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Bordeaux 2011

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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UlliB

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Re: Bordeaux 2011

BeitragMi 7. Sep 2011, 08:01

innauen hat geschrieben:Meine Erfahrung mit hagelgeschädigten Weinen ist aber, dass man das im Jungstadium nicht rausschmeckt (ich jedenfalls nicht), aber die Teile nicht reifen, sondern früh auseinanderfallen.


Hallo Wolf,

wenn die Trauben hagelgeschädigt sind und nicht sofort gelesen werden (mit einer großen Equipe oder gleich mit dem Vollernter), gehen sie rapide in alle Arten von Fäulnis über; insbesondere bei den Anfang September herrschenden Temperaturen . Und das Resultat davon schmeckt man dann schon im Jungwein, im Französischen gibt es sogar einen Fachbegriff dafür: "gout de grele"; Hagelgeschmack.

Als ich vom Hagel in St.Estephe gelesen habe, war mir schon klar, was das bedeutet: Notlese. Wenn das schnell über die Bühne geht, sind die Weine vielleicht sauber. Ich bezweifele aber, dass das Traubenmaterial wirklich schon reif war (Anfang September!) - klimatische Bedingungen des Jahrgangs hin oder her.

Die Auswirkungen von Hagel kurz vor der Lese kann man übrigens sehr schön an etlichen 2002ern aus dem Medoc studieren: diejenigen, die es getroffen hat, haben schwache Weine gemacht - mager, dürr, manchmal mit Fremdtönen; diejenigen, die Glück hatten und vom Hagel verschont blieben, haben zum teil außerordentliche Qualitäten in die Flasche gebracht.

Gruß
Ulli
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Moulis

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Re: Bordeaux 2011

BeitragMi 7. Sep 2011, 09:02

Trotz allen Hagels und Regen blüht uns sicher der nächste Jahrtausendjahrgang ;)
Die Preise werden wieder anziehen und die Superseconds versuchen sich den Premiers anzupassen :mrgreen:
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UlliB

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Re: Bordeaux 2011

BeitragMi 7. Sep 2011, 09:57

Moulis hat geschrieben:Die Preise werden wieder anziehen und die Superseconds versuchen sich den Premiers anzupassen :mrgreen:


Nach einem Blick in meine Kristallkugel würde ich das mal bezweifeln. Wenn sich das, was an den Börsen gerade schon durchgespielt wird, tatsächlich manifestiert (Rezession in den USA gefolgt von einer globalen Rezession, die diesmal sehr, sehr zäh sein dürfte), ist die Party auch in Bordeaux erst einmal vorbei. Wenn dann auch noch der geringste Zweifel an der Qualität des Jahrgangs auftaucht, gibt das den Preisen den Rest.

Gruß
Ulli
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innauen

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Re: Bordeaux 2011

BeitragMi 7. Sep 2011, 10:47

Und diese Zweifel werden schon leise geäußert. Immerhin hat es in den vergangenen Tagen zwar nicht heftig, so doch aber immer wieder in Bordeaux geregnet. Dazu war es warm. Feucht-warmes Klima aber erzeugt Fäulnis und gerade die kleinen Erzeuger dürften auch nicht die beste Drainage im Boden haben.

Grüsse,

Wolf
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C9dP

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Re: Bordeaux 2011

BeitragMi 7. Sep 2011, 11:43

Was die Preise angeht würde ich mal im Moment eine provokante These in den Raum stellen.

Die Preise gerade für die Gewächse der 2.-5. Crus werden massiv unter Druck kommen. Insbesondere solche Namen wie Ducru, Pichon, Leoville usw. werden bei den Preisen sicherlich nicht mehr gehen. Die werden in 2012 mit deutlich niedrigeren Primeurpreisen rauskommen. Der Jahrgang wird von den Kritikern (mitlesende ausgenommen :D ) gleichzeitig kleingeredet, damit die Preise für die Jahrgänge 2009 und 2010 stabil gehalten werden können. Da sich 2011 nicht verkaufen lässt, müssen jedoch auch von diesen Beständen welche auf den Markt um die Liquidität zu gewährleisten, was aufgrund der geringeren Nachfrage aber nur mit Preisabschlägen auf die Primeurpreise möglich ist. Folge: Man kann nach dem Release die Weine günstiger beziehen als im Primeurmarkt. Die Lafites und Co. nehme ich hier mal raus, da ich denke, dass es immer genug reiche (Chinesen) gibt, die diese Iconweine kaufen.

Wie komme ich zu der Annahme???

Die Renditen der großen Unternehmen sinken. Viele Angestellte erhalten Ihre Boni in Abhängigkeit vom Gewinn, was zu sinkenden Einnahmen in Europa führt. Gleichzeitig werden die alten Bdx-Märkte wie England, Amerika und mit Abstrichen auch Deutschland nicht umhinkommen eine rigide Haushaltskonsolidierung anzugehen, was über höhere Einnahmen (Steuern) und/oder geringere Ausgaben (Sozialleistungen und Subventionen) erfolgen wird. Also steht den Privaten weniger Geld zur Verfügung.
In China steht die Immobilienblase kurz vor dem Platzen. Dort sind ja ganze Siedlungen mit Häusern gebaut worden, die kein Mensch bewohnt, die aber einen angeblich unvorstellbaren rechnerischen Wert haben. Die USA in 2007 lasssen grüßen und den Rest zeigt einem die Geschichte.

Ziemlich provokant, aber wirklich so unwahrscheinlich????
Viele Grüße

Aloys
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argentum

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Re: Bordeaux 2011

BeitragMi 7. Sep 2011, 12:10

Nichts ist unmöglich- und das nicht nur bei asiatischen Autokonstrukteuren... :twisted:
Gruss
Philipp

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Ingo

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Re: Bordeaux 2011

BeitragMo 12. Sep 2011, 22:04

Na wer sagts denn: 2011 ist lt. Conseillante ausgewogener als 2009 und 2010, 2011 weist gegenüber 2009 und 2010 einen geringeren Alkoholanteil und mehr Säure auf, 2011 hat eine wahrscheinlich bessere Balance als die beiden Vorjahre.

"Laporte: “We’ll probably have a better balance than 2009 and 2010. This will be a more classic style for Bordeaux. Alcohol should be lower and acidity a bit higher. This will certainly help the freshness and taste to explode!”

http://www.thewinecellarinsider.com/2011/09/la-conseillante-2011-bordeaux-harvest-opposite-of-normal/

Aufgrund dieses einzigen wahren Jahrtausendjahrgangs sind höhere Preise natürlich sozusagen naturgegeben. Den wahren Conaisseur wird das aber nicht stören, im Gegenteil: Für ein paar Prozente mehr Geld erhält er ein Vielfaches mehr an Genuss. Also kauft, Leute!
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innauen

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Re: Bordeaux 2011

BeitragDi 13. Sep 2011, 07:11

Hallo Ingo,

müsste ja eigentlich ein Jahrgang GANZ nach Deinem Geschmack sein ;) Liest sich jedenfalls wie eine euphemisierende Beschreibung für ein klassisches Jahr. Aber die Preise werden nach jetziger Marktlage keinesfalls steigen. Chinaboom hin und her. Die Chateau haben ihre Hauptabsatzmärkte in der EU und speziell im Euroraum. Frankreich, Belgien, Holland, Deutschland haben aber gerade andere Sorgen als Bordeaux zu kaufen. Und die Euro-Krise wird auch noch in einem halben Jahr nachwirken.

Grüße,
wolf
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Bottlebinder

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Re: Bordeaux 2011

BeitragMi 14. Sep 2011, 15:14

In den vergangenen Wochen wurde von massiven Problemen des chinesischen Mittelstandes, vor allem der "verlängerten Werkbank", aufgrund der Finanzkrise berichtet. Die chinesische Währung steigt mit dem Ergebnis, dass die einst billigen Zulieferer zu teuer werden und zuhauf in die Insolvenz getrieben werden. Kredite zur Stabilisierung erhalten die meisten Betroffenen nicht. Das dürfte nicht ohne Wirkung auf die Bordeaux-Nachfrage bleiben.
Grüße
Mathias
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susa

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Re: Bordeaux 2011

BeitragMo 10. Okt 2011, 17:58

Herr Parker twittert soeben: "2011 in France is looking good although it is still too early to know when the FAT LADY will sing..."

"...but more quantities of high quality wine is always a good thing to hopefully stabilize prices."

;)

lg
s
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
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