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Bordeaux 2004

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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amateur des vins

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Re: Bordeaux 2004

BeitragMi 19. Dez 2018, 21:07

Gruaud Larose 2004

Pop&pour. Meine Notiz vom April 2017 trifft eigentlich immernoch weitgehend zu. Genau auf der Grenze zwischen dezenter Restfrucht und beginnenden Tertiäraromen - für mich der perfekte Moment. Zugänglich und sehr stimmig; macht viel Spaß!

Die Säure ist angenehm, sehr unauffällig, sicher nicht hoch, aber hinreichend frisch. Die staubigen Tannine sind ziemlich präsent. Ich hätte Sorge, daß er mit zunehmendem Alter zum Austrocknen tendieren könnte. Jetzt aber zu Lammrückenscheiben exzellent.
Besten Gruß, Karsten
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innauen

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Re: Bordeaux 2004

BeitragDo 20. Dez 2018, 00:14

amateur des vins hat geschrieben:Gruaud Larose 2004

beginnenden Tertiäraromen - für mich der perfekte Moment. Zugänglich und sehr stimmig; macht viel Spaß!



Huch. Tertiäraromen. Jetzt schon? Ist das nicht ein wenig früh für ein Wein mit diesen Ansprüchen? Liegt´s Deiner Meinung nach am Wein, an der Lagerung oder am Jahrgang generell?

Grüße,

wolf
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amateur des vins

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Re: Bordeaux 2004

BeitragDo 20. Dez 2018, 04:44

innauen hat geschrieben:Huch. Tertiäraromen. Jetzt schon? Ist das nicht ein wenig früh für ein Wein mit diesen Ansprüchen? Liegt´s Deiner Meinung nach am Wein, an der Lagerung oder am Jahrgang generell?
Don't Panic!™

"Beginnend" heißt ganz zart angedeutet, und ich bin da auch sehr empfindlich - und kein allzu großer Freund von, wenn deutlich fortgeschritten, was hier aber nicht der Fall war: Stell' Dir keine volle Teerpackung vor, sondern ein wenig dunkles Leder. Da die Frucht für meinen Geschmack schon ein wenig auf dem Rückzug ist, dominiert keines von beiden klar, und es ergibt sich eine schöne Verbindung. Ich bin sicher, daß eingefleischte Bordusalemtrinker den Wein höchstens ganz am Beginn der Trinkreife sehen würden, aber mir war er so sehr recht.

Den Großteil seines Lebens hat er ganz unten in meinem Weinkühlschrank vergraben verbracht, da sehe ich eher keine Probleme. Der Korken war perfekt und nur 1mm gefärbt. Obwohl direkt nach dem Aufziehen schon sehr charmant, hat er im Verlauf einer guten Stunde signifikant zugelegt (nicht dekantiert). Ein längeres Leben war ihm nicht vergönnt, dafür war er zu lecker.

Zum Jahrgang generell kann ich nichts sagen, dafür hatte ich viel zu wenig Bordeaux im Glas. Das wurde erst mit den 2008ern etwas mehr. Ich müßte nachlesen, aber ich meine, Gruaud 2004 hätte in der Kindheit noch das typische Brett aufgewiesen - daher auch meine Verwunderung, daß er das jetzt nicht (mehr?) hat, und auch schon nicht vor 1½ Jahren. Ist es möglich, gereiftes Brett für beginnend tertiär zu halten?! :?
Besten Gruß, Karsten
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innauen

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Re: Bordeaux 2004

BeitragDo 20. Dez 2018, 12:41

amateur des vins hat geschrieben:Ist es möglich, gereiftes Brett für beginnend tertiär zu halten?! :?


Das ist vielleicht wirklich eine Frage der Trinkhistorie. Für die Cordierweine der 80er Jahre (Talbot/ Gr. Larose/ Meyney) ist zB ein "Stinker" typisch, der sich erst nach langer Lagerung etwas abschwächt. "Brett" ist bei vielen Weinen aus eher klassischen Jahren ein Merkmal, das sich früh einstellt und lange bleibt. Tertiär ist für mich eher Balsam, Liebstöckel, Sherry, Todessüße.

Und es ist eine Frage der Definition. Für mich waren Tertiäraromen immer die Noten, die hervorbrechen, wenn ein Wein vergeht. Ich lerne aber gerade beim googeln, das Primäraromen, die unmittelbaren Fruchsaftnoten vor der Gärung, Sekundäraromen, die Eindrücke nach der Gärung und Tertiäraromen, die Wahrnehmung nach erster Reifung beschreiben. Insofern hättest Du es korrekt beschrieben und ich müsste meine Begrifflichkeit überarbeiten.

Grüße,

wolf
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amateur des vins

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Re: Bordeaux 2004

BeitragDo 20. Dez 2018, 14:45

innauen hat geschrieben:
amateur des vins hat geschrieben:Ist es möglich, gereiftes Brett für beginnend tertiär zu halten?! :?
Das ist vielleicht wirklich eine Frage der Trinkhistorie. Für die Cordierweine der 80er Jahre (Talbot/ Gr. Larose/ Meyney) ist zB ein "Stinker" typisch, der sich erst nach langer Lagerung etwas abschwächt. "Brett" ist bei vielen Weinen aus eher klassischen Jahren ein Merkmal, das sich früh einstellt und lange bleibt. Tertiär ist für mich eher Balsam, Liebstöckel, Sherry, Todessüße.
Ich habe den Cordier-Stinker immer auf (eher leichten Einfluß von) Brettanomyces zurückgeführt, seit ich darüber etwas gelernt hatte. Und ich finde ihn nicht auf die 80er beschränkt, sondern erst in jüngerer Vergangenheit (sicher ab 2009) "abgestellt". Ist das falsch?

innauen hat geschrieben:Und es ist eine Frage der Definition. Für mich waren Tertiäraromen immer die Noten, die hervorbrechen, wenn ein Wein vergeht. Ich lerne aber gerade beim googeln, das Primäraromen, die unmittelbaren Fruchsaftnoten vor der Gärung, Sekundäraromen, die Eindrücke nach der Gärung und Tertiäraromen, die Wahrnehmung nach erster Reifung beschreiben. Insofern hättest Du es korrekt beschrieben und ich müsste meine Begrifflichkeit überarbeiten.
Ziemlich genau so verwende ich "primär/sekundär/tertiär". Sehr gut, daß Du das Potential für Mißverständnisse erkannt und angesprochen hast!

Allerdings spreche ich bei "normalen Ausbauaromen" nicht von "tertiär". Sondern erst, wenn die erdigen, unterholzigen, ledrigen, zedrigen, teerigen, manchmal pilzigen (Trüffel!) Aromen sich langsam den Weg an der abklingenden Frucht vorbei bahnen.
Besten Gruß, Karsten
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dylan

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Re: Bordeaux 2004

BeitragDo 20. Dez 2018, 19:38

Hallo Karsten, hallo Wolf,

Baschi Schwander hatte den Gruaud 2004 im Rahmen einer großen Graud-Probe und schreibt zu dem Wein Folgendes:
Offenes, würziges Bouquet. St. Julien typisch. Zedern, Tabak, Leder. Da tippst Du nach einer Sekunde auf Bordeaux. So klar, so klassisch, so schön. Wirkt sauberer als die “alten” Gruaud und etwas uniformer. Aber nicht weniger St. Julien. Im Gegenteil: Das ist top Bordeaux!
Hier wurde also kein Brett festgestellt.
Die ganze Verkostung gibt's hier: http://mybestwine.ch/chateau-gruaud-lar ... n-topwert/

Grüße

dylan
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Je-Mi

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Re: Bordeaux 2004

BeitragSo 23. Dez 2018, 16:55

Heute Mittag zum Rinderbraten, Sociando - Mallet 2004. Für mich ein toller Wein aus einem nicht besonders gehypten Jahrgang (oder ?). Den Verkostungsnotizen in der Datenbank kann ich nur zustimmen.
Frohe Weihnachten an alle
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 2004

BeitragSo 23. Dez 2018, 18:53

Hallo. Hatte den unlängst aus einer durch ebay ersteigern Kiste und kann den Eindruck bestätigen. Schöner Speisebegleiter klassischer Art. Aktuell gut zu trinken....aber mir fehlt der Glaube an eine langfristige Perspektive. Steht auf der to do Liste für 19/20...und dann ist auch gut.
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2004

BeitragDo 17. Jan 2019, 20:46

Belgrave 2004:
Nach einem Probeschluck ab in den Dekanter. Ca. 45 min Luft tun gut.
Tief dunkles Weinrot, fast schwarz. Mittelkräftige Nase: Nasses Leder,
dunkelfruchtig, Zedern, heller Tabak, florale Noten.
Mittlerer Körper, tolle Frucht mit viel Sauerkirschen, frisch mit schöner
Säure, dezent floral mit einem herb würzigen bitterl, lang.

Ich mag den 2004er Belgrave sehr - seit 2011 immer wieder eine sichere
Bank, gerade zum Essen (heute zu Lammfilets). Vom Stil her eher
Richtung Pauillac. 91 P.

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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Bradetti

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Re: Bordeaux 2004

BeitragDo 24. Jan 2019, 08:37

Die letzten 2 Tage seit langer Zeit wieder mal einen halbwegs gereiften Bordeaux im Glas

2004 Guillot Clauzel, Pomerol

2 Stunden Belüftung. Die Nase recht fein und elegant nach roter Frucht (Kirsche und Himbeere würd ich sagen) und schwarzer Frucht (bissel Pflaume mit Johannisbeere), Holzkiste, Schoko, bissel Leder, ein Hauch Kaffee und leicht ätherisch.
Am Gaumen auch Eleganz, da die Tannine schon schön integriert sind, nichts tut weh. Auch die Säure ordnet sich brav unter, ist aber nicht zu schwach. Die Frucht hier schön in Balance mit einer mineralischen Note.

Der Abgang dann nochmal leicht anziehend mit etwas Salz, wieder leicht ätherisch und untergemischt etwas süße Frucht.

An sich konnte ich keine großartigen Alterungs- bzw Tertiär-Aromen feststellen.

Wirklich ein schöner, feiner Pomerol, der für meine Begriffe gerade die Tür zum perfekten Trinkgenuss geöffnet hat. Hat sicher noch einige Jahre vor sich.
Damit kann ich auch Adrians Einschätzung im „Trinkfenster“-Faden bestätigen.

Da das meine einzige Flasche war (hatte ich günstig in einer Auktion erworben (kein ebay)) werde ich die weitere mögliche Entwicklung nicht beurteilen können.

Das sind mir mindestens 93 Punkte wert!
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