin naturel"-Weißweine (wenig geschwefelt etc.) geöffnet innerhalb von zwei Tagen bräunlich verfärbte (ohne geschmackliche Beeinträchtigung), war dies ein lehrreicher Schock.
Am nächsten Tag habe ich den Moulin à Vent noch einmal probiert. Die sehr unangenehmen Noten waren heraus, aber gefallen hat mir der Wein nicht.

Gruß, Kle

Re: Beaujolais

BeitragVerfasst: Mi 19. Jul 2017, 17:59
von nono
Hallo Kle und Ralf,

von dem Wein hatte ich auch zwei Flaschen im Keller, bin neugierig geworden und habe ebenfalls eine aufgemacht.
Farbe etwas dunkler als bei einem Beaujolais zu erwarten, aber eindeutig nicht bräunlich, dafür aber leichte Kohlensäureblasen. Das macht mich erst einmal misstrauisch, weil ich schon viele verdorbene Weine mit Blasen hatte.
Kann hier aber auch daran liegen, dass wenn ich mich nicht täusche, viele Winzer, die mit minimal Schwefel arbeiten, stattdessen Kohlensäure in den Wein geben.
Nun denn, die Kohlensäure verschwand relativ schnell, erster Geschmackseindruck: Süße ( insofern kann ich Limo nachvollziehen, aber so krass war es dann doch wieder nicht), danach kam relativ wenig, zwar dann ausgewogen, aber unspezifisch, fast wäre ich geneigt den völlig blössinnigen Begriff "weinig" zu verwenden.
Den Wein hatte ich zunächst kellerkühl etwa 15 Grad getrunken, oft eine gute Temperatur für Beaujolais, danach wurde er naturgemäß wärmer und dann auch besser und runder, deutliche Blaubeernote und als Beaujolais zu erkennen, als Moulin a Vent allerdings nicht, dafür fehlte Kraft.

Ich mag Beaujolais gerne entweder fein und verspielt ( Fleurie, der oben beschriebene Morgon von Julien Sunier fällt aufgrund des 2012 Jahrgangs auch in diese Kategorie) oder kräftig wie Moulin a Vent oder auch viele Morgons, dieser hier war beides nicht.

Ansonsten freue ich mich, wenn Winzer im Weinberg biologisch oder biodynamisch arbeiten, auch im Keller bewirkt die Verwendung der weineigenen Hefen- falls extrem sauber gearbeitet wird,einiges; aber der Naturweinbewegung mit völligem Verzicht auf Schwefel, Amphoren und ähnlichem habe ich so viele sauerkrautartig , nach verbranntem Gummi und zwetschgensaure Weine zu verdanken, als dass ich mich für diese begeistern könnte, auch wenn es Ausnahmen gibt.
Dieser Wein hatte allerdings m.E keinen dieser Fehler, auch bei anderen Weinen dieses Winzers vermochte ich nicht diese zu erkennen.


Grüße

Werner

Re: Beaujolais

BeitragVerfasst: Do 20. Jul 2017, 12:39
von Kle
Hallo Werner,

an anderer Stelle in diesem thread wurden Flaschenvarianzen bei Brun beklagt. Mir fehlt hier die Erfahrung und ich gehe davon aus, dass meine Flasche bei einer kellerkalten Lagerung deutlich anders geschmeckt hätte. Danke für Deinen Verkostungsbericht, nach dessen Lektüre ich nun doch nicht für eine frische loslaufe...

Gruß, Kle

Re: Beaujolais

BeitragVerfasst: Fr 21. Jul 2017, 15:22
von Ole
Ja, auf Lagerung und Transport ist bei schwefelarmen Weinen wohl besonders zu achten! Ich hatte einmal einen sonst kaum erhältlichen Fleurie von Foillard reservieren lassen und wollte ihn auf dem Rückweg aus den Ferien am Weingut abholen. Madame war entrüstet und rückte die Flaschen nicht raus: Es seien 30°C – und die müssten bei 15° oder drunter transportiert werden. Ich guckte blöd, war aber letztlich dankbar, aufmerksam gemacht worden zu sein. Im Spätherbst ergab sich dann eine neue kühlere Gelegenheit, der Wein kam heil nach Hause und – war köstlich. Solches Glück hatte ich bei Yvon Métras nicht. Der gab mir keinen Fingerzeig – und prompt war dann auch die Magnum L’Ultime sauerkrautig, kaum Genuß und höchstens als Lehrstück geeignet – und die Normalflaschen ebenfalls. Wer etwas Besonderes will, sollte halt besonders aufmerksam und vorsichtig sein. Ein zartes Weinglas will auch anders behandelt werden als ein Plastikbecher.
Ole

Re: Beaujolais

BeitragVerfasst: Sa 22. Jul 2017, 09:19
von thiloV
Hallo Ole,

ich hab schon ein - zwei Mal von Sauerkrautaromen im naturnahen Wein gelesen und hab es auch schon erlebt. Heißt das, dass diese Aromatik anzeigt, dass der Wein hinüber ist? Ich hatte das so interpretiert, dass Sauerkraut durchaus erwünscht (bzw. toleriert, weil andere Effekte des naturnahen Weins das mehr als ausgleichen) ist. Außerdem hatte ich gehofft, dass meine zweite Flasche vom Sauerkrautwein diese Aromatik nach ein paar Jahren ablegt, ist das möglich?

Viele Grüße, Thilo

Re: Beaujolais

BeitragVerfasst: Sa 22. Jul 2017, 15:11
von Ole
Moin, Thilo,
wie sich 'solche' Weine entwickeln, entzieht sich leider meiner Erfahrung. Müßte noch ’ne Flasche von besagtem Métras-Ultime haben. Werde die liegen lassen und in zwei, drei Jahren nachprobieren – und dann sehen. Glaube aber nicht, daß sich da was zum Guten wendet. Denn: Ich habe Weine von naturnah arbeitenden Winzern, also Métras, Lapierre & Co. getrunken, die – wahrscheinlich auf Grund problematischer Lagerung oder Transports – unangenehm sauerkrautig, was ich als Fehlton empfand, daherkamen und auch solche, die klar und gut, jedenfalls intakt waren, ohne lange gelagert gewesen zu sein.
Ole

Re: Beaujolais

BeitragVerfasst: Mo 24. Jul 2017, 10:15
von thiloV
Hallo nochmal,

danke für die Rückmeldung, dann habe ich auch wenig Hoffnung auf Besserung und werde 'solche' Weine nur noch sehr jung trinken.

Viele Grüße, Thilo

Re: Beaujolais

BeitragVerfasst: Sa 29. Jul 2017, 00:32
von anonymouse
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