Bordeaux 2011

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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harti
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von harti »

Hallo Christoph,

auch wir in Göttingen haben mehr als ein Kistchen 09er gebunkert. Ich neige dazu, die Hoffnung nicht aufzugeben, schließlich ist der Wein noch sehr jung und hat z.B. von Vinum eine hervorragende Bewertung erhalten ;) . Im Moment steht das Tannin sehr stark im Vordergrund, wahrscheinlich wird sich dies irgendwann geben (allerdings ist wohl etwas Geduld angesagt). Meine Bewertung: 88 P.

Mein Favoriten im unteren bis mittleren Preisniveau waren übrigens bisher Belgrave (schöne Kirschfrucht, derzeit recht zugänglich, 92) und Capbern Gasqueton (angenehme Mocca-Noten, 92). Für überbewertet halte ich dagegen Sénéjac (vordergründiges Holz, wenig Tiefe, für mich zur Zeit max. 89-90 P.).

Grüße

Hartmut
Zuletzt geändert von harti am Fr 20. Apr 2012, 17:44, insgesamt 1-mal geändert.
weinfex
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von weinfex »

harti hat geschrieben:Very british - und trotzdem nicht annähernd deckungsgleich mit den Einschätzungen des Decanters. So viel Uneinigkeit wie in diesem Jahr gab es wohl schon lange nicht mehr - für Subskriptionskäufer ist das nicht gerade vertrauensbildend :? .

Übrigens: Für mich gehört Poyferré nicht zu den Enttäuschungen des Jahrgangs, im Gegenteil 8-) .

Grüße

Hartmut
Hallo Hartmut,

der Decanter war auch in den vergangenen Jahren wenig "britisch", was mich schon da
irritierte...
Was die Uneinigkeit angeht, absolut, dass zeichnete sich aber schon nach den ersten
probierten Weinen ab, dass es meinungsmässig noch weiter auseinandergehen wird wie im Vorjahr...
Machen wir uns nichts vor, Parker ist in diesem Jahr als Instanz wichtiger als je zuvor,
zumindest auf Konsumentenseite, allerdings sehe ich seinen Einfluss in Bordeaux und
auf die danach folgenden Preise nach wie vor als "überschaubar" an, 2011 ist ein "strategisches
Jahr" für den Platz Bordeaux, es geht nur in zweiter Linie um den Verkauf...

P.S. Poyferre kann ich gut nachvollziehen...
Grüsse weinfex
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harti
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von harti »

Hallo Andreas,

Du findest Poyferre nicht so gut?

Grüße

Hartmut
weinfex
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von weinfex »

harti hat geschrieben:und Capbern Gasqueton (angenehme Mocca-Noten, 92). Für überbewertet halte ich dagegen Sénéjac (vordergründiges Holz, wenig Tiefe, für mich zur Zeit max. 89-90 P.).

Grüße

Hartmut
Hallo Hartmut,

auch da bin ich komplett bei Dir,
Capbern Gasqueton hat jetzt drei wirklich hervorragende Jahrgänge
(09/10/11) "gemacht" zu einem mehr als annehmbaren Preis...
Parkers 93P. für den Senejac sind mir auch ein Rätsel, der Wein ist
in 09 wirklich gut, dass Holz sehe ich nicht als Problem an, dass geht
schon "rein", Tiefe kommt auf jden Fall, aber eben insgesamt nicht auf
so hohem Niveau wie die Bewertung suggeriert...
Grüsse weinfex
weinfex
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von weinfex »

harti hat geschrieben:Hallo Andreas,

Du findest Poyferre nicht so gut?

Grüße

Hartmut
...doch!
Grüsse weinfex
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caveman
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von caveman »

weinfex hat geschrieben:
warum warst Du über Ch. Margaux positiv überrascht, bzw.
was man herausgeholt hat...?
Irgendwie fand ich die Nase so schön und ungewöhnlich komplex im Gegensatz zu den anderen Margauxweinen, am Gaumen war aber Palmer stärker als Chateau Margaux, zumindest bei der Fassprobe ;-)
weinfex hat geschrieben: Petrus war gut, aber "um Welten" weg von z.B. 2009, was meines Erachtens viel über
die "Möglichkeiten" des Merlots in diesem Jahrgang aussagt, denn an einem hat es hier
ganz bestimmt nicht gefehlt, dem Aufwand der Selektion. Auch von seiten der Extraktion
ist der Wein perfekt vinifiziert, was mich zu dem Schluss kommen lässt, das Ausgangsmaterial
war das "Hauptproblem". Der Wein ist sehr gut, keine Frage, aber eben nicht mit in der
absoluten Jahrgangsspitze.
Da bin ich ganz bei dir, faszinierend aber dass dieser Wein vermutlich dennoch für "Wucherpreise" über den Tisch gehen wird, zumindest was die Relation zur Qualität angeht.
weinfex hat geschrieben: Ausone sehe ich vor Petrus, wobei auch hier grosse Jahrgänge schon deutlich nochmals in
einer anderen Dimension liegen.
Ehrlich gesagt war ich sehr enttäuscht vom Ausone.
weinfex hat geschrieben: Es gibt nur wenige Cheval Blanc Jahrgänge wo ich deren Status verstehe, was selbstverständlich
auch an mir liegen könnte ;) , die letzten 3 Jahrgänge gehören definitiv nicht dazu... ;)
:D Ich denke da ist alles gesagt.

Die Livex Statistik habe ich mir auch gerade angesehen !
Langsam drängt sich mir die Frage auf, ob überhaupt noch jemand ernsthaft ins Bordelaise fährt, um dort Verkostungen durchzuführen. Die Rangfolgen wirken irgendwie ausgewürfelt, auch bei JR, etc. fällt das immer mehr auf. Aber wenn Parker raus ist, dann ist ja endlich "Klarheit" :lol:
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UlliB
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von UlliB »

So, Wochenende. Zeit für eine kurze Zwischenbilanz.

Lafite ist raus - wie in den letzten Jahren üblich, weiß keiner genau, mit welchen Mengen und zu welchem Preis. Cos ist raus. Das war's dann aber auch schon mit "großen Namen"; der Rest hält sich bedeckt. Ansonsten: Latour bietet seinen Wein das letzte Mal in Subskription an. Ein Aufreger ist diese Nachricht im Moment eher für den Handel als für den Konsumenten; ob das der Anfang vom Ende des Subskrptionsgeschäftes war, wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen.


Was weiß man sonst aus Sicht des Konsumenten?

- Der Jahrgang ist heterogen. Das war von vornherein klar. Generell scheinen die Cabernets besser mit den Bedingungen klargekommen zu sein als Merlot; tendenziell also wohl eher ein Jahrgang des linken Ufers. Das war es dann aber auch schon mit der Klarheit, denn...

- Nicht nur der Jahrgang ist heterogen, sondern auch die bisher veröffentlichen Bewertungen. Es ist enorm schwierig, hier ein auch nur einigermaßen konsistentes Bild zu bekommen: wer liegt vorne, wen sollte man meiden? - Unter den Favoriten kristallisiert sich ein wenig Calon Ségur und vielleicht auch VCC heraus, das war's dann aber auch. Ansonsten: blanke Konfusion. DdC ist toll oder mau, Margaux ist toll oder mau, Poyferré ist toll oder mau... und so weiter und so fort. Wer bislang seine Bdx auf der Basis statistischer Auswertungen a la bleguern.fr gesubst hat, wird dieses Jahr in die Röhre schauen.

- Der Enthusiasmus hält sich sehr in Grenzen, sowohl hier als auch bei den Profis. Ok, von den hier schreibenden Händlern gibt es zum einen oder anderen Wein warme Worte, aber sonst: Stille. Die LivEx-Umfrage zeigt deutlich, wohin die Reise gehen wird: eine schwache Kampagne.

- An der Preisfront ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Mit aller Vorsicht lässt sich aber vermuten, dass der von Cos eingeschlagene Weg auch von den meisten anderen verfolgt werden wird: Preise unter 2010 und 2009, aber deutlich über 2008. Das entspricht auch dem in den letzten 30 Jahren etablierten Vorgehen gemäß der Innauen-Regel: zwei Schritte vor, einen zurück. Man versucht, auf hohem Niveau zu konsolidieren. Und genau das ist 2011: ein Jahr der Konsolidierung.

- Ein Blick auf die äußeren Rahmenbedingungen, die für die weitere Entwicklung des Bordeauxmarktes relevant sind: an den Finanzmärkten ist in den letzten Wochen oberflächlich betrachtet etwas Ruhe eingekehrt; das Bild täuscht aber. Die Faktenlage hat sich nicht verändert bzw. in manchen Bereichen sogar weiter verschlechtert, und die Krise ist durchaus noch da - alle sind meganervös, und der kleinste Anlass kann jederzeit zu massiven Turbulenzen bis hin zu schwersten Verwerfungen führen. Ein erneuter Crash der Finanzmärkte mit massiven Auswirkungen auf die Realwirtschaft würde den Bordeaux-Markt in seinen Grundfesten erschüttern (wobei in blanker Panik von den Notenbanken getroffene Maßnahmen dann auch durchaus ganz andere Auswirkungen auf das Preisniveau haben könnten, als manche Leute glauben möchten: massive Inflation ist ein denkbares Szenario - aber eben nur eines von mehreren).


In dieser Gemengelage muss jeder selber entscheiden, was er macht. Ich werde verglichen mit den beiden Vorjahren nur sehr, sehr wenig machen: einige lange Vertikalen in meinem Keller werden um einen Jahrgang verlängert. Das war's dann aber auch...

Gruß
Ulli
weinfex
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von weinfex »

@Christian

Ausone ist aufgrund der Rebsortenzusammensetzung und der Vinifizierung
in so "klassischen" Jahren im "Jungweinstadium" immer so, aber die
Anlagen sind definitiv sehr, sehr gut...
Grüsse weinfex
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chris75
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von chris75 »

Vielen Dank für die sehr differenzierte Zusammenfassung.

Falls jemand die Prognose von R. Parker bzgl. des Weinmarktes noch nicht gelesen hat:
http://www.winefuture.hk/index.php?opt= ... oticia=415

Gruß und allen ein schönes Wochenende!
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innauen
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von innauen »

Lynch Bages, Palmer, Pontet Canet. Eine Menge Spekulation, welcher Big Shot heute früh rauskommt. Bisher sind aber noch keine Preise da.
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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