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- Registriert: Fr 11. Jan 2019, 11:57
Servus in die Runde,
gestern Abend mit 15 Weinfreunden in 6 Flights insgesamt 12 Flaschen aus 2014 einmal einem eigenen 10 Years - ON Test unterzogen, was die in Southwold machen können wir schon lange
Vorneweg - das war für alle ein echter Genuss und von "ach so schwierigem und spassbefreiten degustieren von tannining-sperrigen 2014ern" ganz weit weg.
Klar alle Weine haben noch eine schöne und vielversprechende Zukunft vor sich, aber alle Weine auch jetzt durchaus mit hohem Genuss zu trinken- deckt sich auch mit der Aussage von LisaPB auf TWI, sie war auch bei der Southwold Runde dabei: "Most of the 2014 reds already show abundant tertiary characters and are ready for drinking now, although the top-top wines still have at least a couple more decades of cellaring potential." Kann ich unterstreichen nach der gestrigen Erfahrung.
Die Weine waren alle schon 24 Stunden geöffnet und wurden jeder einmal über einen Dekanter gezogen und retour blind in die bottle.
Alle Weine verblindet, rein zufällige Reihenfolge bunt gemischt.
Die Teilnehmer wussten welche Weine dabei waren, aber eben nicht wer wann mit wem.
Alle Weine okay wobei beim Canon ein leichter Kork-Schleicher Verdacht bestand (insbes. meinerseits, den Wein kenne ich ganz gut, die Flasche war jedenfalls nicht 100% top).
In der Reihenfolge wie serviert:
F1: FIGEAC recht schön, mit dem hohen Anteil der beiden Cabernets nicht eindeutig als rechtsufrig erkennbar, durchaus offen, auch soft und mit eleganter Säure ausklingend. Harmonisch (94)
Dazu der Grand Puy Lacoste, eindeutig Linkes Ufer, offensive schöne Nase mit eindeutiger Cabernetdominanz, wie immer - GPL konnte vollauf überzeugen auch am Gaumen (93)
F2: Pontet Canet, moderener Ansatz in der Nase (Verdacht Pape Clement), auch guter Körper, auf Pauillac wäre ich nicht gekommen (93)
Dazu Haut Bailly der mich gestern extrem positiv überrascht hatte, nach einer Flasche im September (an anderer Stelle berichtet - Pauillac gegen andere Linksufrige) wo der HB nicht besonders gut kam und eher sperrig daherkam. Gestern großartiger erster Geruchseindruck, sehr fein, schöner Körper mit feiner Süße und Trinkfluss. Potential klar erkennbar (95+). Wohl eine echt perfekte Flasche, für mich einer der Top 3
F3: Calon Segur, auch hier klassische Anlagen, entwickelt sich (wie eigentlich alle Weine) innerhalb von Minuten im Glas weiter, großartiger Körper- Aromatik - Abgang. Auch hier noch super Entwicklungsprognose (94+)
Dazu Rauzan Segla, sehr aromatisch, stoffig und auch lang (hier war Figeac Verdacht im Raum) - für einen Margaux in diesem Jahr echt unerwartet "groß" (95), ebenfalls Top 3. bei mir.
Nach diesen ersten 6 Weinen wurde aufgedeckt, durchaus mit Aahs & Oohs begleitet. Blindverkosten ist einfach cool
Nach einer kurzen Pause gings weiter-
F4: d`Issan - würziger Ansatz, angenehme Kaffenoten anfangs, dann kam der Cabernet durch, ebenfalls schöner Körper. Für das Geld ein feiner Wein. Steht oft etwas im Schatten anderer aber eine Empfehlung (93)
hatte es im Flight aber schwierig gegen meinen Favoriten (auch richtig erkannt), den Cos d´Estournel.Sehr dunkel, dicht, exotische Würze und stoffig. Klarer Fall von Riesenpotential und nicht weit, aber doch über den anderen Weinen des Tastings stehend. Top 3 (nein, Top 1 bei mir). (96++)
F5: Leoville Barton, für mich der schwächste Wein (ohne missfallen zu haben), sperriger als die anderen, leichte Rustikalität (mini- Brett Verdacht), kann noch werden aber ob da jemals der große Charme durchkommt - hoffe es da ist noch einiges im Keller aus einer urspr. 12er Kiste. (wohlwollende 92)
Dazu Pape Clement; für mich über dem LeoB da einfach etwas besserer Trinkfluss, saubere - moderne Frucht, auch nicht zu wuchtig oder overdone, etwas gefällig - auch hier nicht ganz meine Welle (92)
F6: Der mit einem nasalen Muff-Verdacht auftretende Canon, im Glas dann auch Merlotwürzigkeit (positiv) durchscheinend, mittlerer Körper und Abgang (wie eingangs erwähnt, Flasche erschien mir nicht perfekt). Gute Säure die dem Wein grundsätzlich noch sehr gutes Entwicklungspotenzial gibt (?92+?).
und dazu der Letzte Wein des Abend, der Leoville Poyferre. Sehr offensiv, wuchtig (fast hitzig aber passt noch gut), nach Aufdeckung irgendwie klar dass das der LP war. Mir hat er wie fast allen auch sehr gut gefallen. Mit das größte weitere Potential - Riesensubstanz (94++).
Die Teilnehmer der Gruppe hatten durchaus sehr differenzierte Favoriten, kein klares Bild.
Unstrittig mit ganz vorne lagen im Schnitt der Cos, Calon S., Haut B. und GPL
Überraschend war - und spiegelt auch meine recht undifferenzierten Bepunktungen - dass die Weine für uns alle auf durchaus ähnlichem Niveau waren. Das hätte ich so nicht unbedingt erwartet.
Abschließend, eigentlich war und ist nach wie vor die gestrige tolle Probe als Probegalopp für eine 8er Probe mit den 2014er Tops vorgesehen. Die wird es auch in den nächsten 1-2 Jahren geben (Thema dann sowas wie "10 years after Arrivage" ). Weine stehen bereit (Comtesse vs. Baron, Ducru vs. LeoLC, Montrose vs. Cos, Latour vs. Mouton). Wenn ich daran denke bekomme ich irgendwie das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht
Eine ähnliche Verkostung in einem Jahr mit analogen 2015ern (inkl. einiger rechtsufriger Zusatzkandidaten a la Clinet, Trotteville, etc.) drängt sich ebenfalls deutlich auf.
LG
Manfred
Fast vergessen - vorneweg gabe es aus 2014 je einen Buchegger Große Reserve extra brut, Knoll Schütt GV (Federspiel - das kühle Jahr, no Smaragd!) und einen sehr schönen Carbonnieux in weiss.