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Bordeaux 2004

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Trinkfreude

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Re: Bordeaux 2004

BeitragMo 22. Jun 2015, 21:38

UlliB hat geschrieben:Inwieweit legale jahrgangsübergreifende Verschnitte im Bordelais tatsächlich stattfinden, und in welchem Umfang, wird wohl im Dunkeln bleiben.

Meine Vermutung: Gibt's schon, aber nicht sooo oft. In den Fällen, wo ein guter Jahrgang auf einen schlechten folgt (oder andersherum), lohnt es sich meistens wirtschaftlich nicht. Selbst wenn ich den Wein des schlechten Jahrgangs mit 15% aus dem guten Jahrgang pimpe, werde ich wegen des schlechten Jahrgangsimages den Preis auch nicht nennenswert höher setzen können, und im Zweifel habe ich sowieso schon Probleme, die produzierte Menge loszuwerden. Im guten Jahr wiederum muss ich aufpassen, mir den hoffentlich gelungenen Wein nicht durch eventuell problematische Anteile des schlechten Jahres zu vermasseln.
Sinn macht das eigentlich nur, wenn ich zwei preislich halbwegs nahe beieinander liegende, aber stilistisch deutlich divergierende Jahrgänge habe, die beide von den Eigenschaften des jeweils anderen profitieren können. Rein aus stilistischer Sicht würde sich der Gedanke bei 03/04 geradezu aufdrängen.
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graves

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Re: Bordeaux 2004

BeitragMo 22. Jun 2015, 22:14

Trinkfreude hat geschrieben:
UlliB hat geschrieben:Inwieweit legale jahrgangsübergreifende Verschnitte im Bordelais tatsächlich stattfinden, und in welchem Umfang, wird wohl im Dunkeln bleiben.

.....
Sinn macht das eigentlich nur, wenn ich zwei preislich halbwegs nahe beieinander liegende, aber stilistisch deutlich divergierende Jahrgänge habe, die beide von den Eigenschaften des jeweils anderen profitieren können...


Sinnvoll könnte das auch sein, wenn ein Chateau - in Relation zur Nachfrage - in einem Jahr erheblich höhere Mengen als im anderen hat, ohne jetzt ein solches Beispiel im Ärmel zu haben.
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sorgenbrecher

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Re: Bordeaux 2004

BeitragDi 23. Jun 2015, 00:27

Trinkfreude hat geschrieben:
UlliB hat geschrieben:Inwieweit legale jahrgangsübergreifende Verschnitte im Bordelais tatsächlich stattfinden, und in welchem Umfang, wird wohl im Dunkeln bleiben.

Meine Vermutung: Gibt's schon, aber nicht sooo oft. In den Fällen, wo ein guter Jahrgang auf einen schlechten folgt (oder andersherum), lohnt es sich meistens wirtschaftlich nicht. Selbst wenn ich den Wein des schlechten Jahrgangs mit 15% aus dem guten Jahrgang pimpe, werde ich wegen des schlechten Jahrgangsimages den Preis auch nicht nennenswert höher setzen können, und im Zweifel habe ich sowieso schon Probleme, die produzierte Menge loszuwerden. Im guten Jahr wiederum muss ich aufpassen, mir den hoffentlich gelungenen Wein nicht durch eventuell problematische Anteile des schlechten Jahres zu vermasseln.
Sinn macht das eigentlich nur, wenn ich zwei preislich halbwegs nahe beieinander liegende, aber stilistisch deutlich divergierende Jahrgänge habe, die beide von den Eigenschaften des jeweils anderen profitieren können. Rein aus stilistischer Sicht würde sich der Gedanke bei 03/04 geradezu aufdrängen.


das dürfte sich in der praxis eher anders darstellen...für das mittel- bis langfristige preisniveau eines chateau ist eine konstante qualität, die sich auch in entsprechend guten bewertungen in eher schlechteren jahren niederschlägt, von entscheidender bedeutung. zudem ist selbst bei den top-chateau die menge an wein nicht der limitierende faktor (von den garagenwinzern mal abgesehen). die meisten dürften weit mehr produzieren als sie absetzen können.
Gruß, Marko.
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Trinkfreude

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Re: Bordeaux 2004

BeitragDi 23. Jun 2015, 13:20

sorgenbrecher hat geschrieben:für das mittel- bis langfristige preisniveau eines chateau ist eine konstante qualität, die sich auch in entsprechend guten bewertungen in eher schlechteren jahren niederschlägt, von entscheidender bedeutung.

Sicher, die konstante Qualität ist von Bedeutung. Das Mittel der Wahl ist m. E. aber primär einmal eine sorgfältige Selektion des Traubenmaterials in schwierigen Jahren und eine auf die Traubenqualität ausgerichtete Vinifikation. Wenn ich in signifikanter Menge fehlerhafte Trauben im Wein habe oder bei mangelnder Reife von Schalen/Kernen zu stark extrahiert habe (Grüntöne), kann ich das auch durch 15% Beimischung anderer Jahrgänge nicht kaschieren, zumindest nicht dauerhaft.

Bei der Frage, ob die Qualitätskonstanz in schwachen Jahren (egal, wie ich sie nun erreiche) wirklich die entscheidende Bedeutung für die mittelfristige Preisentwicklung hat, habe ich allerdings eine andere Wahrnehmung. Palmer zB hat in den letzten 15 Jahren durchaus variable Qualitäten produziert, aber nichtsdestotrotz ein ziemlich abgehobenes Preisniveau durchgesetzt. Pichon Comtesse ist notorisch wechselhaft, preislich aber trotzdem fröhlich oben im Markt mitgeschwommen.
Soweit ich das beobachtet habe, sind bei den Gütern, die es geschafft haben, ihr Preisniveau nachhaltig anzuheben, meist zwei Faktoren zusammengekommen:
- das Ziehen aller Qualitätsregister in den Spitzenjahrgängen, um in diesem Jahren per hoher Bewertung dramatische Preissprünge nach oben durchsetzen zu können (und die Spitzenjahrgänge bleiben in der Wahrnehmung viel präsenter, weil sie ständig vom Handel zitiert werden)
- eine einigermaßen überzeugende Story zur nachhaltigen Qualitätsverbesserung, mit der man dann ein Argument hat, nach dem Spitzenjahr nicht wieder auf das vorherige Preisniveau zurückzumüssen (und da kann dann viel angeführt werden, von größerer Stockdichte über Bio-Anbaumethoden über parzellenweise differenzierte Vinifikation bis zu Schwerkraftprinzip im Keller).
Ein mittelprächtiger Wein in einem früheren Jahrgang, in dem auch die anderen nicht die Sterne vom Himmel geholt haben, gerät da schneller in Vergessenheit bzw kann mit Verweis auf die seitdem verbesserten Methoden relativ leicht wegargumentiert werden.
Viele Grüße
Jürgen
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harti

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Re: Bordeaux 2004

BeitragDi 23. Jun 2015, 15:28

Trinkfreude hat geschrieben: Pichon Comtesse ist notorisch wechselhaft, ...

Hallo Jürgen,

keine Ahnung, auf welche Epoche Du Dich beziehst, aber für die neuere Zeit gilt dies ganz sicher nicht. Selbst der von Parker und einigen anderen als missraten angesehene Jahrgang 2005 hat durchaus seine Anhänger (Neal Martin gibt z.B. konstant 94-95 P.).

Grüße

Hartmut
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Trinkfreude

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Re: Bordeaux 2004

BeitragDi 23. Jun 2015, 16:28

Naja, so etwa die letzten 20 Jahre, ab Mitte der 90er. (Marco sprach ja die mittelfristige Preisentwicklung an.) War vielleicht etwas flapsig formuliert - ich versuche es nochmal: "... wird von wichtigen Verkostern als wechselhaft wahrgenommen" statt "... ist notorisch wechselhaft". Die Punkte variieren ja nicht nur bei RP recht deutlich, sondern auch bei NM - nur haben beide ihre Hoch- und Tiefstände teilweise wegen unterschiedlicher stilistischer Präferenzen in verschiedenen Jahren.
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Panamera

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Re: Bordeaux 2004

BeitragSo 19. Jul 2015, 10:14

Gestern Abend im Glas...

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Brauchte etwas Luft und war danach genau richtig! Mit 12,5% Vol. und der Kombination aus Eleganz und leichter Rustikalität (erdige Noten, roter Paprika) genau das, was mir an Sociando so gefällt!
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Subadubawein

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Re: Bordeaux 2004

BeitragDo 25. Feb 2016, 01:31

Heute erste halbe Flasche aufgezogen, es musste sein nach paar Warnmeldungen zuletzt im ct:

Bild

Alle Befürchtungen waren umsonst, der Wein bewegt sich auf mindestens gewohntem Niveau und ist (wohl nicht nur) in der halben Flasche antrinkbar. Sollte sich aber gut weiterentwickeln und noch ein, zwei Punkte zulegen können.

Keine Eile hier angesagt, was nach 12 Jahren Reife gar keine Selbstverständlichkeit darstellt. Der 04 iegt dennoch einiges unter dem sehr gut gelungenen 02er, von dem zum Glück auch noch paar Flaschen lagern.
Immer ein Glas, das richtig gut schmeckt.
Dabei niemals blöde strunkelig sein.
Schön singen. Küssen! Dann wieder: Wein.
Und vom Leergut leben. Das wär perfekt.
Lebenswunsch zitiert aus: Wiglaf Droste, Nikolaus Heidelbach, Vincent Klink: Wein
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Frankie Wilberforce

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Re: Bordeaux 2004

BeitragDi 1. Mär 2016, 23:25

Vor ein paar Tagen hatte ich einen Chateau Charmail, Haut-Medoc, 2004 im Glas gehabt.
Er war eine einzige Enttäuschung, ausser einem dunklen Rot als Farbe hatte er nichts weiter zu bieten.
Saftlos, kraftlos, säurelos, mit etwas Tannine, frei von Aromen jedweder Art, habe ich ihn als das benutzt wozu er noch brauchbar war: (die Höchststrafe!!) als Kochwein verwendet.
80 FW Punkte habe ich notiert, mehr war er nicht wert.
Grüße Armin

Sie fragen mich nach den besten Wein, den ich getrunken habe? Der ist wahrscheinlich im nächsten Glas ...
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innauen

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Re: Bordeaux 2004

BeitragMi 2. Mär 2016, 09:35

Frankie Wilberforce hat geschrieben:Vor ein paar Tagen hatte ich einen Chateau Charmail, Haut-Medoc, 2004 im Glas gehabt.
Er war eine einzige Enttäuschung, ausser einem dunklen Rot als Farbe hatte er nichts weiter zu bieten.


Weiß nicht was Du willst. Das sind die typischen Merkmale eines gereiften Charmails ;) :lol: Der muss so :mrgreen:

Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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