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Bordeaux 1989

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Polyphenol

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Re: Bordeaux 1989

BeitragMo 25. Feb 2013, 00:49

Chateau Leoville Las Cases (1989, St. Julien, FRA)
0,75 L Flasche, nicht dekantiert, am Heiligabend 2012 im erweiterten Familienkreis getrunken.
Verkostungsnotiz: Klassisches Bordeauxrot. Eine Komposition von frischem Brot, Kirsch und  Kaffee als Bukett. Ein Mund  voller roter Beeren, drahtig und klar zeichnend. Weiche Tannine in den Backenhöhlen.
Kommentar: Ein Klassiker von einem Claret. Was aber fehlt ist ein "noch mehr" an eigenständigem Charakter, der ganz große Weine auszeichnet. So gesehen ist diese Flasche eine kleine Enttäuschung, auch bedingt durch die hohen Kritikernoten. Trotz aller Kritik, der LLC 1989 ist ein sehr, sehr guter Wein.
Bewertung 7/10 PPP (ca. 93/100 Punkte)
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Bottlebinder

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Re: Bordeaux 1989

BeitragFr 3. Mai 2013, 09:58

Chateau Cantemerle 1989

Am ersten Tag vollmundig, abgeschmolzenes Tannin, aber mit Grip und guter Säure und recht monolithischer Kirschfrucht, etwas Minze.
Am zweiten Tag hatte der Wein deutlich an Komplexität gewonnen: schwarzer Trüffel, Waldboden, Marzipan, Süßkirschen, Milchschokolade und weiter diese sich sehr harmonisch einfügende fruchtige Säure, die einen langen erfrischenden Abgang gestaltet. Noch nicht am Ende seiner Entwicklung angelangt. Die letzte verbleibende Flasche lasse ich noch lange liegen. Großartiger Genuss, 93 Punkte.
Grüße
Mathias
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duhart09

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Re: Bordeaux 1989

BeitragDi 4. Jun 2013, 07:43

Nachdem ich letzte Woche bei unserer kleinen Demi-Probe in kleiner Besetzung mit der Frankfurter Bordeaux-Runde den Lagrange 1989 mit ziemlicher Begeisterung probiert hatte

...im zweiten Flight eine kleine Vertikale, die viel Spaß machte:

Ch. Lagrange (St. Julien) 1989: Noch ziemlich dunkle Farbe, aber leicht wässriger Rand. Schöne, klassische Nase, am Gaumen anfänglich Cabernet-Paprika, dann dunkle Kirschen, leicht erdig, ungemein rund und schön, ein phantastischer Trinkspaß! Der Wein wirkt bei aller Harmonie vielleicht wegen seiner Konzentration auf mich jünger. Parker hatte eine Trinkreife bis 2012 prognostiziert, aber selbst hier aus der Halben sind da bestimmt noch etliche Jahre mehr drin. 19 P. von mir und ich glaube für alle vier Teilnehmer "Wine of the night"!

Ch. Lagrange (St. Julien) 2001: Mittleres Dunkelrot und eine massive Kuhstall-Nase, später tritt noch etwas Lakritz zur Nase hinzu. Auch hier zeigt sich der Cabernet am Gaumen, aber weniger stark als beim 89er. Die für das Weingut aus meiner Erinnerung heraus typische Karamelligkeit, Cremigkeit ist auch bei diesem sehr charmanten Wein ausgeprägt. Haben wir an diesem Abend ein Glück! 18-19 P.

Ch. Lagrange (St. Julien) 2004: Der Karamellton beherrscht hier schon die Nase, dann sind aber auch Süße und rote Kirsche zu vernehmen. Am Gaumen sehr samtig und Eindrücke von Schwarzwälder Kirsche und dann nach einer Weile auch noch von roten Johannisbeeren, sicherlich ein sehr interessanter Wein, aber der Charme des 01ers überwiegt für mich doch knapp, aber 18+ P. sind ja immer noch ein Wort. Ein toller Flight und eine gute Erinnerung daran, dass man eigentlich viel öfter Lagrange trinken sollte, zumal die Weine ja "im Peergroup-Vergleich" doch recht erschwinglich geblieben sind.


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...habe ich den am Sonntag auch meiner Frau zum geschmorten Lamm serviert und konnte so natürlich auch selber nochmals verkosten. Immer noch ein dunkler Wein mit etwas wässrigem Rand, etwas süßlicher Nase, am Gaumen schwarze Kirsche, Süße (meine Frau erkannte Bittermandel darin). Harmonisch und diesmal weniger jung wirkend auf mich als bei unserer Probe. Insgesamt fällt die Begeisterung leicht geringer aus als zuvor, liegt aber vielleicht auch an der Erwartungshaltung nach dem tollen Erstversuch, von mir 18+ P. Ein toller Wein!
Uli
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kristof

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Re: Bordeaux 1989

BeitragDi 4. Jun 2013, 09:12

Hallo Uli,
die Notiz zum 01er Lagrange lese ich mit großer Freude. Habt Ihr – und falls ja wie lange – belüftet? Ist der Wein jetzt auf dem Höhepunkt oder braucht der noch etwas? Klingt zumindest so, als könnte man jetzt sorglos ein Fläschchen (Normalformat) öffnen…
Viele Grüße,

Christoph
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duhart09

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Re: Bordeaux 1989

BeitragDo 6. Jun 2013, 07:50

Lieber Christoph,

wir haben zu Beginn der Probe alle Flaschen entkorkt und den Lagrange (bzw. die Lagranges) ja im zweiten Flight getrunken, d.h. die Flasche stand vielleicht ein knappes Stündchen offen oder so (wobei dann ja nicht sehr viel Luft an ihn herankommt wg. geringer Oberfläche). Allerdings handelte es sich wie geschrieben auch um eine Halbe, die ja nach herrschender Meinung schneller reift. Also, ein echter Experte auf dem Gebiet bin ich weiß Gott nicht, aber ich denke nicht, daß Du viel falsch machst, wenn Du den Wein bei einer regulären Flasche dekantierst. Zumal der Wein ja im Glas nicht zusammengefallen ist (was auch reichlich schockierend gewesen wäre). Bevor weitere Kommentare dazu kommen: ja, etwas off topic, aber die Frage bezog sich auf den 01er!

Gruß
Uli
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Trapattoni

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Re: Bordeaux 1989

BeitragDo 6. Jun 2013, 15:44

1989 Château Clerc Milon

Gestern nicht dekantiert fünf Stunden schön gemütlich weggeschlabbert.
Anfangs der typische Flatus stabularius, der aber sehr schnell verfliegt und dann wird es durch den relativ hohen Cabernet-Franc-Anteil mit dem Bestimmen sehr schwierig.
Ich hätte im Falle einer Blindverkostung zwischen rechtem Ufer und Margaux geschwankt, mich letztlich aber für Margaux entschieden.
Dieser Wein hat Noten von dunklem Tabak, Graphit, Lakritze, dunklen Beeren, Haribo Happy Cola mit ganz leicht Veilchen, der Holzeinsatz auch nach fünf Stunden immer noch gut wahrnehmbar. Anfangs ist er noch stark changierend, aber dann bleibt er lange, fast sich ein bisschen verschließend, auf hohem Niveau.
Säure, Tannine sind angenehm eingebunden, aber noch deutlich vorhanden, sodass er m.E. aus guter Lagerung seinen Höhepunkt - oder besser einen seiner Höhepunkte - noch vor sich hat. Leider fehlt mir ein bisschen die 89-typische Süße.
Die nächste Flasche werde ich etwas länger dekantieren... :mrgreen:
Es ist ein Old-style-Bordeaux, ehrlich, straight und ohne Schnickschnack, was mir sehr entgegenkommt und wofür er momentan 91+ Punkte verdient. :geek:

Grüße
Dieter
Die besten Vergrößerungsgläser für die Freuden dieser Welt sind jene, aus denen man trinkt.
(Joachim Ringelnatz)
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Polyphenol

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Re: Bordeaux 1989

BeitragDi 23. Jul 2013, 15:31

... und dann gab es noch diese kleine Flasche:

Chateau Margaux (1989, Margaux, FRA)
0,375 L Flasche, nicht dekantiert, Ende 07/2013 mit Bekannten zum Abendessen.
Verkostungsnotiz: Fahles, braunes Rubinrot. Volles Schoko-/Mocca-Bukett unterlegt mit Kirscharomen. Im Mund wie eine Mon Cheri Praline. Ein wenig spürt man eine Adstringenz im Abgang.
Kommentar: Die Farbe zeigte es an: diese Flasche hatte ihren Zenit überschritten. Trotzdem noch eine ganz passable Vorstellung (wobei man, meiner Meinung nach, dass bei einem Premier Cru auch erwarten kann). Vielleicht bin ich auch allzu streng im Urteil. Meine beiden Mitgeniesser jedenfalls fanden den Wein super (oder war's der grosse Name?) ;) !
Bewertung: 6/10 PPP (91-92/100 Punkte)

Viele Grüße,

Uli
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octopussy

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Re: Bordeaux 1989

BeitragMi 4. Dez 2013, 19:26

Hallo zusammen,

bei dieser gemischten 1989/1990 Probe hatten wir auch drei 1989er. Als erster der drei kam 1989 Château La Croix (Pomerol) ins Glas. Kein schlechter Wein, aber im Kontext der Probe verblasste er leider völlig.

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Interessant war der Vergleich von 1990 und 1989 Château Mouton-Rothschild und 1990 und 1989 Château Gazin. Die 89er Ausgaben der beiden Weine waren wirklich ganz erheblich und deutlich sperriger, verschlossener und widerspenstiger als ihre 90er Gegenstücke. Kann es wirklich sein, dass die 1989er immer noch nicht richtig trinkreif sind oder muss man sie nur stundenlang belüften?

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Beste Grüße, Stephan
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dylan

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Re: Bordeaux 1989

BeitragMi 4. Dez 2013, 21:07

octopussy hat geschrieben:
Interessant war der Vergleich von 1990 und 1989 Château Mouton-Rothschild und 1990 und 1989 Château Gazin. Die 89er Ausgaben der beiden Weine waren wirklich ganz erheblich und deutlich sperriger, verschlossener und widerspenstiger als ihre 90er Gegenstücke. Kann es wirklich sein, dass die 1989er immer noch nicht richtig trinkreif sind oder muss man sie nur stundenlang belüften?



Hallo Stephan,

nach meiner Einschätzung ist diese Frage zu verneinen. Ich fand auf der großen 89er Probe, von der Harti an anderer Stelle berichtet hat, alle Weine, u.A. auch Gazin und Mouton, extrem gut zu trinken. Das einige Weine, insbesondere Haut Brion und Margaux, noch deutlich zulegen werden, steht außer Zweifel, ändert aber an meiner Einschätzung nichts. Auch diese Weine waren schon jetzt mit großem Vergnügen zu trinken und wirkten alles andere als "sperrig, verschlossen oder widerspenstig".
Allerdings ist zu beachten, daß Flaschen nach 24 Jahren einen höchst unterschiedlichen Lebenslauf gehabt haben können. Und weiter können natürlich, wie du völlig zu Recht anmerkst, unterschiedliche "Vorbereitungszeremonien" von Relevanz sein.
Für mich ist der Jahrgang 1989 ein "to do Jahrgang", wobei allerdings bei fast allen Weinen, selbst bei den kleineren wie z.B. Meyney, ein langes Trinkfenster prognostiziert werden kann.

Grüße

dylan
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UlliB

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Re: Bordeaux 1989

BeitragMi 4. Dez 2013, 21:37

Richtig ist allerdings, dass die meisten 90er deutlich weiter entwickelt sind als die 89er Pendants vom gleichen Erzeuger. Ich kann mir gut vorstellen, dass deshalb die 89er bei einer direkten Vergleichsprobe "sperriger" oder "verschlossener" wirken, was sie isoliert betrachtet vielleicht nicht so sehr tun würden. Das übliche Problem: der Probenkontext beeinflusst die Einschätzung.

Sofern man beide Jahrgänge als "groß" ansieht, was immer noch weitgehender Konsens zu sein scheint, würde ich übrigens eher sagen, dass sich die 90er ungewöhnlich schnell entwickelt haben, als die 89er zu langsam. Viele 90er (auch von "großen Namen") haben schon vor rund einem Jahrzehnt die volle Trinkreife erreicht, was für Bdx aus guten Jahren eher ungewöhnlich früh ist. Glücklicherweise hat sich meine Befürchtung, dass die Weine dann auch schnell zusammenklappen würden, in den meisten Fällen bislang nicht bestätigt.

Gruß
Ulli
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