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Bordeaux 2016

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Segla

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSa 23. Mär 2019, 22:22

Hallo Jochen,
Du hast mich eiskalt überführt! :D Ich habe habe auf Montrose 2016 geantwortet, und habe meine Kiste noch nicht einmal.... Und werde diese auch gaaaanz lange in Ruhe lassen.
Und Deinen Weintipp habe ich gestern bestellt.... Ist denn der D'Escurac am besten gleich zu trinken, oder entwickelt der sich auch noch? Hatte ich noch nie.
Viele Grüße,
Segla
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSa 23. Mär 2019, 22:31

Segla hat geschrieben:Hallo Jochen,
Du hast mich eiskalt überführt! :D Ich habe habe auf Montrose 2016 geantwortet, und habe meine Kiste noch nicht einmal.... Und werde diese auch gaaaanz lange in Ruhe lassen.
Und Deinen Weintipp habe ich gestern bestellt.... Ist denn der D'Escurac am besten gleich zu trinken, oder entwickelt der sich auch noch? Hatte ich noch nie.
Viele Grüße,
Segla

Hallo Segla,
m. M. ein Spaßwein der jetzt riesen Freude bereitet und auch
jetzt getrunken werden sollte, aber locker 10-15 Jahre liegen kann!

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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Stephane Franc

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSo 24. Mär 2019, 00:41

Hallo Christian, Hallo Jochen, Hallo Ingo,

der Batailley 2016 hat sich heute abend am 4. Tag in der Flasche gefangen. Meine Eindrücke (Kohle, Gemüse) des ersten Tages werden wohl einem Böckser bei Weißweinen entsprechen, der ja auch durch Belüften verschwindet. Der Wein ist heute klar fokusiert, sehr gut und Pauillac-typisch mit sicher gutem Lagerungspotential. Vom Gesamteindruck erinnert er mich ein bisschen an Sociando Mallet 2010, wenn auch Pauillac statt Medoc.

Ich würde dem Wein langfristig 92 - 93 Punkte zutrauen. Die von manchem Händler lancierten Bewertungen von 94 -97 Punkten sind meines Erachtens aber wohl doch zu hoch gegriffen. Ich glaube auch kaum, dass ein Käufer von "echten" 97 Punkten ausgeht, auch wenn der 2016er best ever sein sollte, was durchaus sein kann, ich habe da keine Vertikale im Kopf abgespeichert.

Was man dem Wein eindeutig positiv attestieren kann, dass er absolut Pauillac-typisch daherkommt mit Cassis und auch ein bisschen Zedernholz. Eher mittelgewichtig, nicht gewollt überholzt oder überextrahiert. Der Preis von ca. 55 Euro passt auch ziemlich gut zur Einstufung des Weins innerhalb der Bordeaux Qualitäts- und Preishierarchie.

Somit haben die Käufer unter Euch sicher keinen Fehlkauf gemacht. Sehr guter, typischer Pauillac. Aber auch nicht DER Überflieger des Jahrzehnts.

Viele herzliche Grüße,
Stephane
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSo 24. Mär 2019, 12:19

Hallo Stephane,
sehr schöne Zusammenfassung, die größtenteils meiner
Wahrnehmung entspricht. Ich hatte mir auch 92-93 P. als
aktuelle Momentaufnahme notiert.
Einzig widersprechen würde ich dir beim Preis. Ich habe
für 45 EUR gekauft und finde das schon leicht happig.

Wegen mir brauchst du dich übrigens nicht für eine VKN
rechtfertigen - der Wein ist halt, wie erst ist ;-)

Viele Grüße,
Jochen
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harti

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSo 24. Mär 2019, 12:33

Hallo Stephane,

erstaunlich, dass der Batailley vier Tage durchgehalten hat und dann noch seine Qualitäten zeigen konnte.

Nachdem ich Deinen ersten Beitrag zum Thema gelesen hatte, war meine sponte Vermutung "Flaschenfehler", denn Deine Eindrücke passten mit meinen nicht wirklich überein ;) :lol: . Auch in den neuesten Cellar-Tracker-Beiträgen kommt Kohle und Sellerie nicht vor:

https://www.cellartracker.com/wine.asp? ... 86da258b5e

Für mich ist der 2016er Batailley ein klassischer Pauillac, aber selbstverständlich besitzt er nicht die Größe der renommiertesten Châteaux. Für die Erzeugung eines großen Weins jenseits der 95 P. ist die Lage fernab der Gironde wahrscheinlich nicht gut genug. Ich traue dem 2016er auf dem Höhepunkt seiner Reife aber durchaus 94-95 P. zu.

Spannend finde ich die Frage, ob der 2015er der bessere Wein ist, so wie Jochen es einschätzt. Ich hoffe, ich werde alt genug, um eine eigene Antwort darauf zu finden ;) .

Grüße

Hartmut
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Weinschlürfer

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSo 24. Mär 2019, 14:40

Zum Thema Batailley

Wie erklärt ihr euch die deutliche Preissteigerung von diesem Chateau in den letzten Jahren.
Die Qualität muss doch deutlich besser geworden sein? Zumindest wenn man es so zusammenfasst
was man in den letzen Jahren lesen und hören konnte.

Ich habe mir von diesem Wein in 2014/2015/2016 jeweils 2 6er Kisten in den Keller gelegt.
Einfach aus Spekulationsgründen. Oder zum trinken... Beides recht :)
Der scheint nämlich preislich immer mehr Richtung 60 Euro + zu gehen.
Und zieht damit auch die älteren Jahrgänge in diese Richtung.

Den 2009er den ich letztens probierte fand ich jetzt auch nicht soooo sehr überzeugend. Daher meine Frage.
Ich denke ja entweder es gibt nicht mehr so viel preiswertes in Paulliac... Und er verdient den Preis. Bzw.
schließt die Lücke nach oben ....preislich... Das wäre dann einfach der Markt und er profitiert davon.

Oder er ist wirklich besser geworden...
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stollinger

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSo 24. Mär 2019, 15:35

Hallo,

die letzten Tage im Glas: Chateau Cambon La Pelouse 2016:

Bild

Ich denke, das ist ein sehr gelungener Wein. Hat nicht ganz die Dichte, wie andere Bordeaux aus 16' um 20-30€. M.m. ein gutes PLV.

Subjektiv trifft er nicht so meine Vorlieben, werde nichts nachkaufen. Die Extraktsüße ist schon merklich, das mag ich in der Regel nicht wirklich. Wahrscheinlich kommt auch das unpassende Wetter dazu, die Frühlingssonne will nicht nicht so recht mit der warm-süßlichen Charakteristik. Ich sehe den Wein mehr in Richtung Vorweihnachtszeit und Lebkuchen.

Grüße, Josef
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Ollie

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSo 24. Mär 2019, 16:19

Zur Qualitaetssteigerung im Bordelais: Ein Erzeuger sagt mir vor einigen Jahren, es gaebe im Médoc ein "vor 2010" und ein "nach 2010", einfach weil die Qualitaet solche Spruenge gemacht haette durch die Kombination aus Klimawandel und neuen Techniken und Technologien, die auch bei den kleinen Châteaux Einzug gehalten haetten. Niedrige Zinsen erlauben es auch kleineren Guetern, Investitionen mit niedrigen Kapitalkosten anzuschieben, die vorher nicht erreichbar waren oder die aufgrund der typischen Jahgangesverlaeufe als zu riskant angesehen wurden. Bodenoptimierte Neu- und Nachpflanzprogramme fuer Cabernets (Sauvignon und Franc - neue Klone!), Petit Verdot und (sehr begrenzt) Carménère waren gar nicht denkbar ohne waermere Herbste; gleichzeitig kommt ein geanderter Konsumentengeschmack (Post-Parker) den Erzeugern etwas entgegen, die Reben nicht mehr auf hohe Reife trimmen zu muessen - eher ist schon umgekehrt ein Problem, dass auch Cabernets mit 14% gelesen werden, wenn man nicht aufpasst - und sich im sowieso gerade stattfindenen Stilwandel besser ausdifferenzieren zu koennen (nicht nur "besser", auch "anders" ist gerade ein Ding).

Seit 10 Jahren erleben wir einen eskalierten "Ruestungswettlauf" zwischen den Guetern, das allgemeine Qualitaetsniveau steigt, und deshalb auch die Preise (Euro-pro-Punkt, modifiziert um die Waehrungsschwankungen der jeweiligen Hauptabsatzmaerkte) - zumal die Kosten ja auch reingeholt werden muessen. Um es mit dem Bundesberti zu sagen: Die Breite an der Spitze ist dichter geworden.

Dabei zielen alle Anstrengungen darauf ab, sich soweit wie moeglich der maximal machbaren Qualitaet anzunaehern: bis in die Lagenbegrenztheit (deshalb ja die Pflanzprogramme) mit noch gnadenloserer Selektion (mehr Zweitwein; hoeherer Cabernet-Anteil, mehr Weinbergsarbeit). Gerade in die in den letzten 20 Jahren vielleicht etwas lahmarschigeren Gueter ist viel Bewegung gekommen: Die Bories haben Haut-Batailley abgestossen, um sich voll auf GPL zu konzentrieren, die Castéjas und Borie-Manoux' pumpen Aufwand in Batailley (und auch Trotte Vieille, schon wegen der herrschenden CabFranc-Mode); Meyney wird mit Geld vom rechten Ufer massiv aufpoliert; Capbern und Calon-Ségur bekommen Quantenspruenge verpasst; Rhône-Winzer machen jetzt auch in Pessac (Les Carmes HB); Chanel hat auch Geld in die Hand genommen fuer seine Weingueter, und offenbar bewegen sich sogar die Rothschilds mit d'Armailhac und Clerc. Einige Gueter werden frueher an ihre Grenzen stossen, die Harti erwaehnte, andere spaeter, und ich erwarte in absehbarer Zeit (innerhalb der kommenden 10 bis 15 Jahren) einen regen Lagentausch, wenn sich die Weingutslandschaft wieder "ausstratifiziert". (Die "Klassifikation" von 2030 wird interessant.)

Das ist nur zum Teil ein riesiges Steuersparprogramm fuer die Grosskonzerne (Abschreibungen), da ist richtig Druck im Kessel mit Ideenaustausch quer durch die Regionen und Niveaus, vergleichbar mit der gerade herrschenden Aufregung in der Automobilindustrie. Natuerlich ist alles immer ein wabernder Prozess, deswegen wird es gelegentlich zu Ueber- und Unterperformanzen kommen, aber es ist gerade aus sehr vielen Gruenden eine wahnsinnig interessante Zeit im Bordelais.

In Suedtirol hingegen nicht, da sind die Gestehungskosten ja auf 20 Euro gedeckelt. :lol:

Cheers,
Ollie
Zuletzt geändert von Ollie am So 24. Mär 2019, 17:44, insgesamt 1-mal geändert.
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
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dylan

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSo 24. Mär 2019, 17:08

Weinschlürfer hat geschrieben:
Kannst du ein Beispiel aus Bordeaux nennen?

Ich frage da ich noch nie das Vergnügen hatte einen Montrose zu trinken :)
Würde mich sehr intressieren welchen Wein du ähnlich / gleichwertig empfindest.
Preislich erstmal keine Grenze dabei. Hauptsache günstiger als Montrose :)

Vielen Dank :)


Hallo weinschlürfer,

da kann dir geholfen werden. Was hälst du z.B. von einem Chateau Monströs? :) https://www.ebay.de/itm/Chateau-monstro ... SwnaZcjmJ6

Grüße

dylan
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Sauternes

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Re: Bordeaux 2016

BeitragSo 24. Mär 2019, 17:33

Ollie hat geschrieben:Seit 10 Jahren erleben wir einen eskalierten "Ruestungnswettlauf" zwischen den Guetern, das allgemeine Qualitaetsniveau steigt, und deshalb auch die Preise (Euro-pro-Punkt, modifiziert um die Waehrungsschwankungen der jeweiligen Hauptabsatzmaerkte) - zumal die Kosten ja auch reingeholt werden muessen. Um es mit dem Bundesberti zu sagen: Die Breite an der Spitze ist dichter geworden.

Natuerlich ist alles immer ein wabernder Prozess, deswegen wird es gelegentlich zu Ueber- und Unterperformanzen kommen, aber es ist gerade aus sehr vielen Gruenden eine wahnsinnig interessante Zeit im Bordelais.

Sehr interessante Hintergrundinformationen und Gedanken.
Welches Weingut nicht mit der Zeit geht und sich weiter entwickelt, wird es wohl in Zukunft sehr schwer haben, um auf dem Markt zu bestehen. Das ist ja in so gut wie allen Bereichen der industriellen Produktion so, Stillstand bedeutet Rückschritt.
Wir werden sehen wo die Reise hingeht, spannend ist es auf alle Fälle :) .

Grüße Heiko
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