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Charakteristik diverser Lagen

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Bernd Schulz

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Charakteristik diverser Lagen

BeitragMi 4. Sep 2013, 20:33

Nachdem ich in einem anderen Thread über die VDP-Lagenbeschreibungen gemoppert hatte, schlug mir Charlie vor, selber eine Lage zu charakterisieren. Er ging auch mit gutem Beispiel voran:

Von mir ganz kurz zu den 3 Maximin Grünhäuser Lagen (weil es einfacher ist): Rote Johannisbeeren, Kräuter


Kurz und schmerzlos, aber treffend (wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob es sich wirklich um ROTE Johannisbeeren handelt, aber eine gewisse Subjektivität haftet derartigen Wahrnehmungen ja immer an)!

Und damit keiner sagen kann, ich würde mich selber drücken, liefere ich den Trarbacher Hühnerberg als Exempel:

"Der in einem Nebental gelegene Weinberg bringt vergleichsweise oechslearme, schlanke, elegante, aber gleichzeitig extraktreiche und daher komplexe Rieslinge hervor. Charakteristisch für die Nase und das Geschmacksbild sind subtile florale Aromen, die in Richtung helle Blüten gehen. Sie sorgen für eine gewisse Ähnlichkeit mit den Weinen aus der nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt liegenden Wehlener Sonnenuhr."

Ich hoffe jetzt auf weitere (kürzere oder längere) Beiträge zu verschiedenen Lagen!

Beste Grüße

Bernd
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Ralf Gundlach

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Re: Charakteristik diverser Lagen

BeitragMi 4. Sep 2013, 21:13

Die gemeinsamen Erfahrungen mit Markus und Bernd ergaben speziell bei Kajo Christoffel Rieslingen beim Ürziger Würzgarten die charakteristische Note von Erdbeeren mit Sahne , die mit den ausgeprägtesten mineralischen Noten überhaupt an der Mosel ist für mich das Erdener Treppchen, Schiefer pur, im Vergleich hat für mich das Erdener Treppchen meistens die Nase vorn, ich liebe diese subtile Mineralik, der sich die Fruchtnoten bereitwillig unterordnen und schmückendes Beiwerk sind

Gruß

Ralf
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Bernd Schulz

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Re: Charakteristik diverser Lagen

BeitragMi 4. Sep 2013, 21:43

Die "Erdbeeren mit Sahne" werden hier möglicherweise auf Widerspruch stoßen. Ich fand diese von Markus stammende Formel für den Ürziger Würzgarten aber immer wieder erstaunlich passend! Jedenfalls viel passender als die Aussagen von VDP-Seite:

Seine Rieslinge sind voll von exotisch-würzigen Aromen und einer großen Tiefe. In manchen Jahren findet man Anis und sogar einen Hauch von Gewürztraminer.


Beste Grüße

Bernd
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octopussy

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Re: Charakteristik diverser Lagen

BeitragDo 5. Sep 2013, 08:38

Hallo Bernd,

ich persönlich glaube ja an gewisse "Kernaromen" bestimmter Lagen, auch wenn ich leider in den seltensten Fällen anhand von Blindproben meine Einbildungen und selbst aufgestellten "Regeln" verifizieren konnte :oops:.

Die Grünhäuser Lagen und den Trarbacher Hühnerberg finde ich als Beispiele für erzeugerunabhängige Lagencharakteristika nur begrenzt geeignet. Denn die Grünhäuser Lagen sind Monopollagen und außer Müllen gibt es im Hühnerberg auch wenig belastbares Vergleichsmaterial. Deine Beschreibung der Hühnerbergcharakteristik stützt sich hauptsächlich auf immer wiederkehrende Aromen von Weinen aus der Lage, die ihn von Weinen aus anderen Müllen-Lagen unterscheiden, oder? Das finde ich persönlich zwar aussagekräftig, aber echt aussagekräftig wäre die Beschreibung eigentlich erst, wenn auch Rieslinge aus dem Trarbacher Hühnerberg von x, y oder z diese Charakteristik hätten (ok, das ist jetzt das Haar in der Suppe, aber ich finde deine Beschreibung trotzdem aussagekräftig :)).

Ich habe persönlich zu wenig Moselerfahrung, um bestimmte Aromen tatsächlich Lagen zuordnen zu können. Was aber m.E. auch für die Nicht-Spezialisten durchaus grob hin und wieder erkennbar ist, sind gewisse Charakteristika bestimmter Böden und der Lagen, die eher flach liegen, die weit oben am Hang liegen, die viel oder wenig Wind abbekommen. Schiefer, Kalk oder Granitböden zum Beispiel. So kaufe ich zum Beispiel manchmal, wenn ich nicht probieren kann, in wärmeren Jahren gerne blind Weine aus Lagen, die nicht die volle Sonnenexposition haben (z.B. den höher gelegenen Lagen aus Saint Aubin nördlich des Dorfes).
Beste Grüße, Stephan
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Bernd Schulz

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Re: Charakteristik diverser Lagen

BeitragDo 5. Sep 2013, 08:55

...und außer Müllen gibt es im Hühnerberg auch wenig belastbares Vergleichsmaterial.


Genauer gesagt gar keins. :mrgreen:

Das finde ich persönlich zwar aussagekräftig, aber echt aussagekräftig wäre die Beschreibung eigentlich erst, wenn auch Rieslinge aus dem Trarbacher Hühnerberg von x, y oder z diese Charakteristik hätten (


Das stimmt natürlich!

Der Hühnerberg wurde mir halt von Charlie vorgeschlagen, und es ging mir offengestanden zunächst einmal darum, zu zeigen, dass man im Vergleich zum "schmelzenden Stein" á la VDP auch einen Hauch konkreter werden kann. IMHO reicht es halt nicht, sich in ein paar Minuten irgendeinen Schmonzes aus den Fingern zu saugen, wenn man als Nobelverband seine Spitzenlagen beschreiben möchte. Ein bisschen mehr Mühe müsste da schon drin sein.

ch persönlich glaube ja an gewisse "Kernaromen" bestimmter Lagen


"Kernaromen" ist eine gute Formulierung! Beim Ockfener Bockstein zum Beispiel wäre das Kernaroma für mich Kiwi.

Beste Grüße

Bernd
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pivu

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Re: Charakteristik diverser Lagen

BeitragDo 5. Sep 2013, 09:09

Ich würde ja bei der Charakteristik einer Lage weniger auf spezifische Aromen abzielen sondern vielmehr auf die Struktur eingehen und andere Parameter berücksichtigen, wie Reife, Üppigkeit, Säure, Mineralität, expressiv, subtil, etc.

Ciao
Peter
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Bernd Schulz

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Re: Charakteristik diverser Lagen

BeitragDo 5. Sep 2013, 10:59

Ich würde ja bei der Charakteristik einer Lage weniger auf spezifische Aromen abzielen sondern vielmehr auf die Struktur eingehen und andere Parameter berücksichtigen, wie Reife, Üppigkeit, Säure, Mineralität, expressiv, subtil, etc.


Klar, warum nicht? Diverse Wege führen nach Rom, solange man sich nicht zu sehr im Vagen oder gar in der inhaltsleeren Phrase verliert.

Ich bin eigentlich auch kein Fruchtheini, aber bestimmte Assoziationen wie die Johannisbeeren und Kräuter im Falle der Grünhäuser liefern mir zunächst einmal einen ganz konkreten und daher festen Punkt. Und im Hinblick auf die Wiedererkennbarkeit eines bestimmten Charakters ist das schon ziemlich viel - finde ich jedenfalls!

Beste Grüße

Bernd

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