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Beaujolais

Chablis, Auxerre und Umgebung, Côte de Nuits, Côte de Beaune, Châlonnais, Maconnais, Beaujolais und Lyonnais
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Michl

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Re: Beaujolais

BeitragSa 25. Jul 2020, 09:33

stollinger hat geschrieben:Bei dir keine Anzeichen von Brett?


Null Brett...

stollinger hat geschrieben:Relativ zu dem feinen, leichten Körper sind schon einige Tannine vorhanden, aber als tanninlastig habe ich den Wein nicht empfunden; ich muss aber auch sagen, dass ich Tannine, wenn sie denn reif sind, recht gerne habe und wenig unangenehm empfinde.


Im Laufe des gestrigen Abends hatte ich irgendwann nur noch extrem viel trocknendes Tannin und praktisch keine Frucht mehr im Mund. Ich wollte nichts mehr schreiben, aber der Wein hat zunehmend abgebaut und am Schluss hat er mir keine Freude mehr bereitet. Irgendwann war auch die Kühlung quatsch und hat den Wein noch mehr an Charme beraubt. Ganz eigenartiger Wein bzw. Entwicklungsstand...

Ich habe noch den Javenières und den Impénitents aus 14 und befürchte leider einiges... nix "richtig gutes Zeug"
Viele Grüße

Michl
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stollinger

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Re: Beaujolais

BeitragSa 25. Jul 2020, 10:17

Michl hat geschrieben:Ich wollte nichts mehr schreiben, aber der Wein hat zunehmend abgebaut und am Schluss hat er mir keine Freude mehr bereitet.

Ja, bei mir hat die Flasche auch ziemlich schnell abgebaut, das Fragile fiel dann auseinander. Der Wein scheint nach dem Öffnen Sauerstoff zu brauchen, um sich zu entfalten, aber viel Sauerstoff scheint er nicht zu verkraften. Ich schreibe die beiden anderen Flaschen aber nicht ab (hoffentlich kein Brett), zumindest aus akademischer Sicht finde ich den Wein ganz interessant :D .

Grüße, Josef
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nono

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Re: Beaujolais

BeitragDo 22. Okt 2020, 16:07

Gestern mit insgesamt vier Freunden verkostet:
2010 Morgon Cote de Puy Burgaud
Kurz, viel Säure und Gerbstoff und dann- da waren wir uns alle unabhängig voneinander einig- kräftig Pferdestall, Brett.
Ich bin da allerdings extrem empfindlich und Kollege weinaffe, den ich sehr schätze, fand den Wein hier im Forum einwandfrei.
Ein paar Beiträge vorher empfand der Kollege Stollinger ja auch einen Wein brettig und andere eben nicht.
2010 Morgon VV Daniel Bouland
Auch hier recht kräfige Säure und auch noch gut Gerbstoff, aber mit leichter zarter zwischen rot-und blau changierender Frucht, noch sehr frisch, fast keine Alterstöne,der hält vermutlich noch ewig. Toll, v.a für 15.--€, Anfängern würde ich den aber nicht servieren. Mittlerweile sind die Kritiken für manche seiner Weine durch die Decke gegangen, 95 P erscheinen mir dann aber definitiv zu hoch.
2008 Moulin a Vent Desjourneys
Gleich locker doppelt so teuer wie die beiden vorherigen Weine, aber ganz toll.
Zugänglicher wie der Bouland mit leicht ätherischen Noten und üppiger Frucht , aber gar nicht kitschig oder überreif.
Es war auf jeden Fall beeindruckend wie völlig unterschiedlich sich die Weine präsentierten und zum fetten Eichelschwein hat dann aufgrund der kräftigeren Säure sogar der Bouland besser gepasst.
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port_ellen

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Re: Beaujolais

BeitragDo 22. Okt 2020, 20:40

moin nono,

tolle notizen !
vom burgaud habe ich den 12er, der sich ohne pferdestall besser präsentiert, allerdings - wie bei euch - bäuerlich daherkommt mit seiner säure und den sauerkirsch-gerbstoffen.

beim bouland habe ich auch mit dem 2010er begonnen (zufallskauf bei kerler) und sehe ihn wie du auch sehr langsam weicher werdend aber zeitlos.
vom bouland kaufe ich inzwischen jedes jahr 6-12 buddeln und vergrabe sie tief im keller. ich sollte mal wieder eine aufziehen...

gruss, matthias
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
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Michl

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Re: Beaujolais

BeitragFr 13. Nov 2020, 20:40

Nachdem ich diese Woche den einfachen Spätburgunder aus 2018 der Shelter Winery tatsächlich nicht leerbekommen hatte, er baute mit jedem Tag ab und war am 3. Tag einfach nur sperrig, sollte es heute Abend zum Lamm ein Cabernet Sauvignon-lastiger Wein sein sein, also Bordeaux.
Da ich diese Woche eine Flasche Bibian aus 2016 geschenkt bekommen hatte und dieser einfache Wein aktuell auch noch im Angebot zu beziehen ist, fiel die Entscheidung auf diese Flasche. Vielleicht lohnt der Wein ja einen Nachkauf... Tatsächlich trinke ich Bordeaux viel zu selten, um ein angemessenes Urteil zu fällen, aber der Wein wirkte auf mich direkt nach dem Öffnen schon etwas verschlossen und machte dann binnen einer Stunde auch noch mehr zu. Letztlich war dann primär nur noch Tannin da. Nachkaufen werde ich nicht, mir scheint da wenig geboten zu werden. Ich sah ihn zu Beginn bei vielleicht 85 P.
Jetzt aber war die Lust auf einen wirklich fruchtbetonten Rotwein wirklich groß. Und in dieser Kategorie gibt es für mich einfach nichts Besseres als Beaujolais. Aus 2019 habe ich noch nichts getrunken und deshalb fiel die Entscheidung auf einen meiner Lieblingsweine der Region, den "Les sept vignes" von Thivin, und der Wein enttäuschte nicht! Der Wein ist natürlich noch furchtbar jung, unentwickelt und entsprechend schwer einzuschätzen. Mir scheint er jedoch (und vielleicht auch der Jahrgang allgemein?) deutlich leichte und eleganter als frühere Jahrgänge ausgefallen zu sein. Mir kommt das stilistisch grundsätzlich sehr entgegen. Vielleicht wird das ja ein besonders schöner Jahrtgang für Fans leichterer Weine? Diese Flasche ist auf jeden Fall super, wenn auch nicht so komplex und tiefgründig wie frühere Jahrgänge.

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Viele Grüße

Michl
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LaVo

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Re: Beaujolais

BeitragSa 2. Jan 2021, 20:26

Heute grtrunken: Moulin-À-Vent, Daumaine Paul Janin et fils, Vignes du Tremblay, 2015, 13,5%
Kenne mich kaum mit Beaujolais-Weinen aus, habe erst hier und da mal ein paar getrunken. Hatte einen ganz anderen Wein erwartet, einen deutlich leichteren.
Der Wein war sehr dunkel. In der Nase und am Gaumen ein sehr ähnliches Bild: Super kräftig, Kirsche und eingelegte Pflaume (aber nicht so ins Süße gehend). Sehr lang und durchaus noch sehr straffe Tannine.
Wir waren von dem Wein sehr begeistert, vor allem in Anbetracht des Preises (kostete 2017 um die 15 Euro). Definitiv war es sehr viel Wein für das Geld. Zwei Fragen dazu hätte ich, falls jemand diesen Wein (oder ähnliche) kennt:
1. Da ich noch ein paar Flaschen davon habe: Wie lange halten sich diese Weine bei guter Lagerung, bzw. wann sind sie auf dem Höhepunkt? (ich dachte ja, dass er sehr bald getrunken werden muss).
2. Da ich heute mit dem Essen etwas danebenlag- Welches Essen würdet ihr zu einem solchen Wein empfehlen? Dachte gerade an Entenbrust oder Wild (z. B. Hirsch- oder Rehrücken.) Oder ist da das Essen zu kräftig?
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Créot

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Re: Beaujolais

BeitragSo 3. Jan 2021, 18:10

LaVo hat geschrieben:1. Da ich noch ein paar Flaschen davon habe: Wie lange halten sich diese Weine bei guter Lagerung, bzw. wann sind sie auf dem Höhepunkt? (ich dachte ja, dass er sehr bald getrunken werden muss).
2. Da ich heute mit dem Essen etwas danebenlag- Welches Essen würdet ihr zu einem solchen Wein empfehlen? Dachte gerade an Entenbrust oder Wild (z. B. Hirsch- oder Rehrücken.) Oder ist da das Essen zu kräftig?

Moin LaVo,

meine ältesten Bojos sind von 2009 und ich fand die Flaschen, die ich in den letzten beiden Jahren getrunken habe am besten. Ich verfolge es weiter, aber 10-15 Jahre würde ich für die langlebigeren Exemplare auf jeden Fall ansetzen und Moulin-a-Vent ist tendenziell der strukturierteste Beaujolais. Josh Raynolds (Vinous) gibt konkret für diesen Wein (den ich nicht kenne) ein Trinkfenster von 2020 bis 2025 an (was ich für Moulin-a-Vent eher vorsichtig finde).
Ich finde Beaujolais relativ gut kombinierbar. Huhn würde mir einfallen, auch kräftiges Gemüse, Wild geht sicher auch (habe ich aber noch nie probiert)

Grüße
Stefan
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amateur des vins

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Re: Beaujolais

BeitragSo 3. Jan 2021, 19:05

LaVo hat geschrieben:Moulin-À-Vent, Daumaine Paul Janin et fils, Vignes du Tremblay, 2015
Ich kenne die Domaine (sic!) nicht.

Generell ist die Spanne bei Beaujolais ziemlich groß: Selbst wenn man den unsäglichen primeur außer acht läßt, findest Du alles von schlichten dünnen Wässerchen, die am besten sofort getrunken werden, bis hin zu Topweinen, die den Vergleich mit Premier Crus von der Côte d'Or nicht zu scheuen brauchen. Entsprechend würde ich die auch einsetzen: Bei letzteren würde ich auch ohne zu zögern zu Ente oder Haarwild greifen; auch Federwild kann gut gehen. Erstere würden da untergehen; Pasta oder Ratatouille, beides durchaus auch mit Tomate, wären da Möglichkeiten.
Créot hat geschrieben:Moulin-a-Vent ist tendenziell der strukturierteste Beaujolais
Kann man so sehen, und auch der dichteste. Ich denke auch, daß die Topcrus 10 Jahre locker abkönnen. Ob das auf den Vignes de Tremblay zutrifft? Keine Ahnung, aber nach dem, was LaVo schreibt, scheint er ja noch keinerlei Alterungstendenzen zu haben.

Auch wenn gute Beaujolais altern können, bin ich nicht sicher,ob sie das auch sollten und davon profitieren. Mit Beaujolais älterals 10 Jahre fehlt mir aber schlicht die Erfahrung. Und es hängt natürlich auch sehr stark von Deinen Vorlieben ab.
Besten Gruß, Karsten
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LaVo

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Re: Beaujolais

BeitragSo 3. Jan 2021, 20:04

Vielen Dank für eure Antworten, Stefan u. Karsten!
Genau, ich habe wenig Angst, dass der Wein, so kräftig wie er gestern war, schnell zu seinem Ende kommt. Werde in den nächsten 12-15 Monaten die nächste Flasche öffnen, zu etwas Kräftigerem (könnte mir da tatsächlich die Entenbrust gut vorstellen). Dann dürfte er auch noch etwas runder sein.
amateur des vins hat geschrieben:
LaVo hat geschrieben: Ich kenne die Domaine (sic!) nicht.

Oha, das ist mir ja schon ziemlich peinlich zum Einstieg hier, danke für den Hinweis! In meiner Kellermeister-App hatte ich es richtig geschrieben. :oops:
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amateur des vins

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Re: Beaujolais

BeitragSo 3. Jan 2021, 20:25

Du, wenn ich für jeden meiner Typos einen Euro bekäme, wären das ziemlich viele schöne Flaschen... ;)
Besten Gruß, Karsten
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