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Bordeaux 2016

BeitragVerfasst: Sa 18. Mär 2017, 17:02
von Trinkfreude
"L’extraordinaire grandeur des Bordeaux rouges 2016"

So überschreibt Jean-Marc Quarin die Nachricht an seine Abonnenten, und fährt fort:

"Bordeaux tient actuellement dans ses chais le plus grand millésime jamais fait depuis 1982 (...) Les vins rouges sont denses, très parfumés, riches, pleins, avec un toucher de bouche moelleux, velouté et une grande profondeur de saveurs. Le tout si savoureux, si éclatant de fruit, si raffiné dans le grain du tannin, avec une note plaisir si forte que 2016 va faire passer les 2010 ".

Sein Urteil - nachzulesen unter http://www.academiedesvinsanciens.org/m ... -rouges-20 - ist euphorisch. Im Vergleich zu den anderen großen Jahren der letzten Zeit hebt er hervor:
- die niedrigeren Alkoholgehalte im Vergleich zu 2009, 2010 und 2015
- die feineren Tannine im Vergleich zu 2005 und 2010
- die analytisch höhere Säure im Vergleich zu 2009 und 2015, die aber geschmacklich nicht heraussticht
- die in der ganzen Breite des Marktes hohe Qualität (ausgenommen die wenigen Fälle mit Trockenschäden)

Und für die beginnenden Primeurverkostungen prophezeit er:
"Une pluie de notes extraordinaires va s’abattre sur Bordeaux."

Na dann...

EDIT: Hier gibt's den Text auch in (etwas holprig übersetztem) Englisch:
http://www.quarin.com/UserFiles/File/th ... s-2016.pdf

Re: Bordeaux 2016

BeitragVerfasst: Mo 20. Mär 2017, 09:16
von Trinkfreude
... und er macht Ernst: Jetzt hat er schon den zweiten "100-Punkte-Alert" verschicht, bisher alles für Weine aus Pessac-Leognan. :shock: Dass der Mann ein gewisses Geltungsbedürfnis hat, ist ja kein Geheimnis, aber dass er Suckling derart mit Vollgas rechts überholt, ist doch neu...
Wahrscheinlich ist das wenigstens zum Teil ein Versuch, sich selbst zu positionieren als der, der es als erster erkannt hat, sozusagen "Parker 1982 reloaded" (auch wenn das heute nicht mehr funktioniert). Mal sehen, wie gehaltvoll der andere Teil ist.

Re: Bordeaux 2016

BeitragVerfasst: Di 21. Mär 2017, 13:45
von Trinkfreude
Habe gerade eine Meldung gefunden, die ein echter Knaller wäre, wenn's stimmt (bisher unbestätigt). Hat zwar nicht direkt was mit Jahrgang 2016 zu tun, aber das wird mit Sicherheit ein Thema während der Primeurproben...
Angeblich Übernimmt Lynch Bages jetzt Haut-Batailley:
http://www.sudouest.fr/2017/03/21/haut- ... 8-3031.php
Leider kann man ohne Abo nicht den ganzen Artikel lesen. Bin mal gespannt, was da dran ist, und wie es genau läuft, wenn es tatsächlich so kommt. Möglicherweise verschwindet dann einer der wenigen Pauillacs, der noch bezahlbar ist... :shock:

Re: Bordeaux 2016

BeitragVerfasst: Di 21. Mär 2017, 18:13
von innauen
Hallo,

selbst wenn sie das Weingut kaufen. Ein Grand Cru Classé Weingut wird nicht einfach so verschwinden. Sie werden möglicherweise ein paar sehr gute Parzellen dem Lynch Bages zuschlagen.

Grüße,

wolf

Re: Bordeaux 2016

BeitragVerfasst: Di 21. Mär 2017, 18:31
von Jochen R.
Trinkfreude hat geschrieben:Habe gerade eine Meldung gefunden, die ein echter Knaller wäre, wenn's stimmt (bisher unbestätigt). Hat zwar nicht direkt was mit Jahrgang 2016 zu tun, aber das wird mit Sicherheit ein Thema während der Primeurproben...
Angeblich Übernimmt Lynch Bages jetzt Haut-Batailley:
...

Kürzlich wurde hier in einer VKN ein (m. M. vermutlich "vernagelter") 2005er
Haut-Batailley zerlegt, worauf ein "Vielschreiber" Haut-Batailley als einen
der schlechtesten Grand Crus des Medocs einstufte ... Somit ein "echter Knaller" ? :D

Viele Grüße,
Jochen

Re: Bordeaux 2016

BeitragVerfasst: Di 21. Mär 2017, 22:40
von Olaf Nikolai
Traurige Fehleinschätzung. Haut Batailley produziert schon spätestens seit Mitte der 90er schöne elegante Weine ohne Chichi.
Schade das dies nun in der überholzt/ überextrahierten Brühe von Lynch Bages aufgeht.:-(

Re: Bordeaux 2016

BeitragVerfasst: Di 21. Mär 2017, 23:49
von Trinkfreude
Man fragt sich, warum das Gut an Cazes geht statt an Borie, unter deren Management es seit langem lief...
Schade wäre es auf jeden Fall, wenn HB als eigenständiges Gut verschwinden würde. Unabhängig davon, welche stilistischen Präferenzen man hat, finde ich den Verlust an Vielfalt per se bedauernswert. Noch findet ja in Pauillac jeder einen Erzeuger nach seinem Gusto, aber je stärker sich das Eigentum über die Jahre konzentriert, desto mehr schwindet die Vielfalt. (Von den zu erwartenden Preisentwicklungen mal ganz abgesehen.)

Re: Bordeaux 2016

BeitragVerfasst: Mi 22. Mär 2017, 00:00
von Olaf Nikolai
....die Antwort lautet...welch Wunder...Geld.
Quelle surprise.

Re: Bordeaux 2016

BeitragVerfasst: Mi 22. Mär 2017, 19:11
von UlliB
innauen hat geschrieben:selbst wenn sie das Weingut kaufen. Ein Grand Cru Classé Weingut wird nicht einfach so verschwinden.

Das vermute ich auch. Ein klassifiziertes Gut kann man vielleicht in St.Emilion spurlos verschwinden lassen (das ist dort in letzter Zeit ja auch ein paar mal passiert), aber nicht im Médoc. Das wäre zumindest ein indirekter Angriff auf die 1855er Klassifikation und damit schon so etwas wie ein Sakrileg.

Falls das Gut tatsächlich an Lynch Bages geht - stilistische Änderung: ja, wahrscheinlich. Höhere Preise: ganz sicher. Aber ganz weg? Eher nicht (dass ich persönlich Haut Batailley nicht sonderlich vermissen würde, hatte ich ja schon an anderer Stelle geschrieben. Aber Geschmäcker sind halt verschieden...).

Gruß
Ulli

Re: Bordeaux 2016

BeitragVerfasst: Sa 25. Mär 2017, 01:06
von Trinkfreude
Servus,
James Suckling hat seine ersten Bewertungen veröffentlicht (vom rechten Ufer fehlen aber noch viele wichtige Chateaux):
https://www.jamessuckling.com/wine-tast ... meur-2016/
http://www.blog.liv-ex.com/2017/03/jame ... cores.html
Abgesehen von der zu erwartenden Punkteschwemme gibt er im Text auch einige Hinweise zur Jahrgangscharakteristik, und die klingen ziemlich ähnlich wie bei Quarin.
VG Jürgen