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Re: Bordeaux 2015

BeitragVerfasst: Mo 15. Apr 2019, 19:15
von Michael24
Für mich sind leicht unsaubere, diffuse oder nicht klar strukturierte Weine kein Genuss. Ob vor allem der Lynch Moussas fehlerhaft ist oder nicht, wage ich nicht zu beurteilen. Verschlossene Weine sind wieder ein anderes Thema.
Öffnet doch einen 15er Lynch Moussas und beschreibt ihn kurz.

Den 16er Escurac ziehe ich diesen Weinen allemal vor, ein sehr gut gemachter Wein, der nicht mehr sein will als er ist.

Re: Bordeaux 2015

BeitragVerfasst: Mi 17. Apr 2019, 12:34
von toska
D'Issan 2015 (Demi)

Springt förmlich aus dem Glas, rote Beeren, sehr reif, mit ordentlich Vanille, gleichmäßig intensiv strömend, mit Luft zarter werdend und  jetzt auch weisse Ribisel, die fast aufdringliche Frucht mischt sich nach Minuten mit mehr säuerlichen Einsprengsel, wird komplexer.
Am Gaumen zuerst weiche Fruchtmelange, Eiche deutlich zu spüren, auch hier wird der Wein mit der Zeit feiner u. lebendiger an säuerlichen Komponenten zunehmend, Fassherbe legt sich drüber, mittelgewichtig, Tannin fein, spielt sensorisch kaum eine Rolle, Abgang recht lang.
Fazit 1:  eine der intensivsten Fruchtbomben, die ich bisher hatte, wird mit Reife möglicherweise gross werden, komplex...für letzte Grösse wirkt er mir aktuell zu aufgehübscht, aber ich denke das wird sich mit der Zeit geben.
Fazit 2: Wie der unlängst getrunkene Brane C. 15, spielt der d'Issan in einer gänzlich anderen Liga als Kirwan 16.

Gruss, Toska

Nachtrag: von den unlängst getrunkenen und sich auf einem ähnlichen Niveau befindenden Leoville P. 14, Brane C. 15 u. D'Issan 15, ist letzterer aktuell der intellektuellste und anstrengenste.

Re: Bordeaux 2015

BeitragVerfasst: Do 18. Apr 2019, 09:15
von graves
Michael24 hat geschrieben:Lynch Moussas 15: Mittleres violett, für den Körper recht viel Holz, viele rote Früchte nach Himbeeren. Was mir nicht gefällt könnte man als "high toned" beschreiben, so eine Mischung aus Fruchtzucker und einem Hauch Essigsäure. Das ist mir schon öfters untergekommen und am besten kann ich es so beschreiben, zuletzt hatte das der Cantenac Brown 14 ....Beide unter 90 Points


Hat sonst jemand den 2015er Lynch Moussas aus der LIDL-Quelle angetestet?

Re: Bordeaux 2015

BeitragVerfasst: Do 18. Apr 2019, 10:54
von harti
graves hat geschrieben:
Michael24 hat geschrieben:Lynch Moussas 15: Mittleres violett, für den Körper recht viel Holz, viele rote Früchte nach Himbeeren. Was mir nicht gefällt könnte man als "high toned" beschreiben, so eine Mischung aus Fruchtzucker und einem Hauch Essigsäure. Das ist mir schon öfters untergekommen und am besten kann ich es so beschreiben, zuletzt hatte das der Cantenac Brown 14 ....Beide unter 90 Points


Hat sonst jemand den 2015er Lynch Moussas aus der LIDL-Quelle angetestet?

Ja, ich ;) . Hatte dezent andere Eindrücke als Michael. Ich hatte einen typischen Pauillac im Glas, von den Früchten eher Pflaume, das Holz gut integriert. Flüchtige Säure habe ich nicht wahrgenommen. Das Tannin ziemlich dezent, dafür die Süße etwas störend in den Vordergrund tretend.

Ich würde den Wein als Leichtgewicht unter den Pauillacs einstufen, der nicht lange brauchen wird, um das optimale Trinkfenster zu erreichen. Von mir gibt es dafür gerade eben noch 90 P. (Weil ich Pauillacs sehr gern mag 8-) ).

Grüße

Hartmut

Re: Bordeaux 2015

BeitragVerfasst: Do 18. Apr 2019, 11:55
von Michael24
@Harti: Denkst du, dass du den Lynch Moussas blind als Pauillac erkannt hättest?
Nach etwas Ruhe im Keller werde ich ihn sowieso nochmals probieren, das lässt mir keine Ruhe.
Bei der störenden Süße sind wir uns einig...., beruflich habe ich unter anderem mit reinem Fruchtzucker zu tun, deshalb die sofortige Assoziation.
Fandest du den Wein sauber?

mfg,
Michael

Re: Bordeaux 2015

BeitragVerfasst: Do 18. Apr 2019, 12:06
von harti
Michael24 hat geschrieben:@Harti: Denkst du, dass du den Lynch Moussas blind als Pauillac erkannt hättest?
Nach etwas Ruhe im Keller werde ich ihn sowieso nochmals probieren, das lässt mir keine Ruhe.
Bei der störenden Süße sind wir uns einig...., beruflich habe ich unter anderem mit reinem Fruchtzucker zu tun, deshalb die sofortige Assoziation.
Fandest du den Wein sauber?

mfg,
Michael

Hallo Michael,

das mit dem blind erkennen, ist so eine Sache 8-) . Von der Fruchtausprägung fand ich ihn schon typisch, für einen Pauillac insgesamt aber sehr weich. Ich hatte vor vielen Jahren einen 96er Pibran im Keller, den habe ich ähnlich in Erinnerung. Fehler habe ich, bis auf die hervortretende Süße, keine entdeckt. Auch keine flüchtige Säure, auf die ich normalerweise "allergisch" reagiere.

Grüße

Hartmut

Re: Bordeaux 2015

BeitragVerfasst: Do 18. Apr 2019, 17:11
von Holzfass
harti hat geschrieben:
graves hat geschrieben:
Michael24 hat geschrieben:Lynch Moussas 15: Mittleres violett, für den Körper recht viel Holz, viele rote Früchte nach Himbeeren. Was mir nicht gefällt könnte man als "high toned" beschreiben, so eine Mischung aus Fruchtzucker und einem Hauch Essigsäure. Das ist mir schon öfters untergekommen und am besten kann ich es so beschreiben, zuletzt hatte das der Cantenac Brown 14 ....Beide unter 90 Points


Hat sonst jemand den 2015er Lynch Moussas aus der LIDL-Quelle angetestet?

Ja, ich ;) . Hatte dezent andere Eindrücke als Michael. Ich hatte einen typischen Pauillac im Glas, von den Früchten eher Pflaume, das Holz gut integriert. Flüchtige Säure habe ich nicht wahrgenommen. Das Tannin ziemlich dezent, dafür die Süße etwas störend in den Vordergrund tretend.

Ich würde den Wein als Leichtgewicht unter den Pauillacs einstufen, der nicht lange brauchen wird, um das optimale Trinkfenster zu erreichen. Von mir gibt es dafür gerade eben noch 90 P. (Weil ich Pauillacs sehr gern mag 8-) ).

Grüße

Hartmut


Dezente Tannine und Süße etwas störend im Vordergrund war auch genau meine Wahrnehmung.

Die Nase war fein, aber am Gaumen fand ich ihn nicht wirklich überzeugend. Durch die Süße in Kombination mit dem leichten Körper wirkte er fast banal auf mich. Liegt bei mir bei 86-87 Punkten, aber ich bin in Bordeaux (oder Pauillac) auch nicht zu Hause.

Re: Bordeaux 2015

BeitragVerfasst: Do 18. Apr 2019, 22:36
von Jochen R.
Michael24 hat geschrieben:Für mich sind leicht unsaubere, diffuse oder nicht klar strukturierte Weine kein Genuss. Ob vor allem der Lynch Moussas fehlerhaft ist oder nicht, wage ich nicht zu beurteilen. Verschlossene Weine sind wieder ein anderes Thema.
Öffnet doch einen 15er Lynch Moussas und beschreibt ihn kurz.

...

Hallo Michael,
für mich ist die Beschreibung "diffus" bzw. "nicht klar strukturiert" ein Hinweis
bzw. eine Bestätigung, dass sich der Wein in einer ungünstigen Phase befindet.
Ich habe im Herbst letzten Jahres aufgehört, meine 2015er zu öffnen. Positive
(v. a. rechtsufrige) hier im Forum beschriebene Ausnahmen mag es sicher geben!

Ich habe - nach meinem wirklich positiven Eindruck zu Lynch Moussas ´16 kürzlich -
auch 2 Flaschen vom 15er bei Lidl bestellt, werde die Flaschen aber nicht so schnell
anrühren. Mache mir aber auch nichts vor, dass man hier irgendwann mal einen
weltbewegenden Pauillac ins Glas zu bekommen - ich denke das Weingut ist nach
wie vor eher kritisch zu betrachten ;-)

Viele Grüße,
Jochen

Re: Bordeaux 2015

BeitragVerfasst: Fr 19. Apr 2019, 16:37
von graves
Vielen Dank für Eure Eindrücke! Allzu viel erwarte ich von dem Wein nicht. Den 2000er fand ich gut, die letzte Flasche ist allerdings schon lange geleert. Ansonsten habe ich das Chateau von 2009 abgesehen bislang eher gemieden. 24 EUR fand ich preislich attraktiv und Eure Beschreibungen bestätigen mich in der Annahme, dass das kein Fehlkauf war. Sehr beruhigend zudem, dass Euch die negativen Eindrücke, wie man sie teilweise über den 2010er Lagrange aus gleicher Quelle liest, erspart geblieben sind. Ich werden meine 6 Flaschen einlagern und bis zu ihrem zehnjährigen nicht anfassen...

Re: Bordeaux 2015

BeitragVerfasst: Fr 19. Apr 2019, 21:53
von toska
Trotte Vieille 2015

Feine, warme Duftnoten, öffnet sich nach ca. 30 Min., tänzelt feinfruchtig in die Nase. Floral, vanillig, würzig.
Am Gaumen elegant, seidiges Tannin, kleidet wunderbar aus, alles sehr fein und auch wärmend, alkoholsensibel sollte man nicht sein, ist eine gänzlich andere Liga als die heute ebenfalls getrunkenen sehr kühlen Batailley und Petit Eglise aus 14, sowie Clos Manou 15.
Die Säure frischt zwar schön auf, aber unbeschwert ist der Trinkfluss nicht. 14.5% sind gefühlt abgerundet. Der 16er dürfte da ausgewogener sein.
Alles in allem ein anspruchsvoller, qualitativ äusserst hochwertiger Wein, der eher solo getrunken werden sollte. Winterwein.

Gruss, Toska

Nachtrag: je 49% ME/CF, 2% CS; 14,7% Alk.; pH 3,7