Bordeaux 2000

Hallo Jan,

ich glaube, dass man deine Frage nicht pauschal beantworten kann. Ich habe Erfahrung mit verschiedenen Jahrgängen d'Armailhac. Die verhielten sich nicht ganz einheitlich. Der 1989er war, als aus einer Auktion 6 Flaschen den Weg in meinen Keller fand, schon etwa 10 Jahre auf der Flasche und machte von Anfang an großen Trinkspaß. Der 1995er, von dem ich den letzten 2016 getrunken habe, hatte nach 2005 keine ausgeprägte Verschlussphase mehr. Der 1997er war ein dünnes Wässerchen, das das Prädikat "Cru Classee" zu keinem Zeitpunkt verdiente. Da war ich froh, als die letzte Flasche weg war. Der 2000er kam mir anfangs fruchtig-üppig-kalifornisch vor. Ab 2005 machte er völlig zu und begann erst etwa ab 2014 wieder richtig aufzutauen. Aber selten hat sich bei einem Wein das Warten mehr gelohnt als bei diesem 2000er.

Kurz und gut (oder schlecht): man steckt nicht drin und kann daher nur die Erfahrungen anderer beiziehen oder aber selbst das Risiko eingehen, und ab und zu eine Flasche öffnen. Einen total verschlossenen Bordeaux aufzureißen und die die Gerbstoffbrühe zu schlürfen ist jedenfalls ein begrenztes Vergnügen. Daher trinke ich meine i.d.R. erst, wenn sie mindestens 10 Jahre ab Ernte auf dem Buckel haben. Immer mal wieder mache aber einzelne Tests mit Flaschen, denen ich zutraue, dass sie etwas früher gereift sind. So machte kürzlich ein Clos Marsalette 2010 (vom Comte de Neipperg) schon richtig Freude.

Gruß

Manfred

Der 1997er war ein dünnes Wässerchen, das das Prädikat "Cru Classee" zu keinem Zeitpunkt verdiente.

Oh ja, furchtbar. Und schnell entwickelt hat der sich auch; schon mit 8 Jahren war das Zigarrenkiste Galore mit "sehr zurueckgenommener Frucht" (Euphemismus, ick hoer dir trapsen.) Aber meine Guete, war das Zeugs sueffig, das konnte man echt eimerweise wegsaufen.

Cheers,
Ollie

Der 1997er war ein dünnes Wässerchen, das das Prädikat "Cru Classee" zu keinem Zeitpunkt verdiente.

Oh ja, furchtbar. Und schnell entwickelt hat der sich auch; schon mit 8 Jahren war das Zigarrenkiste Galore mit "sehr zurueckgenommener Frucht" (Euphemismus, ick hoer dir trapsen.) Aber meine Guete, war das Zeugs sueffig, das konnte man echt eimerweise wegsaufen.

Cheers,
Ollie

Das wundert mich nicht, lieber Ollie! 2007 war ja auch neben 2013 das mit Abstand schwächste Bordeaux-Jahr dieses Jahrtausends. Man muss bis 1997, 1987 und 1984 zurückgehen, um ähnlich untrinkbare Suppen zu finden. Meiden!
Gruß
Jean

. . .
Aber meine Guete, war das Zeugs sueffig, das konnte man echt eimerweise wegsaufen.

Cheers,
Ollie

Hallo Ollie,

das hast dur zwar schön und treffend formuliert, aber "das Zeug eimerweise wegsaufen" ist nicht mein Anspruch an einen klassifizierten Pauillac. Sei's drum! Meine Kiste war vor 2005 leer, weil Warten, das war mir bei diesem Gewächs nach der ersten Flasche klar, würde nichts bringen.

Gruß

Manfred

Hier war zuletzt auch der d'Armailhac 2000 Thema (am Rande). Harti, den ich als profunden Bordeaux-Kenner sehr schätze, meinte, der Wein habe sich bei einer der letzten Verkostungungen ziemlich karg präsentiert. Zum Glück habe ich noch etliche bouteilles von dem Stoff. Daher fel es mir leicht, heute mal wieder eine aufzumachen:



Das ist fürwahr Genuss ohne Reue! Diese Flasche ist sogar besser als der Clerc Milon aus dem selben Jahr. Normalerweise hat CM im hausinternen Rennen nämlich die Nase vorne.

Gruß

Manfred

Lieber Manfred,

da hattest Du wohl mehr Glück als ich .

Meine Flaschen stammen - teilweise - aus einer dubiosen Ebay-Quelle, möglicherweise ist das der Grund für die schlechte Performance. Ich werde aber noch nicht aufgeben .

Grüße

Hartmut

Sociando-Mallet 2000 hatte ich übrigens im letzten Jahr aus der Magnum. Hartes, grobes Zeugs mit massiv grüner Paprika und sonst nicht viel.

Viele Grüße
Guido

Hat jemand in der letzten Zeit mal Cos d'Estournel geöffnet, oder kann mit einer fundierten Prognose dienen? Hat noch Zeit, oder?

Viele Grüße
Guido

Liebe Leute,

diese Debatte um einige Weine aus dem für mich nach wie vor spektakulären Jahr 2000 lässt mich hier mal einigermaßen fassungslos und traurig antworten.
Es gibt für mich keinen Bordeaux-Jahrgang, dem ich nach 1990 größeren Respekt entgegenbringen kann, die jüngeren müssen es erst noch beweisen. Viele 2000er kommen gerade in ein Trinkfenster, das imho einige Zeit offen sein wird, am meisten Spaß hatte ich zuletzt im Dezember 2018 mit GPL, aber auch La Louvière, Sociando, du Tertre, Gruaud, Clerc und ca. 30 andere seit Anfang 2018 waren alle nicht zu verachten, kein einziger mit "grüner Paprika" wie z.B. einige Kandidaten aus 1997.
Sociando mag man oder man mag ihn nicht. Er ist erstens ein Langstreckenläufer und zweitens mit seiner Holundernote nicht jedermanns Geschmack. Aber niemand ist gezwungen, ihn zu verkosten. Bei mir lag und liegt er immer bei 92 P., bis auf vorvorgestern, da bekam er einen Punkt weniger, weil die Kaufhaus-Flasche m.E. fehlerhaft war und sich ein deutlicher Geranolton ausbreitete.
Vom Cos würde ich momentan noch die Finger lassen, kann mir aber auch vorstellen, dass er aufgrund seiner etwas moderneren Typizität mit einigermaßen Belüftung auch schon Spaß machen könnte.
Fazit: Wer seine 2000er unbedingt loswerden möchte, bitte PN an mich.

Grüße
Dieter

Hallo Dieter,

bis auf die Ausnahme Sociando gebe ich dir auf ganzer Linie Recht. 2000 ist für mich so etwas wie der legitime Nachfolger des 1989ers, der ebenfalls eine Fülle sehr guter bis grandioser Weine hervorgebracht hat. Und die gehobene Mittelklasse ist offenbar derzeit in ihrer ersten Trinkreife.

Gruß

Manfred

Hallo Manfred,

was stört Dich am Sociando? Wenn man mal im Kontext 1999 und 2001 verkostet, kann man doch ahnen, wie groß der 2000er noch werden wird...
Dabei fällt mir nach längerem Nachdenken doch noch ein für mich problematischer Wein ein:
2000 La Lagune, aber aufgegeben habe ich den auch noch nicht.

Grüße
Dieter