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Bordeaux 2009

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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nono

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Re: Bordeaux 2009

BeitragMi 2. Dez 2020, 16:00

In letzter Zeit zwei 2009 Bordeaux getrunken, sehr unterschiedlich:
Poujeaux
Der wurde hier ja schon oft besprochen, ich war nicht so begeistert.
Wahre Fruchtmassen, allerdings schon fast ins Likörige übergehend ( vollkommen drüber ist er allerdings nicht), dann reichlich Tannin, eindeutig "moderne Art", mit den früheren Poujeaux, die allerdings in nicht so reifen Jahren auch schon reichlich karg und kantig ausfallen konnten, überhaupt nicht mehr zu vergleichen.#
Mein Ideal wäre genau zwischen der alten und neuen Linie, nun denn, ich habe noch 2 Flaschen, die werde ich noch mindestens fünf Jahre lagern, vielleicht verschmelzen dann Frucht und Gerbstoff zu etwas Schönem.
Clos Manou
Ein ganz herrlicher ausgewogener Bordeaux, eher ( typisch 2009) blaufruchtig, leicht dunkel: Blaubeeren, Schlehe, Maulbeeren, reif aber überhaupt nicht süß, sehr rassig
Ein toller Wein,der nicht auf Power sondern Feinheit setzt. Hält sicher noch lange, aber warum warten, wenn er jetzt schon so gut schmeckt 93 P
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Rotundweiss

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Re: Bordeaux 2009

BeitragSo 13. Dez 2020, 11:00

Rollan de By 2009

Gestern zur Rinderroulade. Möchte bei diesem Wein in erster Linie auf die von manchen Forumsteilnehmern bezweifelte Haltbarkeit bzw. Reifefähigkeit von 2009ern, also in diesem Fall eines eher warmen Jahrganges, eingehen.
Null Alterstöne, jedoch bereits auf den Punkt, zeigt dieser Cru Bourgeois, das er wo möglich noch ein Leben von 10 Jahren oder mehr vor sich hat. Im Übrigen ein toller Wert mit einer nicht erahnten Balance. Sehr zu empfehlen.

Schönen 3.Advent wünscht
Georg
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Ingo

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Re: Bordeaux 2009

BeitragMi 30. Dez 2020, 19:25

Domain de Chevalier. Bin kein großer Freund dieses Weingutes, das PGV passt mir zu oft nicht. Der 09er zeigt mir aber, dass es auch anders geht. Dichter, intensiver Kern, blickdicht, viskos und intensive Aromen nach Kirschen und Brombeeren. Ist für mich noch längst nicht am Ende seiner Entwicklung, bietet jetzt aber schon reichlich Genuss. 93/94 P.
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amateur des vins

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Re: Bordeaux 2009

BeitragFr 1. Jan 2021, 23:09

Nach einigen weniger schönen Momenten zum Jahresausklang, hatte ich Lust auf irgendwas "von der sicheren Bank", Spaß ohne Trivialität. Ich wurde nicht enttäuscht:

Roc de Cambes 2009

Im Glas sehr dicht, gerade noch transparent, granatrot, keine Verfärbungen, ungefiltert.
In der Nase sehr üppig, superreife Beeren (grenzwertig, aber nicht over the top) und Pflaumen, tolle Frische (Kräuter, Eukalyptus). Alkohol (15%!) extrem gut verpackt.
An der Zungenspitze verführerische Extraktsüße. Weniger wuchtig, als die Nase annonciert, aber schon sehr dicht. Trotz aller Kraft elegant. Superfeine, mittelkräftige Tannine und frische, aber unauffällige Säure.
Zum Abgang hin kontrastiert schwarze Würze (Röstaromen, Wacholder, Mokka) wunderbar mit der "Süße" vom Auftakt. Nur leicht wärmend, überhauptnicht spritig.

Das ist äußerst dezent gereift, offen wie ein Scheunentor und mit reichlich Potential gesegnet. Zugänglich, und doch mitnichten ein Langeweiler.

An die Bordeaux-Fraktion:
Warum fliegt der immernoch weitgehend unter dem Radar? Ist es die Appellation Côte de Bourg, die "ja nichts sein kann"? Ist es die relative Modernität, aufgrund derer es kein knorriger, sehniger Claret-Klassiker ist? Aber das ist kein Kompott, und auch nicht Bordeaux-untypisch. Ich kann mich nicht erinnern, 'was vergleichbar Gutes vom rechten Ufer im Glas gehabt zu haben. Zugegeben, mein Erfahrungsschatz ist da sehr ausbaufähig. Halt: Ein VCC aus kleinem Jahr, kredenzt von einem Freund, war grandios. Aber sonst? Mal sehen, vielleicht pusten jüngere Canons ihn ja weg. Dann muß man das aber immernoch in Relation zum Preis setzen...

Ich hatte jedenfalls wieder mal Spaß; ein gelungener Start in's neue Jahr!
Besten Gruß, Karsten
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UlliB

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Re: Bordeaux 2009

BeitragSa 2. Jan 2021, 11:45

amateur des vins hat geschrieben:Warum fliegt der immernoch weitgehend unter dem Radar?

Karsten,

ich weiß nicht, wie Du darauf kommst, dass Roc de Cambes unter dem Radar fliegt. Jeder, der sich etwas intensiver mit Bordeaux beschäftigt, kennt zumindest den Namen, da man doch recht häufig mit entsprechenden Angeboten bombardiert wird. Das Schwesterweingut, Tertre Roteboeuf, ist eine Rechtsufer-Ikone (und entsprechend teuer), da strahlt der Ruf natürlich schon ab, und mein Eindruck ist, dass da zumindest gelegentlich die im Bordelais nicht unüblichen Koppelgeschäfte laufen (wer als Händler Tertre Roteboeuf haben will, muss auch Roc de Cambes abnehmen) - und den Roc drückt man dann mit intensiver Werbung weg.

Ich bin in Bordeaux nach wie vor ganz überwiegend auf dem linken Ufer unterwegs, und dementsprechend selten hatte ich den Roc im Glas, vielleicht nur drei oder viermal. Ich fand den da schon ganz gut, aber von den Gebietsspitzen doch recht weit entfernt.

Gruß
Ulli
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amateur des vins

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Re: Bordeaux 2009

BeitragSa 2. Jan 2021, 13:40

Ein gutes neues Jahr, Ulli!
UlliB hat geschrieben:
amateur des vins hat geschrieben:Warum fliegt der immernoch weitgehend unter dem Radar?
ich weiß nicht, wie Du darauf kommst, dass Roc de Cambes unter dem Radar fliegt. Jeder, der sich etwas intensiver mit Bordeaux beschäftigt, kennt zumindest den Namen
Da hat mal wieder Flapsigkeit über Präzision in meiner Formulierung gesiegt. :roll:
Ich glaube wohl, daß der Name schonmal gehört wurde. Was ich nicht verstehe, ist der geringe Grad an Aufmerksamkeit, der daraus resultiert.

Ich habe gerade nochmal die Suchergebnisse hier überflogen (search.php?keywords=Roc+de+Cambes): Verkostungsnotizen sind doch ziemlich rar (und zu einem Gutteil von mir :?). Und bis auf zarte Ausreißer lese ich doch eher mäßige Bewertungen, die nicht so recht zu dem passen wollen, das ich jahrgangsübergreifend im Glas finde.
UlliB hat geschrieben:Ich fand den da schon ganz gut, aber von den Gebietsspitzen doch recht weit entfernt.
Das zweifle ich nicht an, zumal ich nicht das Geld für die Gebietsspitzen ausgeben mag. Ich meine mir gemerkt zu haben, daß Du ganz überwiegend mit "Top of the Pops" vergleichst. Ich finde aber, das ominöse PGV ist bei beschränktem Budget eine geeignete Metrik. :idea:

Aber egal, ob absoluter oder preisgewichteter Vergleich: Er wird ziemlich selten erwähnt, geschweige denn beschrieben, und kommt dann auch nur mäßig dabei weg. Und ich frage mich, woran das liegt: Überschätze ich den Wein? Paßt er einfach besser zu meinem Geschmack, als zu dem der meisten? Oder trauen sich doch einfach viele aufgrund seiner "niederen Herkunft" nicht, ihm dieselben Meriten zuzugestehen?

Ich fühle mich übrigens nicht mit spezifischer Werbung bombardiert. Wer macht denn sowas? Koppelgeschäft könnte sein, weiß ich nicht. 23.000 Flaschen Tertre Roteboeuf pro Jahr sind für Bordeauxverhältnisse natürlich wenig, aber 45.000 für Roc de Cambes auch keine andere Größenordnung. ;)
Besten Gruß, Karsten
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2009

BeitragSa 2. Jan 2021, 14:26

amateur des vins hat geschrieben:
Ich fühle mich übrigens nicht mit spezifischer Werbung bombardiert. Wer macht denn sowas? Koppelgeschäft könnte sein, weiß ich nicht. 23.000 Flaschen Tertre Roteboeuf pro Jahr sind für Bordeauxverhältnisse natürlich wenig, aber 45.000 für Roc de Cambes auch keine andere Größenordnung. ;)


Ulli meint vermutlich LOB und Gerstl, bei denen Mitjaville-Güter einen Stammplatz haben, und klar sind die 23'000 Flaschen TR bei ihrem Preis nicht gar so schnell verkauft wie Jahrhunderte alte Legenden. Da machen Koppelgeschäfte mit einem.etwas günstigeren Côte de Blaye durchaus Sinn.
Wohl bekomm's!
Jean
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amateur des vins

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Re: Bordeaux 2009

BeitragSa 2. Jan 2021, 14:41

pessac-léognan hat geschrieben:klar sind die 23'000 Flaschen TR bei ihrem Preis nicht gar so schnell verkauft wie Jahrhunderte alte Legenden. Da machen Koppelgeschäfte mit einem etwas günstigeren Côte de Blaye durchaus Sinn.
Normalerweise ist es andersherum: Rare Ikonen verkaufen sich von selbst, und Koppelgeschäfte sollen den Absatz der "schlichten Massenware" ankurbeln. Nur, daß man bei Roc de Cambes eben nicht von "schlichter Massenware" sprechen kann, sicher nicht von der Flaschenzahl her.

Herr Hilse äußerte sich hier irgendwo auch mal sinngemäß so (iirc), Absatzprobleme gebe es bei Mitjaville eher keine.

Côtes de Bourg btw ;)
Besten Gruß, Karsten
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pessac-léognan

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Re: Bordeaux 2009

BeitragSa 2. Jan 2021, 14:47

amateur des vins hat geschrieben:
Herr Hilse äußerte sich hier irgendwo auch mal sinngemäß so (iirc), Absatzprobleme gebe es bei Mitjaville eher keine.

Côtes de Bourg btw ;)


Möglicherweise hat hier der Abgang von Parker doch einiges verändert? Einige Garagen scheinen.nicht mehr im gleichen Maße Selbstläufer zu sein und brauchen vielleicht nun doch etwas Absatzhilfe. Wer weiß?
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UlliB

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Re: Bordeaux 2009

BeitragSa 2. Jan 2021, 14:47

amateur des vins hat geschrieben:Ich habe gerade nochmal die Suchergebnisse hier überflogen (search.php?keywords=Roc+de+Cambes): Verkostungsnotizen sind doch ziemlich rar (und zu einem Gutteil von mir :?).

Wenn Du die außerordentlich begrenzte Sichtweise dieses Forums zur Grundlage Deiner Einschätzung machst, kann ich das nachvollziehen. Aber eben: diese Sichtweise ist (zwangsläufig) außerordentlich begrenzt. Auch wenn hier im Forum das Bordelais noch halbwegs gut abgedeckt zu sein scheint, gibt es nur eine sehr begrenzte Zahl aktiv Schreibender. Und für die ist es ob der schieren Größe des Anbaugebietes völlig unmöglich, auch nur halbwegs das, was in die Kategorie "gut, sehr gut, ausgezeichnet oder herausragend" fällt, ständig im Auge zu behalten. Das sind mittlerweile Hunderte von Weinen.

Da ist es schon mal interessanter, zu sehen, was die Profis so sagen. Und bei denen ist die Abdeckung für Roc de Cambes doch durchaus sehr gut, d.h. für die fliegt der Wein nicht unter dem Radar. Nehmen wir mal den 19er, der en primeur immer noch verfügbar ist: JR 16+, Dunnuck 92-94, Leve 90-92, Vinous (Martin) 92-94, Vinous (Galloni) 91-93, WeinWisser 18,5. Das hört sich alles schon ganz gut an, aber angesichts der allgemeinen Punkteinflation ist es doch sehr weit von der Spitze entfernt und irgendwie nur Mittelklasse, und selbst da nicht unbedingt in der oberen Hälfte. In dieser Kategorie bewegen sich (auch preislich vergleichbar) Dutzende von Weinen aus dem Bordelais, die hier im Forum auch keine Aufmerksamkeit bekommen und selten bis gar nicht erwähnt werden, selbst wenn sie aus renommierteren AOCs kommen.
Ich fühle mich übrigens nicht mit spezifischer Werbung bombardiert. Wer macht denn sowas?

Händler, die ganz oder fast ganz auf Bordeaux spezialisiert sind. Ich nehme mal an, bei denen kaufst Du nichts ;)

Gruß
Ulli
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