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Bordeaux 1998

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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duhart09

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Re: Bordeaux 1998

BeitragSo 20. Jan 2013, 12:53

Gestern zu einer spätzyklisch genossenen, verdammt leckeren Gans (mit Rotkohl und Klößen):

Ch. Figeac 1998:
Mein erster Figeac - und, Susa, wenn die immer so doll sind, kann ich Deine obsessive Begeisterung für diese Weine gut nachvollziehen! Sofort eine beeindruckende Nase mit vielen Beeren und Gewürzen - ist das wirklich ein St. Emilion? Am Gaumen gleich sehr harmonisch und wunderbar, samtig weich. Gewürze und Kräuter schlagen hier gewaltig auf, auch rote Beeren, Zigarrenkiste und Bleistift. Auch mit zunehmender Luftzufuhr (nach einer Stunde im Dekanter) ändert sich wenig, der Wein geht vielleicht noch ein wenig weiter auf. Begeisternd, betörend, klasse! Einerseits diese Harmonie, andererseits eine Fülle, eine Konzentration und Intensität, die mich angesichts des Alters (wirkt definitiv wesentlich jünger) bei einem St. Emilion erstaunt. Von mir nach langem Hin- und Herüberlegen und Ehrfurcht vor der großen Zahl eher 19-20 als "nur"(!) 19 P. Ganz klar einer der besten Weine, die ich bisher geniessen durfte!

Noch ganz glücklich grüßt
Uli
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Moulis

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Re: Bordeaux 1998

BeitragMo 21. Jan 2013, 13:15

Der Figeac ist ja von Gabriel auch auf 20 P aufgewertet worden.
Die VKN freut mich, konnte ich doch letztes Jahr bei Ebay 2 Flaschen für je 40€ ersteigern :mrgreen:
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nougat

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Re: Bordeaux 1998

BeitragMo 15. Apr 2013, 18:37

Letztes Jahr ist mir eine Flasche 1998 Rouget, Pomerol über den Weg gelaufen. Ich erinnerte mich, dass RG den mal mit 19/20 bewertet hatte und der hier auch mal als Geheimtip aufgetaucht ist. Gabs für rel. kleines Geld (~40EUR) also mitgenommen. Vorgestern meinen Weinfreunden und mir selbst blind präsentiert: der CS Anteil war riech- und schmeckbar. Tips gingen gleich mal in Richtung VCC :) Old School Pomerol: schlank, straff und geschliffen. Keine Opulenz aber auch nicht zu zu karg. Fleisch am Knochen wie bei einem Kraftausdauerathleten. Nichts für kontemplatives Trinken im Ohrensessel, der fordert einen heraus, gerade auf der Stuhlkante zu sitzen. Noch jugendlich mit einem langen Leben vor sich. Wohl dem, der diesen Stoff in seinem Keller hat. Die 19 gehen in Ordnung, wenn man auf diesen Stil steht. Offenbar sind das heute nicht mehr allzu viele, die Bewertungen sind mäßig. Gut so, dann bleibt er wenigstens bezahlbar.
Der heutige Rouget hat leider mit dem 98er nichts mehr gemein. Zumindest die paar Jahrgänge 06, 08 und 09, die ich probieren konnte.
Grüße
Martin

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duhart09

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Re: Bordeaux 1998

BeitragSo 21. Apr 2013, 19:07

(aus dem Frankfurter Bordeaux-Runden-Thread kopiert):

Gestern fand nun unsere St. Emilion 1998-Probe im Restaurant Döpfner's im Maingau-Hotel in Ffm.-Sachsenhausen statt.

Zu sechst haben wir uns in drei Flights die folgenden Weine vorgenommen (undekantiert, direkt aus der Flasche):

Erster Flight:

Clos de l'Oratoire 1998:
Nase von Kaffee und Röstaromen, etwas Lakritz. Sehr samtige Konsistenz, "wie ein Plüschsofa", reif, ein komplexes Aromenspiel am Gaumen mit Würze und etwas Pfeffer. Schöner Auftakt mit 18+ P.

Ch. Quinault L'Enclos 1998:
Leicht alkoholdominierte Nase, am Gaumen dunkle Beeren, Eisen, spontan recht begeisternd. Baut aber im Glas schnell ab und wird dünner mit Wasser und Alkohol, muss dringend getrunken werden. Erst 18, dann 17 P. mit absteigender Tendenz.

Zweiter Flight:

Ch. Ferrand-Lartigue 1998:
Eher leichterer Zeigenosse, solide, aber etwas beliebig. Rote Beeren, 17 P.

Ch. Dassault 1998:
Völlig anderer Wein mit einer animalischen Nase, am gaumen eher Würze Richtung Curry als Beeren, jünger wirkend mit ziemlichem Grip, aber auch einer spürbaren alkoholischen Note. Irgendwie wenig typisch für einen St. Emilion, 17 bis 18 P.

Furioses Finale mit drittem Flight:

Ch. Pavie-Macquin 1998:
Nase mit leichter Paprika-/Cabernet-Dominanz, nach einigen Minuten rieche ich auch Chorizo. Am Gaumen ebenfalls sehr weich, etwas ledrig, helle Beeren, ein faszinierend schöner Wein. Für mich 18 bis 19 P. und ich glaube, andere Mittrinker waren noch begeisterter.

Ch. Troplong-Mondot 1998:
Nase ebenfalls erst recht alkoholisch, dann bananig, was sich am Gaumen bestätigt. Ändert sich mit Luft noch permanent und zweigt dann eine starker Kräuteraromatik. Kann leider einen Teil meiner Notizen hierzu nicht mehr entziffern... 18 bis 19 P.

Ch. Figeac 1998:
Anfänglich mit einer krassen Kuhstall-Nase, die später Richtung Maggi-Würze variiert. An leicht buttrigen Teig erinnernd, wie einer der Mittrinker feststellt und damit den Nagel auf den Kopf trifft. Gewinnt mit mehr Luft spürbar an Komplexität, dunkle Beeren, etwas Vanille, Banane, aber auch Johannisbeere. Maul voll Wein und ein Chamäleon im Glas, aber im Januar hatte mich der Wein noch mehr begeistert und auch einen etwas abweichenden Eindruck gemacht, obwohl beide Flaschen aus gleicher (sehr seriösen) Quelle stammend - siehe Notiz im 1998er Thread vom 20.01.13. Heute aber immer noch 19 P. und für mich der geheimnisvollste der verkosteten Weine.

Fazit: Meine Eindruck der verkosteten Weine, die man wohl schon alle als gut trinkreif bezeichnen kann, korrelierte doch sehr mit den heute aufgerufenen Preisen. PLV-Sieger war wohl noch am ehesten der Clos de l'Oratoire. Dass es ein verdammt schöner Abend war, lag aber nicht nur an den Weinen und den Leuten (wir waren zu sechst). Soviel Schleichwerbung soll erlaubt sein: Vom Team um Herrn Döpfner wurden wir herzlich betreut und herzhaft verköstigt - mit gepökelten Schweinebäckchen auf Linsengemüse und Röstkartoffeln, Tagliarini mit gebratenen Garnelen und gelber Paprikasauce, Lammrücken Provencale auf Artischocken-Bohnengemüse und Thymianbuchteln sowie zum süßen Abschluß mit Creme Brulee mit marinierten Orangenfilets - alles zu einem für Frankfurter Verhältnisse wirklich fairen Preis inkl. Wasser und Korkgeld.

Und sollten denn als "Experten" in Anbetracht einer in Kürze stattfindenden Veranstaltung des Hauses gleich noch eine (nicht berechnete) Flasche Ch. Beauregard (Pomerol) 1988 beurteilen, zu der ich mir vermerkt habe: Nase von hellen Beeren und Leder, am Gaumen weich, sehr klassisch, harmonisch-elegant, 17-18 P.
Uli
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susa

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Re: Bordeaux 1998

BeitragSa 20. Jul 2013, 20:35

"Ich suche einen leichten, vielleicht eher fruchtbetonten Rotwein" hab ich zu Herrn susa gesagt. Wir wollten Schweinebraten grillen und ich befand, dass da nix Fettes zu passt. "Ich finde, der 98er Fieuzal muss weg" sagte Herr susa, der war letztes Jahr schon nicht mehr das Gelbe vom Ei. Und so dicht ist der ja auch nicht! Außerdem passt Riesling eh ganz gut zum Schweinebraten und da haben wir noch den 2011er Grainhübel von gestern!"

Wie man sich täuschen kann. Wo viel Schatten, da ist auch viel Licht. ;)Und zum gegrillten Schweinebraten ein Traum!

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innauen

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Re: Bordeaux 1998

BeitragFr 4. Okt 2013, 14:00

Hallo,

gestern war 15. Hochzeitstag und ich kann sagen, dass ich und die Pinotverächterin an meiner Seite großen Spaß mit Château Quinault l'Enclos1998 hatten. Wie bei vielen Weinen, die ich vom rechten Ufer aus diesem Jahrgang getrunken habe, ist das Buket großartig und besser als der Wein selbst. Aber auch der war zu Perlhuhnbrust ein sehr guter Begleiter. Ich erinnere mich an großartige voluminöse Reifenoten, einen tiefen Griff in die Kiste mit blauen Früchten, leichte exotische Noten. Am Gaumen einen reifen Wein mit entwickelter Säure. Dieser Flasche würde ich nicht mehr viel Zeit zumuten wollen, aber ich kann die Lagerung auch nicht nachvollziehen, denn meine Flasche stammt aus zugekauften Beständen eines forumbekannten Kölner Versandhändlers. Die Säure schon sehr weinig mit einem kleinen Stich ins Spitze, was zum Essen ausgezeichnet passte. Die Tannine weich, das Holz in Espresso ausgetauscht. Langer Abgang mit viel Kaffee. 92 Punkte.

Grüße,

wolf
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bordeauxlover

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Re: Bordeaux 1998

BeitragFr 4. Okt 2013, 14:38

innauen hat geschrieben:ich kann sagen, dass ich und die Pinotverächterin an meiner Seite großen Spaß mit Château Quinault l'Enclos1998 hatten.


Hallo innauen,
das macht mir ja Appetit, in Kürze einmal meine zweite und letzte Flasche, die ich mutmaßlich auch vor einigen Jahren bei dem von Dir erwähnten Kölner Weinhändler erworben habe, zu köpfen. Die erste vor 2 oder 3 Jahren getrunkene mundete mir jedenfalls auch ganz köstlich. Deiner VKN zufolge jetzt besser zum Essen als solo?

Schöne Grüße
Armin
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innauen

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Re: Bordeaux 1998

BeitragFr 4. Okt 2013, 14:51

Hallo,

der Verdacht bei diesen mit viel Holz ausgebauten Wuchtbrummen (2005 ist das ganz ähnlich angelegt) ist ja, dass sie mit ihren Holz- und Fruchtaromen das Essen erschlagen. Das war bei diesem Exemplar nicht der Fall. Der war ganz einfach sehr schön gereift und hatte ganz viel von seinem Babyspeck verloren. Als gereifter Bordeaux hat der sich schlicht prima zum Essen gemacht, hätte aber ebenfalls solo funktioniert. Wenn man wie ich auf alte Weine steht, hat man auch mit den Reifenoten kein Problem. Der Beweis: Irgendwann war der zweite Gang weggeputzt und beim Warten auf die Rechnung (netterweise gab es die Möglichkeit zum Korkgeld) haben wir den Wein beide noch sehr gern ohne Essensbegleitung gekostet. War genauso wunderbar.

Grüße,

wolf
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duhart09

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Re: Bordeaux 1998

BeitragDo 10. Okt 2013, 18:32

Neulich am Abend aus der Demi:

Ch. Poujeaux 1998
Noch dunkle Farbe. Nase: alkoholisch, etwas Brotkruste und Lakritz. Am Gaumen Leder, Cassis und dunkle Beeren. Der Wein wirkt noch jünger und legt im Glas über die Zeit auch zu. Schön, aber nicht spektakulär. 17+P. Vor einigen Wochen auch in unserer Bordeaux-Runde genossen, damals mit etwas anderem Eindruck... Tagesform?

Gruß
Uli
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innauen

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Re: Bordeaux 1998

BeitragDo 10. Okt 2013, 21:55

als alter Poujeaux-Fan muss ich gestehen: Die Flaschenvarianzen bei dem Weingut sind mitunter hoch. Ging mir mit dem 1997er ähnlich. Auf geniale Flaschen folgte häufig Durchschnitt.

Bei 1998 bin mich mir aber nicht sicher. In seiner Fruchtphase war das für mich ein klarer Nachfolger für den 1997er. Kompakt, dicht, merlotbetont. Später hat sich der Wein ziemlich verschlossen und hat seither nur wenig wieder preisgegeben. Vielleicht war die letzte Flasche bei Euch einfach schon weiter?

Grüße,

wolf
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