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Bordeaux 2011

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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octopussy

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Re: Bordeaux 2011

BeitragFr 6. Feb 2015, 00:26

Lieber Hans Meiser,

Sie sind nicht zufällig der Hans Meiser von RTL damals, oder?
Beste Grüße, Stephan
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Hans Meiser

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Re: Bordeaux 2011

BeitragFr 6. Feb 2015, 00:40

Nein, "Hans Meiser" ist ein Pseudonym, wenn auch inspiriert vom früheren RTL-Moderator. :D
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vanvelsen

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Re: Bordeaux 2011

BeitragDo 26. Mär 2015, 22:59

Liebe Forumianer

hier ein paar Notizen meiner heutigen Probe zu Bordeaux 2011. Erstaunlich schöne, florale Tropfen dabei.

http://vvwine.blogspot.ch/2015/03/borde ... bernd.html

Gruss,

Adrian
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UlliB

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Re: Bordeaux 2011

BeitragSo 19. Apr 2015, 09:27

Als ich vor mittlerweile gut 30 Jahren anfing, mich intensiv mit Bordeaux zu beschäftigen, gab es nur sehr wenige Erzeuger, die sich die Mühe machten, ihre Flaschen nach der Abfüllung und Etikettierung auch noch sorgfältig in Seidenpapier einzuschlagen. Das waren damals, soweit ich mich erinnern kann, eigentlich nur Latour (für Erst- und Zweitwein) und VCC.

Mittlerweile hat die "Einwickelei" sich in alle Richtungen ausgeweitet, bei den Premiers machen das alle außer Chateau Margaux, und jetzt wickeln auch etliche Vertreter der niederen Ränge. So auch Ducru Beaucaillou (St. Julien 2eme GCC), von dem es gestern abend den 2011er gab.

Ich bin mit neueren Jahrgängen von DB eine ganze Weile nicht mehr in Kontakt gekommen, und über das leuchtend gelborange Einwickelpapier hinaus hat sich auch sonst das äußere Erscheinungsbild geändert: die Flasche muss eine Wandstärke von geschätzt 5mm haben, sie ist deutlich größer und wesentlich schwerer als die Bordeaux-Standardflasche und ein reichlich fetter Prügel, und das Etikett - eigentlich im Bordeaux-Umfeld noch eines der besseren - wurde ebenfalls vergrößert und wird nunmehr auf Hochglanzpapier gedruckt. Im Gesamteindruck ist das alles ziemlich geschmackloser Protz.

Glücklicherweise trifft das auf den Flascheninhalt überhaupt nicht zu, der ist nämlich Bordeaux vom Feinsten. Sehr dunkles, schönes Kirschrot. Die Nase zunächst zurückhaltend, gibt aber mit Belüftung immer mehr preis; ultrafeine Frucht, dezent untermalt und gestützt von edlem Holz, völlig unaufdringlich, nach einer Weile mit wirklich faszinierender Tiefe. Feinheit und Eleganz setzen sich im Gaumen fort, bei gewisser Leichtigkeit schöne Dichte, transparent, spürbares, aber extrem feinkörniges Tannin. Langer Abgang mit königlichem Rückaroma. Ducru bestätigt hier eindrucksvoll seinen Ruf, einen der elegantesten Bordeaux überhaupt zu erzeugen; das ist wirklich erstklassig.

Hier zeigt sich wieder einmal, welches Maß an handwerklicher Perfektion die Spitzenerzeuger im Bordelais mittlerweile erreicht haben. In den 70ern wäre das einer der Spitzenweine des gesamten Jahrzehnts gewesen und zur Ikone geworden, heute wird so etwas in einem doch eher problematischen Jahrgang erzeugt, der bereits in der Primeurkampagne abgeschrieben wurde und schon bei der Arrivage so gut wie vergessen war.

Gruß
Ulli
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Matthias Hilse

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Re: Bordeaux 2011

BeitragSo 19. Apr 2015, 11:46

UlliB hat geschrieben:...

Mittlerweile hat die "Einwickelei" sich in alle Richtungen ausgeweitet, bei den Premiers machen das alle außer Chateau Margaux, und jetzt wickeln auch etliche Vertreter der niederen Ränge. So auch Ducru Beaucaillou (St. Julien 2eme GCC), von dem es gestern abend den 2011er gab.

...Im Gesamteindruck ist das alles ziemlich geschmackloser Protz.

Glücklicherweise trifft das auf den Flascheninhalt überhaupt nicht zu, der ist nämlich Bordeaux vom Feinsten. Sehr dunkles, schönes Kirschrot. Die Nase zunächst zurückhaltend, gibt aber mit Belüftung immer mehr preis; ultrafeine Frucht, dezent untermalt und gestützt von edlem Holz, völlig unaufdringlich, nach einer Weile mit wirklich faszinierender Tiefe. Feinheit und Eleganz setzen sich im Gaumen fort, bei gewisser Leichtigkeit schöne Dichte, transparent, spürbares, aber extrem feinkörniges Tannin. Langer Abgang mit königlichem Rückaroma. Ducru bestätigt hier eindrucksvoll seinen Ruf, einen der elegantesten Bordeaux überhaupt zu erzeugen; das ist wirklich erstklassig.

Hier zeigt sich wieder einmal, welches Maß an handwerklicher Perfektion die Spitzenerzeuger im Bordelais mittlerweile erreicht haben. In den 70ern wäre das einer der Spitzenweine des gesamten Jahrzehnts gewesen und zur Ikone geworden, heute wird so etwas in einem doch eher problematischen Jahrgang erzeugt, der bereits in der Primeurkampagne abgeschrieben wurde und schon bei der Arrivage so gut wie vergessen war.

Gruß
Ulli

2011 scheint mir aktuell der Jahrgang mit dem meisten Potential, der mit dem Makel größtmöglicher Ignoranz leben muss, zu sein.

Weil man ja der Zunft der Fassmusterspucker gerne nachsagt, die Dinge regelmäßig schöner zu sehen, als sie sind, kann ich nun gerade der Versuchung nicht widerstehen, dieser wunderschönen Weinbeschreibung das an die Seite zu stellen, was mir vor nunmehr 3 Jahren, nach einer flüchtigen Begegnung, dazu in den Sinn kam. Und die Mädels am Eingang sind die konsequente Ouvertüre zu seidigem Papier..-:))

"Dem Umstand, dass die der schlürfenden und spuckenden Profession nachgehenden Personen meist männlichen Geschlechts sind, trägt man in zweifelhafter Manier auf Ducru Beaucaillou Rechnung, obwohl der Wein es durchaus verdient hätte, eo ipso, ohne den reizvollen Verlockungen idealmaßbegönnter Models, deren ebenmäßige Schönheit so arg im Kontrast steht zu ihrer Unwissenheit der Sache gegenüber, Raum zu geben.
Wer sich von diesem Entrée nicht hat die Sinne etwas vernebeln lassen, der konnte durchaus das geringere Maß an Präzision, Schärfe, Klarheit und Distinktion, mit dem der 2011er aufwartete – was angesichts der allgemeinen Bedingungen nicht zwingend sein sollte – notieren.

Verkostungsnotiz:
Gleichwohl schenkt Ducru Beaucaillou auch in diesem Jahr seinen Wein von den atemberaubenden Höhen des bordelaiser Weinolymps heraus aus, auch wenn die Witterung dabei etwas diesiger als in den beiden Vorjahren.
Aus hochpurpurner, satter Gewandung heraus entwickelt der Ducru ein umwerfend florales, frischfruchtiges, aromenweites Bukett mit einer zarten Brise mineralischer Frische. Der Gaumenfluß des eminent leckerfruchtigen Weins ist geprägt von getragener Eleganz und Feinheit, wobei der Mittelbau etwas an Komplexität vermissen lässt und so sein Potential (noch) nicht hinreichend ausschöpft. Die Aromatik wird vom feingespannten Säurebogen dezent in Resonanz gebracht, mit schwebender, Leichtigkeit suggerierender Finesse gleitet der Rebsaft einem lang nachhallenden Finale von nobler Distinktion entgegen.
Matthias Hilse: 94-96 Punkte"

geschrieben im Mai 2012,
herzliche Grüße,
Matthias Hilse
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UlliB

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Re: Bordeaux 2011

BeitragSa 25. Apr 2015, 10:23

Ãœber die Tage zwei weitere nominell hochrangige 2011er:

Pontet-Canet: deutlich dichter als der Ducru, braucht auch mehr Luft, um sich zu entfalten. Der 2011er ist mehr Pauillac als die aus meiner Sicht völlig atypischen 2009er und 2010er, aber auch hier erscheint eine merkwürdige, südfranzösich anmutende Garrigue-Würze, die ich von keinem anderen Bordeaux vom linken Ufer kenne. Wirkt schwerfällig. Ich verstehe die neueren Pontets absolut nicht, und insofern kann ich auch den Hype um diesen Wein nicht einmal ansatzweise nachvollziehen.

Besser gefallen hat mir da schon Haut Bailly, wesentlich typischer, mit schöner dichter Beerenfrucht, komplex, Graves-typische Rauchigkeit. Nicht verschlossen, aber im momentanen Zustand im Gaumen ziemlich geballt und unentfaltet. Was hier fehlt, ist die leichtfüssige Eleganz des Ducru, der meinem Geschmack deutlich mehr entgegen kommt. Aber gut, keine Frage.

Gruß
Ulli
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schneesurfer

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Re: Bordeaux 2011

BeitragDo 30. Apr 2015, 13:53

UlliB hat geschrieben:......
Glücklicherweise trifft das auf den Flascheninhalt überhaupt nicht zu, der ist nämlich Bordeaux vom Feinsten. Sehr dunkles, schönes Kirschrot. Die Nase zunächst zurückhaltend, gibt aber mit Belüftung immer mehr preis; ultrafeine Frucht, dezent untermalt und gestützt von edlem Holz, völlig unaufdringlich, nach einer Weile mit wirklich faszinierender Tiefe. Feinheit und Eleganz setzen sich im Gaumen fort, bei gewisser Leichtigkeit schöne Dichte, transparent, spürbares, aber extrem feinkörniges Tannin. Langer Abgang mit königlichem Rückaroma. Ducru bestätigt hier eindrucksvoll seinen Ruf, einen der elegantesten Bordeaux überhaupt zu erzeugen; das ist wirklich erstklassig.

Hier zeigt sich wieder einmal, welches Maß an handwerklicher Perfektion die Spitzenerzeuger im Bordelais mittlerweile erreicht haben. In den 70ern wäre das einer der Spitzenweine des gesamten Jahrzehnts gewesen und zur Ikone geworden, heute wird so etwas in einem doch eher problematischen Jahrgang erzeugt, der bereits in der Primeurkampagne abgeschrieben wurde und schon bei der Arrivage so gut wie vergessen war.

Gruß
Ulli



Vor zwei Wochen war ich auf einer Verkostung verschiedenster Weine Frankreichs.
Auffallen d hierbei war: die Weine, welche den mit Abstand meisten Spass machten, waren die 11er. Bis auf das "königliche", passt die Beschreibung von oben sehr gut zu dem getrunkenen und nachgetrunkenen und nie gespuckten Priere Lichine.
Unabhängig voneinander hatten ich und meine Kumpels diesen Wein auf Platz 3, hinter Pape Clement und dem mit Potentialpunkten auf no.2 gelandeten PC. - alles übrigens 11er. Die verkosteten 09/10/06/04er hatten nicht den Hauch einer Chance.
O.k., es handelt sich hierbei um eine Momentaufnahme - allerdings hatte ich vor ein paar Monaten mit einem Cambon la Pelouse 11 ein ähnlich positives Erlebnis.
Die 09/10er haben mir bisher nicht annähernd gut geschmeckt.
Gruß
Schneesurfer

Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiss, ob sie wiederkommen.
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UlliB

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Re: Bordeaux 2011

BeitragFr 1. Mai 2015, 17:43

schneesurfer hat geschrieben:Die 09/10er haben mir bisher nicht annähernd gut geschmeckt.

Na ja, die 2009er haben mir im gleichen Alter schon deutlich besser geschmeckt als die 2011er. Ein total hedonistischer Jahrgang - vermutlich der hedonistischste Bdx-Jahrgang aller Zeiten -, im Moment sind aber schon sehr viele 09er abgetaucht. Aber da mache ich mir keine Sorgen, die kommen schon wieder, fragt sich nur, wann :?

2010 ist eine andere Geschichte, die waren (und sind) auch in der Fruchtphase schwer anzugehen. Aber auch hier kann es keinen Zweifel geheben: der Jahrgang ist klar besser als 2011, das allerdings erst auf sehr lange Sicht.

Gerade im Glas einer meiner ganz persönlichen Stars des Jahrgangs 2009, hier jetzt in der 2011er Version:

Chateau Mille Roses (Margaux) 2011 13%Vol. Sehr schöne Farbe, dunkel mit leuchtend purpurrotem Rand. In der Nase zunächst etwas zurückhaltend, dann sehr feine Frucht, dunkle Kirsche und Brombeere. Ohne erkennbare Holzprägung. Im Gaumen setzt sich der Eindruck von zurückhaltender Feinheit fort, sehr saftig, stimmig und elegant, feine Säure gibt Spannung; mittlere Dichte, auch hier ohne Holzprägung; feinfruchtiger, schöner Abgang.

Was fehlt, ist jahrgangsbedingt die Opulenz des 2009ers, die man hier aber auch sehr gut im Griff hatte. Ansonsten ist das ein sehr schöner, feiner, typischer und stimmiger Bordeaux vom linken Ufer, der schon jetzt viel Freude macht und das sicher noch sehr viele Jahre tun wird. Hier ist wirklich ein Könner am Werk.

Und für diejenigen, die Bdx nur im monetären Zusammenhang diskutieren wollen: hier zeigt sich, dass Bordeaux durchaus ein gutes PLV haben kann - den Wein gab's für 16,50 € en primeur. Ich müsste schon sehr überlegen, wo ich anderswo einen so feinen Wein für ähnliches Geld kaufen könnte.

Gruß
Ulli
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Timo09

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Re: Bordeaux 2011

BeitragSa 2. Mai 2015, 20:55

Chateau Belgrave (Haut Medoc) :

Dunkles Kirschrot. Mittelkräftige, sehr reine und frische Nase mit viel dunklen Kirschen. Das dezente Holz schön eingebunden. Leichte Würze anzeigend (Cabernet Franc?).
Geschmeidiger Gaumenauftakt mit viel Kirsche, Cassis und frischer Säure. Die Tannine verleihen dem eher leichten Körper eine schöne Struktur. Leicht bitter im mittellangen Abgang.

Nach zwei Tagen im Kühlschrank kräftige, vom Cabernet Sauvignon geprägte Nase. Sehr klar definiert, zeigt Tiefe und Ausgewogenheit. Die Tannine sind im Mund jetzt deutlich presenter, doch dahinter lauert noch eine schöne Geschmeidigkeit und Fruchtsüße. Leichte Kaffenoten.

Wird sicher ein guter Essensbegleiter, dem jedoch ein paar Jahre Reife guttun werden.
88p
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vanvelsen

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Re: Bordeaux 2011

BeitragDo 21. Jan 2016, 00:39

Liebes Forum

heute im Rahmen der Grand Cercle Verkostung rund 40 Weine, mehrheitlich aus 2011 und 2012 im Glas...
Dabei u.a. auch La Croizille, das mir einmal mehr sehr gut gefallen hat...

http://www.vvwine.ch/2016/01/schone-wei ... ux-on.html

Gruss,

Adrian
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