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Bordeaux 2011

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Jochen R.

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Re: Bordeaux 2011

BeitragSa 31. Mai 2014, 20:16

Heute Belgrave total zu, vor wenigen Tagen Sociando Mallet
vernagelt. Besser mal liegen lassen ;-)

Viele Grüße,
Jochen
Belgrave ist nichts für Unschuldige
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Panamera

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Re: Bordeaux 2011

BeitragDo 24. Jul 2014, 19:08

Heute Abend aus der halben Flasche in die Karaffe gefüllt...

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Panamera

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Re: Bordeaux 2011

BeitragMi 30. Jul 2014, 19:29

Und wieder habe ich einen 2011er aus der kleinen Flasche im Glas...

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UlliB

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Re: Bordeaux 2011

BeitragSo 7. Dez 2014, 18:43

Wie auch schon letztes Jahr, bin ich dieses Jahr mit der systematischeren Verkostung des neuen Jahrgangs ziemlich spät unterwegs. Zum Einstieg gab es fünf mal Pomerol 2011.

Die ersten beiden Weine waren für mich Neuland, eine Erstbegegnung mit dem jeweiligen Erzeuger:

Clos de la Vielle Eglise 2011 Etwas ruppiger Start: straffe Kombination aus Tannin und Säure, sehr klar und sauber. Körper und Länge passen. Bleibt über 24 Stunden hinweg verfolgt seiner klaren Linie treu, straff, charaktervoll, klar, mittlere Dichte. Eher Médoc als Pomerol. Aber gut, keine Frage.

Chateau Le Moulin 2011 Wenn man einer bilderbuchmäßigen Stilistik anhängt, ist das sicher ein bilderbuchmäßigerer Pomerol als sein Vorgänger: seidig weich, geschmeidig, polierte Tannine. Mit zunehmender Zeit im Glas aber auch träge und spannungsarm. Wer satte, säurearme und relativ fette Bordeaux im Stile eines Chateauneuf schätzt, wird diesen Wein hoch bewerten. Mein Ding ist das aber nicht.


Der nächste Wein steigt in der inoffiziellen Hierarchie von Pomerol eine deutliche Stufe nach oben und zeigt auch, dass diese durchaus ihre Grundlage hat:

Chateau Certan de May de Certan 2011 In der Stilistik dem Le Moulin durchaus verwandt, seidig und geschmeidig, aber die Performance ist hier um einige Klassen besser: hier sind Vielschichtigkeit, Tiefgang und Komplexität deutlich spürbar, der Wein ist wesentlich feiner und subtiler und spielt schon klar in der Bordeaux-Oberklasse. Sehr gut.


Die letzten beiden Weine haben gezeigt, wie relativ heute Jahrgangsbewertungen geworden sind. Nicht ganz unerwartet fehlt hier die enorme innere Dichte der 2010er oder die Opulenz der 2009er, aber um absolut erstklassige Bordeaux, die schon jetzt enorm Freude machen und das über viele Jahre hinweg tun werden, handelt es sich trotzdem. Wer um solche Weine einen Bogen macht, nur weil der Jahrgang "klein" ist, hat einige ziemlich grundlegende Dinge nicht verstanden. Oder er ist schlicht und ergreifend irgendwelchen "Profi-Bewertungen" hörig geworden.


Chateau La Conseillante 2011 Bleibt seinem Stil der letzten Jahre absolut treu: tänzerische Leichtigkeit bei gleichzeitig hoher Dichte, spielerisch und dennoch ernsthaft, große Frische und Spannung. Einfach nur wunderschön. La Conseillante hat es innerhalb weniger Jahre geschafft, mein Lieblingswein vom rechten Ufer zu werden, und nach dieser Flasche habe ich noch ein paar 2013er (!) subskribiert: diesen Wein will ich einfach aus jedem Jahrgang im Keller haben.

Vieux Chateau Certan 2011 Völlig anderes Register als la Conseillante: Ruhiger, ernsthafter, "dunkler". Leise, aber enorm subtil, vielschichtig, und vor allem eines: elegant. Alles in Balance. Fein. Absolut nichts für Anhänger lauter und offensichtlicher Weine; wie jemand vor einiger Zeit treffend dazu schrieb: "gentlemen's club". Absolut klassischer Bordeaux, so wie er sein soll.

Gruß
Ulli
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octopussy

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Re: Bordeaux 2011

BeitragMo 8. Dez 2014, 15:10

Hallo Ulli,

das klingt doch wirklich gut. M.E. spielt der Jahrgang im Bordelais aber doch eine etwas größere Rolle als in anderen Gebieten.

1. Der Preisunterschied. Sicher ist 2011 deutlich günstiger als 2010 und 2009 (ca. die Hälfte des Preises). 2011 La Conseillante kostete aber in der Subskription gleichwohl noch doppelt so viel wie 2008 in der Subskription und 25% mehr als 2012 und 2013. Für denjenigen, der solche Weine nicht aus jedem Jahrgang braucht, was spricht für 2011?

2. Die Verfügbarkeit. Die ist natürlich bei kleineren Pomerol- und Saint Emilion Gütern auch nicht gerade riesig. Aber knapp 50.000 Flaschen La Conseillante (Erstwein) und 60.000 Flaschen VCC (Erstwein) gibt es auch jedes Jahr. Das ist nicht wenig. Dadurch, dass die Weine zusätzlich recht breit verfügbar sind und es einen funktionierenden Zweitmarkt gibt, ist das cherry picking leichter als z.B. bei roten Burgundern oder Nord-Rhône-Syrahs. Es gibt als Kunde bei solchen Weinen keine Allokationen, die man durch Kauf halten muss. Die Weine sind selten für immer vom Markt verschwunden, wenn man sie nicht gleich kauft. Da fällt es leichter, mal einen oder mehrere Jahrgänge schlicht auszulassen.

Nichtsdestotrotz ist das "Mit-spitzen-Fingern-anfassen" bestimmter Jahrgänge auch aus meiner Sicht heute nicht mehr unbedingt angebracht.
Beste Grüße, Stephan
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UlliB

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Re: Bordeaux 2011

BeitragMo 8. Dez 2014, 18:23

octopussy hat geschrieben:1. Der Preisunterschied. Sicher ist 2011 deutlich günstiger als 2010 und 2009 (ca. die Hälfte des Preises). 2011 La Conseillante kostete aber in der Subskription gleichwohl noch doppelt so viel wie 2008 in der Subskription und 25% mehr als 2012 und 2013. Für denjenigen, der solche Weine nicht aus jedem Jahrgang braucht, was spricht für 2011?

Ah ja, ich hätte es wissen müssen: keine Diskussion über Bordeaux ohne Betrachtung des Flaschenpreises und der Verhältnismäßigkeit dieses Preises im jeweiligen vertikalen und horizontalen Kontext :roll:

Interessant, dass das bei Burgundern trotz vergleichbarer und höherer Preise kein so großes Thema ist. Es wäre mal interessant, zu betrachten, warum das so ist.

Aber um auf Deine Hauptfrage einzugehen:

Für denjenigen, der solche Weine nicht aus jedem Jahrgang braucht, was spricht für 2011?

Nichts.

Außer, dass der Wein in gewisser Hinsicht ähnlich ist wie seine Vorgänger und dann eben doch wieder anders, was ich schon ungemein interessant finde, und was für viele Anregungen in einigen zukünftigen Vertikalproben sorgen wird.

Der 11er erscheint mir weniger spröde als der 2008er im gleichen Alter, deutlich weniger opulent als der 2009er, und weniger dicht als der 10er (dass er über die nächsten fünfzehn oder zwanzig Jahre vermutlich mehr Freude machen wird als der sicher "deutlich bessere" 2010er, mag vielleicht noch ein kleines Argument sein). Und dennoch: es gibt bei allen Unterschieden eine sehr enge Verwandtschaft zwischen den Weinen, nenn es Terroir oder nur Hausstil; das ist eigentlich egal.

Natürlich, wer bei Bordeaux cherry picking betreibt und dieses Jahr diesen und nächstes Jahr einen ganz anderen (natürlich höher bewerteten) Wein und im darauf folgenden Jahr gar keinen Wein kauft, weil der Jahrgang eher schwach ist, braucht diesen Wein nicht (und vermutlich gar keinen 2011er). Damit hat er dann am Ende eine schöne und sicherlich hochwertige Kollektion im Keller, nur weiß er von Bordeaux im Ergebnis eigentlich nichts. Er kann den Einfluss des Jahrgangs nicht beurteilen, er erkennt nicht die Charakteristika bestimmter Erzeuger, kurz, er kann Variablen nicht von Konstanten unterscheiden.

Muss man das? Nein, muss man nicht. Und auf keinen Fall muss man sich den Keller mit Zeugs aus Jahrgängen wie 1992 oder 2007 vollballern, nur um irgendwann in Vertikalproben Angst und Schrecken zu verbreiten 8-)

Nur ist dieser 2011er halt deutlich besser, als ihn manche Leute gerne sehen möchten. Ob er gut genug ist, um ihn sich in der Subs für rund 90 Euro in den Keller gelegt zu haben, muss jeder selbst beurteilen. Womit wir dann wieder beim Preis gelandet wären :lol:

Gruß
Ulli
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innauen

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Re: Bordeaux 2011

BeitragMo 8. Dez 2014, 18:42

Ein sehr schönes Statement :D, dem ich nur beipflichten kann.

Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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octopussy

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Re: Bordeaux 2011

BeitragDi 9. Dez 2014, 09:33

UlliB hat geschrieben:Natürlich, wer bei Bordeaux cherry picking betreibt und dieses Jahr diesen und nächstes Jahr einen ganz anderen (natürlich höher bewerteten) Wein und im darauf folgenden Jahr gar keinen Wein kauft, weil der Jahrgang eher schwach ist, braucht diesen Wein nicht (und vermutlich gar keinen 2011er). Damit hat er dann am Ende eine schöne und sicherlich hochwertige Kollektion im Keller, nur weiß er von Bordeaux im Ergebnis eigentlich nichts. Er kann den Einfluss des Jahrgangs nicht beurteilen, er erkennt nicht die Charakteristika bestimmter Erzeuger, kurz, er kann Variablen nicht von Konstanten unterscheiden.

Hallo Ulli,

damit gebe ich dir grundsätzlich recht. Ich bin selber auch kein Fan des Verdammens der kleineren Jahrgänge, gerade weil die vermeintlich kleineren Jahrgänge eben häufig dann Freude bereiten, wenn die vermeintlich größeren Jahrgänge desselben Weins noch Zeit brauchen.

Nun ist es natürlich so, dass nicht jeder den Kellerplatz und die Geduld und auch den Enthusiasmus für Bordeaux hat, den du hast. Ich persönlich beispielsweise trinke Bordeaux sehr gerne, aber Burgunder noch lieber. Deshalb begrenze ich meine Bordeaux-Käufe und lasse durchaus komplette Jahrgänge in der Subskription aus, so z.B. zuletzt 2007 (machte mich nicht an), 2010 (sehr hochpreisig, Budget schon für 2009er verballert) und 2011 (ebenfalls relativ hochpreisig, machte mich nicht an). Aus 2012 habe ich wiederum relativ viel gekauft, weil in meinem Koordinatensystem die Preise korrekt waren und die Jahrgangsbeschreibung für meinen Geschmack gut klang. Das geht dann sicher auf Kosten der Erkenntnis der Konstanten, aber für mich persönlich reicht es auch, immer eine gewisse Basismenge an Bordeaux zu haben, die ich dann trinke, wenn ich Lust drauf habe und meine, dass sie trinkreif sind.

Die Worte "in der Subskription" oben stehen in kursiv, da es ja erfreulicherweise bei Bordeaux regelmäßig kein Riesenproblem ist, die Weine zu einem späteren Zeitpunkt nochmal zum korrekten Preis nachzukaufen (wobei das z.B. bei La Conseillante und VCC auch nicht sooo einfach ist).
Beste Grüße, Stephan
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Panamera

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Re: Bordeaux 2011

BeitragDo 25. Dez 2014, 11:16

Kürzlich hatte ich erneut einen überzeugenden 2011er im Glas...

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Wirkt etwas frischer und eleganter als der 2010er, allerdings auf Kosten der Tiefe. Trotzdem: ein top-buy!
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Hans Meiser

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Re: Bordeaux 2011

BeitragDo 5. Feb 2015, 22:44

Eben jenen 2011er Chateau du Retout hatte ich gestern und heute auch im Glas. Grundsätzlich kann ich mich Panameras Beschreibung anschließen, auch wenn smeine Flasche direkt nach dem Öffnen eine sehr präsente Säure gezeigt hat, die sich mit etwas Luft aber nach 2-3h deutlich gemildert hat. Bislang wurde ich vom du Retout noch nie enttäuscht, auch vom 2011er nicht, ein sehr schöner Wein für recht schmales Geld (nach Bordeaux-Maßstäben).
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