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Bordeaux 2016

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSo 24. Mär 2019, 22:13

Hallo liebe Bordeaux-Freunde

Hatte jemand von euch bereits den hochgelobten Calon Ségur 2016 im Glas? Er ist zwar teuer, aber doch um einiges weniger exorbitant als Montrose und Cos, weshalb der Kaufreflex etwas höher ausfällt...
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port_ellen

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSo 24. Mär 2019, 22:20

guxtu 8 seiten vorher (karsten, amateur des vins) ...
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
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innauen

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Re: Bordeaux 2016

BeitragMo 25. Mär 2019, 00:05

Ollie hat geschrieben: Um es mit dem Bundesberti zu sagen: Die Breite an der Spitze ist dichter geworden.


Cheers,
Ollie


Den Teil habe ich verstanden, Danke :lol:

Grüße,

wolf

PS Im übrigen trifft alles zu was Ollie gesagt hat. :geek:
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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diogenes

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Re: Bordeaux 2016

BeitragMo 25. Mär 2019, 15:20

Ollie hat geschrieben:Zur Qualitaetssteigerung im Bordelais: Ein Erzeuger sagt mir vor einigen Jahren, es gaebe im Médoc ein "vor 2010" und ein "nach 2010", einfach weil die Qualitaet solche Spruenge gemacht haette durch die Kombination aus Klimawandel und neuen Techniken und Technologien, die auch bei den kleinen Châteaux Einzug gehalten haetten. Niedrige Zinsen erlauben es auch kleineren Guetern, Investitionen mit niedrigen Kapitalkosten anzuschieben, die vorher nicht erreichbar waren oder die aufgrund der typischen Jahgangesverlaeufe als zu riskant angesehen wurden. Bodenoptimierte Neu- und Nachpflanzprogramme fuer Cabernets (Sauvignon und Franc - neue Klone!), Petit Verdot und (sehr begrenzt) Carménère waren gar nicht denkbar ohne waermere Herbste; gleichzeitig kommt ein geanderter Konsumentengeschmack (Post-Parker) den Erzeugern etwas entgegen, die Reben nicht mehr auf hohe Reife trimmen zu muessen - eher ist schon umgekehrt ein Problem, dass auch Cabernets mit 14% gelesen werden, wenn man nicht aufpasst - und sich im sowieso gerade stattfindenen Stilwandel besser ausdifferenzieren zu koennen (nicht nur "besser", auch "anders" ist gerade ein Ding).

Seit 10 Jahren erleben wir einen eskalierten "Ruestungswettlauf" zwischen den Guetern, das allgemeine Qualitaetsniveau steigt, und deshalb auch die Preise (Euro-pro-Punkt, modifiziert um die Waehrungsschwankungen der jeweiligen Hauptabsatzmaerkte) - zumal die Kosten ja auch reingeholt werden muessen. Um es mit dem Bundesberti zu sagen: Die Breite an der Spitze ist dichter geworden.

Dabei zielen alle Anstrengungen darauf ab, sich soweit wie moeglich der maximal machbaren Qualitaet anzunaehern: bis in die Lagenbegrenztheit (deshalb ja die Pflanzprogramme) mit noch gnadenloserer Selektion (mehr Zweitwein; hoeherer Cabernet-Anteil, mehr Weinbergsarbeit). Gerade in die in den letzten 20 Jahren vielleicht etwas lahmarschigeren Gueter ist viel Bewegung gekommen: Die Bories haben Haut-Batailley abgestossen, um sich voll auf GPL zu konzentrieren, die Castéjas und Borie-Manoux' pumpen Aufwand in Batailley (und auch Trotte Vieille, schon wegen der herrschenden CabFranc-Mode); Meyney wird mit Geld vom rechten Ufer massiv aufpoliert; Capbern und Calon-Ségur bekommen Quantenspruenge verpasst; Rhône-Winzer machen jetzt auch in Pessac (Les Carmes HB); Chanel hat auch Geld in die Hand genommen fuer seine Weingueter, und offenbar bewegen sich sogar die Rothschilds mit d'Armailhac und Clerc. Einige Gueter werden frueher an ihre Grenzen stossen, die Harti erwaehnte, andere spaeter, und ich erwarte in absehbarer Zeit (innerhalb der kommenden 10 bis 15 Jahren) einen regen Lagentausch, wenn sich die Weingutslandschaft wieder "ausstratifiziert". (Die "Klassifikation" von 2030 wird interessant.)

Das ist nur zum Teil ein riesiges Steuersparprogramm fuer die Grosskonzerne (Abschreibungen), da ist richtig Druck im Kessel mit Ideenaustausch quer durch die Regionen und Niveaus, vergleichbar mit der gerade herrschenden Aufregung in der Automobilindustrie. Natuerlich ist alles immer ein wabernder Prozess, deswegen wird es gelegentlich zu Ueber- und Unterperformanzen kommen, aber es ist gerade aus sehr vielen Gruenden eine wahnsinnig interessante Zeit im Bordelais.

In Suedtirol hingegen nicht, da sind die Gestehungskosten ja auf 20 Euro gedeckelt. :lol:

Cheers,
Ollie



Sehr treffende Analyse über die schönste und interessanteste Weinregion der Welt.
carpe vinum!
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diogenes

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Re: Bordeaux 2016

BeitragMi 27. Mär 2019, 19:08

An dieser Stelle noch ein Auszug aus dem liv-ex.com Report für 2018, wo die Gewinner und Verlierer der en primeur Kampagne 2016 genannt werden:


Where is the value?
However, there is still value to be found. Looking at the average return masks the fact that picking wines that have been priced fairly has become more important than ever over recent campaigns. The popular wines sell through, while the rest remain in Bordeaux. The success of wines can easily be determined if fair pricing – using information about the secondary market – is properly harnessed.
Consider the 2016 vintage. Although the average index return is -5%, the returns of the individual wines in the Bordeaux 500 range from -33% to 109%. The chart below highlights the best and worst performing Bordeaux 2016s. Lafleur, the best performer, has increased in price by over 100%.
Other wines that have performed well include Carmes Haut Brion (+106%), Canon (+71%) and Carruades Lafite (+58%).
As has been the case for a number of vintages, the sweet wines of Sauternes continue to struggle in the secondary market: Suduiraut and Rieussec are the worst performers, down 33% and 29% respectively. Pontet Canet 2016, a wine that was deemed to have been poorly priced on release in June 2017 (17% above its ‘Fair Value’) is down 12.5%.




carpe vinum!
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Sauternes

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSa 13. Apr 2019, 13:42

Chateau Haut-Tropchaud Pomerol 2016

Ein Geheimtipp aus Pomerol, sehr feinfruchtige Eleganz, absolut stimmig und dichtverwoben. In der Nase fein rotfruchtig, setzt sich am Gaumen fort, Abgang mittellang.
Ein Vergleich mit 2015 ist fast wie Tag und Nacht, 2015 kommt mit breiter Power daher, sehr viel Druck und Präsenz, dagegen ist 2016 Eleganz pur.
Das ist wieder eine Bestätigung wie schön 2016 geworden ist.

Gruß Heiko
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amateur des vins

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSa 13. Apr 2019, 16:11

Nachdem mir der Calon Ségur letztens als Erstkontakt mit den 2016ern so gut gefiel, und alle anderen meiner 2016er noch bei den Händlern liegen, habe ich kurzerhand zwei Weine geordert, die ich eigentlich sehr mag, aber zunächst ausgelassen hatte. Der erste der beiden ist

Gruaud-Larose 2016
69 CS / 29 M / 2 CF --- kein PV?!


Wie schon beim Calon, konnte ich auch dem Gruaud situativ nicht ganz die Aufmerksamkeit widmen, die ich mir gewünscht hätte.

Tiefdunkel und tintig, aber wenig Blauanteil.
In der Nase zunächst Blaubeere; mit etwas Verzögerung auch gleichberechtigt Cassis. Perfekt reif und frisch; nicht ansatzweise "zu viel". Zum Abgang hin dtl. schwarze empyreumatische Noten, die eine gewisse (leichte) Schroffheit bringen.

Gesamteindruck elegant mit Kraft und Ecken. Mittelgewichtig. Nicht ganz so zugänglich und komplex wie der Calon. Kann auch nicht ganz mit dem außerordentlich charmanten 2009er mithalten, wenn mich die Erinnerung nicht trübt. Dennoch sehr gut. Braucht Zeit.
Zuletzt geändert von amateur des vins am Sa 13. Apr 2019, 16:47, insgesamt 2-mal geändert.
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSa 13. Apr 2019, 16:36

...und der zweite "Nachkauf" war:

Rauzan-Ségla 2016
68 CS / 30 M / 2 PV


Deutlich violette Tendenz.
Recht verhaltene Nase, aber sehr vielschichtig. Dunkles Profil (vorherrschend Brombeere), etwas After Eight und, gerade so zu erahnen, in der Ferne abgebrannter Dachstuhl. Sehr komplex und harmonisch.
Gaumen (immernoch etwas zu kalt): Oh ja, das ist sexy! Charmante Frucht (jetzt eher Blaubeere) mit festem Kern. Perfekte Säure und mittelkräftige, feinkörnige Adstringenz.

[+3h] Jetzt mit korrekter Temperatur deutlich komplexer und ausdrucksstärker. Weiterhin "schwarz", aber nicht mehr so fruchtbetont. Immernoch leicht rauchig/"kokelig"; die Frische jetzt mehr Richtung Menthol. Dazu Gewürze (Wacholder, Lorbeer, Gewürznelke) ohne in Weihnachtspunsch abzugleiten.

Deutlich strukturierter als der Calon-Ségur. Elegant, aber mit festem Kern. Jetzt gut, aber nicht unbedingt "flattering". Aber großes Potential! Bin froh, nachgekauft zu haben.
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSa 13. Apr 2019, 16:37

Wenn mir jemand vorher erzählt hätte, der Calon Ségur sei von den dreien der zugänglichste, charmanteste, und die anderen beiden signifikant fester - es hätte mich schon zweifeln lassen...
Besten Gruß, Karsten
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Ewald von Dennenburg

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSo 14. Apr 2019, 08:17

Hallo Karsten, danke für deine Einschätzungen. Mein Bordeauxhändler ist jedes Jahr vor Ort bei den Primeurverkostungen. Letztes Jahr hatte er mir bestätigt, dass Calon Segur den Weg der Eleganz und Trinkbarkeit bestreiten möchte. Ich war schon vom Marquis de Calon 2014 verblüfft, der dann auch im Falstaff sagenhafte 93 p eingefahren hat. Vom Calon Ségur habe ich auch noch 6 Flaschen erwischt, bei der Sub bin ich leer ausgegangen. Würdest du Rauzan Segla auf demselben Niveau sehen?
Besten Gruß
Uwe
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