BORDEAUX 2010 - Aktuelles zur Primeurkampagne

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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innauen
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Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Beitrag von innauen »

2009 das Jahr für die frühen hedonistischen, 2010 das Jahr für die ersthaften Weine. Liest man bei Twitter die Frontberichte mit, so fällt einem diese Tendenz auf.

und noch einer teilt diese Einschätzung:

It is very obvious that the two vintages have contrasting personalities
2009-sumptuous, thick, very rich and opulent wines that can be flamboyant,and vaguely related stylistically to vintages such as 1982 and 1990.....
2010-massive, bigger-than-life in extract,huge tannins, alcohol levels 13.5-14.5% for the Medocs and Graves, and 14-15%+ for the right bank merlot dominated wines, possess remarkable density-probably closer to 2005 in style than any other vintage I know.....

The paradox is that 2010 is so rich and with record levels of alcohol, but reasonably high in acidity and lower PHs than 2009,which gives them amazing freshness and precision.....2009s will be more fun to drink at a younger age....


Robert Parker im Parkerforum

Keine Frage, welchen Jahrgang ich jetzt kaufen werde und welchen ich später selektiv nacherwerben möchte. Denn 2010 wird nicht billiger als 2009, das sagt Parker auch an anderer Stelle, aber auch das überrascht nicht.

Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
Bottlebinder
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Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Beitrag von Bottlebinder »

innauen hat geschrieben: ...
Keine Frage, welchen Jahrgang ich jetzt kaufen werde und welchen ich später selektiv nacherwerben möchte. Denn 2010 wird nicht billiger als 2009, das sagt Parker auch an anderer Stelle, aber auch das überrascht nicht.



Da habe ich auch schon dran gedacht. Mit 2005ern ist der Keller gefüllt und mit 2009ern wird er im kommenden Jahr noch viel voller. Im 20-35 €-Bereich werde ich nochmal 2009er nachbestellen. Ich halte es schon für sehr vorteilhaft, wenn man nicht 30 Jahre auf den Genuss warten muss und immer riskiert, zum falschen Zeitpunkt die falsche Flasche zu öffnen. Bei 1995 und 96 habe ich bisher immer daneben gelegen und Werte der Wissenschaft geopfert. Allein der Umstand, dass die Wahrscheinlichkeit hierfür bei den 2009ern deutlich geringer sein soll, rechtfertigt einen Preisaufschlag. Wenn nun 2010 für den vergleichsweise "ernsten" Jahrgang gehalten wird, heisst das wohl wieder 30 Jahre Minimum ... Da werde ich mich für 2010 von Vornherein auf kleine Werte konzentrieren. Bin schon gespannt auf die Vergleiche der Bewerter.
Grüße
Mathias
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dyingromeo
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Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Beitrag von dyingromeo »

Hallo zusammen,

heute ging es um 9.00 Uhr auf L'Eglise-Clinet los, danach folgte Vieux Chateau Certan worauf wir uns zu Ausone aufmachten. Von dort ging es dann zu Cheval Blanc wo es dann auch Yquem gab. Hiernach machten wir uns auf den Weg zu Angelus und dann auf die Verkostung von La Clappe, von der ich Euch heute die ersten VKN's einstelle. Nach einem kurzen Mittagessen hatten wir eine Einladung für eine Vergleichsverkostung von 50 Cru Classe aus den Jahren 2010, 2008 und 2007 die uns einige Überraschungen offenbaren sollte! Hierzu aber an anderer Stelle mehr!

Generell bleibt einleitend vielleicht zu sagen, dass 2010 wirklich enorm gute Weine hat, die sich in vielen Bereichen extrahierter und konzentrierter und auch tanninlastiger und alkoholischer zeigten. Auffallend ist auf jeden Fall eine -so zumindest bislang wahrgenommene (Pomerol/St. Emilion)- deutlichere Säure als in 2009.
Gewisse Parallelen zu 2005 fand ich nicht von der Hand zu weisen....ok aber here we go...morgen dann etwas mehr Details! Dann haben wir auch schon einen besseren Überblick über die gesamte AOC St. Emilion und Pomerol, die wir morgen dann auch abschliessen!

Viel Spaß beim lesen...
(P.s. - habe nach meinen Notizen die Punkte von Harti angehängt! Wirklich lustig: wir wussten bis eben nichts von den Punkten des anderen und haben nicht schlecht gestaunt als ich diese abgetippt habe....verblüffend wie ähnlich wir die Weine gesehen haben!)


Auf La Grappe verkostet 4.04.2011
CV = dyingromeo (VKN + Note)
HG = Harti (nur Note)

Beausejour Duffau-Lagarrosse
Tiefe Farbe, sehr dunkler fast schwarzer Kern mit lila Reflexen. Sehr reife Frucht mit Kirsch (likör). Enorm konzentrierter, üppiger und ausladender Gaumen der trotzdem mit feiner Saftigkeit und auch Eleganz brilliert. Sehr druckvoller Gaumen mit massig runden und geschliffenen Tanninen. Im Abgang dann wieder diese saftige Kirsche, mit feinen Druck und guter Länge. Wirkt modern aber sehr ballanciert. 91-94/100 CV --- 93-95/100 HG

Pavie Macquin
Oh wow…unglaublich saftige Nase die einem mit seinen üppigen Kirsch- und Brombeere-Aromen aus dem Glas anzuspringen. Am Gaumen dann sehr druckvoll aber auch schlank wirkend mit feiner Balance. Scheint am Gaumen kleben zu bleiben. Sehr schön eingebundener Alkohol der dem Wein eine feine Süße verleiht, auch einen wärmenden Eindruck hinterlässt, aber niemals negativ hervorsteht. Auch im Abgang fein und extrem lang. 93-95/100 CV ---93-95/100 HG

Clos Fourtet
Zurückhaltende Nase mit zwar deutlicher Frucht und Tannin, aber harmlos daherkommt. Am Gaumen schlägt dann kräftiges Tannin durch, welches zwar geschliffen und rund wirkt, aber dem Wein eine unharmonische Komponente verleiht. Frucht ist eigentlich genügend vorhanden, um das Tannin zu verpacken, dies gelingt aber nicht wirklich. Im Angang fehlt dann etwas der Druck und die Länge und auch hier ist das massige Tannin deutlich wahrnehmbar. Schwierig zu verkosten. Aktuell würde ich hier nicht mehr als 90-92/100 geben. 92-94/100 HG

La Gaffeliere
Einladend saftig rotbeerige, süße und üppige Nase die schon hier die enorme Konzentration preisgibt. Am Gaumen dann erstaunlich balanciert und harmonisch mit viel Substanz und Komplexität. Sehr auf der eleganten Seiten. Extrem konzentriert aber ohne in die Überextration zu rutschen. Wahnsinnig langer Abgang der auf saftigen roten Beeren endet. Das Holz ist wunderbar integriert und verleiht dem Wein ein starkes Rückrat. Toll! 93-95+/100 --- 91-93/100 HG

Larcis Ducasse
Fast schwarze Farbe mit lila Reflexen. Schon in der Nase fett mit Körben an dunklen Früchten. Extrem konzentriert und mit deutlichem und sehr dominantem Holzeinsatz, was unweigerlich einen sehr modernen Eindruck aufkommen lässt. Das Tannin trocknet hinten leicht aus und hinterlässt einen kantigen Eindruck. Hier wollte man vielleicht einfach zu viel! Der Alkohol wirkt zwar nicht dominant ist aber deutlich präsent. Gute Länge. 90-92/100 ? CV --- 90-92/100 HG
Berliquet
Sehr modern anmutender Wein mit hohem Extraktlevel. Kommt rassig daher und macht durchaus Spaß…wenn man sich auf diese moderne Interpretation eines St. Emilion einlässt. Ob man das braucht? Mir stellt sich hier die Frage: Wo ist das Terrior? Sicherlich ein gut gemachter Wein, wobei die Betonung auf „gemacht“ liegt! 90-92/100

Poujeaux
Tiefe Farbe mit lila Reflexen. Sehr expressive Nase die den Einzug der Moderne bei Poujeaux seit 2009 eindeutig bestätigt. Neue Schule, aber gute neue Schule! Druckvoll und schön balanciert mit hohem Extrakt. Macht Spaß und bleibt sehr lange am Gaumen. In der Mitte fehlt vielleicht etwas Tiefgang und auch an die süßere Interpretation als in Vorjahren muss ich mich wohl noch gewöhnen. Spaß macht das Teil aber in jedem Fall. 91-93/100 CV --- 91-93+/100 HG

Smith Haut Lafitte
Opulente Nase die erstaunlich fruchtig daher kommt und nicht wie üblich in einer Holzorgie ausartet. Am Gaumen dann mächtig mit massig Tannin, welches aber sehr fein und geschliffen ist und die hohe Qualität des Weines sofort erkennen lässt. Mundfüllende Opulenz die so fein und rund daher kommt, dass man sie kaum wahrnimmt. Extrem lecker mit einem Wahnsinns Finish. Wow! Für mich der beste SHL den ich je im Glas hatte und gefällt mir persönlich besser wie 2009! 93-95+/100 CV ---
93-95+/100 HG

Les Carmes Haut-Brion
Tolle Nase die sehr auf der fruchtigen Seite steht, getragen von einen dezenten Vanillenote und einer Nuance Rauch. Auch am Gaumen tolle Saftigkeit zeigend. Sehr fein und auch hier zeigt sich ein moderner Einschlag. Sehr balanciert mit runden Tanninen die gestützt von einer dezenten Süße dem Wein eine schöne Harmonie verleihen. Guter balancierter und langer Abgang. 91-93/100 CV --- 91-93/100 HG

Domain de Chevalier
Feine Nase die mit deutlichem Holzeinschlag und dominanter Kirsch- und Cassisfrucht zunächst überzeugt. Am Gaumen fehlt dann aber irgendwie Druck. Im Antrunk ist der Wein sehr präsent und in der Mitte fehlt Tiefgang. Der Abgang ist verhältnismäßig kurz und auf gewissen Weise unrund auch wenn hier wieder deutlich saftige rote Beeren hervorstechen fehlt dem Wein etwas. 89-92/100 CV --- 89-91/100
Ein besseres Muster auf Barriere welches sich harmonischer und runder präsentierte! Hier 91-93+/100 CV --- 92-94/100 HG


Gute Nacht und bis morgen....#

Christian
weinfreudige Grüße
Christian

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innauen
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Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Beitrag von innauen »

Hallo,

das nenne ich prompten Service. Bin sehr gespannt auf den Vergleich mit 2008 und 2007, wie Du Dir vorstellen kannst. Sehr Ihr eigentlich Herrn Scheuermann unterwegs? Hier sind jedenfalls seine Eindrücke: http://www.talk-about-wine.de/topic.asp?TOPIC_ID=5873&whichpage=12. Ich habe Euch auf taw ebenfalls verlinkt.

Grüße,

wolf
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Oberpfälzer
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Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Beitrag von Oberpfälzer »

Hallo Christian,

danke für Deine Mühen. Infos werden aufgesogen.

Weiter so und haltet durch ;)
Servus
Wolfgang
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innauen
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Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Beitrag von innauen »

hier ein paar grobe Eindrücke via CaptainCork: http://www.captaincork.com/Weine/Rotwein/Bordeaux-2010-Tipps-von-Sigi-Hiss-Teil-1

Grüße,

wolf
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Mr. Tinte
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Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Beitrag von Mr. Tinte »

Ja super....das heisst für mich gibt es dieses Jahr nur Bürgerliche...Jedes Jahr grössr als das Andere!
Und der Geldbeutel bei den Kunden aus Europa kleiner und kleiner...

Das Preisniveau angesichts der Qualität würde mich wundern. Ich glaube aber trotzdem, dass man 2010 strategisch günstiger lancieren wird als 2009. Ansonsten würde man sich selbst die Luft nach oben abschnüren. Andererseits könte man versuchen das Preisnivaeau derart zu steigern, dass 06 und 07 günstig und damit ihrer Qualität gerecht erscheinen.
Liebe Grüsse,

Goce
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innauen
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Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Beitrag von innauen »

Hallo,

die Preisdiskussion musste ja irgendwie kommen ;) Ich halte mich diesmal dazu zurück. Parker hat auch schon etwas von Japan und Weltwirtschaft orakelt. Das glaube ich nicht. Ich sage nur: Aus Sicht der Chateaubesitzer gibt es bis jetzt keinen einzigen Grund auch nur einen Cent unter 2009 zu bleiben. Seit mal froh, wenn die irren Preise stabil bleiben und sucht gezielt die Smart Buys. Letztes Jahr waren das zB Poujeaux, Batailley, Gruaud Larose und Pontet Canet. Alle gekauft. Die schaue ich mir in der Preisentwicklung auch dieses Jahr an. Was die Weine oberhalb von 100 Euro machen, darf mir schon Wurst sein.

Grüße,

wolf
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dazino
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Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Beitrag von dazino »

innauen hat geschrieben:Hallo,
Seit mal froh, wenn die irren Preise stabil bleiben und sucht gezielt die Smart Buys. Letztes Jahr waren das zB Poujeaux, Batailley, Gruaud Larose und Pontet Canet. Alle gekauft.


Hoi Wolf

Wie ist nur meine 09er Einkaufsliste zu dir gekommen? ;)

Gruss
David
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Desmirail
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Re: BORDEAUX 2010 - erste Berichte von "Front"

Beitrag von Desmirail »

Mr. Tinte hat geschrieben:Ja super....das heisst für mich gibt es dieses Jahr nur Bürgerliche...Jedes Jahr grössr als das Andere!
Und der Geldbeutel bei den Kunden aus Europa kleiner und kleiner...



Habe mich entgegen meinen Vorsätzen entschlossen auch in bürgerliche Lager zu wechseln und werde dort zuschlagen. Es scheinen ja doch schöne Qualitäten entstanden zu sein. :o
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