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Re: Riesling Charakteristik

BeitragVerfasst: Fr 19. Jul 2013, 12:58
von Markus Vahlefeld
Bernd Schulz hat geschrieben:Das glaube ich im rest- und edelsüßen Bereich eher nicht.

Nun bist Du aber auch jemand, der jede Säure scheinbar heldenhaft nierringt :lol:

Die Kabinette aus 2010, die ich kenne, waren meinen Mittrinkern grundsätzlich auf den Magen geschlagen. Leider nicht im sprichwörtlichen Sinne. Und auch ich, der ich mich magenmäßig als robust einschätze, konnte nicht anders, als schnell mit dem Trinken wieder aufzuhören.

Ich glaube wirklich, dass echte Kabinette aus 2010 nur etwas für Hartgesottene sind. Sozusagen der Whisky der Weintrinker. Dazu hate Adorno etwas Hübsches geschrieben:

Theodor W. Adorno in der Minima Moralia hat geschrieben:Wenn alle Lust frühere Unlust in sich aufhebt, dann ist hier die Unlust, als Stolz sie zu ertragen, unvermittelt, unverwandelt, stereotyp zur Lust erhoben: anders als beim Wein, läßt jedem Glas Whisky, jedem Zug an der Zigarre der Widerwille noch sich nachfühlen, den es den Organismus gekostet hat, auf so kräftige Reize anzusprechen, und das allein wird als die Lust registriert.

Re: Riesling Charakteristik

BeitragVerfasst: Fr 19. Jul 2013, 14:55
von Bernd Schulz
Gegen Adornos Denken und Schreiben habe ich von jeher eine tiefe Abneigung verspürt.

Und nätürlich geht es mir nicht um irgendwelche Formen von Masochismus oder Selbstüberwindung, sondern darum, dass eine schwungvolle Säure dem Riesling Spiel, Spannung und Pikanz verleiht (für restsüße Exemplare gilt das in noch höherem Maße als für trockene).

Unter den 2010ern gibt es allerdings etliche Exemplare, deren Säure auch auf mich zumindestens grenzwertig wirkt - das gestehe ich gerne zu. Aber es gibt aus 2010 auch genug Rieslinge, die jetzt einfach noch deutlich zu jung sind. Die Säure baut sich zwar nicht ab, aber trotzdem fügt sie sich mit hinreichender Reife anders ins Geschmacksbild ein.

Beste Grüße

Bernd

Re: Riesling Charakteristik

BeitragVerfasst: Fr 19. Jul 2013, 14:59
von Gerald
Das mit der "Lust durch Selbstüberwindung" gilt eigentlich für jeden Wein sowie viele andere Lebensmittel, die beim ersten Kontakt normalerweise nicht schmecken:

http://en.wikipedia.org/wiki/Acquired_taste

Interessanterweise sind das dann die Produkte, für die sich Menschen am meisten begeistern können. Merkwürdige Konstruktion, dieser Mensch ;)

Grüße,
Gerald

Re: Riesling Charakteristik

BeitragVerfasst: Fr 19. Jul 2013, 21:40
von mixalhs
Lust durch Selbstüberwindung
: Das passt manchmal:
Bier, trockener Riesling, Islay Malt, Zigarren

--- und manchmal nicht:
Euter geschmort oder geräuchert, Schwarzsauer (Holsteinisches Traditionsgericht aus Schweineblut und billigem Essig)

.... womit wir endgültig vom Thema abgekommen sind.



Zurück zum Thema: Wer kann denn mal was über die Charakteristik der österreichischen Rieslinge 2008 bis 2012 sagen?

(Mein Eindruck: 2009 balanciert mit schöner Frucht, dagegen 2010 bei vielen Weinhauern richtig sauer und kein Vergnügen, aber es gibt Ausnahmen die die Regel bestätigen, z.B. Kellerberg Smaragd von Bäuerl. Die anderen Jahrgänge kenne ich zu wenig, um mir ein Urteil zuzutrauen.)

Re: Riesling Charakteristik

BeitragVerfasst: Fr 19. Jul 2013, 22:14
von mixalhs
mixalhs hat geschrieben:Zurück zum Thema: Wer kann denn mal was über die Charakteristik der österreichischen Rieslinge 2008 bis 2012 sagen?

(Mein Eindruck: 2009 balanciert mit schöner Frucht, dagegen 2010 bei vielen Weinhauern richtig sauer und kein Vergnügen, aber es gibt Ausnahmen die die Regel bestätigen, z.B. Kellerberg Smaragd von Bäuerl. Die anderen Jahrgänge kenne ich zu wenig, um mir ein Urteil zuzutrauen.)


Thema verfehlt. Eben sehe ich, dass wir hier ja im Deutschland-Bereich des Forums sind. Wenn man unter "Aktive Themen" sucht, merkt man das gar nicht. Also machen wir mal unter "Österreich" einen solchen Thread auf!

Re: Riesling Charakteristik

BeitragVerfasst: Sa 20. Jul 2013, 00:09
von klha
Bernd Schulz hat geschrieben:Gegen Adornos Denken und Schreiben habe ich von jeher eine tiefe Abneigung verspürt.

Und nätürlich geht es mir nicht um irgendwelche Formen von Masochismus oder Selbstüberwindung, sondern darum, dass eine schwungvolle Säure dem Riesling Spiel, Spannung und Pikanz verleiht (für restsüße Exemplare gilt das in noch höherem Maße als für trockene).

Unter den 2010ern gibt es allerdings etliche Exemplare, deren Säure auch auf mich zumindestens grenzwertig wirkt - das gestehe ich gerne zu. Aber es gibt aus 2010 auch genug Rieslinge, die jetzt einfach noch deutlich zu jung sind. Die Säure baut sich zwar nicht ab, aber trotzdem fügt sie sich mit hinreichender Reife anders ins Geschmacksbild ein.

Beste Grüße

Bernd


Hier bin ich ganz bei Bernd, zumal die Säure die Weine auch im fortgeschrittenen Alter vital, frisch und lebendig wirken lässt: ob man das bei gereiften Weinen schätzt oder ein ruhigeres Alter vorzieht, ist wiederum Geschmackssache. Alles in allem ergeben die verschiedenen Beiträge ja auch ein ehrliches und umfassendes Bild des Jahrgangs 2010. EIn säurelastiger Jahrgang - über den sich die einen besonders freuen, die anderen hingegen - nicht ohne Grund - zu Vorsicht raten.

Re: Riesling Charakteristik

BeitragVerfasst: Sa 20. Jul 2013, 00:24
von Alas
Hallo!

mixalhs hat geschrieben:Thema verfehlt. Eben sehe ich, dass wir hier ja im Deutschland-Bereich des Forums sind. Wenn man unter "Aktive Themen" sucht, merkt man das gar nicht. Also machen wir mal unter "Österreich" einen solchen Thread auf!


Versuchs dort mit : Buttermilchsuppe mit Birnen und Speck.
;)

Gruß

Alöas

Re: Riesling Charakteristik

BeitragVerfasst: Mo 22. Jul 2013, 13:13
von nougat
Eure Urteilsvorsicht ggü. 2012 ist ja nachvollziehbar, solange die großen trockenen Dinger noch nicht abgefüllt bzw. im Handel sind. Aber mal ehrlich, wenn sich Kabis und erhältliche SL dermaßen gut präsentieren, darf man sich m.M. nach schon mal aus dem Fenster lehnen.

Für Risling-Freak Verhältnisse habe ich auch noch nicht so viel probiert, ca. 70 Weine werden es aber schon sein. Tja, Charakteristik:jetzt schon sehr gute Balance zw. Frucht und Säure. Straffe und knackige Weine, ohne Opulenz (wenns nicht der Stil des Hauses ist, van Volxems Saar-Riesling war z.B. nicht mein Fall). Säure nervig und filigran, dazu passende glasklare Frucht, kaum mal Überreife (wieder v.V.). Viele spannungsgeladene Weine im trockenen Bereich. Meine pers. Favoritenregion ist diesmal die Mosel. Sehr guter 'Vom Schiefer' und 'Steinreich' (Tankprobe) von A. Clüsserath. Da freue ich mich jetzt schon auf die Trittenheimer Apotheke, da kann unmöglich etwas schiefgelaufen sein. Mein liebsten Trockenen bisher die beiden SL: Brauneberger Juffer Qualitätswein von Fritz Haag und Lieser Spätlese trocken. So viel Wein für 15 Euronen hatte ich selten im Glas, bin aber auch kein großer Kabi-Fan :mrgreen: ) Und erst die Restsüßen :shock: die Kollektion von Fritz Haag vom Kabi bis zur Goldkapsel ist jetzt schon sehr schön zu trinken. Durchgehend traumhafte Qualität, man will sich verneigen. Der 'andere Haag' mit Schloß Lieser steht dem kaum nach. Seine Niederberg Helden Auslese Lange Goldkapsel ist für mich nahe der Perfektion und der beste Restsüße bisher. Willi Schaefer kam mit seinen Graacher Domprobsten leider nicht ganz mit. Vielleicht auch nur kein glückliches Stadium momentan. Ich kenne mich mit dem Reifeprozess von Restsüßen nicht aus. Restsüße von der Nahe trinke ich auch mal ganz gern, bisher aber ohne Enthusiasmus. Dönnhoff Hermannshöhle SL 2012 könnte das ändern. Gefällt mir besser als seine Auslese Goldkapsel. hier fehlt mir der Süße etwas das Gegengewicht.

Sorry, wenn ich von meiner bescheidenen Jg.Abschätzung ins Schwärmen abgedriftet bin. Sagt aber auch so einiges über den Jg. aus, oder ;)

Re: Riesling Charakteristik

BeitragVerfasst: Fr 25. Mai 2018, 19:52
von lukin@gmx.de
Hallo Alas,

ich finde die Jungs von Maluni TV haben es in ihrem Video, sehr gut dargestellt und erklärt:

https://youtu.be/HNEY8no8oRw