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Bordeaux 1982

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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harti

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Re: Bordeaux 1982

BeitragSo 3. Dez 2017, 12:57

und weiter geht's ...

4. Flight
Hier sollte eigentlich so richtig die Post abgehen, aber es kam anders :? .
Lafite Rothschild (93-97/94/94,4): Schöne, intensive Nase mit den Lafite-typischen Zedernnoten, auch Johannisbeere. Am Gaumen recht guter Saft, aber mit verhaltender Frucht, insgesamt irgendwie blockiert wirkend. Einen potenziellen 100 P.-Wein stelle ich mir anders vor. Von mir 97 P., was eher als Potenzialbewertung anzusehen ist, denn im Glas waren die nicht zu finden.
Latour (ohne Bewertung): Eine Flasche mit schlechtem Füllstand (knapp unter top shoulder), der (gereinigte) Korken verabschiedete sich beim Ansetzen des Korkenziehers Richtung Flascheninhalt. Die Walnussnoten waren zwar da, auch Süße, Konzentration und Kraft am Gaumen, aber das Trinken bereitete keinerlei Vergnügen. Die Anzeichen vorzeitiger Alterung waren zu deutlich. Schon der zweite Versuch mit diesem Wein, der voll in die Hose gegangen ist. :roll:
Mouton Rotschild (91-97/96/95,3): Ebenfalls eine nicht voll befriedigende Flasche. Ich hatte Fülle und sinnliche Frucht erwartet (so hatte ich den Wein zumindest in Erinnerung), aber stattdessen bekamen wir einen eher zurückhaltenden Mouton ins Glas. Wie gewöhnlich mit intensiver Mocca-Nase und auch am Gaumen viel Kaffee, dabei rund, mit schöner Frucht, aber doch irgendwie etwas zu schmalbrüstig und mit leicht trocknenden Tanninen. Der 88er einen Tag zuvor war mit größerem Vergnügen zu trinken :? . 96 P.

5. Flight
La Tour Haut-Brion (93-98/95/95,6): Eine große Überraschung, typische Pessac-Nase mit dunklen Beeren, Tabak, auch Johannisbeeren, enormem Druck am Gaumen und schöner Saftigkeit. Dieser Wein scheint noch nicht am Ende seiner Entwicklung. 98 P.
La Mission Haut-Brion (93-97/95/94,8): Da hätte mehr gehen sollen. Wirkte irgendwie rumpelig, mit deutlicher Teer-Note, das Tannin trocknend. Es machte überhaupt keinen Spaß, diesen Wein zu trinken. 93 P.
Haut-Brion (93-98/95/94,8): Sicher keiner der größeren Haut-Brions. Von überreifem Lesegut geprägt, sehr kräuterwürzig, aber mit schöner Saftigkeit und gutem Trinkfluss. Sollte nicht mehr allzulange aufbewahrt werden, denn er scheint schon ziemlich entwickelt. 96 P.

Tbc.
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 1982

BeitragSo 3. Dez 2017, 22:24

harti hat geschrieben:...
Hallo Jochen,

wieder mal ein Beweis dafür, dass es keine guten Weine, sondern nur gute Flaschen gibt :) .
...

harti hat geschrieben:...
Latour (ohne Bewertung): Eine Flasche mit schlechtem Füllstand (knapp unter top shoulder), der (gereinigte) Korken verabschiedete sich beim Ansetzen des Korkenziehers Richtung Flascheninhalt. Die Walnussnoten waren zwar da, auch Süße, Konzentration und Kraft am Gaumen, aber das Trinken bereitete keinerlei Vergnügen. Die Anzeichen vorzeitiger Alterung waren zu deutlich. Schon der zweite Versuch mit diesem Wein, der voll in die Hose gegangen ist. :roll:
...

Harti,
stimmt und so kann´s gehen, schade! Ich kenne Latour ´82 nur (3x) als
Granate, für mich mit das größte Weinerlebnis ever.

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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harti

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Re: Bordeaux 1982

BeitragMo 4. Dez 2017, 11:26

und zum guten Schluss mit spärlicheren Notizen ;) ...

6. Flight:
Cos d'Estournel (92-97/95/94,8): Schon deutlich gereifte Flasche, für mich zuviel Teer, sehr süß, nicht mein bevorzugter Stil. 92 P. (Andere waren dagegen begeistert).
Ducru Beaucaillou (93-98/95,5/95,5): Tolle Flasche, laktische Noten, rund, saftig, sehr animierend. 95 P.
Château Margaux (91-98/96/95,5): Eine Hochrisiko-Flasche, es suppte aus dem Korken. Trotzdem sehr schöne Performance, dunkle Beeren, Würze, aber auch Teer und etwas Heu, hat Saft und Kraft. Wie toll müssen erst einwandfreie Flaschen sein? 97 P.

7. Flight:
Duhart-Milon (91-96/94/93,6): Schöne laktische Nase, rund, typischer Pauillac, wirkt schon sehr reif. Ich glaube, dass hier ein Zuwarten nicht mehr lohnt. 92 P.
Beychevelle (91-95/93/92,8): Ebenfalls schon sehr reif, klassische Cabernet-Nase mit etwas grüner Paprika, saftig, hat Druck. 92 P.

Das war's ;) . Eine sehr schöne Probe, die wir in dieser Qualitäts-Dichte wohl nicht mehr zusammenbekommen werden. Ich hoffe aber, dass ich irgendwann noch einmal einen Latour trinken kann, der seinem legendären Ruf gerecht wird :roll: . (Jochen, ruf mich an, wenn es bei Du mal wieder eine aufziehst :lol: ).

Grüße

Hartmut
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innauen

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Re: Bordeaux 1982

BeitragSo 4. Feb 2018, 11:58

Hallo,

der Alesme Becker ist sogar ein III. Gewächs und hat seit ein oder zwei Jahren den Namenszusatz Becker gestrichen, wenn ich mich nicht täusche. Ein Wein wie ein spätes Echo aus der Vor-Parker-Ära.

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Grüße,

wolf
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 1982

BeitragSo 4. Feb 2018, 12:18

Deutlicher Widerspruch zum Fazit.
Auch heutzutage problemlos möglich sich den "Tischbordeaux" klassischer Prägung kistenweise in den Keller zu legen....
...und das sowohl günstig und auch vermutlich besser als o.g. ziemlich suspekter Bordeaux.
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manubi

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Re: Bordeaux 1982

BeitragMo 5. Feb 2018, 12:38

Deutlicher Widerspruch zum Widerspruch:

Einen 35 Jahre alten Crû classée, der vom Verkoster mit 87 Punkten (immerhin mittlerer Bereich sehr guter Weine) beurteilt wird, als "ziemlich suspekten Bordeaux" zu apostrophieren finde ich mindestens merkwürdig . . .

Andere mögen anderer Ansicht sein, aber warum auch nicht?

Es scheint sich eher um eine suboptimale Flasche gehandelt zu haben (wer kennt schon die Lagerbedingungen von Auktions-Weinen?), denn die cellarTRACKER-Community hat eine ganz andere Meinung: Durchschnittsbewertung 91,3.
Ich koche immer mit Wein. Manchmal kommt sogar etwas davon in den Topf . . .
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 1982

BeitragMo 5. Feb 2018, 17:57

Sorry....
Aber zu den Leistungen dieses Chateau fällt mir nichts Positiveres ein.
87 Punkte für einen durchaus guten Jahrgang 82 Margaux reisst jetzt auch nicht vom Hocker....
Darum gings mir überdies auch nicht.
Vielmehr ums Lamentieren dass klassisch ausgebaute Weine heutzutage nicht mehr zu erschwinglichen Preisen kistenweise erschwinglich einzulagern wären. Das Gegenteil ist der Fall.
Selten in der Geschichte des Bordelaise war es so einfach aus einer nahezu unüberschaubaren Menge guter Weine auszuwählen.
Das mag zwar nicht mehr unbedingt für klassifizierte Weine gelten......aber o.g. Wein ist diesem Status m.K. nach ohnehin nie gerecht geworden und man wäre dort (auch 82) froh gewesen, auch nur annähernd auf dem Qualitätsniveau heutiger guter bürgerlicher Gewächse zu produzieren.
Best.
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innauen

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Re: Bordeaux 1982

BeitragMo 5. Feb 2018, 18:34

Hallo,

bei Altweinerlebnissen finde ich Punkte nicht so wichtig. Die Flasche war in guter Verfassung. Da war nichts fehlerhaftes, gezehrters oder saures. Nur fehlte halt etwas die Frucht. Na und? Es war trotzdem eine Begegnung, an die ich noch eine Weile denken werde. CT beurteile ich etwas skeptisch. Da ist viel selbsterfüllende Prophezeiung dabei. Ich habe eine alte teure Flasche gekauft, muss ja gut sein. Gut war sie. 87 Punkte finde ich für ein Weingut, das 1982 noch nicht viel hermachte nicht mal so schlecht. Nur war sie eben nicht sehr gut. Aufsehenerregend war das Trinkerlebnis - nicht nur für mich, sondern auch für die mit am Tisch waren. Aber dafür gibt´s eben keine Punkte.

Der Vergleich mit Cru Bourgeois von heute ist gut gemeint, trifft aber den nicht den beschriebenen Fall. Natürlich bekommt man heute für 12-15 Euro teilweise grandiose Weine, die man heute oder auch noch in zehn, fünfzehn manchmal sogar zwanzig Jahren trinken kann. Das war aber nicht das was ich meinte. Meine Altweinerlebnisse zeigen mir, dass viele Weine damals auf das lange Leben getrimmt waren. Sie mussten so lange reifen, um überhaupt trinkbar zu werden. Und nicht in allen Fällen hat das geklappt.

Das sagt übrigens Parker, der 1982 allgemein ja sehr gelobt hat, zu dem Wein:

The 1982 is solid and reliable, with an advanced, medium ruby color, a moderately intense blackberry, oaky bouquet, and soft, loosely knit flavors. It requires drinking. Anticipated maturity: Now. Last tasted, 4/91. 81 Points

Grüße,

wolf

P.S.
Olaf Nikolai hat geschrieben:Vielmehr ums Lamentieren dass klassisch ausgebaute Weine heutzutage nicht mehr zu erschwinglichen Preisen kistenweise erschwinglich einzulagern wären. Das Gegenteil ist der Fall.
Selten in der Geschichte des Bordelaise war es so einfach aus einer nahezu unüberschaubaren Menge guter Weine auszuwählen.


Kleine Nachfrage. Wo ist da ein Lamento in meinem Posting? Will ich echt 35 Jahre warten, um dann einen 87 Punkte Wein zu trinken? Wohl eher nicht. Will ich in eine ganze Dekade (1972-1981) abwarten, in denen kaum ein herausragender Jahrgang vorkam? Wohl eher auch nicht. Kann ich jenseits von Punkten einen solchen Wein dennoch genießen, ohne die scheinbar ach so guten Zeiten heraufzubeschwören. Ich hoffe doch.
Zuletzt geändert von innauen am Mo 5. Feb 2018, 18:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 1982

BeitragMo 5. Feb 2018, 18:46

Die Fähigkeit zur Reife basiert m.E. in erster Linie auf der Qualität des Jahrganges.
Das gilt sowohl für klassifizierte als auch für nicht klassifizierte Weine.
Viele Cru buorgeois aus 00, 05, 09, 10, 15 und 16 werden mühelos über 30 Jahre und mehr gut reifen.
Das Trinkfenster mag eher als "früher" (meine auch früher als 82, denn die Weine der 80er Epoche sind schon vergleichsweise "modern" vinifiziert)
erreicht sein.
Mein Eindruck ist, dass die aktuellen Jahrgänge durchaus genausolange, wenn nicht sogar länger (und besser, i.s. besserer Selektion, Ausbau u.a.m) reifen als hier wiederholt unterstellt.
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innauen

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Re: Bordeaux 1982

BeitragMo 5. Feb 2018, 18:52

Olaf Nikolai hat geschrieben:Die Fähigkeit zur Reife basiert m.E. in erster Linie auf der Qualität des Jahrganges.


Die Lage macht schon auch was aus. Es gibt schon einen Grund, weshalb die klassifizierten Chateau seit Jahrhunderten lagerfähige Weine machen, während die Petit Chateau diesen Anspruch grundsätzlich nicht erheben. Es gibt Ausnahmen (Lanessan 1928, ältere Poujeaux), die wie immer diese Regel bestätigen, aber nicht widerlegen. Nur nochmal. Darum ging´s mir nicht. Siehe PS zu meinem letzten Posting.
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