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Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Re: Bordeaux 2018

Do 18. Okt 2018, 15:01

Olaf Nikolai hat geschrieben:Chaptalisierung ist im Bordelaise schon lange kein Thema mehr.

Da wäre ich gar nicht mal so sicher. Ich war einigermaßen verblüfft, dass sowohl im Elsass als auch im Burgund Moste mit 13% potentiellem Alkoholgehalt häufig noch zusätzlich chaptalisiert werden, wenn auch nur geringfügig (etwa um einen halben Prozentpunkt). Die Zielsetzung ist hier gar nicht die Anhebung des Alkoholgehaltes, sondern die Verlängerung der Gärphase und damit die Intensivierung der Aromenbildung in dieser Phase, weswegen die Aufzuckerung mehrfach hintereinander in kleinen Teilmengen erfolgt. Die Steigerung des Alkoholgehaltes ist da eher unerwünschtes Nebenprodukt eines Stilmittels bei der Vinifikation (ein badischer Winzer, der dieses Verfahren seiner elsässischen Kollegen seit geraumer Zeit kennt, sagte mir, dass das Verlängern der Gärung durch mehrfache Zuckergabe in Deutschland verboten ist - dazu habe ich allerdings nichts gefunden).

Wie es nun im Bordelais diesbezüglich aussieht, weiß ich nicht. Aber hier ist auch noch zu berücksichtigen, dass es neben den berühmten und bekannten Erzeugern immer noch mehrere Tausend no-name-Winzer gibt, die ihre aus Massenerträgen gewonnenen Produkte für weniger als ein Euro pro Liter an Kellereien verkaufen. Da könnte ich mir vorstellen, dass diesen Weinchen immer noch "aufgeholfen" wird, reifer Jahrgang hin oder her.

Ich erwarte eher die Diskussion ab welchem Alkoholgehalt man die Appellationszugehörigkeit verweigert.....

Keine Sorge, soweit wird es nicht kommen. Die Toperzeuger im Bordelais haben immer versucht, ihre Probleme technisch zu lösen, und sie werden es auch diesbezüglich tun. Das Schlüsselwort heißt Entalkoholisierung, und die hierfür geeignete Technik ist bekannt und wird in Kalifornien bereits praktisch angewendet (spinning cone column). Ich würde wetten, dass ein paar einschlägige bordelaiser Verdächtige so ein Maschinchen schon in einem hinteren Winkel ihres Kellers stehen haben und hin und wieder damit experimentieren. Analytisch nachweisbar ist die Anwendung dieses Verfahrens nicht, und mWn ist hier auch die rechtliche Situation in Europa herzlich unklar. Da schafft man dann einfach mal ein paar Tatsachen (wie seinerzeit schon bei der Mostkonzentration) 8-)

Gruß
Ulli

Re: Bordeaux 2018

Do 18. Okt 2018, 17:59

Danke, Ulli!

Für diese Art Hintergrundinformation liebe ich dieses Forum...

Re: Bordeaux 2018

Do 18. Okt 2018, 19:03

...ich kann mir durchaus vorstellen dass Entalkoholisierung eine Option ist.....für wenige Chateau....das aber die vielzahl der rechtsufrigen Winzer kaum die wirtschaftliche Potenz für eine derartige Investition besitzt... um auch in Zukunft Weine mit 15,5 oder 16% Alkoholgehalt zu vermeiden.

Re: Bordeaux 2018

Do 18. Okt 2018, 21:56

Olaf Nikolai hat geschrieben:....das aber die vielzahl der rechtsufrigen Winzer kaum die wirtschaftliche Potenz für eine derartige Investition besitzt... um auch in Zukunft Weine mit 15,5 oder 16% Alkoholgehalt zu vermeiden.

Ja, eine Investition in eine spinning cone column ist hoch. Aber auch für dieses Problem gibt es eine in Kalifornien schon etablierte Lösung: man kauft die Anlage nicht, sondern mietet sie für ein oder zwei Tage im Jahr von einem Dienstleister, der einem auch noch das Fachpersonal für den Betrieb stellt. Im Prinzip läuft das wie mit einem Lohhnabfüller.

Dieses Modell wäre bei Bedarf auch für die Betriebe vom rechten Ufer mit wenigen Hektar machbar. Es muss nur die Nachfrage da sein... aber wenn der Trend zu alkoholärmeren Weinen anhält, wird das schon werden.

Gruß
Ulli

Re: Bordeaux 2018

Fr 19. Okt 2018, 18:15

Alkoholreduzierung ist in Frankreich ja schon seit langem viel diskutiert, vor allem im Süden und Südwesten, aber sehr stark auch in BDX und z.B. wurde Hervé Bizeul dafür extrem angefeindet. Seine "Spinning Cone Column" ist legendär!

Daneben kann ich jedem, der sich mit Alkohol und den Wirkungen auf z.B. das Aroma und dergleichen mehr belesen bzw. beschäftigen will, die folgenden Links empfehlen :!:

Verfahren zur Alkoholreduzierung bei der Weinbereitung

Erfahrungen mit Alkoholreduzierung in Deutschland

Weniger Alkohol wird bei der PROWEIN zum Thema


Cheers ;)

Re: Bordeaux 2018

So 21. Okt 2018, 21:24

Liebe Weinfreunde,

wie zu erwarten war, kündigt sich der nächste "Jahrhundertjahrgang" an:

https://www.bloomberg.com/news/articles ... ium-europe

Da kann man jetzt doch die Preise trotz hier und da Mehltau nach der leichten Reduzierung von 2017 mal deutlich über das 2016-er Niveau anheben ;)

Viel Spass schon mal Allen bei der 18-er Kampagne ;)

Viele Grüße,
Jens

Re: Bordeaux 2018

Mo 5. Nov 2018, 13:51

BDX wird laaaangweilig. Ein Jahrhundertjahrgang jagt den nächsten, eigentlich müssten die Preise sinken :lol:

https://www.liv-ex.com/2018/10/bordeaux-2018-harvest-weather-report/?mc_cid=4027953756&mc_eid=88d3148bbd

Re: Bordeaux 2018

Mo 5. Nov 2018, 13:58

... natürlich sind das alles Jahrhundertjahrgänge!!! Oder glaubt Ihr, dass es in diesem Jahrhundert nochmal einen 18er Jahrgang geben wird!!! :twisted: :twisted:

Gruß,
Jochen

Re: Bordeaux 2018

Mo 5. Nov 2018, 14:14

Desmirail hat geschrieben:BDX wird laaaangweilig. Ein Jahrhundertjahrgang jagt den nächsten, eigentlich müssten die Preise sinken

Als nächstes wird 2018 ganz bestimmt "best ever" und danach stürzen sich alle auf die Subskription ;-)

Das nennt man dann "Ritual". Zitat Wikipedia: "... eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende, meist formelle und oft feierlich-festliche Handlung mit hohem Symbolgehalt." (Aber vielleicht ist es auch schon ein "Zeremoniell")

Aber Spaß beiseite: Bei so vielen guten Jahrgängen in Folge müssten doch eigentlich die etwas weniger guten Jahrgänge (2014, 2017) mit ordentlichen Abschlägen im Abverkauf landen :-) ...und ich fand 2014 garnicht so schlecht...
Zuletzt geändert von TOM am Di 6. Nov 2018, 10:13, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Bordeaux 2018

Mo 5. Nov 2018, 15:30

TOM hat geschrieben:
Desmirail hat geschrieben:BDX wird laaaangweilig. Ein Jahrhundertjahrgang jagt den nächsten, eigentlich müssten die Preise sinken

Als nächstes wird 2018 ganz bestimmt "best ever" und danach stürzen sich alle auf die Subskription ;-)

Das nennt man dann "Ritaul". Zitat Wikipedia: "... eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende, meist formelle und oft feierlich-festliche Handlung mit hohem Symbolgehalt." (Aber vielleicht ist es auch schon ein "Zeremoniell")

Aber Spaß beiseite: Bei so vielen guten Jahrgängen in Folge müssten doch eigentlich die etwas weniger guten Jahrgänge (2014, 2017) mit ordentlichen Abschlägen im Abverkauf landen :-) ...und ich fand 2014 garnicht so schlecht...


Eigentlich würde ich Dir zustimmen, aber ich kenne den Markt am Ende doch nicht wirklich und kann nicht gut einschätzen ob und wie "vergriffen" am Ende ein jeweiliger Jahrgang ist. 2014 fand ich auch ganz okay. Nicht so dick aber schön reif.

So oder so wird es für mich nun noch um Einzelflaschen gehen. Ich schaffe es in meinem Leben nicht mehr alle Kellerflaschen zu trinken. Handeln will ich damit aber auch nicht. :oops:
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