Bordeaux 2020

Wenn doch nur der Preis für die 21er nicht wäre...
Dann wäre das tatsächlich ein interessanter Jahrgang.
Da trinke ich fürs Erste meine 96er Medoc.
Davon geht auch ganz sicher Nichts auf die Auktion.....
Denke ich mag die Weine vom linken Ufer in 2020 deutlich mehr.
Sehr zufrieden mit Leoville Barton und Anderen.

Auf der Suche nach der Verschlussphase gab es eine interessante Untersuchung von Pontet-Canet 2020. Ich empfand den Wein so: Sensationelle Nase, im Mund Ernüchterung. Der Wein wurde zur tanningesättigten, hochkonzentrierten Gewürzbrühe, wobei die Gewürze nicht vital und facettenreich genug waren, um den Gerb- und Bitterstoffen etwas entgegenzusetzen. Ich habe über viele Stunden probiert und nach langer Zeit glaubte ich erste Anzeichen einer Verfeinerung zu erkennen. Es blieb aber so, dass er wie ein Zauberkasten mit körnigen, rußigen und wie ins Ungenießbare konzentrierten Grundsubstanzen war, aus denen ein Wunder entstehen kann, das kaum zu glauben ist, wenn es nicht erlebt wird.
Aus derselben Flasche haben mit mehrtägiger Verzögerung auch Michl und Marzemino probiert. Ihr Urteil fiel deutlich positiver aus, wenn auch Michl eine besondere Erfahrung machte:

Carsten, ich kann deine Eindrücke schon nachvollziehen, wäre da nicht dieser erste Schluck gewesen, der den Himmel öffnete. Aber das ist ja das Seltsame mit diesem Wein. Trinkt man ihn dann so, wie man halt Wein trinkt, baut er ab und ja, da bleiben viel Tannin und Aromen stehen, die du beschrieben hast. Aber dieser erste Schluck und diese Nase, meine Güte…

Alex schrieb u.a.:

Das wirkt reduktiv-monolithisch und dann doch mürbe und offen, kommt mit druckvoll tuschiger Frucht in den Mund um im nächsten Moment ätherisch und schwebend gleichsam zu verpuffen und ein sprödes Gerüst aus Phenolik und nasser Erde zu hinterlassen.

Für mich war Pontet-Canet 2020 weder in einer Frucht- noch in einer Verschlussphase, sondern eben völlig unfertig.Hätte ich in der Haut meiner Mittrinker gesteckt, wäre ich vielleicht verblüfft gewesen, wie eigenwillig er unter Lufteinfluss mit seiner Fertigstellung voranschreitet. So bleibt nur die Neugier auf die nächste Flasche in einigen Jahren.

Gruß, Kle

Eine kleine Anmerkung noch meinerseits: Alex und ich hatten den Wein blind im Glas. Weder Alex noch ich kamen auf Bordeaux, haben die Region sogar tendenziell ausgeschlossen. Wir irrten umher und nichts wollte so recht passen.

Dennoch war die Nase für mich überwältigend und der Wein gemessen an ihr und dem ersten Mundeindruck einer der besten Rotweine, die ich in den letzten Jahren im Glas hatte und klar groß.
Jetzt habe ich von Bordeaux so ziemlich gar keine Ahnung und weiß nicht, was daraus einmal werden könnte. Die ominöse Verschlussphase ist mir ein unbekanntes Mysterium. Aber vielleicht geschieht ja auch in diesem Fall das oft beschworene Wunder...
Carsten, noch einmal herzlichen Dank für deine Großzügigkeit, den Austausch und diese Horizonterweiterung!

Vielen Dank für die interessanten Eindrücke zum Pontet Canet 2020 .
Da mir der PC 2019 sehr gut gefallen hat, ist auch eine Kiste 2020 im Keller gelandet, zum probieren war er für mich aber nicht vorgesehen, da ist zuviel unbekanntes Zeug angekommen, was sich vorgedrängelt hat.
Trotzdem machen die Bewertungen schon neugierig.
Ich habe jetzt noch nichts zum Calon Segur 2020 gelesen, hat den vielleicht schon jemand probiert

Grüße Heiko

Aus der Demi, spät nach Release aber die Neugier war schon groß … Canon 20
AG in Vinous zu dem Wein: „There is simply nothing like great Canon. And the 2020 is unquestionably a great Canon —100 p.“
Eigentlich gibt es nicht mehr zu sagen, der ist einfach UNGLAUBLICH. Der erneut heiße Jahrgang komplett verleugnet, null Hitze, Schwere oder Breite, Alkohol (nominell immerhin 14.5) nicht merkbar. Klar aromatisch geht da noch viel mehr mit den Jahren die kommen, aber der Gaumenauftritt war sagenhaft — super fein (silky), saftig bis zum „ geht nicht mehr“ und eine Frische die dann endgültig alles klar macht in den wunderbaren Abgang mit lange nachhallenden Rückaromen. Mehr brauche ich nicht bei einem Wein
Abschließend – einfach absolut nicht vergleichbar mit dem was ich (und wohl viele andere Weinliebhaber) mit einem Rechtsufrigen aus einem warmen JG in Verbindung bringen. Das gelingt wohl nur auf bestem (kühlen Kalkstein–) Terroir, da würde mich glatt die „neue“ Troplong Mondot Stilistik im Vergleich interessieren, vielleicht hat da jemand im Forum schon eigene Erfahrung — auch im Vergleich?

Neben dem Montrose 19 ist dieser Canon jedenfalls der Wein des Jahres bisher und auch der beste junge Canon meiner Erinnerung noch vor 15, 16 und 19.

Dazu passend wieder mal ein interessanter Bericht zu den Jahrgangseinschätzungen 19—22, https://farrvintners.com/blog/post.php?post=2074

LG
Manfred

Hallo Manfred,
das liest sich ja nicht schlecht.
Troplong Mondot hatte UlliB im Juni im Glas ...
viewtopic.php?f=21&t=5592&p=161319&hilit=troplong+mondot#p161319

Viele Grüße,
Jochen

Das gelingt wohl nur auf bestem (kühlen Kalkstein–) Terroir, da würde mich glatt die „neue“ Troplong Mondot Stilistik im Vergleich interessieren, vielleicht hat da jemand im Forum schon eigene Erfahrung — auch im Vergleich?

Zwar nicht im Vergleich, aber im Juni hatte ich den Troplong Mondot 2020 im Glas und habe weiter oben im Thread dazu gepostet:

14,5%Vol. Im Kern fast schwarz, blickdicht, der Rand kirschrot ohne Purpurtöne. Üppige Nase, sehr reife Frucht, dunkle Kirsche, Pflaumenkompott, etwas Lebkuchengewürz. Holz erscheint lediglich als Bitterschokolade, der Wein strahlt Wärme aus, ohne dass ich diese klar dem Alkohol zuordnen kann. Im Gaumen zeigt sich, dass auch "neue" Troplong Mondot thematisch immer noch eng mit den alten verwandt sind, denn das Hauptthema ist hier nach wie vor Konzentration. Nimmt die sehr reife Frucht der Nase direkt auf, massives, aber sehr feinkörniges Tannin, das mit Zeit an der Luft minimal aufrauht. Gerade noch ausreichende Säure. Deutet viel Potential an, ist aber momentan klotzig und undurchdringlich. Alkohol ist aber eingebunden, Holz kaum merkbar. Lange haftend.

Ich sehe schon, wo Kelley vom WA seine 98+ Punkte hernimmt. Aber wenn ich Genusspunkte vergeben müsste, wären es momentan rund zehn Punkte weniger. Das ist mir einfach zu viel, da ist absolut null Eleganz und Trinkfluss. Das wird sich vermutlich noch fügen, was aber lange dauern wird, und ein wenig beunruhigt mich für die weitere Entwicklung die flaue Säure. Eine typische Merlotbombe

Dem merkte man das Warmjahr durchaus an, und wie zu lesen, war ich eher wenig begeistert. Der Wein hat allerdings unzweifelhaft seine Qualitäten, und wer die Stilistik mag, wird den Wein vermutlich toll finden. Meins war das jedenfalls nicht, aber ich tue mich mit den meisten Merlot-betonten Weinen vom rechten Ufer ohnehin schwer.

Gruß
Ulli

@Jochen: Danke - Kreuzpost.

@ Ulli & Jochen,
danke - den T.M. Eintrag hatte ich nicht mehr am Radar.
Klingt dann definitiv nicht nach einem "Canon- vergleichbaren" Wein, trotz aller angeblicher Stilistik Änderung gen mehr Eleganz und Trinkfluss. Werde dann die Finger davon lassen, tu mir mit solchen Weinen auch zunehmend schwer, leider noch einiges davon im Keller BHDL, Pavie M., etc.- vielleicht richtet es die Zeit.

LG
Manfred

Meine erste Verkostungsnotiz, here we go…

Chateau du Domaine de l‘Eglise

In der Nase Rumtopf, volle Karotte… die 15% Alkohol schlagen einem sofort ins Gesicht. Am Gaumen merkt man davon nicht wirklich was, zum Glück. Zwei Tage später hat sich die Alkoholnase etwas gelegt. Ich fande die Frucht am ersten Tag deutlich präsenter, zwei Tage danach kommen die Tannine etwas mehr zum Vorschein. In Summe bin ich nicht so richtig angetan, ich meine gewisses Potential zu erkennen. Ich bin gespannt, zwei weitere Flaschen liegen im Keller und ich werde mit der nächsten ein paar Jahre warten.


Greetz
Stephan

Aus der Demi, spät nach Release aber die Neugier war schon groß … Canon 20
AG in Vinous zu dem Wein: „There is simply nothing like great Canon. And the 2020 is unquestionably a great Canon —100 p.“
Eigentlich gibt es nicht mehr zu sagen, der ist einfach UNGLAUBLICH. Der erneut heiße Jahrgang komplett verleugnet, null Hitze, Schwere oder Breite, Alkohol (nominell immerhin 14.5) nicht merkbar. Klar aromatisch geht da noch viel mehr mit den Jahren die kommen, aber der Gaumenauftritt war sagenhaft — super fein (silky), saftig bis zum „ geht nicht mehr“ und eine Frische die dann endgültig alles klar macht in den wunderbaren Abgang mit lange nachhallenden Rückaromen. Mehr brauche ich nicht bei einem Wein

Gestern Abend im Glas war nicht Canon, sondern sein Nachbar - die Rebgärten grenzen unmittelbar aneinander:

Bélair Monange 2020 (St.Emilion 1er GCC "B") 14,5%Vol. Tatsächlich (und für mich überraschend) kann ich eine Zeile aus obiger Notiz komplett übernehmen: Der erneut heiße Jahrgang komplett verleugnet, null Hitze, Schwere oder Breite, Alkohol (nominell immerhin 14.5) nicht merkbar. Kein Primärfruchtkracher, sondern aromatisch zurückhaltend, aber nicht verschlossen, blüht an der Luft auf. Dunkelfruchtig, viel Tiefgang, Holz kaum spürbar, elegante Säure, superfeines Tannin, langer Nachklang. Sehr schöner Stoff.

Die Ecke da scheint 2020 wirklich ausgezeichnete Weine hervorgebracht zu haben. Wahrscheinlich sollte man auch noch Ausone probieren, wenn man das nötige Kleingeld dafür zusammenbringt

Gruß
Ulli