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Re: Deutsche Spätburgunder

BeitragVerfasst: Sa 17. Jan 2015, 20:38
von Michl
Ein weiterer Tipp in der unter 10-€-Klasse: Claus Schneiders Basis-Spätburgunder. Scheint mir stilistisch nach 2011, (der mir ungewohnt mächtig schien, weshalb ich nichts nachgekauft habe und auch nicht Vergleich trinken kann) wieder mehr auf Klarheit, Bescheidenheit, Grip und kühleres Auftreten zu setzen, trotz der Würze des Weines und des Specks, die den Wein dann doch zu einem "deutschen" Spätburgunder machen (zumindest am 1. Tag)

Bild

Kann noch jemand zur Zeit etwas in dieser Klasse empfehlen?

Viele Grüße

Michl

Re: Deutsche Spätburgunder

BeitragVerfasst: Mo 28. Dez 2015, 21:13
von Gaston
Neulich im Glas gehabt: Holger Koch, 2013 Pinot Noir "S", Edition Pinard de Picard (14,95 €). Nase zunächst sehr unscheinbar, mit Luft sich langsam herausschälende dezent duftige Fruchtnoten Richtung Kirsche sowie etwas rauchige Würze. Alles aber sehr zurückgenommen. Am Gaumen wieder feine Frucht, mittelgewichtig, frisch, eher weiche Textur, etwas Würze, wird mit Luft besser, harmonischer, mittlere Länge, trinkt sich schön.

Das ist ein schöner Pinot, der zwar keine Jubelarien (wie auf der Händlerseite :mrgreen: ) auslöst, aber durchaus Trinkvergnügen bereitet, sehr typisch, feinduftig und angenehm dezent daherkommt. Sowas kann ich gerne trinken, auch der Preis ist akzeptabel.

Die Händlerlyrik von PdP ist ja aberwitzig, aber folgende beiden (letzten) Sätze kann ich gerne unterschreiben: "Ein zärtlicher, nordisch-kühler Wein für Liebhaber leiser Weine. Lustvolles Piano statt lautstarker Protzerei."

Re: Deutsche Spätburgunder

BeitragVerfasst: Sa 26. Nov 2016, 22:12
von Gaston
In letzter Zeit zwei ziemlich enttäuschende Spätburgunder-Erlebnisse:

Rudolf May, 2013 Retzstadter Langenberg Spätburgunder VDP.Erste Lage, 13,5 vol. Franken

Nase dropsig, künstliche Frucht, intensives Vanille-Aroma. Am Gaumen dito, dropsig, weich, vanillig, deutliche Süße, lasche Säure, likörig, keinerlei Spannung, breit, "latschert", spaßfrei. 80 P.

Heger, 2013 Merdinger Bühl, Spätburgunder, 13,5 vol. Baden

In der Nase weiche, süßliche Frucht, dezent e Würze, am Gaumen dominiert süßliche Erdbeerfrucht, auch Johannisbeere, dezenter mineralischer Schleier, ein Hauch Würze, ganz gute Säure, relativ breit und alkoholisch wirkend, hinten leicht brandig, kein allzu großes Vergnügen. 82 P.

Angesichts des Preises (beide um die 15 €) und des relativen Renommees der Produzeten eine herbe Enttäuschung. Der May wird zu einer Soße verkocht, ob der Heger ausgetrunken wird, ist auch eher unwahrscheinlich. So stelle ich mir deutschen Spätburgunder der 80er Jahre vor. 30 Euro (fast) fürn Ar...! Sehr ärgerlich!

Re: Deutsche Spätburgunder

BeitragVerfasst: Sa 26. Nov 2016, 22:47
von Bernd Schulz
Gaston, dass dir der Spätburgunder von Rudolf May so lausig entgegenkam, wundert mich etwas. Ich habe das Weingut vor ein paar Jahren heimgesucht, und da haben mir nicht nur die Weißweine gut gefallen, sondern auch und gerade die Spätburgunder machten auf mich einen ausgezeichneten Eindruck - dropsig und likörig wirkten sie keinesfalls! Aber in deinem Fall scheint der Winzer (mit dem ich damals wegen meiner Recherche für "Weinwanderungen in Franken" recht ausführlich gesprochen habe, wobei er den Eindruck machte, dass er genau weiß, was er will) ja wirklich massiv danebengelangt zu haben....

Herzliche Grüße

Bernd

Re: Deutsche Spätburgunder

BeitragVerfasst: Sa 26. Nov 2016, 23:31
von Gaston
Hallo Bernd,

ja, gerade weil mir nicht entgangen ist, dass Rudolf May einen sehr guten Ruf genießt, ging ich beim Kauf der Flasche davon aus, dass ich damit zumindest nicht ganz daneben liegen werde. Tja, aber so ist das Leben... der Wein ist wirklich richtig lausig. Keine Ahnung, was da schiefgelaufen ist, das ist offenbar so gewollt. Absolut nicht mein Ding.

Normalerweise sehe ich ja nach solchen Erfahrungen von weiteren Käufen beim betreffenden Produzenten ab. Mal sehen, Habe noch einen Riesling von ihm im Keller. Die werden ja in den Social Media gerade ziemlich gehyped. Es kann jedenfalls nur besser werden!

Re: Deutsche Spätburgunder

BeitragVerfasst: Sa 26. Nov 2016, 23:55
von Bernd Schulz
Hallo Gaston,

mein Besuch bei May liegt schon länger zurück; wie ich gerade beim Durchsehen meiner alten Mails festgestellt habe, hat er 2009 stattgefunden. Und zum 2007er Spätburgunder aus dem Langenberg habe ich damals geschrieben: "Auch im Rotweinbereich leistet der Winzer, der selber gerne gute Pinots aus dem Burgund trinkt, hervorragende Arbeit. Der 07er Spätburgunder aus dem Langenberg glänzt durch vornehm zurückhaltende Kirschfrucht und eine ausgewogene, an burgundische Vorbilder erinnernde Tanninstruktur."

Sprich: Das, was ich damals probiert habe, scheint das genaue Gegenteil deines 2013ers gewesen zu sein!

Ich bin dann mal gespannt auf den Eindruck, den Mays Riesling bei dir hinterlassen wird. Die Retzstadter Weißweine, die ich seinerzeit im Glas hatte (ein unüberwindlicher Nachkaufreflex hat sich bei mit aufgrund der Preisgestaltung dann doch nicht mehr eingestellt) wirkten im positiven Sinne "modern", nämlich sehr klar, schnörkellos und scharf konturiert.

Herzliche Grüße

Bernd

Re: Deutsche Spätburgunder

BeitragVerfasst: So 27. Nov 2016, 00:08
von Judo
Hatte gerade den 2007er Spätburgunder *** von Luckert. Wäre heutzutage wohl das GG.
Unverkennbarer Spätburgunder, aber mit tollem festen Kern, gutem Zug und super Länge. Definitiv Oberliga :)
Frisch, wie auf dem Punkt, schon damals mit Schrauber. Hält sicher noch einige Jahre.
Schade, dass es eine Einzelflasche war...

Re: Deutsche Spätburgunder

BeitragVerfasst: So 27. Nov 2016, 00:29
von Bernd Schulz
Die Spätburgunder von Luckert sind mir während meiner Frankentour 2009 auch sehr positiv aufgefallen..... :)

Herzliche Grüße

Bernd

Re: Deutsche Spätburgunder

BeitragVerfasst: Di 14. Nov 2017, 01:44
von Figeac78
Hallo liebes Forum,

nach fast einem Jahr Ruhe hier möchte ich diesem Teil des Forums mal wieder Leben einhauchen. Ich finde, die Entwicklung des deutschen Spätburgunders insgesamt wird besonders in der Spitze immer spannender. Dies nur aus dem Blickwinkel einzelner Regionen oder Weingüter zu betrachten greift meines Erachtens zu kurz. Was meint ihr?

Vielleicht sind ja schon bald viele deutsche Pinots den 1er Cru oder sogar Grand Cru aus dem Burgund ebenbürtig. (Auch was Lagerfähigkeit angeht, aber das werden wir wohl erst in 10-20 Jahren wissen) Ich war Ende September in Trier und habe von dort auch einen Abstecher in die nördliche Pfalz gemacht, dabei die Weingüter Wageck, Knipser und Bremer besucht und mich dort auf die Rotweine insbesondere die Pinots konzentriert. Von der Mosel habe ich Molitor und Daniel Twardowski probiert bzw. mitgebracht, außerdem einen Pinot Noir von Alice Hartmann (auf der Luxemburger Seite der Obermosel) sowie von Franz Keller und Huber aus Baden mitgebracht. Werde demnächst hier berichten.

Re: Deutsche Spätburgunder

BeitragVerfasst: Di 14. Nov 2017, 03:04
von Weinschlürfer
Ist zwar nicht der Thread von Knipser aber hatte am WE einen

Knipser Burgweg GG 2009

Er war nach 1-2h Luft im Dekanter gerade zu sensationell schön ! Der kann noch paar Jahre.

Werde demnächst noch einen Dujin 2007 probieren...