Beaujolais

Es scheint, als bekämen die besseren Beaujolais (v.a. die Crus) so langsam die Aufmerksamkeit, die ihnen gebührt. Gestern flatterte mir der neueste Newsletter von Pinard-de-Picard ins Haus, den ich manchmal gleich ins Altpapier verfrachte, manchmal aber auch interessiert lese. Dieses Mal fand sich dort ein sehr schön geschriebener Beitrag über eine Reise der Herren Seiwert, Keller und Rayer ins Burgund mit einem Abstecher ins Beaujolais wieder.

Ick war schon völlig frustriert jewesen, weil so viele der von Jancis Robinson dieses Frühjahr so hoch gelobten Beaujolais Crus (bei denen es kaum welche über 20 Euro gibt - die von PdP sind da die Ausnahme) zwar in England, den USA und in Skandinavien vertrieben zu werden schienen, nicht aber bei uns. Als rühmliche Ausnahme ist mir Wein-Kreis bekannt, es gibt aber sicher noch weitere.

Hier ist ein kostenfrei einsehbarer Artikel von Jancis Robinson zu Beaujolais 2009: http://www.jancisrobinson.com/articles/a201007132.html

Ich hoffe drauf, dass noch mehr Weinhändler in unseren Landen mal einen Abstecher ins Beaujolais machen, sich umschauen und ein paar gute Produzenten nach Deutschland bringen. Der 2010er Jahrgang soll ja nicht so gut sein wie der 2009er, aber probiert habe ich selbst noch keinen 2010er. Vielleicht sind sie ja doch ganz gut.

Ich läute persönliche Beaujolais-Wochen ein mit einem 2009 Fleurie von Jean-Paul Brun (Terres Dorées. Hier ist ein ganz guter Text über die Weinbereitungsmethoden von Brun: http://louisdressner.com/Brun/. Ich habe nicht besonders große Erfahrungen mit Beaujolais, deshalb muss ich hinsichtlich Trinktemperatur, Luftzufuhr, Glas, usw. noch etwas experimentieren. Bei diesem Wein waren Mademoiselle und ich zunächst etwas ernüchtert angesichts einer deutlichen Nagellackentfernernote. Mit sinkender Trinktemperatur und erhöhter Luftzufuhr hat er sich aber gut entwickelt.

Hallo,

Klingt für mich, wie zur Unzeit geöffnet. Die 2005er Beaujolais - auch ein grosses Jahr- präsentierten sich bei der Abfüllung ebenfalls dünn und brauchten dann vier Jahre um zu morgonisieren.

Grüsse,

Wolf

Klingt für mich, wie zur Unzeit geöffnet.

Auf jeden Fall zur Unzeit geöffnet. Da man aber (jedenfalls hier im Osten) so gut wie nirgendwo spannende Beaujolais probieren kann, bleibt mir nichts anderes übrig, als verschiedene im Versandhandel bestellte 2009er Beaujolais Einzelflaschen jetzt zu probieren, um entscheiden zu können, wovon ich mir ein paar Flaschen mehr in den Keller lege. Der 2009 Terres Dorées Fleurie gehört vielleicht dazu, mal schauen.

Die 2005er Beaujolais - auch ein grosses Jahr- präsentierten sich bei der Abfüllung ebenfalls dünn und brauchten dann vier Jahre um zu morgonisieren.

Hugh Johnson sagt aber übrigens, dass Morgons mehr Reifezeit in der Flasche benötigen als die meisten anderen Beaujolais Crus. Überprüfen konnte ich das noch nicht.

[thvins]

Hallo Stephan,

einiges aus 2002 und vor allem 2003 macht derzeit viel Spaß, überprüfen kannst du´s aber meist nur durch Eigenentnahme aus dem Keller, in dem du so was vorher eingelagert und dann absichtlich vergessen hast.

Die Morgons sind dann schon eher nicht mehr als Gamay-Weine erkennbar, sondern wandeln sich in burgundische Richtung.

Auch gut für einige Jahre mehr an Reife finde ich die Weine aus Chenas, Brouilly, und vor allem Saint Amour und Moulin A Vent.

Klingt für mich, wie zur Unzeit geöffnet.

Auf jeden Fall zur Unzeit geöffnet. Da man aber (jedenfalls hier im Osten) so gut wie nirgendwo spannende Beaujolais probieren kann, bleibt mir nichts anderes übrig, als verschiedene im Versandhandel bestellte 2009er Beaujolais Einzelflaschen jetzt zu probieren, um entscheiden zu können, wovon ich mir ein paar Flaschen mehr in den Keller lege. Der 2009 Terres Dorées Fleurie gehört vielleicht dazu, mal schauen.

Die 2005er Beaujolais - auch ein grosses Jahr- präsentierten sich bei der Abfüllung ebenfalls dünn und brauchten dann vier Jahre um zu morgonisieren.

Hugh Johnson sagt aber übrigens, dass Morgons mehr Reifezeit in der Flasche benötigen als die meisten anderen Beaujolais Crus. Überprüfen konnte ich das noch nicht.

Solltest Du demnächst mal in OST-Berlin sein, melde Dich. Dann probieren wir ein paar 2005er Moulin A Vent und Fleurie zusammen. Es ist erstaunlich, welches Entwicklungspotential sich dort offenbart. Und dann klären wir, welche James Bond Filme noch zum Nickname taugen

Grüsse,

Wolf

Solltest Du demnächst mal in OST-Berlin sein, melde Dich. Dann probieren wir ein paar 2005er Moulin A Vent und Fleurie zusammen. Es ist erstaunlich, welches Entwicklungspotential sich dort offenbart. Und dann klären wir, welche James Bond Filme noch zum Nickname taugen

Gerne. Ich meld mich dann und finde sicherlich auch noch eine passende Flasche für den Anlass.

Moin, moin,

wollte die letzten Tage vermeindliche Jahrgangsproblemflaschen aus dem Beaujolais vernichten und wurde mehr als positiv überrascht. 2004 gilt nicht gerade als Topjahrgang und in der Vergangeheit war ich von meinen Vor-Ort-Einkäufen auch nicht mehr sonderlich überzeugt, denn irgendwie waren die 04er von diesem Weingut immer ein wenig garstig, unausgewogen und deutlich hinter meinen Erwartugnen zurückgeblieben.

Doch das ist nun völlig anders. Ich hatte zwei wunderbare Weine im Glas, die beide eine tolle Frucht zeigen und herrlich "im Trunk" sind - wie das Herr Kössler stets so schön formuliert. Das Holz ist zu erkennen, jedoch bestens integriert. Beide Tropfen sind unglaublich trinkig und es fällt mir sehr schwer die Hand vom Glas zu nehmen. Im Stil sind und bleiben sie ungewöhnlich für Beaujolais, aber eine eigene Handschrift ist auch die Maxime des Hauses, denn im barrique wird im Beaujolais immer noch wenig ausgebaut, die Maischestandzeiten sind wohl mit die Längsten in der ganzen Region und die Reben gehören zu den ältesten, die es heute vor Ort noch gibt. Was hatte ich im Glas??

Gestern einen 2004er Brouilly Cuvée des Fous von Jean-Claude-Lapalu, eine Schatz an feinfruchtiger Süße und Eleganz, saftig und ausgewogen. Jetzt in der Blüte seines Weinlebens, mit allem ausgestattet, was zu einem hedonistischen Wein gehört. Besonders gut gefällt mir die Kombination aus rotbeerigen Früchten, mittelgewichtigem Körper, bestens integrierten Holzaromen, weichen Tanninen und einer gewissen Leichtigkeit des Seins. Einerseits ein "Strahlemann", andererseits auch mit Charm und einer gewissen Eleganz ausgestsattet - Bourgeoisie wie sie schöner nicht sein kann. (Grundlage für diesen schönen Tropfen sind 100 Jahre alte Reben mit einer Pflanzdichte von ca. 14.000 Stück pro Hektar) - 92 Punkte

Heute dann die eine andere Flasche aus gleichem Hause, einen 2004er Beaujolais-Villages Le Reng du Merle. Entsprechend der Aussage meines Weinhändlers von damals die reifesten Trauben des Brouilly Cuvée des Fous; dieser Wein ist jetzt Sinnlichkeit pur; weich im Trunk und mit einer sooo schönen Fruchtigkeit von roten Beeren ausgestattet, dass ich mir jeden Joghurt damit verfeinern möchte. So soll Frucht schmecken und nicht wie die ganzen verzuckerten und mit Aromen voll gekleisterten Joghurt-Dinger, die man Land aus Land ab im Kühlregal findet. Die Frucht ist vielleicht noch ein wenig ausdrucksvoller als beim Brouilly. Beide Weine haben gemeinsam eine nahezu perfekte Harmonie und sind wohl jetzt in der Blüte ihres Lebens. 93 Punkte

Das Thema Beaujolais nimmt in Weinblogs an Fahrt auf, siehe nur hier:

http://www.thedrinksbusiness.com/2011/0 ... of-change/
http://www.originalverkorkt.de/2011/07/ ... paul-brun/
http://www.winerambler.net/wine/chateau ... olais-2009
http://blindtastingclub.net/?p=4334
http://weinverkostungen.de/das-beaujolais-entdecken/

Jancis Robinson wird in Kürze ihren Jahrgangsreport 2010 veröffentlichen und hat schon durchblicken lassen, dass der 2010er Jahrgang wieder ganz gut geworden ist, bei jedoch voraussichtlich geringerem Entwicklungspotenzial im Vergleich zu 2009.

Mein Plan, gemütlich ein paar Flaschen zu probieren und dann meine Favoriten aus 2009 nachzukaufen, hat sich weitgehend erübrigt. Viele 2009 Beaujolais, die ich als Einzelflaschen vor ein paar Wochen bestellt habe, sind schon wieder ausverkauft.

Hier ein paar Zahlen zum Anbaugebiet Beaujolais mit Details zu den Crus: http://www.jancisrobinson.com/articles/a20110714.html

Jancis R. hält den Jahrgang 2010 wieder für sehr gelungen mit recht lebendiger Säure, weniger Tannin als 2009 und einer eher nicht so großen Lagerfähigkeit verglichen mit 2009.