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Jahrgangsrating 1979-2013: Surprise, Surprise...

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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ledexter

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Jahrgangsrating 1979-2013: Surprise, Surprise...

BeitragSa 28. Jan 2017, 12:05

Habe mir mal die Mühe gemacht die Parker Vintage Auswerungen zusammenzufassen und zu analysieren. Habe dabei Graves vernachlässigt, da es mir mehr um die Roten ging und Sauternes das Ergebnis verfälscht hätte. Ich habe die Einordnung so gestaffelt wie es für mich für das Wein kaufen relevant war. Gerade zwischen 90-85 musste ich noch mal splitten, da es sonst zu viele Jahrgänge in der Punkteregion gegeben hätte.

100-95 Außergewöhnlich
95-90 Sehr Gut
90-88 Gut
88-85 Befriedigend
85-80 Unterdurchschnittlich
80-60 Sehr Düster

Sehr überraschend für mich war, dass 2008, 1998,1995 und 1983 zu den sehr guten Jahrgängen zählte. Mir sind die Jahrgänge beim Verkosten schon sehr positiv aufgefallen. Und das beste ist, dass man diese Jahrgänge im Vergleich zu den außergewöhnlichen noch preiswert nachkaufen kann 8-) Dagegen scheint 1982 wohl etwas overhyped gewesen zu sein wenn man sich den Punkteschnitt und die Preise im Vergleich dazu anschaut.

Außergewöhnlich:
2010: 95.5
2009: 97
2005: 97
2000: 95
1990: 95.5

Sehr Gut:
2008: 92
1998: 90
1995: 90
1983: 90
1982: 93.5

Gut:
2012: 89
2006: 88
2004: 88
2003: 89
2001: 89
1996: 89
1989: 88
1985: 88

Befriedigend:
2011: 87.5
2007: 86
2002: 87
1997: 85
1994: 86
1988: 87
1986: 87
1979: 85.5

Unterdurchschnittlich:
2013: 81
1993: 81.5
1981: 84

Sehr Düster:
1992: 78
1991: 66.5
1987: 79
1984: 68.5
1980: 77
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Moulis

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Re: Jahrgangsrating 1979-2013: Surprise, Surprise...

BeitragSa 28. Jan 2017, 14:27

Kein suprise.
Parker hat in seinen letzten Jahren, ca. ab 2000 die Weine viel höher bewertet. Außerdem sind viele weine in der Stilistik seinem Geschmack angepasst worden.
M.E. Ist in der Regel ein 90 PP von 82,89 oder 90 deutlich besser als einer von 2000+.
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ledexter

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Re: Jahrgangsrating 1979-2013: Surprise, Surprise...

BeitragSa 28. Jan 2017, 15:19

Für mich war ja eher die Überraschung, dass die Jahrgänge 2008, 1998,1995 und 1983, welche ja jetzt nicht unbedingt Parker typische Jahrgänge sind, so gut abgeschnitten haben. Dass sind ja doch eher klassische Bordeaux Jahrgänge die man nicht gleich auf dem Zettel hat. Gefühlt hatte ich doch eher 2003 und 2006 als Blockbuster im Blick, die Zahlen sprechen jedoch was anderes.
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harti

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Re: Jahrgangsrating 1979-2013: Surprise, Surprise...

BeitragSa 28. Jan 2017, 15:48

Parkers größte Fehlleistung ist und bleibt die Einschätzung der Weine aus 1989 und des Jahrgangs insgesamt. Ich vermute, dass Parker dies schon lange selbst erkannt hat und deswegen peinlichst vermeidet, die Weine (offiziell) nachzuverkosten.

Grüße

Hartmut
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UlliB

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Re: Jahrgangsrating 1979-2013: Surprise, Surprise...

BeitragSa 28. Jan 2017, 16:25

Für mich sind derartige Tabellen, die ein komplettes Weinbaugebiet mit überr 120.000 Hektar Fläche und entsprechender Ausdehnung und Heterogenität in einer einzigen Punktewertung zusammenfassen, nicht nur praktisch wertlos, sondern in vielen Fällen regelrecht irreführend.

Ein paar Beispiele:

1998: auf dem rechten Ufer und in Pessac-Leognan absolut erstklassig, im Médoc aber nur mittelmäßig und gerade so lala. Das in einer Gesamtnote von 90 zusammenzufassen, wird weder der einen noch der anderen Seite auch nur annähernd gerecht und ist - mit Verlaub - völliger bullshit.

2003: im Prinzip die umgekehrten Verhältnisse wie in 1998, nur mit einem noch steileren Qualitätsgradienten, und dazu einem deutlichen Nord-Süd-Gefälle im Médoc. So etwas in eine Zahl zu pressen, grenzt schon an Vergewaltigung.

1983: in Margaux und dem südlichen Médoc deutlich besser als in 1982, im Rest der AOCs aber andersherum.

1991: von einem Spätfrost ruiniert - nur: der hat nicht alle erwischt. Einige Erzeuger mit Lagen an der Girondefront haben 1991er produziert, die qualitativ an die Vorjahrgänge anknüpfen können und auch heute noch Freude machen. Solche Weine übersieht man, wenn man an die 66,5 Punkte in der Tabelle glaubt.

Ähnliche Beispiele ließen sich mehr finden.

Dazu noch: in jedem Jahr - egal, ob allgemein eher gut oder eher schlecht - gibt es Underperformer und Überflieger. Wer sein Kaufverhalten nur nach irgendwelchen Jahrgangstabellen ausrichtet, riskiert einerseits, derbe auf die Nase zu fallen, und übersieht andererseits ein paar echte Juwelen.

Gruß
Ulli
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Moulis

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Re: Jahrgangsrating 1979-2013: Surprise, Surprise...

BeitragSa 28. Jan 2017, 18:17

harti hat geschrieben:Parkers größte Fehlleistung ist und bleibt die Einschätzung der Weine aus 1989 und des Jahrgangs insgesamt. Ich vermute, dass Parker dies schon lange selbst erkannt hat und deswegen peinlichst vermeidet, die Weine (offiziell) nachzuverkosten.

Grüße

Hartmut

1989 ist einer meiner absoluten Favoriten.
Insbesondere die zweite und dritte Garde sind z.T. grandios.
Ich freu mich jetzt schon auf meine 5 Liter Pulle Meyney
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ledexter

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Re: Jahrgangsrating 1979-2013: Surprise, Surprise...

BeitragSa 28. Jan 2017, 18:31

UlliB hat geschrieben:Für mich sind derartige Tabellen, die ein komplettes Weinbaugebiet mit überr 120.000 Hektar Fläche und entsprechender Ausdehnung und Heterogenität in einer einzigen Punktewertung zusammenfassen, nicht nur praktisch wertlos, sondern in vielen Fällen regelrecht irreführend.

Ein paar Beispiele:

1998: auf dem rechten Ufer und in Pessac-Leognan absolut erstklassig, im Médoc aber nur mittelmäßig und gerade so lala. Das in einer Gesamtnote von 90 zusammenzufassen, wird weder der einen noch der anderen Seite auch nur annähernd gerecht und ist - mit Verlaub - völliger bullshit.

2003: im Prinzip die umgekehrten Verhältnisse wie in 1998, nur mit einem noch steileren Qualitätsgradienten, und dazu einem deutlichen Nord-Süd-Gefälle im Médoc. So etwas in eine Zahl zu pressen, grenzt schon an Vergewaltigung.

1983: in Margaux und dem südlichen Médoc deutlich besser als in 1982, im Rest der AOCs aber andersherum.

1991: von einem Spätfrost ruiniert - nur: der hat nicht alle erwischt. Einige Erzeuger mit Lagen an der Girondefront haben 1991er produziert, die qualitativ an die Vorjahrgänge anknüpfen können und auch heute noch Freude machen. Solche Weine übersieht man, wenn man an die 66,5 Punkte in der Tabelle glaubt.

Ähnliche Beispiele ließen sich mehr finden.

Dazu noch: in jedem Jahr - egal, ob allgemein eher gut oder eher schlecht - gibt es Underperformer und Überflieger. Wer sein Kaufverhalten nur nach irgendwelchen Jahrgangstabellen ausrichtet, riskiert einerseits, derbe auf die Nase zu fallen, und übersieht andererseits ein paar echte Juwelen.

Gruß
Ulli


Klar ist es schwierig hier zu verallgemeinern, aber ich finde Tendenzen lassen sich daraus schon ableiten. So hatte ich vor kurzem Grand Puy Ducasse 1983 und Chateau Le Bon Pasteur 1983 im Glas, beides nicht übermäßig hoch bewertet, aber immer noch fein im Glas, was auch auf den guten Jahrgang zurückzuführen ist. Genauso Clerc Milon 1998 und Sociando Mallet 1998 (beides Medoc) jetzt absolut sensationell!
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UlliB

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Re: Jahrgangsrating 1979-2013: Surprise, Surprise...

BeitragSa 28. Jan 2017, 20:40

ledexter hat geschrieben:Klar ist es schwierig hier zu verallgemeinern, aber ich finde Tendenzen lassen sich daraus schon ableiten.

Mag sein, ich bezweifele es aber aus den genannten Gründen. Außerdem erschließt sich mir nicht, welcher Sinn darin bestehen soll, aus fünf von Parker erstellten Quasi-Mittelwerten für etwas willkürlich zusammengefasste Untergebiete einen Global-Mittelwert zu erstellen, der ganz zwangsläufig noch undifferenzierter sein muss als die ohnehin schon entdifferenzierten Werte für die Einzelgebiete. Ich bin trotz meines fortgeschrittenen Alters noch in der Lage, die Parker-Tabelle in ein paar Sekunden zu überblicken (und finde bei Bedarf sogar noch die Notizen für einzelne Weine).

Und um das ganze sinnlose Unterfangen dann hier noch als neuen Thread aufzumachen und mit dem Titelelement "Surprise, Surprise..." zu unterlegen, barucht es schon einige Chuzpe.

Gruß
Ulli
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EThC

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Re: Jahrgangsrating 1979-2013: Surprise, Surprise...

BeitragSa 28. Jan 2017, 20:55

Also ich bin nun absolut kein BDX-Experte, aber wenn ich die Posts hier so lese, muß ich doch der Fraktion zustimmen, die solche Jahrgangsbewertungen ablehnt bzw. für "Bullshit" hält. Vor allem wenn sie nur den Geschmack einer einzelnen -nicht gerade unumstrittenen- Person wiederspiegeln. Auch in vermeintlich schlechten Jahrgängen gibt es überall auf der Welt Winzer, die dennoch große Weine zaubern, manchmal offfenbaren die ihr Potential allerdings erst nach ein paar Jahren. Ich habe mir deshalb komplett abgewöhnt, auf solche Mittelwerte irgendwas zu geben, denn sonst gehen die Spitzen einfach unter. Und gerade die sind das Salz des (Wein-) Lebens...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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ledexter

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Re: Jahrgangsrating 1979-2013: Surprise, Surprise...

BeitragSa 28. Jan 2017, 22:22

Mag sein, ich bezweifele es aber aus den genannten Gründen. Außerdem erschließt sich mir nicht, welcher Sinn darin bestehen soll, aus fünf von Parker erstellten Quasi-Mittelwerten für etwas willkürlich zusammengefasste Untergebiete einen Global-Mittelwert zu erstellen, der ganz zwangsläufig noch undifferenzierter sein muss als die ohnehin schon entdifferenzierten Werte für die Einzelgebiete. Ich bin trotz meines fortgeschrittenen Alters noch in der Lage, die Parker-Tabelle in ein paar Sekunden zu überblicken (und finde bei Bedarf sogar noch die Notizen für einzelne Weine).

Und um das ganze sinnlose Unterfangen dann hier noch als neuen Thread aufzumachen und mit dem Titelelement "Surprise, Surprise..." zu unterlegen, barucht es schon einige Chuzpe.


Ich finde es ja lobenswert wenn du für dich immer die Einzelwerte herausfiltern kannst und dabei den Überblick behältst. Ich habe ehrlichgesagt bei Parkers Liste immer den Überblick verloren und konnte nicht wirklich sagen welche außer den herausragenden 5 Jahrgängen wie einzuordnen waren. Mein Querschnitt hat mir nun dabei geholfen das zu sortieren. Zudem hat es mir geholfen starre Annahmen sachlicher zu betrachten. Denn in der Weinliteratur wird der Jahrgang 1982 als unfassbar gut beschrieben, war er aber nicht, er ist eher durch die Bank überteuert.

Desweiteren finde ich, dass das Weinbaugebiet Bordeaux, obwohl es groß ist, trotzdem relativ kompakt ist. Im Medoc ist das Wetter im Großen und Ganzen meist doch sehr ähnlich wie in Pomerol bei einer Luftlinie von ca 80km. Und oft kommen dann die Unterschiede in der Bewertung von links zu rechts auch einfach wegen des Zustandes vom Merlot und Cabernet Sauvignon zustande, aber da gibt es auch auf beiden Seiten Güter welche aus dem Raster fallen. Deswegen macht die Vereinfachung für mich Sinn. Ich bin da übrigens nicht alleine, eigentlich sprechen von Winzern über Journalisten bis zu Händlern sehr viele Fachleute von guten oder schlechten "Bordeaux" Jahrgängen.

Man kann Jahrgangsbewertungen nun ganz ablehnen, Parker verteufeln oder weiter die Bewertungen der einzelnen Gebiete von Bordeaux zerfieseln. Für mich war Parker noch immer der einäugige unter den Blinden. Dass er nicht nur auf überholzte Marmeladenjahrgänge steht, zeigt für mich zum Beispiel, dass er den klassischen filigranen 2008 über einige andere fettere Jahrgänge stellt. Letztendlich hat mir die Zusammenfassung neue Einsichten gegeben, es hat mich vor allem überrascht, dass in der zweiten Riege der Topjahrgänge wie 1998, 2008 etc noch relativ viele Schnäpchen zu schlagen waren und ich mir da nun auch einige der Großen in den Keller legen konnte ohne Pleite zu gehen. Und ich dachte das könnte vielleicht anderen auch so gehen die noch nicht seit Jahrgang 1979 dabei sind.
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