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Re: Bordeaux 1998

BeitragVerfasst: Di 22. Nov 2016, 17:10
von innauen
Hallo,

ich kenne den Batailley 1998 auch deutlich straffer. Aber. Bei Weinen älter als eine Dekade, kommt es sehr auf Erwerbsquelle und Lagerung an. Dazu ist 1998 am linken Ufer speziell. Viele dieser Cabernet-Sauvignon geprägten Weine brauchten eine ganze Zeit, um ihre Unreife zu verdauen. Deshalb wundert es mich nicht, dass auch dieser Wein von Luft profitiert hat.

Grüße,

wolf

Re: Bordeaux 1998

BeitragVerfasst: Di 22. Nov 2016, 17:43
von nono
Hallo Manuel und Wolf,
für die bei euch "straffere" Anmutung spricht ja auch, dass der Wein tatsächlich mit viel Luftkontakt ( wir hatten uns am Tag zuvor fleißig bedient, so dass nur wenig Wein in der Flasche verblieb!) definitiv besser wurde, also definitiv nicht am Ende war.
Ich hatte den Wein bei einem m.E. vertrauenswürdigen Händler gekauft, der bisweilen auch in diesem Forum schreibt... , an eine schlechte Lagerung glaube ich somit eher nicht.
Dies mag aber auch mit subjektiven Vorlieben zu tun haben, da ich normalerweise kein großer Freund sehr lange gelagerter Weine bin und diese dann vielleicht anders beschreibe als "Altweinfreaks".

Herzliche Grüße

Werner

Re: Bordeaux 1998

BeitragVerfasst: Mi 23. Nov 2016, 18:10
von Desmirail
nono hat geschrieben:Dies mag aber auch mit subjektiven Vorlieben zu tun haben, da ich normalerweise kein großer Freund sehr lange gelagerter Weine bin und diese dann vielleicht anders beschreibe als "Altweinfreaks".


Das klingt plausibel und ergibt Sinn!

Re: Bordeaux 1998

BeitragVerfasst: Fr 2. Dez 2016, 15:45
von Desmirail
Batailley 1998, aus der Magnum über 4 Tage getrunken (beschreibung der Farbe lass ich mal weg).


1. Tag, direkt aus der Flasche ins Glas.

Schöne, balsamische, dunkelbeerige, leich pudrige Nase (mag ich sher (Merlot?)), voll geöffnet. Braucht keine zusätzliche Luft.
Am Gaumen voll, ausgeglichen, gut im Gleichgewicht, jahrgangstypisch. Sehr viel Würze, das Alter merkt man ihm nicht unbedingt an, obschon man beim genauen Hinschmecken merkt, dass da ein gewisses Alter vorliegen muss. Man merkt deutlich den CS und die "nördliche" Herkunft. Waldboden, dichte, subtile Süße, dunkle Früchte, Tabak, ein kleines bisschen "grün" was aber nicht störend wirkt sondern den Zweck des Weines unterstützt -> zum Essen bestimmt gut! Leicht körniges Tannin.

2. Tag auf dem Dachboden bei ca. 10°C stehen gelassen, dann auf Zimmertemperatur warm werden lassen (18°C)

Nase extrem gut. Brombeere, Heidelbeere, Amarenakirsche und alte, duftende Hölzer.
Am Gaumen voller, süßer, wuchtiger. Auf 1998 würde ich jetzt nicht mehr kommen. Schwere Süße, wirkt geschliffen, Brombeere, vielleicht etwas Schlehe, Zedernholznoten. Sehr gutes Gleichgewicht. Mächtig. Samtig. Anhaltend. Geschliffenes und weiches Tannin. Geröstete rote Paprika. Sehr angenehm.
Dazu gab es ein T-Bone Steak was sehr gut paßte.

3. Tag, wieder vom Dachboden.

Nase noch immer extrem gut. Samtig, tiefgründig, jetzt deutlich seine Herkunft zeigend (straff und würzig und aus dem "Norden")
Am Gaumen fängt er an abzubauen. Süße voll und im Vordergrund. Dahinter mehr Schlehe und auch rote Kirschen. Waldboden, Tabak und Kellerduft. Deutlich gezerrt aber noch immer im Gleichgewicht und Größe zeigend. Etwas dünner. Dazu gab es einen alten Gouda was wieder gut passte.

4. Tag vom Dachboden.

Kaum noch Duft. Rote Früchte, etwas Muff (?)
Baut klar ab. Vermutlich weil immer weniger in der Flasche ist und ich diese nicht vakuumiert oder sonstwie präpariert habe.
Tabak, Waldboden, altes Holz, irgendwie lemig und deutlich saurer. Kirsche, Schlehe. Wird auch irgendwie dünner. Tannin nicht mehr vorhanden. Etwas austrocknend. Dazu gab es einen Teller Linsensuppe mit etwas Speck. Passte gut und wertete den Wein klar auf.


Fazit: Aus der Magnum besteht keine Eile. Schätze das der Wein in solchen Flaschen oder größer noch gut 10 jahre vor sich hat. Er ist sehr gut trinkbar und ein hervorragender Essesbegleiter.

Von mir gibt es 91 MDP :!:

Re: Bordeaux 1998

BeitragVerfasst: Sa 21. Jan 2017, 14:25
von amateur des vins
Mein bester Freund und "Ex-Weinlehrer" mag gereifte Bordeaux deutlich lieber als ich. Also bot sein Besuch letztens sich für's Restetrinken an. Wir schlachteten meine jeweils letzte Flasche von

Prieuré-Lichine 1998
Haut-Bages Libéral 1998
Haut-Bages Libéral 2000


, die ich schon immer gerne nebeneinander trinken wollte.

Der PL war leider signifikant oxidiert. :( Den '00er notiere ich im entsprechenden Thread. Bleibt hier nur der HBL '98:

Robe: Ohne jede Braunverfärbung, mitteldicht.
Nase: Teer, Lakritz. Reste von Cassis/Cranberry.
Gaumen: Recht kräftige Tannine, frische (milde) Säure, ausreichend Aromen: Etwas Frucht (Cassis, Waldbeeren), Graphit, Lakritz, Zeder.

Hat sich im Verlauf des Abends und bis zum Tag danach geöffnet und zeigte sich eher fruchtiger, weniger tertiär?! Jetzt gut, aber aber auch noch Zeit (2-5 Jahre?)

Re: Bordeaux 1998

BeitragVerfasst: Mi 25. Jan 2017, 12:10
von ledexter
1998 Chateau Sociando-Mallet, Haut-Medoc, France

Optik:
Dunkelrot und Violett, tief und sehr konzentriert

Geruch:
Komplexe und tiefe Nase

Geschmack:
Auf der Zunge Cassis und reife Brombeeren, dazu dunkle Schokolade und eine leicht rauchige Würze. Die Säure ist präsent, hät sich aber zurück und überlagert nicht die schokoladigen reifen Früchte. Der dunkle faste tintige Wein hat ein sattes Volumen. Dieser Sociando ist on point und der beste den ich bislang getrunken habe. Für mich verschmilzt hier die klassische Charakteristik eines Medoc mit der Opulenz von Napa Valley.

Fazit:
Der Sociando 1998 ist eine Bombe und jetzt absolut trinkreif und ein Schnäppchen.

Punkte 93

Re: Bordeaux 1998

BeitragVerfasst: Di 14. Mär 2017, 02:58
von Olaf Nikolai
+1
Btw der les fort de Latour 98 hatte bei der arrivage 2001 von allem einen Tuc mehr.

Re: Bordeaux 1998

BeitragVerfasst: Do 20. Jul 2017, 14:41
von maha
Gestern haben wir in kleiner geselliger Runde blind ein paar Weine aufgezogen. In der Winebank Frankfurt ließ es sich bei den Außen-Temperaturen gestern auch prima bei 13 Grad Innenraum-Temp. aushalten 8-) .
Nach dem Huber Chardonnay GG 2014 kam dieser Tropfen an die Reihe:

Pessac-Léognan, Malartic-Lagravière 1998 (Danke an Jan-Henning)

Die Nase sofort präsent und blind auch von allen sofort ins Bordelais verortet. Dunkle Beeren, Schwarzbrot und schwarze Kirsche, etwas Vanille. Am Gaumen konnte er den Eindruck zunächst nicht ganz bestätigen. Wirkte zunächst etwas dünn und diffus, mit einer für mich sehr störenden Bitternote hinten raus. Die fanden nicht alle so schlimm. Die Säure sehr dominierend und die Gerbstoffe noch deutlich vorhanden, dabei eher störend als unterstützend.
Das besserte sich aber im Laufe der Zeit. Die Nase blieb so schön und im Mund fügte sich das alles mit etwas Luft besser ineinander. Zum Schluss ein schöner Bordeaux den ich zuerst ans rechte Ufer verortete. Eher auf der filigraneren und leichteren Seite, ein recht typischer Pessac, der jetzt sein optimales Trinkfenster erreicht haben dürfte.

Gruss
Marko

Re: Bordeaux 1998

BeitragVerfasst: Fr 4. Aug 2017, 19:17
von Ewald von Dennenburg
ledexter hat geschrieben:1998 Chateau Sociando-Mallet, Haut-Medoc, France

Optik:
Dunkelrot und Violett, tief und sehr konzentriert

Geruch:
Komplexe und tiefe Nase

Geschmack:
Auf der Zunge Cassis und reife Brombeeren, dazu dunkle Schokolade und eine leicht rauchige Würze. Die Säure ist präsent, hät sich aber zurück und überlagert nicht die schokoladigen reifen Früchte. Der dunkle faste tintige Wein hat ein sattes Volumen. Dieser Sociando ist on point und der beste den ich bislang getrunken habe. Für mich verschmilzt hier die klassische Charakteristik eines Medoc mit der Opulenz von Napa Valley.

Fazit:
Der Sociando 1998 ist eine Bombe und jetzt absolut trinkreif und ein Schnäppchen.

Punkte 93


Dem kann ich mich voll und ganz anschließen- enorm leckere, terroirbezogene und offene Cabernetexpression, voll auf dem Punkt ☝️

Re: Bordeaux 1998

BeitragVerfasst: Di 8. Aug 2017, 20:07
von manubi
Da glaubt man, dass ein mittelprächtiger Cru bourgois fast 20 Jahre nach der Ernte eigentlich Trinkreife erlangt haben müsste. Statt dessen der nächste ziemlich enttäuschende Jahrgang dieses Chateau.

Bild

Gegenüber dem 1999er immerhin trinkbar. Aber woran liegt es: Einsatz von zu viel neuem Holz? Zu lange Mazeration? Zu viel Vorlaufmost abgezogen? Mostkonzentration übertrieben? Ich gestehe, dass ich ein wenig ratlos bin.

Beste Grüße

Manfred