Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
amateur des vins
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Sa 21. Jan 2017, 13:46
UlliB hat geschrieben:Seit spätestens 2008 ist Gruaud aber sauber. Viele Leute werden das begrüßen, manche bedauern, denn ein charakteristisches Markenzeichen des Gutes ist jetzt weg.
Ich empfinde da entschieden "sowohl/als auch". Ich mag es, wenn Wein Charakter hat, eigenständig ist. Ich mag es aber auch, wenn er balanciert ist, harmonisch - nicht zu verwechseln mit beliebig oder langweilig oder ausdrucksarm. Wenn ich sonst schon so logikaffin bin, darf's bei so etwas Emotionalem wie Wein auch mal anders sein. UlliB hat geschrieben:Den 2009er habe ich im Mai 2015 angetestet. Da schien er mir nicht ganz offen, aber komplex, ausgewogen und überhaupt nicht "funky" (brett-ig) wie so oft. Ich habe mir auch (sinngemäß u.a.) notiert: "dicht und kräftig" aber auch "frisch und ausgewogen, eher schlank (für '09)".
Na, schlank ist der Wein ganz bestimmt nicht, auch nicht im Jahrgangskontext (ich hatte hier allerdings keinen direkten Vergleich). Es kommt wohl auf den Kontext an, in dem man verkostet.
Na, da hast Du aber meine relativierenden Worte am Ende unterschlagen. Ich war ja selber überrascht, daß ich das so geschrieben hatte. Eben nochmal nachgesehen: Weder an besagtem Maitag noch an den Tagen davor habe ich Wuchtbrummen getrunken. Ich weiß allerdings nicht, was ich dazu/davor gegessen hatte. UlliB hat geschrieben:Was trinkst Du denn an Rotwein sonst so?
Wenig(er). Unsere fleischarme Küche harmoniert oft besser mit weißen. Ansonsten querbeet: Rhône (aus PGV-Gründen eher süd als nord) und Languedoc/Roussillon waren mal die Platzhirsche, kommen aber inzwischen seltener ins Glas - zu doll. Bordeaux manchmal, Einzelflaschen und 3 Subs ('08, '09 und '15). Aber eigentlich bin ich seit einiger Zeit bei Burgund und Beaujolais (Crus) angekommen. Aus Italien inzwischen am liebsten Brunello (aber selten). Und langsam, langsam auch deutsche, wenn sie nicht "klebrig" sind, v.a. Spätburgunder. Die Entwicklung ging schon deutlich von Kraft zu Eleganz/Finesse; ganz typisch eigentlich. Deshalb war ich ja auch von meinem eigenen Text überrascht. Karg oder knochig brauche ich es aber nicht. Allerdings wird es heute aus gegebenem Anlaß Amarone geben. Das schreit ja eigentlich nach einer Überprüfung. Gruaud 2004 habe ich auch noch hier. Falls Du mal in Berlin bist, würde ich mich sehr freuen, wenn wir mal unsere Geschmäcker abgleichen würden.
Besten Gruß, Karsten
vanvelsen
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Sa 4. Feb 2017, 11:33
Kürzlich von einem guten Freund und Mitschreiberling auf vvWine verkostet: 3 100 PP Weine aus 2009 sowie Ch. Margaux 1999. http://www.vvwine.ch/2017/01/4-flaschen ... d-die.htmlGruss, Adrian
toska
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Sa 4. Feb 2017, 23:57
Château D'Agassac 2009
leicht herb animalische Nase, prototypisch Bordeaux, rote Früchte (Darbo Fruchtikus), fein liniert, Wechsel zw. Milch- und Bitterschokolade feine Züge auch am Gaumen, mehr Pflaumen jetzt, Tannin feinsandig, für Bordeaux und Jhg. eher zurückhaltend, Extraktion sehr gelungen, Säure balanciert den Wein ausgezeichnet aus und greift zu wenn der Abgang beginnt, Konzentration und Komplexität sowie Abgang entsprechend der Preisklasse nicht ausufernd, aber alles in Harmonie und Trinkfluss erzeugend. Der Abgang war anfangs etwas wärmend (was wohl an der zu hohen Trinktemp. lag), 2. Glas gekühlter und dieser Eindruck legt sich dann auch (13% Alk.). Denke in 5 Jahren am Zenit und dann (wie egtl. schon jetzt) ein P/L-Hammer. Fazit: Top Einstiegs-Bordeaux. Prototypisch in Bukett und Gaumen. Perfekt für Weinseminare, um Bordeaux-Neulingen einen Vertreter aus der Region in einem brauchbaren Preisrahmen zu präsentieren. Im Vergl. zum Belle Vue selbigen Jahres gefällt mir dieser hier weit besser. Weniger modern, feiner, authentischer, das beste aus dem Jahrgang nehmend ohne aufdringlich zu werden bzw. zu überpowern. Aktuell 20€.
Gruß toska
Subadubawein
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So 12. Feb 2017, 01:41
Heute den ersten 09er überhaupt verkostet: Von der Nase her schon ein "Großer", der Rest wird sich erweisen. Das 2. Glas wird für morgen aufgehoben!
Immer ein Glas, das richtig gut schmeckt. Dabei niemals blöde strunkelig sein. Schön singen. Küssen! Dann wieder: Wein. Und vom Leergut leben. Das wär perfekt. Lebenswunsch zitiert aus: Wiglaf Droste, Nikolaus Heidelbach, Vincent Klink: Wein
innauen
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So 19. Feb 2017, 21:02
Hallo, Die 2009er waren für einige Zeit vernagelt, öffnen sich aber langsam wieder. Man kann das mit nominell kleineren Weinen antesten. Ich habe das hier mit einem eher unbekannten aber sehr überzeugenden Castillion getan: Grüße, Wolf
„Es war viel mehr.“
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
amateur des vins
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So 19. Feb 2017, 22:06
Roc de Cambes 2009
Gerade noch transparent; keine Verfärbungen. In der Nase irre konzentriert. Schwarz- und blaufruchtig. "Süßlich". Garrigue. Dunkle Schokolade. Trotz aller Opulenz überhaupt nicht breit, sondern durchaus elegant. Hedonistisch im besten Sinn. Am Gaumen setzen sich die Eindrücke der Nase fort. Wirkt sogar eher noch frischer! Tannine superfein, aber nicht zu knapp, wie die sanfte großräumige Adstringenz belegt. Unauffällige, aber schön frische Säure. Ein Teil sagt "barocke Fülle", der andere "kühle Finesse". Beide zusammen ergeben einen großartig balancierten, spannenden, vielschichtigen und dennoch überaus "trinkigen" Wein. Die 15% Alk. sind übrigens perfekt eingebunden.
Ich kann mir vorstellen, dass er für den einen oder anderen zu kraftvoll oder "modern" daherkommt. Für mich aber ein sehr, sehr guter, wenn nicht großer Wein!
[+2h30'] Exzellenter Begleiter eines Lammschmortopfes. Es wirkt fast so, als trügen ätherische Öle der (im Wein empfundenen) Garrigue-Kräuter zur Frische bei. Im langen Abgang eine minimal bittere Graphitnote, die nicht stört sondern im Gegenteil zur Spannung beiträgt.
[+4h15'] Praktisch unverändert. Viel zu lecker (sic!), um etwas für morgen aufzuheben. Richtig, richtig gut!
Besten Gruß, Karsten
Trinkfreude
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Mo 20. Feb 2017, 12:25
Hallo Karsten, wie schätzt Du den RdC denn in seiner Entwicklungskurve ein? Noch ganz lang aufwärts, noch ein oder zwei Jahre aufwärts, genau auf dem Höhepunkt, ... nach abwärts klingt's ja eher nicht VG Jürgen
amateur des vins
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Mo 20. Feb 2017, 14:45
Trinkfreude hat geschrieben:wie schätzt Du den RdC denn in seiner Entwicklungskurve ein? Noch ganz lang aufwärts, noch ein oder zwei Jahre aufwärts, genau auf dem Höhepunkt, ... nach abwärts klingt's ja eher nicht
Och, der hat noch jede Menge Zeit! Er ist jetzt voll auf der Frucht, nix tertiäres. Sehr zugänglich, aber mit der Struktur und Statur für viele Jahre. Ob er noch besser wird? Kommt drauf an, wie man "besser" definiert. Für meinen Geschmack befindet er sich zu Beginn seines Hochplateaus. Natürlich wird er sich verändern, aber meine Kristallkugel sagt mir, dass ich ihn in den nächsten Jahren ähnlich gut finden werde. Beginnende Tertiäraromen mag ich ganz gerne, muss aber auch nicht. Wenn's so richtig in Richtung "geteerte Eisenbahnschwellen" geht, ist's nicht mehr meins. Kenne ich aber eher von ollem Cabernet, weniger von Merlot. Ich plane daher meine verbleibenden Flaschen im Verlauf der nächsten 6-10 Jahre zu trinken - was nicht bedeutet, dass das dann auch so kommt.
Besten Gruß, Karsten
Trinkfreude
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Di 21. Feb 2017, 14:06
amateur des vins hat geschrieben:jetzt voll auf der Frucht, nix tertiäres
Vielen Dank, das war genau die entscheidende Info. Dann lasse ich meine noch ein paar Jahre liegen. Ich suche theoretisch immer die Phase, wo sie "noch ein bisschen auf der Frucht, aber auch schon ein bisschen tertiär" sind. Praktisch habe ich bei RdC bisher allerdings regelmäßig das "schon alle wegen lecker"-Problem... Bei Tertre Roteboeuf wirkt das Preisschild und die daraus resultierende geringere Einkaufsmenge stärker disziplinierend, bei denen hatte ich meistens in der Phase zwischen 10 und 15 Jahren am meisten Glück. Danach werden sie für meinen Gaumen zwar anders, aber nicht mehr unbedingt besser. Wobei ich das vielleicht mal überdenken sollte, in einigen der jüngeren großen Jahre soll sich der TR ja eine früher ungewohnte Strenge zugelegt haben. Mal sehen...
amateur des vins
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Di 21. Feb 2017, 21:14
Trinkfreude hat geschrieben:Ich suche theoretisch immer die Phase, wo sie "noch ein bisschen auf der Frucht, aber auch schon ein bisschen tertiär" sind.
Da sind wir ja garnicht so weit auseinander, außer dass ich gerne auch schon mal vorher zuschlage. Trinkfreude hat geschrieben:Bei Tertre Roteboeuf [...] hatte ich meistens in der Phase zwischen 10 und 15 Jahren am meisten Glück.
2009 ist jetzt gut 7 jahre alt. + 6-10 = 15 +/- 2. Passt!
Besten Gruß, Karsten
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