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Bordeaux 2010

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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UlliB

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Re: Bordeaux 2010

BeitragSa 13. Mai 2017, 11:31

Stephane Franc hat geschrieben:Pontet Canet 2010

Eine niedliche Demi, 1 h geöffnet, dann ohne weitere Belüftung ins Gabriel Gold-Glas, 16 Grad kühl:

Es empfängt einen ein undurchdringliches, dunkles Brombeer-Purpur.
Ein süßer Duft von Veilchen, Vanille und rosafarbener Rosenblüte, aber auch Zimt und Weihnachtsgewürze macht Vorfreude auf den ersten Schluck. Blind könnte ein hochreifer Neue-Welt-Shyraz im Glas sein. Ganz minimale reduktiv-hefige Note, dem "jungen" Alter wohl geschuldet oder der Biodynamie? Ich mag das.
Am Gaumen süße Amarenakirsche, feinkörnige und sehr transparente Tannine, sehr gut integriertes Holz, rotbeerig-würzige Mitte, umspielt von Rosenduft, Veilchen und reifer, sahniger Erdbeere. Ein Spiel der Aromen im Laufe der Verkostung, das man in dieser Form eher von deutschen Rieslingen kennt. Cassis, Himbeere, Erdbeere, Säure, Tannine satt, aber immer transparent.

Wie kritische Stimmen schreiben, kein typischer Pauillac. Stimmt. In der Weinwelt kaum verortbar. Aber ein verdammt guter Wein, den ein Bdx-Liebhaber ohne Berührungsängste mit anderen Stilistiken lieben müsste.

97-98 Punkte, optimale Trinkreife 2022 (bis 2040?)

Sehr schöne Verkostungsnotiz, die sich mit meinem Eindruck vor gut drei Jahren deckt, siehe hier: viewtopic.php?f=21&t=79&p=70547&hilit=pontet#p70547

Wie Du sagst: in der Weinwelt kaum verortbar. Und das stört mich dann doch, und offensichtlich mehr als Dich.

Gruß
Ulli
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Stephane Franc

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Re: Bordeaux 2010

BeitragSa 13. Mai 2017, 13:19

Lieber Ulli,

deine Bedenken bzgl. der Typizität kann ich absolut nachvollziehen. Ich hoffe und weiß es letzlich, dass Du mich nicht zum Bdx-Banausen erklärst, nur weil mich das.weniger stört als Dich. Danke für Deinen Link zu Deiner älteren Verkostung.

Viele Grüße,
Stephane
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duhart09

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Re: Bordeaux 2010

BeitragSo 14. Mai 2017, 10:51

Ja, den Pontet Canet habe ich auch vor kurzem bei der Vrtikale junger Pontet Canets unserer Frankfurter Bx-Runde als mysteriös, aber doch wunderbar wahrgenommen:

"2010 fiel völlig aus der Reihe. Eine extrem seltsame Aromenmischung in der Nase mit Rauch, besonders am Anfang dominierend, dann Pfeffer, Speck und Butter (und nein, es lag nicht an einem in der Nähe servierten Essen). Das Rauchige und Speckige zeigte sich dann gemäßigt auch im Mund. Maul voll Wein (voll auskleidend), dunkle Beeren und Karamell kamen mit der Zeit hinzu. Im Gegensatz zum 2009er baute der Wein im Glas immer weiter aus, verwandelte sich über die Zeit immer wieder. Schokolade, dann wieder das karamellige, was ich oft in St. Julien-Weinen schmecke, dann aber auch heftige Veilcheneindrücke, eine Assoziation zu einem modern vinifizierten 2005er-Margaux (war das seinerzeit Lascombes?) bei oder kurz nach der Arrivage. Ein Monsterwein und eher für seine Komplexität und Mysteriösität von mir 20 P., ich habe aber keine Idee, wohin sich dieser Wein einmal entwickeln mag."

Siehe auch hier:
viewtopic.php?f=29&t=2216&start=80#p100657

Gruß
Uli
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graves

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Re: Bordeaux 2010

BeitragSo 14. Mai 2017, 15:35

duhart09 hat geschrieben:Ja, den Pontet Canet habe ich auch vor kurzem bei der Vrtikale junger Pontet Canets unserer Frankfurter Bx-Runde als mysteriös, aber doch wunderbar wahrgenommen:


Für mich war das in besagter Vertikale von den verkosteten Jahrgängen (leider aufgrund geringer Präsenz nur 96, 00, 01, 06, 09 und 10) der beste Wein. Wobei in der Kategorie "aktuelles PGV" 00 (da günstiger und ausgereifter) durchaus attrakktiv war.
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Sauternes

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Re: Bordeaux 2010

BeitragSo 28. Mai 2017, 20:55

Gestern im Glas La Dame de Montrose, ein starker Wein, sehr stimmiges Gesamtpaket, schöne Frucht in der Nase und am Gaumen. Für mich am Anfang der Genussphase.
Wenn ein Zweitwein schon so beeindruckend schmeckt, wie ist dann erst der Erstwein :?: , beim 2010 werde ich das bestimmt nicht rausfinden.
Ich habe den jetzt probiert um herauszufinden ob der in der Sub 2016 was für mich wäre, eine entgültige Antwort habe ich noch nicht gefunden.
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port_ellen

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Re: Bordeaux 2010

BeitragSo 11. Jun 2017, 19:14

das päärchen 2009/2010 vom rollan de by:

der 2010er ist im duft reifer, süßer, komplexer, entwickelter, dafür im geschmack leichter, weniger intensiv und komplex.

Duft: pflaumenmus, tabak, schokoladenkuchen, etwas espresso, etwas rotfrucht. typ: süss, weich, lecker.
geschmack: ausgewogen fruchtig, mittlere fruchtsäure, etwas dropsig, mittelfeine tannine, vorne frucht, hinten saft und tannin begleitet von leichten tabak + schoko-aromen. mittelgewichtig, mittellang, nicht so süß wie der duft verspricht.
aktuell würde ich den 2009er höher einschätzen, 90 vs 89 punkte wenns sein muss.
könnte in 5 jahren den 2003er überholen.
der 2010er auch, wenn sich der geschmack weiterentwickelt, wie es der duft verspricht.

beide jeden euro wert (ca. 15 in der subs) und mit mindestens 5-10 jahren entwicklung nach oben.

gruss, m
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
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manubi

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Re: Bordeaux 2010

BeitragMi 14. Jun 2017, 12:35

Zum Glück hat diesmal der Händler nicht zu sehr übertrieben: ausnahmsweise einmal ein günstiger Bordeaux.

Bild

Noch sind 8 Flaschen da, das Verfahren kann also noch mehrfach wiederholt werden.

Beste Grüße

Manfred
Ich koche immer mit Wein. Manchmal kommt sogar etwas davon in den Topf . . .
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Michi

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Re: Bordeaux 2010

BeitragDi 4. Jul 2017, 16:04

Habe kürzlich einen Haut Ballet 2010 erstanden, um mich bisschen schlau zu machen welcher Stil bzw. Richtung in Bordeaux mir am besten zusagt. Hab noch nicht sehr viel Erfahrung...

War sehr überrascht das laut cellartracker das Trinkfenster 2016 endet(ab 2014).

Wie seht ihr das, ist das ne gute Annahme, oder bezieht sich das Trinkfenster auf die Primärfruchtphase vor der Verschlussphase?

Hätte ein längeres Trinkfenster erwartet. Mir ist klar das ein "kleiner" Bordeaux aus dem Fronsac keine 20+ Jahre braucht bis zur optimalen Reife, jedoch erscheint mir das Trinkfenster arg kurz. Immerhin sprechen wir 2010 da dachte ich das der sich länger hält.

Kann man generell sagen das abgesehen von den Premier Crus die kleineren Chateaus auch in guten Jahren früh Trinkreif sind und dann schneller abbauen?

Vielleicht können die erfahrenen Weinkenner mir hierzu ne Einschätzung geben.
Dankeschön schon mal,
gruß Michi
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harti

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Re: Bordeaux 2010

BeitragDi 4. Jul 2017, 20:37

Hallo Michael,

mir sagt das Weingut gar nichts, aber es scheint ja nicht der allerkleinste Fronsac zu sein. Jancis R. gibt dem Wein immerhin eine Trinkprognose bis 2025 und schreibt:

Ch Haut-Ballet 2010 Canon-Fronsac
16.5

Neat, dense, well balanced and very ripe but appetising. Well done, Fronsac! Nothing second best about this except perhaps its ability to age.

Dies entspricht auch meiner Erfahrung. Gute Fronsacs sollten 10-15 Jahre locker durchhalten, wobei sie aber sicher nicht so lange aufbewahrt werden müssen. Ich hatte kürzlich einen 2009er Moulin Pey Labrie im Glas, der als Essensbegleiter sehr viel Spaß gemacht hat, aber durchaus noch weiter im Keller verbleiben kann.

Grüße

Hartmut
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toska

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Re: Bordeaux 2010

BeitragDi 4. Jul 2017, 20:57

toska hat geschrieben:Haut Ballet 2010

dunkles Rubinrot, fast schwarz

süße Kirschen, rauchig, Pflaumenmarmelade, reif, Lakritze, offen, Früchtekuchen, etwas lackig-alkoholisch mit mehr Luft

Plaumenkompott, schöne Frische, tolle Struktur, samtige, gut stützende Tannine, kräftiger, etwas wärmender Alkohol, aber in Balance mit der vorhandenen Substanz, Tannin kleidet den Gaumen wie ein Vorhang aus, langer Abgang, dunkle Schoko-Kaffee-Noten gepaart mit frisch säurerlichen Einsprengseln, dicht.

Fazit: Ich hab diesen Wein im März 14 aufgemacht, weil ich endlich einen 10er kosten wollte. Die Enttäuschung war groß, der Wein völlig verschlossen, null Eleganz, keine schmeichelnden Fruchtaromen, aber schön präsenter Alkohol- ein "Unwein"und klarer Fall von einem Fehlkauf (2 Flaschen noch im Keller). Den Rest der geöffneten Flasche hab ich dann in kleine Glasfläschchen abgefüllt und im Keller verstaut- so gut, dass ich sie erst heute (2 Jahre später) wiedergefunden habe. Der Wein hat sich mittlerweile geöffnet u. v.a. ausbalanciert. Schon im Bukett hat sich die Metamorphose angekündigt und am Gaumen hat sich die Erkenntnis offenbart: aus der Enttäuschung ist ein tolles Weinerlebnis geworden, Frische, Struktur, Geschmacksfülle, viell. nicht der komplexeste Vertreter u. etwas zu wärmend im Abgang, aber für 15€ Sub-Preis ein Spitzenwert. 91P (mit Luft nach oben)


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