Sauternes

Fast alle 2001 ist wunderbahr!
Heute und auch die kommende 10 bis 20 Jahre.

Chateau Rieussec 2001 13,5%Vol. Aus einer Sauternais-Flasche, 0,5L. Das Format war eine Zeit lang recht populär, scheint aber mittlerweile wieder verschwunden zu sein. Altgold. Intensive Nase: staubige Botrytis, dahinter reife Aprikose. Wie bei Rieussec aus guten Jahren üblich, im Gaumen hammermäßig konzentriert, wiederum Aprikose und etwas Bitterorange, ganz enorme Süße, fast sirupartig. Die Süße wird aber im Zaum gehalten durch eine saubere, trocken wirkende ("staubige") Botrytis und eine für Sauternes bemerkenswert präsente Säure, die das ganze Paket in Schwung hält und vor dem Absturz in die likörige Breite bewahrt. Konzentrationsmäßig am absolut obersten Anschlag, mehr geht für einen nicht aufgespriteten Wein nicht, kleidet den Mund völlig aus und klingt im Abgang wirklich minutenlang nach. Groß.

Normalerweise traue ich der Angabe von Trinkreifefenstern, die sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken, nicht sonderlich. Wenn hier Neil Martin "bis 2045" schreibt, würde ich aber sagen: zu kurz gegrffen. Der Wein wird vermutlich die meisten heute lebenden Trinker überleben, aber immer ein Nischenprodukt für diejenigen bleiben, die einen so extremen Süßwein zu schätzen wissen. So etwas mag ich auch nur manchmal; gestern passte es.

Gruß
Ulli

Hallo liebe Weinfreunde,
wo wenn nicht hier, sollte mein erster Beitrag stehen, beim gewählten Namen .
Zum wirklich guten Wein habe ich erst voriges Jahr gefunden, auch dank diesem Forum ist mein Weinhorizont innerhalb kurzer zeit deutlich erweitert worden, dafür schon mal Danke.
Beim Sauternes ist mir aufgefallen, das die Jahrgangsunterschiede schon sehr groß sind, habe den Guiraud der Jahre 2006,2012 und 2013 gekostet, der 2006 fällt da im Geschmack deutlich ab, da fehlt mir stark die Finesse.
Ich habe es mir auch schon gegönnt einen Yquem zu probieren, war halt neugierg wie die Krone des Sauternes schmeckt, es war zwar nur ein 1998, aber auch der hat mich schon sehr beeindruckt, echt was feines .
Weinbewertungen zu schreiben wage ich erst mal noch nicht, da muss ich mich noch ein wenig bilden.

In diesem Sinne
Grüße Heiko

Hallo Heiko,

willkommen im Forum - und hier in einer Nische, die nur von wenigen bedient wird. Sauternes / Barsac ist seit längerer Zeit völlig aus der Mode und wird nur von wenigen Leuten geschätzt, was einerseits gut ist, da das die extremen Preisexplosionen wie in anderen Teilen des Bordelais verhindert hat, aber auch einigermaßen Schade, und langfristig sogar gefährlich, weil sich die extrem aufwendige Produktion zumindest für kleinere Produzenten irgendwann einfach nicht mehr trägt.

Beim Sauternes ist mir aufgefallen, das die Jahrgangsunterschiede schon sehr groß sind, habe den Guiraud der Jahre 2006,2012 und 2013 gekostet, der 2006 fällt da im Geschmack deutlich ab, da fehlt mir stark die Finesse.

Ja, es gibt natürlich Jahrgangsunterschiede, allerdings fallen diese auf Grund der Herstellweise schon geringer aus als z.B. bei rotem Bordeaux. Manche Erzeuger lassen darüber hinaus wirklich schwache Jahrgänge ausfallen.

Generell ist 2006 kein schwaches Jahr, es rangiert durchaus auf Augenhöhe mit 2012 (aber nicht mit 2013). Ich kenne Guiraud aus den genannten Jahren nicht, aber hier ist zu berücksichtigen: 2012 und 2013 sind bei Sauternes jetzt noch ganz klar in der Fruchtphase, d.h. die Aromen werden von der Primärfrucht (= Traubenaromen) und ggf. Hefe- und Neuholztönen dominiert. Bei den 2006ern hat sich die Frucht schon zurückgezogen, und sie beginnen, in die Reifephase zu gehen; die meisten sind aber noch nicht wirklich vollreif. Was Du hier als "Mangel an Finesse" empfunden hast, kann auch nur durch ein problematisches Alter verursacht sein: Verlust der frischen Frucht, aber noch nicht in voller Reife.

Bei Sauternes gilt die gleiche Regel wie bei roten Bordeaux: entweder trinkt man sie wirklich jung oder wirklich alt. Dazwischen können sie problematisch sein. Die Frage ist nur, was "wirklich jung" und "wirklich alt" jeweils heißt - das ist durchaus jahrgangsabhängig, und hängt außerdem von individuellen Präferenzen ab. Da hilft nichts, als sich an die Thematik "heranzutrinken".

Gruß
Ulli

Hallo ulli,
Danke für deine erklärende worte, sehr informativ für mich.
Das Sauternes nicht so im Rampenlicht steht habe ich schon bemerkt, und ja es ist wirklich schade, das sind tolle Weine, wie viele andere auch.
Rote Bordeaux und andere französische Weine habe ich auch schon probiert, da gibt es so viel zu entdecken, mega spannend , dazu werde ich dann in entsprechenden Themen zu Wort melden.
Primärfruchtig gefallen mir die Sauternes sehr gut, den 06er Guiraud werde ich dann im Regal erstmal ein paar jährchen ruhen lassen, so wie er jetzt ist macht es keinen Sinn.
Zum Glück habe ich einige junge Jahrgänge und es kommen aus der der 14er Sub noch einige dazu, Coutet ist schon eingetroffen und leuchtet mich an.
Climens ist auch geordert, habe ich aber noch nicht getrunken, wie ist der so einzuordnen? Die Meinungen dazu klingen sehr interessant.
Rieussec 1999 und Laufaurie Peyraguey 2011 ist auch verkostet, geht der Chateau Climens in die Richtung?

Gruß Heiko

Hallo Heiko,

über die Jahrgangsunterschiede hinweg sind die Stilistiken von Rieussec und Climens schon recht unterschiedlich: Rieussec ist üppiger, generöser und eben "typisch Sauternes", während Climens als Barsac etwas schlanker und weniger botrytisiert ausfällt. Mir gefallen beide, aber zu de Jahrgängen kann ich jetzt aus dem Stand nichts sagen - und zu Laufaurie Peyraguey weiß ich garnix.

Viele Grüße
Guido

Rieussec 1999 und Laufaurie Peyraguey 2011 ist auch verkostet, geht der Chateau Climens in die Richtung?

Wie schon mein Vorredner gesagt hat: nein. Rieussec und Climens repräsentieren auf jeweils sehr hohem Niveau sogar die entgegengesetzten Endpunkte der im Sauternais möglichen Stilistiken.

Grob gesagt, gibt es zwei Hauptstilistiken: die der üppigen, häufig sehr süßen Weine, die manchmal regelrecht ölig wirken, in vielen Jahren hoch botrytisiert sind und eher säurearm. In diese Gruppe gehört Rieussec, und unter den namhaften Gütern außerdem Suduiraut, La Tour Blanche und auch Laufaurie Peyraguey.

Die zweite Gruppe ist etwas weniger süß, weniger üppig und zeigt in den meisten Jahren eine präsentere Säure; die Weine wirken dadurch eleganter, aber weniger konzentriert. Climens ist hier der qualitativ führende Vertreter, zu der Gruppe gehören außerdem u.a. Coutet und die drei Doisys (-Védrines, -Daene, -Dubroca).

Die Vertreter der ersten Gruppe gehören meistens in die AOC Sauternes, die der zweiten Gruppe in die AOC Barsac. Hier wird es aber dummerweise etwas kompliziert, denn Weine der AOC Barsac dürfen alternativ auch unter der AOC Sauternes verkauft werden - andersherum gilt das aber nicht. Insofern ist die Etikettierung nicht immer hilfreich.

Aber: riesengroß sind die Unterschiede zwischen Barsac und Sauternes nun auch nicht. Der Rebsatz ist gleich, die Böden sind gleich, die Methoden zur Weinerzeugung sind gleich, und beide Gebiete liegen sehr dicht beieinander. Auch Experten dürften ihre Schwierigkeiten haben, einen Wein blind eindeutig der einen oder anderen AOC zuzuordnen. Aber Rieussec und Climens aus dem gleichen Jahr - da sind die Unterschiede dann doch schon ganz erheblich.

Gruß
Ulli

Das mit den unterschiedlichen AOC habe ich zum Glück schon hier im Forum gelesen, so konnte ich deinen Ausführungen folgen.
Das macht mich jetzt sehr neugierig, leider dauert die Auslieferung des Climens wohl noch etwas. Da ich Lafaurie-Peyraguey auch sehr schön finde, wird das mit dem Climens eine spannende Sache.
Eine kleine Flasche Coutet 2009 habe ich auch voriges jahr probiert, und mit den Beschreibungen kann ich den im Nachhinein besser einordnen, war sehr fein und ausgeglichen, keine großen Botrytisnoten.
Zu der geringen Nachfrage von Sauternes habe ich interessanterweise beim Subkriptionskauf die Erfahrung gemacht, das die Weine doch nach einiger Zeit ausverkauft sind, besonders die halben Flaschen, es gibt also schon Käufer dafür.
Morgen kommt das neue Regal, dann ist wieder Platz für neuen Wein .

Gruß Heiko

Sauternes / Barsac ist seit längerer Zeit völlig aus der Mode und wird nur von wenigen Leuten geschätzt,

Das ist sicherlich richtig - auf der anderen Seite macht in meinem leider wenig weinverrückten Freundeskreis kein Wein solchen Eindruck (kein feiner Champagner und schon gar nicht ein feingliedriger Burgunder) wie ein Sauternes zum Epoisses am Ende eines Menus. Da erinnern sich auch die größten Weinlaien noch ein Jahr später dran und fragen schon, ob es wieder diesen komischen Wein zum Käse gibt...

Es besteht also Hoffnung

Grüße
Stefan

Zu Epoisses, kannte ich auch noch nicht. Jung oder reif?