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Bordeaux 1996

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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maha

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Re: Bordeaux 1996

BeitragSo 1. Mai 2016, 17:22

Château La Lagune 1996

Pop and pour. In der Nase krasses Medoc Parfum. Kein schlappes Deo, richtig offener Duft. Dunkel, animalisch, leichter Kuhstall, erdige Noten. Zum rein riechen. Man mag die Nase gar nicht aus dem Glas nehmen. 

Am Gaumen Kräftiger Antritt. Nelke, Gewürze, Gartenkräuter und dazu dunkle Beeren. Etwas Leder und leicht laktisch. 
Dann aber im Abgang ein krasser Bitterton den ich nicht zuordnen kann. Meine Frau bemerkt ihn nicht, ich aber dafür umso heftiger. Ich muß den Wein zunächst zur Seite stellen so sehr stört mich dieser Ton. Das paßt gar nicht zum Resteindruck. 
Nach einer Stunde bessert sich das. Am nächsten Tag ist er komplett verschwunden. Lag es evtl. an meinem Abendessen? 

Am nächsten Tag zeigt er sich generell etwas harmonischer, runder. Die Säure ist besser eingebunden und die Frucht noch etwas dunkler. Die Kräuter passen auch besser ins Gesamtbild. 

Sieht man mal von dem Bitterton ab (den aber nur ich hatte und nur kurz nach dem Öffnen), ein hervorragend gealterter Bordeaux von dem ich gerne noch ein paar Flaschen im Keller hätte. 

Gruß Marko
Der schönste Sport ist der Weintransport!
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Kle

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Re: Bordeaux 1996

BeitragSo 1. Mai 2016, 20:19

Hallo Marko,

vielen Dank für die lebendige Beschreibung. Es kam mir vor wie ein livestream - ich habe mitgezittert.

Gruß, Kle
—People may laugh as they will—but the case was this.
Tristram Shandy
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dylan

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Re: Bordeaux 1996

BeitragFr 24. Jun 2016, 17:05

Hallo zusammen,

hat jemand in letzter Zeit Montrose im Glas gehabt und wenn ja, mit welchem Ergebnis?

Grüße

dylan
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Trinkfreude

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Re: Bordeaux 1996

BeitragSa 13. Aug 2016, 21:46

Hallo zusammen,

heute gibt’s mal wieder was Feines: Pichon Comtesse 1996. Diesen Wein hatte ich vor vielen Jahren mal im Glas, als er noch viel zu jung war, aber schon damals war seine Klasse unverkennbar. Seitdem hatte ich ihn jahrelang nicht mehr, dementsprechend war ich sehr gespannt.

Mittags geöffnet und ein kleines Probeglas eingeschenkt… da ist es, dieses unvergleichliche Pauillac-Parfum. Wie aus dem Lehrbuch. Genau wie der 96er Baron vor einem halbem Jahr ist die Nase sofort da, der Wein entfaltet unmittelbar nach dem Öffnen bereits eine enorme Komplexität: Rauchiges Holz, Zimtnelken, Bleistift… Frucht zunächst noch im Hintergrund, aber man ahnt sie schon, auf Samtpfoten schleicht sie sich nach vorne. Ich erkenne nichts von der Überreife, die diverse Verkoster beschreiben – hohe Reife sehr wohl, aber nicht darüber. Zerstoßene Mandeln kommen bald dazu, auch ein Hauch von grünen Blättern. Der ist für mich typisch Comtesse, in manchen Jahren ist er ja recht auffällig (und stört mich dann), aber hier ist er so dezent im Hintergrund, dass er einfach nur belebend wirkt und den Aromenfächer erweitert. Diese Nase ist wirklich kaum zu schlagen, und noch dazu passt sie ideal zum Namen, denn sie ist gleichermaßen aristokratisch und verführerisch. Nicht so hedonistisch wie der 96er Ducru, der mehr von der reifen Frucht lebt, und nicht so Herrensalon-streng wie der Baron (wenn auch in diesem Jahrgang nicht meilenweit entfernt), sondern genau in der goldenen Mitte.
Im Mund ist sofort spürbar, dass hier der reife, seidige Gerbstoff und die Säure in wunderbarem Gleichklang sind, beides perfekt dosiert. Anfangs ist ein höchstens mittlerer Körper wahrzunehmen, der Wein hat zunächst eher eine sehnige, athletische Statur und bietet noch keine Süßewahrnehmung. Doch schon nach etwa 5 Minuten im Glas beginnt er an Volumen zu gewinnen und deutet die spätere Richtung an.

2 Stunden später hat sich dann die Nase gefunden, die reife Frucht (dunkle Beeren) hat die zentrale Rolle eingenommen und alle anderen Facetten um sich herum gruppiert. Eine flüchtige Ahnung von Steinpilzen huscht vorbei, die grüne Note geht im Laufe der Zeit eher in mediterrane Kräuter über (Oregano?). Im Mund wirkt er nun noch konzentrierter als vorher, auch hier regiert nun die Frucht, der Wein hat ungemein an Fülle und Schmelz gewonnen, ohne dabei im mindesten schwerfällig zu sein – er trinkt sich einfach richtig gut, so dass man sich selbst disziplinieren muss, um ihm genug Zeit zur weiteren Entfaltung zu lassen.

Für mich ist das a) ein uneingeschränkt großer Wein und b) der Inbegriff von Pauillac. Ich sehe ihn – diese konkrete Flasche – noch einen winzigen Tick vor den anderen top 2èmes des Jahrgangs (ausgenommen LLC, den habe ich noch nicht angefasst), also 97P. Und noch weiteres Entwicklungspotenzial.

Viele Grüße
Jürgen
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gddg

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Re: Bordeaux 1996

BeitragSa 27. Aug 2016, 20:47

Trotz heissem Wetter hatte ich heute mal wieder Lust auf ein gutes Glas Rotwein - die Wahl viel auf meine letzte Flasche Rauzan Segla

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miromo

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Re: Bordeaux 1996

BeitragFr 24. Feb 2017, 19:45

neulich im Glas: Léoville Poyferré 1996

Nase: nobel, verhalten und klassisch, sehr feingliedrig zedrig -minzig– mineralisch, dahinter eine Frucht changierend zwischen Schwarzkirsche und Hagebutte, schwarzer Tee, die Terroirwürze ist in einer 3. Schicht versteckt, kühler Kern, warme Ausstrahlung.

Am Gaumen ebenfalls sehr feingliedrig, Textur fast seidig, sehr ätherisch-transparent mit Druck ohne Schwere, mehr Finesse als Kraft, Frucht auch wieder zwischen Kirsche und Hagebutte, die Tannine poliert und fein, fächern ätherisch-minzig im Gaumen auf, der gehörig mit Unterholznoten ausgekleidet wird. Zug und Rasse im Abgang, sehr lang. Könnte aber nach meinem Gusto zum Solotrinken einen Tick mehr Fett, Frucht und Terroirwürze haben (hierfür gibt‘s einen Punkt Abzug), dafür aber ausgezeichnet zu Lammkarree.
Insgesamt ein sehr klassisch-harmonischer St. Julien der Oberklasse, jedoch kein großer Wein. Dafür wahrt mir dieser seriöse Herr im Anzug doch zu sehr den ganzen Abend die Contenance.
92 Punkte
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innauen

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Re: Bordeaux 1996

BeitragSo 4. Jun 2017, 22:50

Hallo,

wieder mal ein 96er, der jetzt erst anfängt Spaß zu machen. Da war auch ein hartes Brett zu bohren, aber es hat sich gelohnt:

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Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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Segla

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Re: Bordeaux 1996

BeitragSo 11. Jun 2017, 20:56

Auch mich hat die 16er Subs animiert mal wieder eine gute Flasche Bordeaux zu öffnen. Grand Puy Lacoste 96.
Sehr schöne reife Cabernet Nase. Und so geht es auch weiter! Süßer, reifer, kühler Cabernet. Ganz fein, filigran, leicht rauchig, etwas Tabak. Kein Powerwein, und doch viel Druck. Für mich voll auf dem Punkt. Lang, und sowas von Pauillac.... Das ist Bordeaux, und wohl auch der Grund, warum ich mir so etwas wie die 16er Subs immer noch antue :lol:
Punkte? Sagen wir 94. Wenn der 16er nur nicht einen gar so stolzen Preis hätte...
Gruß Segla
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 1996

BeitragDi 20. Jun 2017, 20:34

Phelan Segur 1996, Saint Estephe, 12,5%
2. Ohk auf....pop n' pour
High fill, Korken 1mm durch
Auf den Punkt.
Erdig, schwarze Beeren, Zedernholz, Tabakblätter,
seidig elegant, stützender Säurebogen, mittlere Länge.
Yep baby. Das ist das nördliche Medoc.
Einen Wein von der Typizität und Qualität haben "die " weder vorher noch nachher produziert.
.....eigentlich ein Trauerspiel.....da wirken Produkte wie 03, 09, 10 und Folgejahrgänge geradezu groteskt.......finden aber offenbar ihre Klientel.....und das bei den Preisen......damals für um Mitte 30DM bei Globus.......zum Glück hat' s noch. :)
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 1996

BeitragFr 21. Jul 2017, 23:26

Batailley 1996
..aus der Zeit gefallen
...eine Remineszenz an die 80er und 70er...klassischer Ausbau....altfassig, säurelastig, diffuse unpräzise Frucht.
Bin ich da schon zu weit weg im neuen Stil der Zeit?
Kein klassifiziertes Niveau.....der 95er vor gut einem Jahr hatte von Allem mehr.....und auch mehr Potential. Für seinerzeit 35DM o.k......mehr aber auch nicht.......die restlichen Flaschen dürfen zittern.
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