Beim Lesen des SZ-Artikels entstanden in meinen von fränkischem Spätburgunder umnebelten Sinnen Visionen der Zukunft:
Bordeaux, Rhone und Burgund als Quellen preiswerter alkoholstarker Massenweine, die Landschaft geprägt von austrocknenden Böden und zerfallenden Gebäuden der heutigen Prestigegüter. Die heute als eher mittelmäßig bzw. klassisch geltenden Bdx-Jahrgänge (z.B. 06, 08, 11, 14) werden in der Retrospektive in einigen Jahrzehnten als die Jahrgänge mit den oft überzeugenderen Weinen darstehen. Baden, Pfalz, Rheinhessen, Franken, Mosel und Ahr als Quellen eleganter hochpreisiger Spitzenrotweine für die Weltmärkte mit Preisen, die wir uns heute nicht vorstellen können. Mineralische Weißweine kommen aus dem maritimen Klima der Kreidefelsen Englands und Rügens. Na ja, vielleicht verhält es sich mit diesen Visionen aber auch wie mit den atomgetriebenen Autos aus den Readers Digest Heften meiner Jugend.
Eine interessante Frage wird sein, was ist mächtiger, das Klima oder die Macht der Marke bzw. der Marketingexperten. Als Naturwissenschaftler neige ich dazu, dass langfristig das Klima die Oberhand gewinnen wird. Dazu passen m.E zwei Beobachtungen, die allerdings sehr subjektiv sind und die ich auf die Schnelle (gerade alkoholbedingte Visionen verschwinden ja recht schnell
) nicht nachgeprüft habe: Mir erscheint die Preisentwicklung deutscher Spitzenweine (GGs und darüber) durchaus stetiger nach oben zu zeigen als die der bordelaiser Gewächse und aus dem Lesen mancher Beiträge auf Liv-Ex meine ich mich zu erinnern, dass gerade die Bdx-Weine vermeintlich schwächerer Jahrgänge über einen längeren Zeitraum bessere Kapitalrenditen aufweisen als z.B. Weine aus 09, 10 oder 15. Vielleicht weiß ja der Markt bzw. die Gesamtheit der Käufer mehr als die Produzenten und Fachleute selbst? In diesem Sinne euch allen einen schönen Feiertag.
Aber kurz zurück zum Thema: Bisher habe ich keine 18er gesubst, obwohl ich bei Canon fast schwach geworden wäre, da ich eine "Allokation" aufgrund meiner 17er Käufe gehabt hätte.
Grüße
Detlef