Bordeaux ganz allgemein!

...Kategorie "Lehrgeld bezahlt" oder selber schuld

Die 90 EUR (laut Liste) ...

Um Missverständnissen vorzubeugen... der Preis hinter den Weinen musste nicht bezahlt werden, das waren die Verkaufspreise, wenn man dann was kaufen wollte. Die Probe kostete 55,-- €/Person und in dem Preis war ein absolut geniales 4-Gang-Menü (passend zu den Weinen) enthalten. Den Wein gab es quasi "on top", das Menü allein war seine 55,-- € wert.

Den Rosé gab es zur Einstimmung vorweg, zu den beiden Weißweinen gab es ein Linsenrisotto mit Lachspraline, zu den ersten beiden Rotweinen Entenbrust mit Süßkartoffel-Purrée, zu den Weinen 6 und 7 ein Rindergulasch, mit Kartoffel-Steinpilz-Knödel und Sahne-Wirsing, zu dem Süßwein eine Käseplatte mit 3 Käsesorten und Dips...
Von den beiden Weinen zu jedem Gericht passte mancher besser, mancher gar nicht (persönlicher Geschmack), aber alles in allem haben mich die Weine nicht "abgeholt", wenn man die Reste im Glas nach dem jeweiligen Gang noch solo getrunken hat.

Im Fernsehsender France 2 gab es am vergangenen Freitag eine Reportage über das Armutsgefälle im Médoc. Im Gegensatz zu der luxuriösen Welt der Top-Chateaus gibt es noch eine Welt der ortsansässigen Bevölkerung. Und die sieht nicht so schillernd aus. Die Gemeinde Pauillac ist eine der ärmsten der gesamten Region. Hier ein Link zu der Beschreibung des Berichtes (in Übersetzung per Google):

https://www-francetvinfo-fr.translate.goog/replay-magazine/france-2/envoye-special/video-dans-le-medoc-un-couloir-de-pauvrete-qui-coincide-avec-la-carte-des-grands-crus_6145716.html?_x_tr_sl=fr&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=sc

Viele Grüße
Detlef

Im Fernsehsender France 2 gab es am vergangenen Freitag eine Reportage über das Armutsgefälle im Médoc. Im Gegensatz zu der luxuriösen Welt der Top-Chateaus gibt es noch eine Welt der ortsansässigen Bevölkerung. Und die sieht nicht so schillernd aus. Die Gemeinde Pauillac ist eine der ärmsten der gesamten Region. Hier ein Link zu der Beschreibung des Berichtes (in Übersetzung per Google):

https://www-francetvinfo-fr.translate.goog/replay-magazine/france-2/envoye-special/video-dans-le-medoc-un-couloir-de-pauvrete-qui-coincide-avec-la-carte-des-grands-crus_6145716.html?_x_tr_sl=fr&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=sc

Das ist aber nichts Neues und war vermutlich seit Erschließung des Gebietes schon immer so. Ich war 1990 das erste mal im Médoc, und schon damals war mir aufgefallen, dass die Ortschaften dort auch gemessen an französischen Standards einen wirklich sehr ärmlichen Eindruck machten.

Das Médoc war ursprünglich ein schwer zugängliches Sumpfgebiet, das erst im 17. Jahrhundert mit Kapital von Großbürgern und Adligen aus der Stadt Bordeaux durch niederländische Wasserbauer erschlossen wurde, und ist damit eines der historisch gesehen jüngsten Weinbaugebiete in Europa. Die damals gegründete Struktur - Betriebe mit sehr großer Anbaufläche im Besitz ortsfremder Eigner - ist auch heute noch gegeben. Da wurde durch die Besitzer hier und dort ein Repräsentativbau errichtet, der vielleicht ein paar Monate im Sommer bewohnt wurde, oder auch gar nicht, und wenn Geld mit dem Weingut verdient wurde, blieb das nicht vor Ort, sondern ging nach Bordeaux und später auch nach Paris. Für die örtlichen Bewohner blieben immer nur die Hilfsjobs.

Für die Bewohner dürfte es im Prinzip völlig egal sein, ob das erwirtschaftete Geld bei einem Adligen oder Großbürger in Bordeaux oder Paris hängen geblieben ist oder wie heute bei international tätigen Konzernen. Nützen tut ihnen beides nicht. Nur ist in den gut 30 Jahren, seit ich das erste mal vor Ort war, die Prachtentfaltung durch die großen Chateaux und der hiermit verbundene Luxustourismus viel offensiver geworden, was die Kontraste noch einmal deutlich verschärft hat.

Gruß
Ulli

Dem kann ich nur zustimmen. Die Kontraste sind extrem.
Je nach Château können sich die Leute die in der Rebanlagen arbeiten mit ihrem Monatsgehalt noch nicht einmal 3 Flaschen Wein leisten. Dabei wird der mit ihrer Arbeit gemacht.
Diese Verwerfung ist auch mit ein Grund für die sehr starke Wahlen für den FN. Viele fühlen sich abgehängt und die einfachen Parolen scheinen die Lösung zu bieten. Wenn ich mit den Leuten mal zu tun habe sind die ganz in Ordnung.
Beste Grüße aus Médoc
Stefan

Mal von den persönlichen Einkommensverhältnissen der Leute abgesehen, zu mindestens die Infrastruktur von z.B. Pauillac müsste doch Dank der anfallenden Gewerbesteuer tip top sein. Oder machen sich die Top-Chateaus etwa bezüglich der Steuern einen schmalen Fuß? Da wäre natürlich der Frust in der Bevölkerung nach zu vollziehen.
Weiß da jemand mehr?

Viele Grüße
Detlef

Steuersysteme sind nun mal unterschiedlich… Ich bin zwar kein Steuerfachmann, kann aber schon etwas dazu beitragen.
So etwas wie eine lokal differenzierte Gewerbesteuer gibt es hier nicht. Vergleichbar wäre allenfalls die ‚tax fonciere‘ ähnlich einer Grundsteuer. Die ist lokal unterschiedlich und wird für die Gemeinde-Infrastruktur und Versorgung erhoben. Die Einkommens- bzw. Gewinnsituation dient jedoch nicht als Bemessungsgrundlage.
Einkommens- und Gewinnsteuern gehen über die zentrale Verwaltung und kommen als Projektfinanzierung evtl. zurück…
Beste Grüße aus Médoc
Stefan

Hört sich für mich eigentlich schlimm und überraschend an. Eine Region die man vom Namen her so mit Luxus verbindet.
Hört sich ja auf eine Weise an als hat sich nichts verändert und das Feudale ist entkoppelt vom Umfeld.
Fast wie zu Zeiten des Sonnenkönigs.
Die Unzufriedenheit der Leute. Logisch. Das fängt hier auch schon an. Die politische Akteure aller Couleur büßen immer mehr an Glaubwürdigkeit ein.
Da ist die Ohnmacht groß. Gerade wenn es knapper wird mit dem Lebensunterhalt.

Hört sich für mich eigentlich schlimm und überraschend an. Eine Region die man vom Namen her so mit Luxus verbindet.
Hört sich ja auf eine Weise an als hat sich nichts verändert und das Feudale ist entkoppelt vom Umfeld.
Fast wie zu Zeiten des Sonnenkönigs.
Die Unzufriedenheit der Leute. Logisch. Das fängt hier auch schon an. Die politische Akteure aller Couleur büßen immer mehr an Glaubwürdigkeit ein.
Da ist die Ohnmacht groß. Gerade wenn es knapper wird mit dem Lebensunterhalt.

Überraschend ist das für mich nicht.
Seit den Zeiten Ludwigs XIV. hat sich grundsätzlich nicht viel verändert.
Die politischen Akteure sind mehrheitlich kriminelle korrupte Marionetten des Systems.
Und Steuern sind Raub.
Und wer denkt, dass Weinbau nicht auch etwas mit Politik zu tun hat, darf mich hier seh gern zur Ruhe rufen, oder mir das Wort verbieten.

Seit den Zeiten Ludwigs XIV. hat sich grundsätzlich nicht viel verändert.
Die politischen Akteure sind mehrheitlich kriminelle korrupte Marionetten des Systems.
Und Steuern sind Raub.

Sorry Diogenes, dazu fällt mir nur "So ein Schwachsinn" ein .

[Gerald]

Hallo,

"Wort verbieten" will niemand, bitte aber trotzdem politische Grundsatzdiskussionen an anderer, geeigneterer Stelle führen und hier beim Thema bleiben.

Vielen Dank im Voraus!
Gerald