Hallo Ollie und Olaf,
danke euch für eure Kommentare, ich finde beide Betrachtungen wichtig.
Ollie hat geschrieben:Uebrigens wuerde ich mir Pontet-Canet kaufen, wenn ich das Geld unbedingt loswerden muesste. Das Argument, dieser oder jener Wein sei ja gar nicht typisch, finde ich naemlich etwas ueberbeansprucht; ist bei Les Carmes HB und anderen sehr idiosynkratischen Weinen (Mitjaville!) nicht anders...
Ich glaube, das viele hochwertige, untypische Weine ihren Reiz auch besonders wegen ihres Bezugssystems haben. Das kann z.B. der Jahrgang, aber gerade auch die Typizität sein.
Wenn ich in ferner Zukunft solch einen Wein (wie z.B. Pontet Canet) trinke, kann es passieren, dass ich
a) den Wein toll finde und sehr spannend, auf Grund des Kontrasts zu den typischen Gewächsen des Bezugssystems.
b) Der Wein mir schmeckt, aber mir die Rolle, der Stil oder das Konzept im Gegensatz zu typischen Gewächsen missfällt.
c) Mir der Wein außerordentlich gut schmeckt, und dogmatische Kaufargumente mir mittlerweile egal sind.
Olaf Nikolai hat geschrieben:WENN ich einen hochpreisigen Bordeaux, zumal einen Pauillac kaufe, ERWARTE ich geradezu Typizität als Gegenwert.....
Das Argument erscheint mir für mich derzeitig als gewichtig. Wenn ich einen solchen Wein in Dekaden öffne, kann es passieren, dass
a) ich mich entspannt in meinem Ohrensessel zurücklehne und voller innerer Genugtuung meiner gerade achtzehn gewordenen Freundin sage:
ah, dass ist ein weltklasse Wein mit einer tollen Typizitätb) dass ich mich wundere, dass ich so viel Geld für einen sehr dogmatisches Verkaufsargument hingelegt habe, und trotzdem den Wein genieße.
Ich denke, bei einem sehr teuren bzw. auch Ikon-Wine steht für mich weniger das abstrakte Genusserlebnis im Vordergrund. Manchmal habe ich auch Spass an dem Image und der Geschichte um den Wein.
Auch bei den unkonventionellen Landweinen, Orange-Wine etc. ist m.M. nach eine wichtige Komponente der Kontrast und die Emanzipation. Dafür braucht es nun mal auch das Gegenständliche.
Die Gebietstypizität sollte ich mir in jeden Fall vorher eingetrunken haben, sollte aber auch in weniger teuren und früher zugänglichen Weinen stecken. Die Frage ist immer noch (es geht mir um 1-2 Flaschen), ist das jetzt eine gute Investition (mit einem attraktiven Preis) in die Weinzukunft? Schon klar, dass mir das hier keiner vernünftig beantworten kann. Mal Mutti fragen, ob ich Taschengeldvorschuss bekomme...
Hochachtungsvoll, Stollinger
p.s. Bzgl. dogmatisch: Ich habe mir 1991 die Nike Air Max 180 zum Release gekauft. Mit den Jahren sind die irgenwo verschollen und wahrscheinlich entsorgt worden. Heute ärgere ich mich darüber sehr. Reebok Pump habe ich jedoch noch nie vermisst...