So 24. Feb 2019, 16:38
Tachsen,
gestern haben wir in unser Weinrunde Bordeaux aus 2014 verkostet. Es wurden jeweils zwei Weine gleichzeitig verkostet, in der Reihenfolge wie unten beschrieben. Alle blind, ohne vorher zu belüften. Im Laufe des Abends wurden die Weine dann (offen) weiter verkostet.
Auch hier ein erfreuliches Niveau, leicht inhomogener als die 2016er Verkostung vor Kurzem. Verschlossen wirkte außer dem letzten Wein (Dom. de Chevalier) keiner. Alles waren mit Genuss zu trinken, auch wenn sie sich mit der Zeit noch merklich gewandelt haben.
Mein Eindruck ist:
- Alle Weine punkten mit einer sehr schönen Nase, im Mund kann das Niveau dann nicht immer gehalten werden.
- Leichter, schlanker und weniger dicht als die 16er. Ich empfinde den Alkohol als angenehmer.
- Die Tannine in der Regel mit einer schönen Reife, wenn auch nicht ganz so schön wie 2016. Außerdem etwas schwankender, nicht bei allen Weinen optimal.
- Die Säure frisch und reif, aber auch etwas schwankend.
- Weinig extrahiert. Ohne merkliche Extraktsüße. Auch nicht schwer wirkend.
- Die Weine wirken auf mich recht zurückhaltend vinifiziert, also unbelassen. Das gefällt mir.
Die Weine:
1. Château Moulin Saint-Georges - Saint-Émilion Grand CruIch fand den Wein nicht so einfach zu greifen, wenn auch recht gelungen. In der Runde auf Platz 2 gewählt. Wirkt recht elegant und edel. Interessant fand ich, dass er einen extralangen Korken hat. Das Weingut gehört der Familie Vauthier, wie auch Chateau Ausone und Chateau La Clotte. Der Wein wird, wie der vom Chateau Ausone, von Pauline Vauthier vinifiziert.
2. Château Latour-Martillac - Pessac-LéognanHier habe ich die Gerbstoffe als etwas unreif empfunden. Die waren nicht wirklich pelzig, aber schon etwas stoppend auf der Zunge. Was mir wiederum gefallen hat, ist der etwas rustikalere Charakter. Wenn der Wein mit mehr Reife in eine etwas knochig-karge Richtung geht, ist das durchaus etwas, was ich schätze. Für den Preis aber kein Muss.
3. Château du Domaine de L'Eglise - PomerolAnfangs etwas verhalten, hat dann aber mit Luft enorm gewonnen. In der Gruppe ins Mittelfeld gewählt, aber im Laufe des Abends haben eigentlich alle den Wein besser gesehen. Fein, weich, elegant. Den Wein gibt es immer wieder noch für unter 30€, da werde ich mir ein paar Flaschen weglegen.
4. Château Fonroque - Saint-Émilion Grand CruVon der Gruppe im Schnitt auf den letzten Platz gewählt worden. Die Säure hat schon eine gewisse Unreife und steht ziemlich im Vordergrund. Im Gegensatz zu den anderen Weinen auch deutlich rotfruchtiger.
5. Siebeneich Kellerei Terlan - Südtirol 2014Der Pirat. 100% Merlot. Reife für 12 Monate teils im großen Holzfass (70%), teils im Barrique (30%), 1/3 Neuholzanteil.
Ich muss zugeben, ich habe ihn nicht erkannt (ich habe auf Latour-Martillac getippt, weil die Gerbstoffe anders als alle anderen Weine waren). Verräterisch wäre wahrscheinlich, dass es der einzige Wein mit einem Süßeeindruck vom Extrakt war und auch etwas voller im Mund gewirkt hat. Machte Anfangs einen sehr schönen Eindruck. Die Bordeaux habe alle mit der Zeit und Luft gewonnen, hier war es andersrum. Anfangs noch schön strukturiert, verlief er sich später etwas im Mund.
6. Château La Vieille Cure - FronsacVon allen eindeutig auf Platz 1 gewählt! Der ist gegenwärtig in einer richtig schönen Phase. Etwas schwerer als die anderen Weine und etwas weiter in der Reife. Sehr zu empfehlen jetzt. Als Önologe agiert Jean-Philippe Fort aus der Mannschaft von Michel Rolland. Ja, subtil ist der Wein nicht, aber macht schon eine Menge Spass im Moment.
7. Labégorce - MargauxIch würde nicht sagen, dass der Wein gemacht ist, aber ich hatte das Gefühl, dass die wesentlichen strukturgebenden Komponenten und Düfte überwiegend vom Fass kommen. Die Komponenten der Traube und des Jahrgangs fand ich unterrepräsentiert. Geschminkt ist der Wein nicht, aber auch nicht wirklich authentisch.
8. Domaine de Chevalier - Pessac-LéognanZur Zeit nicht wirklich gut zu beschreiben. Ich habe den Wein doch als recht verschlossen empfunden. Er war dichter und tiefer als die anderen Weine, das war feststellbar. Erinnert schon mit diesen Eigenschaften an die zuletzt verkosteten 16er. In diesem Kontext muss ich dann schon sagen, dass das Geld bei einem 16er Bordeaux in der 30€ Klasse besser investiert ist als beim 14er Chevalier.
Insgesamt ist für mich das, was ich aus 14 kenne, weniger dicht und leichter als 16. Dazu die Gerbstoffe nicht ganz so toll wie in 16. Aber für mich ist das keine Frage von besser oder schlechter, sondern mehr eine Frage der Gelgenheit, bei der der Wein getrunken wird. Ich möchte gerne von beiden Jahren durchaus einiges im Keller haben.
Grüße, Josef