Chablis, Auxerre und Umgebung, Côte de Nuits, Côte de Beaune, Châlonnais, Maconnais, Beaujolais und Lyonnais
Do 2. Jun 2016, 19:18
Seit zwei Tagen offen: 2014 Fleurie "Les Labourons" Domaine Bergeron, natürlich viel zu jung, aber am zweiten Tag macht er schon Spaß, Kirschnoten in der Nase, am Gaumen Kirsche, Brombeere, reichlich Tannin, mittlerer Körper, zeigt jetzt schon eine schöne Struktur, eher kühle Aromatik, der Charme eines Fleurie liegt noch etwas verborgen, die Säure zeigt sich am zweiten Tag aber deutlich zugänglicher, schöner, ernsthafter Beaujolais mit guten Reifepotential, 87+ Punkte
Gruß
Ralf
Di 27. Sep 2016, 22:56
Schön, wenn man belgische Supermärkte in der Nähe hat, denn der hier stammt aus einem Eupener Supermarkt: 2014 Moulin a Vent Selection de la Hante Abfüller Chateau de Chenas (Rhone), ein süffiger, ohne Reue weg zu trinkender Beaujolais, der einfach nur Spaß beim trinken macht, sicher nicht fein oder komplex, aber klare Fruchtnoten ( Brombeeren, Kirsche), angenehme Tannine, kompakt, mir gefällt so etwas, wäre auch ein wunderbarer Wein für ein gutes "coq au vin", 86 Punkte, hat um die 7-8 Euro gekostet
Gruß
Ralf
octopussy
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So 9. Okt 2016, 10:21
Diese Woche hatten wir mal wieder Zeit für ein paar Flaschen Beaujolais bei Ole. Kreuz und Quer durch Appelationen und Jahrgänge. Paul Janin Moulin-à -Vent Clos du Tremblay 2005 war fast exakt so wie vor ca. einem Jahr, will heißen sehr klassisch und schön. Ganz wunderbar war auch der Georges Descombes Fleurie Vieilles Vignes 2013, ein ultra-klassischer Fleurie im leichten Stil, so ähnlich wie Dutraive, Mêtras oder Foillard. Saftig, komplex und sehr lecker. Enttäuscht waren wir von den beiden 2013ern von Clos de MEZ. Der Fleurie La Dot hatte irgendeinen Fehler, stank nach Reduktion und Schwefel und wirkte leer und unharmonisch im Mund. Auch der Morgon Château Gaillard war merkwürdig, die Nase war auch sehr reduktiv, aber besser als beim Fleurie. Im Mund störte vor allem ein hartes und pelziges Tannin, bei dem ich auch nicht sicher bin, ob es sich jemals beruhigen wird. Es schien auch die Frucht zu fehlen, um lange genug auszuhalten, bis das Tannin abgeschmolzen ist. Die 2013er von Clos de MEZ werde ich auslassen. Mit der interessanteste (nicht der beste) Wein des Abends war der Jean-Louis Dutraive (Domaine de la Grand Cour) - 2015 Fleurie Vieilles Vignes Lieu Dit Champagne, aus 2009 und 2011 einer der prägendsten und besten Fleurie, die ich bis dato getrunken hatte. Der 2015er mit seinen 14,5% Vol. Alkohol hatte grundsätzlich dieselbe Aromatik und prinzipielle Charakteristik der älteren Jahrgänge, nur kommt er mit dem Alkohol nur mäßig klar. Die 14,5% Vol. versteckt er nicht, sondern sie sind spürbar. Das ist nicht der erste 2015er Beaujolais, der für meinen Geschmack zu kräftig ist (gleiches gilt z.B. für die 2015er von Richard Rottiers). Ich werde mit dem Kauf von 2015ern zurückhaltend sein.
Beste Grüße, Stephan
port_ellen
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Di 18. Okt 2016, 23:34
und genau zu dem thema ein anderer wein mit ähnlichem profil:
daniel bouland, 2015 corcelette vieilles vignes (14.3%).
die notiz lässt sich teilweise übertragen. Im Duft sehr intensiv und schön, noch kein alkohol; im geschmack auch kräftig, seidige tannine, mineralisch-dicht, dabei ziemlich temperatursensitiv: bei leichter kühlung kommt der alkohol erstmal nicht durch, aber sobald er zu warm wird schmeckt er wie gekochter fruchtsaft und die feineren himbeer- und fruchtnoten gehen verloren. in der geöffneten flasche entwickelt er sich aber positiv, das dropsig-fruchtige wird weniger und der wein wird "normaler".
ich hab mir wie von den vorjahren ein paar flaschen in den keller gelegt und vermute, dass das 10 jahre braucht, sich zu harmonisieren.
gruss, m
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
amateur des vins
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Sa 29. Okt 2016, 12:24
Vor ein paar Tagen im Glas: Desjourneys Moulin-à -Vent 2010Ich bin bei der Saarwellinger Verkostungslyrik extrem vorsichtig. Aber wenn man von den barocken Ausschmückungen abstrahiert, hat Tino Seiwert hier in's Schwarze getroffen. Ok, Gewürze hatte ich keine im Glas. Aber extrem feinkörnige Tannine, klare und feine Frucht sowie eine balancierte und sehr elegante Gesamterscheinung schon. Selten traf die abgegriffene Beschreibung als burgundisch so zu wie hier. Ob man mag, wenn Gamay von Pinot kaum zu unterscheiden ist, sei dahingestellt und muss jede/r für sich selbst entscheiden. Für mich ganz unzweifelhaft ist das aber richtig "großes Kino" - wenn auch kein Clos de Bèze.
Besten Gruß, Karsten
Sa 29. Okt 2016, 20:38
Auch eine kleine Entdeckung von der Weinmesse in Malmedy: 2014 Chiroubles Domaine des terres Dessus, unaufgeregter, in sich ruhender Beaujolais, schöne Frucht, etwas Holz, leichte Kräuternoten, alles in sich einfach rund und mit viel Freude zu trinken, sicher, weder besonders komplex oder elegant, aber wenn ein Wein in sich so stimmig ist wie dieser kann mir ausnahmsweise die Komplexität und die Eleganz gestohlen bleiben , 86-87 Punkte, kostet um die 8 Euro Gruß Ralf
nono
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Di 8. Nov 2016, 17:18
2011 Fleurie La Carioca, Julie Balagny Tolles Retroetikett mit einer fröhlich und leichtfüßig hüpfenden Dame, so fröhlich und leichtfüßig stelle ich mir auch einen Fleurie vor, paßt also auch. Meinen Nachbarn, die große Feinschmecker sind, zwar Novizen, aber gute Verkoster, blind serviert, Kommentar: der riecht aber komisch, ich antworte: stimmt, penetrant Apfelessig. Am Gaumen m.E ebenfalls nur Apfelessig, zwetschensauer , für mich sonst nichts, meine Nachbarn schmeckten eher Blaubeere, aber auch einen gräßlichen Säurestich. Schade, die Dame gibt sich, glaube ich, im Weinberg große Mühe, m.E im Keller ruiniert. Für mich schmecken oft Weine so, die als "vin naturel" geführt werden, ich will das aber nicht generell verdammen, da gibt es immer Genie und Wahnsinn. Gauby wäre auch so ein Beispiel: oft großartig, aber auch manchmal mit penetrantem Essigstich. Bepunkten mag ich diese gräßliche Brühe nicht.
octopussy
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Di 8. Nov 2016, 21:04
nono hat geschrieben:2011 Fleurie La Carioca, Julie Balagny Tolles Retroetikett mit einer fröhlich und leichtfüßig hüpfenden Dame, so fröhlich und leichtfüßig stelle ich mir auch einen Fleurie vor, paßt also auch. Meinen Nachbarn, die große Feinschmecker sind, zwar Novizen, aber gute Verkoster, blind serviert, Kommentar: der riecht aber komisch, ich antworte: stimmt, penetrant Apfelessig. Am Gaumen m.E ebenfalls nur Apfelessig, zwetschensauer , für mich sonst nichts, meine Nachbarn schmeckten eher Blaubeere, aber auch einen gräßlichen Säurestich. Schade, die Dame gibt sich, glaube ich, im Weinberg große Mühe, m.E im Keller ruiniert. Für mich schmecken oft Weine so, die als "vin naturel" geführt werden, ich will das aber nicht generell verdammen, da gibt es immer Genie und Wahnsinn. Gauby wäre auch so ein Beispiel: oft großartig, aber auch manchmal mit penetrantem Essigstich. Bepunkten mag ich diese gräßliche Brühe nicht.
Ich hatte den Wein vor einer Weile, da war er ok (wenn auch nicht wirklich grandios). Leider scheint bei Julie Balagny des öfteren mal mikrobakteriell was schief zu gehen. Es gibt die Geschichte, dass sie in einem Jahrgang zwei Weine komplett weggießen musste, weil ihr Praktikant die Fässer nicht gereinigt hatte (oder so ähnlich). Unter anderem auch, weil die Preise für die Weine echt stolz sind, kommt mir davon keine einzige Flasche mehr in den Keller (eine Pulle Carioca 2011 habe ich aber auch noch).
Beste Grüße, Stephan
Ole
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Sa 12. Nov 2016, 23:34
Noch einmal: Julie Balagny, Carioca Hui, durch diese Schreckensmeldungen aufgescheut, lief ich in den Keller und griff nach einer Flasche von dem besagten 'Carioca'. Ich hab den auch in der Vergangenheit ein-, zweimal getrunken – und da muß er eben wohl ok gewesen sein. Denn hätte er mir einen Kick gegeben, dann würd ich das erinnern, und wäre er daneben gewesen, hätte ich’s auch noch im Kopf. Mit der Erwähnung des 'Apfelessigs' konnte ich nichts anfangen, aber der Hinweis auf Gauby und 'vins naturels' ließ die Glocken läuten, ich ahnte was, es kam mir bekannt vor. Also dekantierte ich – und probierte im Zwei-Stunden-Takt. Gleich nach dem Öffnen wenig Nase, zumindest keine negative; ein erster Schluck offenbarte stramme, sehr stramme Säure, für mich kein Apfelessig, die Säure war dominant, recht frisch, langanhaltend, dahinter nur ein Hauch von Frucht, alles in allem nichts, was man Genuß nennen könnte. Zwei Stunden später laktisch in der Nase, am Gaumen deutlich Sauerkraut, am Ende zarte Frucht, Kirsche, eher angedeutet, aber langanhaltend. Was das Mundgefühl angeht: ein schlanker (12,5%!), eigentlich harmonischer, geschneidiger Wein, recht lang, aber das Sauerkrautige hat schon etwas Penetrantes und legt sich wie ein Schleier über die Frucht. Allerdings, zwei weitere Stunden danach war das zwar noch spürbar, wurde aber deutlich geringer – und nach insgesamt etwa sechs Stunden war das Sauerkraut nahezu ganz verschwunden. Übrig blieb ein säurebetonter Wein mit Kirsch- und Johannisbeerfrucht, zum Essen ganz ok, aber ohne allen Charme. Brauchen tut man den wirklich nicht! Ich glaube, daß das Krautige nicht aus etwaigen Hygieneproblemen zu erklären ist. Ich hatte so etwas immer wieder mal bei 'naturnahen' Weinen, etwa bei Métras, Viret und auch bei einem Spanier. Von letzterem hatte ich zwölf Flaschen und ließ sie liegen, wollte sie zum Kochen nehmen – und vergaß sie. Nach mehreren Jahren probierte ich – und hatte einen großartigen Wein im Glas. Bei einer 2001er Languedoc-Roussillon-Probe unlängst fungierte er als Pirat – und war schließlich der Sieger des Abends: Vinya Selva del Mar (Mas Estela)! Wie ich hörte, soll das Sauerkrautige daher rühren, daß solche Weine sehr wenig, manchmal zu wenig geschwefelt sind. Allerdings: Ich kann mir nicht vorstellen, daß er 'Carioca' mal Probensieger werden kann, daß er aber den Fremdgeschmack verliert – schon! Ole
hermesbach32
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Di 29. Nov 2016, 09:46
Verkostungsbericht Jules Desjourneys Fleurie Beaujolais Cru 2009
Getrunken: 26. November 2016 Gekauft: Pinard de Picard, Preis: ca. 32€
Optischer Eindruck: Klares blasses Rubinrot, Minimal braun zum Rand hin;
Geruch: Reintönigkeit: sauber, Intensität mittel (+), Aromaausprägung: Mischung aus primären, sekundären und sogar schon einigen tertiären Aromen,
Primäre Aromen: Feine, aber dennoch intensive, komplexe Aromen, Vorwiegend reife, teilweise leicht gekochte rote Früchte (Erdbeere (Erdbeermarmelade), Himbeere, stark rote Kirsche (frisch und marmeladig), leicht rote Johannisbeere), Ergänzend schwarze Früchte (Brombeere, schwarze Johannisbeere, schwarze Kirsche), Aromen von Kirschwasser, Sehr viele Gewürzaromen (Schwarzer Pfeffer, Zimt, Gewürznelke, Sternanis, Vanille)
Sekundäre Aromen: Leicht buttrige Aromen (cremige Textur), Sehr viele, komplexe, feine Eichenaromen (Toast, Vanille, Schokolade, leicht Kaffee, Gewürznelke
Tertiäraromen: Vor allem Oxidation (Schokolade, Kaffee), aber auch Flaschenreife, Leder, Waldboden, Erde (sehr vielseitig), fleischige Aromen
Entwicklungsstadium: erste Reifenoten;
Geschmack: Süße: trocken, Säure: hoch, Tannin: mittel, Alkohol: mittel, Körper: mittel (+), Geschmacksintensität: ausgeprägt, Sekundäre und tertiäre Aromen etwas stärker (viele mineralische Erdaromen, zudem Schokolade, Toast, Gewürznoten, Ansonsten vergleichbar mit Duft Abgang: lang;
Gesamteindruck: Qualität: hervorragend, Trinkreife / Reifungspotenzial: kann getrunken werden, hat aber noch Reifungspotenzial
Fazit: Hervorragender, komplexer und unfassbar vielschichtiger Rotwein, steht einem Top-Burgunder in Nichts nach! Sehr großes Aromenspektrum, zudem sehr fein wirkende, edle Aromen mit großer Eleganz, dennoch viel Kraft - sehr vergleichbar mit einem Top-Wein aus Pommard - überzeugt auf jeder Linie. Absolut letzte Identität fehlt, allerdings ist das Kritik auf extrem hohem Niveau. Könnte durchaus sich vielleicht noch entwickeln bzw. schöne Tertiäraromen entwickeln, aber ist jetzt schon auf seinem Höhepunkt bzw. nahe dran - sicher ein absoluter Spitzenwein!
93+/100
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