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Bordeaux 2003

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Fasano

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Re: Bordeaux 2003

BeitragFr 20. Mär 2020, 19:19

Ja, ok. 88 Punkte sind noch zu viel. Auch nach etwas Dekantierzeit, da kommt einfach nichts!
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2003

BeitragFr 20. Mär 2020, 19:26

Fasano hat geschrieben:Vorab: Manche Weine hat man ja im Keller um seinen eigenen Geschmack gegenüber den Profi Verkostern abzustimmen. Heute im Glas: Chateau Pavie 2003. Kurz und knapp: Einfach nur eine brandige Plörre! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Ich kann nicht verstehen wie jemand mehr wie 88 Punkte für diesen Wein geben kann.
Der Wein ist überreif, brandig, fruchtlos, alkoholisch, vordergründig, überextrahiert, kurz. Ich bin einfach enttäuscht von diesem Wein. Mein letzter 2003er war Chateau Montrose 2003 und der war genau das Gegenteil: voller Frucht, keine Spur von Überreife, lang, komplex, einfach perfekt. Das sind echte 96 Punkte.
Wie kann ein Profi Verkoster fast identische Punkte vergeben?

Grüße

Hallo Fasano,
danke für die Notiz, ich kann das gut nachvollziehen!
Ja, Montrose 2003 ist reproduzierbar ein großer Wein (oder wird es bei Flaschen,
die noch nicht so weit sind), Pavie aus gleichem Jahr kenne ich nicht, aber wir
hatten kürzlich in Frankfurt St. Emilion und St. Julien 2000 auf dem Prüfstand,
viewtopic.php?f=29&t=2216&start=190
und wie da der eine oder andere rechtsufrige Wein von den "Profis" bei Überreife
und Überextraktion etc. hoch bewertet wurde, ist für meinen Geschmack nicht
nachvollziehbar ...

Allerdings, Pavie 2000 hatte ich schon 2 Mal ganz Groß im Glas ... :oops:

Viele Grüße,
Jochen
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Fasano

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Re: Bordeaux 2003

BeitragFr 20. Mär 2020, 19:40

Wenn die Krise noch länger dauert ist bald der 2000er Pavie auf dem Prüfstand. Da ich vom 2000er(12er) noch mehr als vom 2003er(6er)habe bin ich gespannt.
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2003

BeitragDi 24. Mär 2020, 21:36

Sociando Mallet 2003:
Tief dunkles Weinrot mit Violettstich. Erst mal Zedernholz & Tabak
in der mittelkräftigen Nase, dahinter frisch Eucalyptus, Kirschen
und Cassis. Mit Luft florale Noten und nasses Leder. Profitiert von
Luftzufuhr und wandelt sich ständig!
Mittelgewichtig, ein Früchtekorb mit Cassis und Brombeeren, floral/
würzig mit einem dezenten bitterl, frisch und trinkig, schöne Adstringenz,
sehr lang mit fruchtigem Nachhall.

Ganz hervorragend, 92 P.

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 2003

BeitragDi 24. Mär 2020, 22:03

Klingt gut und ermutigt einmal wieder eine Flasche aufzuziehen. Die letzte Flasche war leider nicht so gut. Habe noch recht viel davon.
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2003

BeitragFr 27. Mär 2020, 14:54

Angesichts von Corona, home office und Steuererklärung wollte ich mir gestern Abend etwas Gutes gönnen:

Château Pontet-Canet Pauillac GCC 2003 13% Alkohol

P&P bei zunächst 13°aus dem WKS

Was zunächst beim Öffnen in die Nase sticht: Lakritze, aber in einer extrem medizinalen Variante (gibt's das - oder ist das bereits die Deformation des Geruchsorgans in diesen Corona-Zeiten?). Wunderbar intakter Korken, nicht die geringste Durchtränkung, auch die aus dem Seidenpapier gepellte Flasche wie neu, Etikett wie gestern gedruckt. Farbe: recht dunkles Purpur, nicht die geringsten Alterstöne. Auf die Flasche war ich, nachdem die ersten drei innerhalb der letzten 3 1/2 Jahre auf eine ein wenig neue-welthafte Art vom Feinsten waren, wenn auch nicht eben typisch Pauillac, aber eben auch nicht typisch für Pontet-Canet aus dem letzten Jahrtausend, wo er mir zu rustikal daherkam (interessant: P-C hatte im letzten Jahrtausend auf GWS nur einmal, 1961, eine Punktzahl von knapp über 90, in den 90ern manchmal 89+, ab 2000 jedoch ausnahmslos über 90, seit 2009 weit darüber.) Der 2003er schien mir die letzten Male immer ein für mich positiver Wein zu sein, da er in gewisser Weise die Mitte hielt zwischen einem klassisch herben Pauillac und dem Amphorenstil ab 2009, wie ich ihn persönlich als Jungwein zwar mag, aber halt wie viele andere nicht weiss, wie das sich entwickelt.
Nun: Diesmal war alles anders - auch mit Belüftung und allmählicher Chambrierung ging das Medizinale in der Nase, aber leider auch im Gaumen, nur leicht zurück. Diese medizinale Lakritze wollte einfach nicht weichen und überdeckte alles, was tief unten an angedeuteter Frucht, an Leder, an Tabak wohl da war, aber fast unmerklich. Und noch etwas: Der Wein erschien guttural, als ob der Alkohol, ebenfalls medizinal, sich vom Weinkörper gelöst hätte, als ob da irgendwo ein Traubensaft läge und völlig daneben, losgelöst davon, der Medizinalalkohol, der alles überlagert, fast jedes Geschmackserlebnis, auch die feinen Tannine, aber eben auch den Hauch von Pflaume zum Beispiel, der sich nicht in Szene zu setzen vermag neben diesem Alkohol. Dabei sind es ja nur 13 %. Kann es sein, dass ein Wein, der nun jahrelang offen wie ein Scheunentor war, plötzlich, im 17. Jahr sich (wieder) verschliesst? Ist das die Konzession ans extreme Hitzejahr 2003, dass durch Alterung sich zwar nicht im Geringsten Sekundär- oder Tertiärnoten bilden, dafür der Alkohol sich vom 'Weinkörper' (ich nenne es so in Ermangelung eines alternativen Terminus) löst und diesen vereinsamt zurücklässt?
Ich bin ja gespannt, wie sich das entwickelt. Die bisherigen Flaschen waren allesamt im Bereich von 93+ Punkten, dieses Mal sind es für mich nicht mehr als 86 Punkte - und dies nicht unbedingt genussbedingt, eher mit Mitleidsbonus...

Am Tag 2 hat sich der vordergründige Medizinalkohol ein wenig gemildert, ist aber immer noch störend. Immerhin lässt er nun auch Sub-Töne von Leder, Holz, Tabak etwas mehr durchscheinen. Frucht ist aber Fehlanzeige. Das gilt für Nase und Gaumen.
Wohlwollende 88 Punkte jetzt. PLV im Moment ziemlich miserabel, verglichen etwa mit dem vor ein paar Tagen genossenen DdC 2012 (siehe dort) zu 40% (?) des Preises...
So müssen die beiden verbleibenden Flaschen nun warten, einige Jahre - Alterssorgen muss man sich da - anders als ich vor 2 oder 3 Jahren dachte - gewiss keine machen.

Am Tag 3 hat sich für die Nase manches verbessert, es ist sogar eine leichte Lebkuchenwürze erkennbar. Am Gaumen jedoch bleibt's wie gehabt: Alkohol, etwas weniger medizinal, losgetrennt vom Weinkörper, wenig genussvoll. Es bleibt also bei 88 Punkten.
Dateianhänge
Pontet_Canet_2003.jpg
Zuletzt geändert von pessac-léognan am Sa 28. Mär 2020, 20:21, insgesamt 3-mal geändert.
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Michael24

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Re: Bordeaux 2003

BeitragFr 27. Mär 2020, 15:15

Danke für diese interessante Notiz. Was Pontet Canet betrifft kenne ich nur den 2016er aber der entspringt einer anderen Zeitrechnung.
Eigentlich will ich nur sagen, dass man es gar nicht genug schätzen kann einen seiner großen Kellerweine im richtigen Moment zu erwischen.
PS: Wo bleibt Olaf mit seinem Pontet Canet Bashing? :lol:
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 2003

BeitragFr 27. Mär 2020, 16:25

Lol. Ich liebe den 96er.:-)
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weingollum33

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Re: Bordeaux 2003

BeitragFr 27. Mär 2020, 16:38

Lol. Ich liebe den 96er.:-)

Ich weiß nicht , ob es ironisch gemeint ist! Aber den liebe ich auch - absolut!
Gruß Tobias
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Olaf Nikolai

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Re: Bordeaux 2003

BeitragFr 27. Mär 2020, 16:45

...und 90, 92, 93 und 95 fand ich auch nicht so übel.
Möglicherweise mach in heute Abend einen 93er auf.
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