Abend in die Runde,
ja, vieles bestimmt richtig.
manubi hat geschrieben:@Créot und Desmirail:
ich befürchte, euch beiden fehlt die Geduld, die bei hochkarätigen roten Bordeaux einfach durch nichts zu ersetzen ist.
Das genau meinte ich, als ich sagte, dass ich leider die aktuellen Beiträge hier nicht gelesen habe. Adrian hat sich ja schon sehr klar in diese Richtung geäußert. Ich finde "warten" ist prinzipiell auch nicht mein primäres Problem. Meine 1996er Barolo lasse ich auch noch zu und Grand Crus aus dem Burgund aus 1999 oder 1996 ebenso. Und ja, Parker hat 2010 für den Pontet Canet sein Trinkfenster auch auf 2015-2035+ nach hinten verrückt. Ich hätte mich also informieren können (weil ich eigentlich auf Trinkprognosen tendenziell 5 Jahre hinzurechne)
manubi hat geschrieben:Abgesehen davon stelle ich für mich fest, dass (elende Kaufmannsseele in mir!) die Weine mit Benotungen der Auguren um die 90 (bzw. 17-18) mir den größten Trinkspaß bereiten, weil da Preis und Trinkvergnügen noch in einem vertretbaren Verhältnis zueinander stehen.
Auch hier gebe ich dir uneingeschränkt recht. 2003 Rollan de By war z.B. einer der Weine, die mich vor einigen Jahren animiert hatten, mir ziemlich viel Bordeaux in den Keller zu legen. Ich finde für 15,- Euro bekommt man hier tolle Weine ins Glas.
Zweierlei ist nun passier, was mich zu dem negativen Bordeaux-Urteil geführt hat. Zum einen hat sich mein Geschmack, glaube ich, etwas geändert. Oftmals trinke ich lieber einen kleinen Bourgogne als einen kleinen bürgerlichen Bordeaux - auch wenn man wahrscheinlich objektiv sagen kann, dass man beim Bordeaux mehr Wein im Glas hat.
Zum anderen hatte ich bei den "großen" Bordeaux bisher kein Glück. Selbst Weine wie ein 83er Margaux oder ein 86er Gruaud Larose haben sich bei mir nicht toll gezeigt. Schlechte Flasche? schlechter Zeitpunkt? nicht mein Ding? falsch behandelt? - leider keine Ahnung. Und auch in der zweiten Reihe hatte ich noch keine rechten Erfolge (ein 95er Leoville Barton hat mich letztlich noch am meisten überzeugt). Diese beiden Punkte führte mich zu meiner negativen (und gänzlich subjektiver!) Bordeaux-Prognose. Deshalb kann ich (ganz subjektiv) dieser Aussage auch nicht zustimmen:
manubi hat geschrieben:Was sind denn die Alternativen? Burgund: noch teurer, extrem inhomogene Qualität; Rhone: ich tue mich sehr schwer mit der (häufig Syrah-geprägten) Aromatik, außerdem schmeckt er [b]mir[b/] ganz allgemein nicht so gut. Italien: nur Toscana und Piemont bieten adäquate Qualitäten - und die sind auch nicht gerade billig.
Ich trinke aus dem Burgund nur selten Weine, die mich nicht begeistern. Bei mir ist die Fehlflaschenquote im Bordeaux deutlich höher. Dass Burgund teuer ist, ist klar. Vorgestern z.B. aber einen 2010 Bourgogne von Lignier-Michelot getrunken: toll. Alles Was Burgund ausmacht: Eleganz, Stil, Balance und eine Idee Komplexität. Wunderbar. Und auch bei Barolo habe ich, auch bei nicht erstklassigen Produzenten, einfach tolle Erlebnisse gehabt (da habe ich bei gereiften Weinen auch endlich die angemessene Behandlung gefunden: 1 Woche aufrecht stehen lassen und bereits mittags seeehhhhhr vorsichtig dekantieren. Für mich nicht gerade intuitiv einsichtig, klappt aber).
Die Geschmäcker sind ja glücklicherweise verschieden (ich würde mich sehr freuen, wenn weniger Leute Weine aus dem Burgund oder Barolo kaufen würden
) und ich muss einfach überlegen, ob ich versuche, meine Bordeaux-Bestände abzustoßen, so dass diejenigen die Flaschen trinken können, die damit glücklich werden - wozu ich mich aber noch nicht so ganz durchringen kann... (da ist ja doch noch etwas Hoffnung auf Offenbarungserlebnisse)
Off-topische Grüße und danke für die Rückmeldungen
Stefan