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Bordeaux 2015

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2015

BeitragFr 20. Apr 2018, 22:09

Trinkfreude hat geschrieben:... Worauf ich mich seelisch einstelle, sind Weine, die zwar schon von guter Reife geprägt sind, aber nicht die überbordende Fülle der 09er haben, sondern frischer sind, mit etwas mehr Säure als diese. Nicht gerade die pure Klassik, aber vielleicht doch mehr davon, als man nach den veröffentlichten Jahrgangsberichten denken könnte. Alles in allem demnach theoretisch schon ziemlich mein Ding...
...

Hallo Jürgen,
ich greife mal diesen m. M. hochinteressanten Abschnitt auf ...

Was hedonistische Frucht kombiniert mit Frische anbelangt, da ist 2009 (sicherlich
nicht überall im Bord.) m. M. nicht zu toppen. Überborderdend (und in vielen Fällen
too much) empfinde ich dagegen gerade viele bisher probierte 2015er mit fehlender
Frische.

Ich verfolge die Notizen und bin erstaunt, wie die Meinungen doch auseinander gehen ...

Viele Grüße,
Jochen
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robertz

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Re: Bordeaux 2015

BeitragSa 21. Apr 2018, 22:24

Hallo
Also ich bin schon erstaunt, wie still es heuer um die Bordeaux 2015er ist. Wenn ich mich im Vergleich dazu an das vorige Jahr erinnere, was gab es da nicht alles an ersten Verkostungsberichten und auch Erfahrungen/Empfehlungen von der ProWein. Und heuer ein eher umfassendes Schweigen im Forum.

Noch verschlossen, schon verschlossen und/oder doch nicht der große PLV-Hype?

Die paar kleineren Cru Bourgeois (Ch. Fourcas Dupre, Ch. Cambon la Pelouse, Ch. La Chenade, Ch. Fourcas Hosten, Ch. Mille Roses, Ch. Cote de Baleau), die ich bisher verkosten konnte, waren o.k bis gut, aber sicher keine besonderen PLV-Weine. Bei den ausgerufenen Preisen wollte sich zumindest kein Kaufreflex einstellen ;) .

Schöne Grüsse aus Wien, Robert
Vergeblich klopft, wer ohne Wein ist, an der Musen Pforte. ;)
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2015

BeitragSo 22. Apr 2018, 09:00

robertz hat geschrieben:...
Die paar kleineren Cru Bourgeois (Ch. Fourcas Dupre, Ch. Cambon la Pelouse, Ch. La Chenade, Ch. Fourcas Hosten, Ch. Mille Roses, Ch. Cote de Baleau), die ich bisher verkosten konnte, waren o.k bis gut, aber sicher keine besonderen PLV-Weine. Bei den ausgerufenen Preisen wollte sich zumindest kein Kaufreflex einstellen ;) .

Hallo Robert,
das deckt sich mit meinen Erfahrungen, und eine Etage höher genauso.
Vielleicht liegt es daran!? ;)

Viele Grüße,
Jochen
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Trinkfreude

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Re: Bordeaux 2015

BeitragSo 22. Apr 2018, 16:38

Jochen R. hat geschrieben:Was hedonistische Frucht kombiniert mit Frische anbelangt, da ist 2009 (sicherlich
nicht überall im Bord.) m. M. nicht zu toppen. Überborderdend (und in vielen Fällen
too much) empfinde ich dagegen gerade viele bisher probierte 2015er mit fehlender
Frische.
Oha! :shock: Wenn ich Deine Beiträge richtig lese, liegt Deine Toleranzschwelle bzgl. fetter Fruchtbomben ja nicht gerade im oberen Drittel des Spektrums... das gibt mir etwas zu denken. Ich habe von den 09ern bisher schwerpunktmäßig eher die Basis getrunken (Cambon La Pelouse; Du Glana, Capbern Gasqueton, Poujeaux...). Die haben mir alle super gefallen, aber weniger Frische/Säure hätten die nun für meinen Gaumen nicht haben sollen... da muss ich bei den 15ern wohl nochmal genauer hinschauen (beim eventuellen Nachlegen - die Sub ist ja eh rum ums Eck).
Gruss Jürgen
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2015

BeitragSo 22. Apr 2018, 16:58

Jürgen, das kann man so pauschal nicht sagen. Das Gesamtpaket
ist entscheidend. Und ich möchte hier auch niemand (weil es die
Experten besser Wissen) den Jahrgang madig machen.

Und die von dir 2009 beschriebenen Weine fand ich auch allesamt
klasse! Glaub mir, wenn ich sage 2015 fehlt diesbzgl. die Frische,
dann nicht ohne Grund, was habe ich denn davon etwas anderes
zu sagen ... ? ;-)

Viele Grüße,
Jochen
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TOM

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Re: Bordeaux 2015

BeitragSo 22. Apr 2018, 16:58

Figeac78 hat geschrieben:Du Retout 2015, Haut Medoc
... werde aber hiervon ein paar Flaschen nachkaufen. Das auch in Hinblick auf einen kürzlich getrunkenen 2009er Du Retout, der sich nach nun 9 Jahre sehr schön präsentierte. Insgesamt ein Wein mit sehr gutem PLV, der die Vorfreude auf weitere 15er Bdx weckt.


Danke für die schöne Rezession! Auch Dank an Fränkie, der den Wein auch rezensiert hat.
Habe ebenfalls geordert, da ich den 15er Retout nicht gesubst hatte, in anderen Jahrgängen aber schon gute Erfahrungen gesammelt hatte. Zudem war der Retout in anderen Jahrgängen im Nachkauf oft günstiger als die Subs.

Deine Erfahrung "...mit toller Frucht ... am zweiten Tag dann aber verschlossen. " kann ich für den 2014er bestätigen. Dort ging es mir letztes Jahr genauso. Ich glaube, den Retout trinkt man am Besten ganz jung oder nach 5-6 Jahren Lagerung im Keller.

Momentan gibt es übrigens bei Lobenberg die 2015er Ankunftsofferte. Dort erhält man neben den 10% Clubrabat noch die 12 für 11 Aktion, also 12 Flaschen zum Preis von 11. Allgemein lohnt sich das bei den heftigen 2015er Preisen kaum. Der Retout kostet allerdings in dieser Kombination gerade mal 14,60 Eur, alo lediglich 10 Cent teuer als in der Subskription.
Man muss immer etwas haben, worauf man sich freut. (Eduard Mörike)

Gast1

Re: Bordeaux 2015

BeitragDi 24. Apr 2018, 13:11

Guten Tag zusammen,

war gestern bei einer Arrivage Verkostung des 2015er Bdx-Jahrgangs hier in Zürich. Vorweg, ich kam relativ spät zu der Veranstaltung, so dass Calon Segur, Domaine de Chevalier und Cos d'Estournel schon aus waren. Fand ich gar nicht schlimm, auf zu neuen noch unbekannten Ufern und es gab sie.

Bester Wein des Abends, gross und auf Premier Cru Niveau Pichon Comtesse. Tannine wie Kaschmir und Seide, perfekt balanciert, von nichts zu viel und von nichts zu wenig, erhaben und aristokratisch, mit einer Wahnsinnstiefe, 95-97! Vergleichbar und auf Augenhöhe mit dem 2013er Ridge -Monte Bello-.

Sehr gut gefallen hat mir Tour St. Christophe, St. Emilion. Dezenter Holzeinsatz, verleiht dem Wein eine subtile Komplexität aber auch Halt und Struktur, feine Tannine, harmonisch, sehr gute Balance und Ausgewogenheit, ein wenig anders (vielleicht auch dem Terroir geschuldet) und spannend dazu, 92-93. Das Schwestergut, Bellefont Belcier, konnte mich dagegen nicht überzeugen. Der Wein geprägt von einem dunklen (leicht verkohltem) Toasting. In diesem Stadium eher etwas für Holzfans. Ob sich das in einigen Jahren ausbalanciert und integriert und zu einer Weinschönheit aufersteht? Time will tell.

Grand Puy Lacoste, Leoville Poyferre und Sociando Mallet in bekanntem sehr klassischen Stil. Beim noch unfertigen LP sehr gute Anlagen, eine schöne und für die zukünftige Entwicklung vielversprechende Ausgewogenheit von Säure, dezentem Holzeinsatz und Frucht, 92+. Ein Nachfolger des genialen 90iger wird das aber nicht. GPL mit feinen Noten von vanilligem Barrique, ansonsten geradlinig, klassisch und gut, 91+. SM garantiert kein Verdachtsfall von Arrivageblendung. Adstringierend und eher uncharmant. Wein sollte ja als Genussmittel in erster Linie schmecken. Das tut dieser SM zumindest mir jetzt (noch) nicht. Mal schaun, wie sich das in 10 Jahren zusammengefügt hat und schmeckt. Ein späterer Kauf wird dann noch immer möglich sein ;-)

Pontet Canet hat mich ratlos zurück gelassen. Ein Wein so unendlich elegant, aus feinen kleinbeerigen dunklen Früchten, Tannine wie Kaschmir und Seide, dezente Kühle, feminin, ein wundervoller anstrengungsloser Weingenuss. Mir fehlt die Komplexität und Tiefe der Comtesse und vor allem die Vorstellungskraft wie sich der Wein in 10 Jahren entwickeln kann? Wie sieht es eigentlich mit der Konsistenz in diesem WG aus in dem Sinne, dass ein gewisser Stil über viele Jahre unverändert beibehalten wurde? Dies liesse dann auch Aussagen für die Zukunft zu. Ist das bei diesem WG bei dieser Historie denn überhaupt gegeben? Fragen.

Begeistern konnte mich auch Fougas Maldoror, Cotes de Bourg AOC. Seit 2010 Demeter zertifiziert, nur 13,5% Alk., burgundisch und doch so faszinierend komplett. Trinkanimierende gute Balance, feine Beerigkeit, Grip und Struktur, viel Komplexität, langer Abgang am Ende mit einem Kick schwarzer Schokolade (Toasting). Eine perfekte Melange zwischen Eleganz und Kraft sorgt für viel Trinkgenuss, 92.

Chateau Beauregard, Pomerol, dann die nächste Schönheit. Elegant, feine weiche Tannine, sehr gut balanciert und strukturiert, mit schöner kühler Fruchtfülle. Das ist Pomerol nahe den ganz Grossen, 93.

Ebenfalls ein bemerkenswerter Pomerol und mir bisher völlig unbekannt, La Croix. Sehr burgundisch daherkommend, ganz auf Eleganz setzend und für einen Pomerol überraschend feingliedrig mit Präzision und hoher Komplexität bedacht. Das macht viel Spass, ist auch sehr spannend und m.E. weit vom parkerisierten Mainstream der Troplong Mondots oder Pape Clements entfernt.

Du Retout gab's auch zu probieren. Für mich der erste Kontakt mit diesem Weingut. Für den gestern aufgerufenen Preis von 17,90 Sfr bekommt man da sehr sehr viel Bordeaux ins Glas! Ich hab gekauft.

Weinfreundliche Grüsse

Christian
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amateur des vins

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Re: Bordeaux 2015

BeitragDi 24. Apr 2018, 13:47

Danke, Christian!
Invest hat geschrieben:Sehr gut gefallen hat mir Tour St. Christophe, St. Emilion. Dezenter Holzeinsatz, verleiht dem Wein eine subtile Komplexität aber auch Halt und Struktur, feine Tannine, harmonisch, sehr gute Balance und Ausgewogenheit, ein wenig anders (vielleicht auch dem Terroir geschuldet) und spannend dazu, 92-93.
Ich überlege, ob ich mir davon ein paar hinlegen soll. Zögern lassen mich die 14,8%; NM meinte seinerzeit "perhaps slightly on the alcoholic side". Auch meine ich irgendwo gelesen zu haben, daß 2016 der erste Jahrgang mit einer gewissen Finesse sei, während davor doch eher "auf kalifornische Art" die Kraft dominiert haben soll. Wie ist Deine Einschätzung dazu, und was meinst Du mit "ein wenig anders"?
Besten Gruß, Karsten
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TOM

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Re: Bordeaux 2015

BeitragDi 24. Apr 2018, 14:08

amateur des vins hat geschrieben:
Invest hat geschrieben:Sehr gut gefallen hat mir Tour St. Christophe, St. Emilion. Dezenter Holzeinsatz... 92-93.

Ich überlege, ob ich mir davon ein paar hinlegen soll. Zögern lassen mich die 14,8% ... 2016 der erste Jahrgang mit einer gewissen Finesse sei...


Das überlege ich auch und bin wie Du ständig hin- und hergerissen. Der Wein wird sehr kontrovers diskutiert. Einerseits bejubelt, scheint er aber andererseits sehr alkohollastig zu sein und Langzeiterfahrung liegt wegen des Besitzerwechsels nicht vor.

Wenn es Dir hilft, es gibt noch 2 Rezensionen:
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Zudem wurde der Wein in diesem Forum schon heftig diskutiert. Unter anderem:
Matthias Hilse hat geschrieben:
Winedom hat geschrieben:
Ch. Tour Saint Christophe
Zu Maulbeerig. 88/100


Wieder so ein neuer Überflieger!
Erinnere mich gut wie dieser Wein von fast allen Verkoster bei der Sub ca. 92-94 Punkte erhielt.
Selten war ein Wein so gleich bewertet en Pimeur.
Haben die jetzt was anderes in die Flasche gefüllt?
Das Potenzial muss doch wahrnehmbar sein bei so hohen Bewertung oder wie kann man das erklären?

Gruss Rainer


Tour Saint Christophe ist in der Subskription 2015 einer der Weine gewesen, der am breitesten in die Kundschaft diffundiert ist. Insofern müsste es in Kürze reichhaltig Trinkerfahrungen dazu geben. Auch ich habe ihn en Primeur hoch bewertet, und der erste Eindruck nach der Ankunft des Weins ist überaus konsistent dazu. Da 2015 erst der zweite "zählbare" Jahrgang nach dem Eigentümerwechsel ist, bleibt die Einschätzung des Entwicklungspotentials etwas spekulativ.

Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Man muss immer etwas haben, worauf man sich freut. (Eduard Mörike)
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amateur des vins

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Re: Bordeaux 2015

BeitragDi 24. Apr 2018, 14:21

Danke Tom, ich hatte das verfolgt.
Ich muß jetzt stark sein, auf weitere Einschätzungen warten, und an meinen zu vollen Keller denken! :mrgreen:
Besten Gruß, Karsten
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