WR #82 - Wein 10

[thvins]

Wein 10 - Blindprobenpaket Spass

(hier werden dann mit dem Aufdecken die Angaben zum Wein 10 gemacht)

Bitte hier in diesem Thread Eure Eindrücke zum Wein 10 wiedergeben!

Geschichte zu Wein Nr. 10: Prado

"Weisst Du noch – auch das ist lange her - einer Deiner Träume war es, alle grossen Museen Europas zu besuchen: Louvre, Ermitage, Vatikanische Museen, Alte und Neue Pinakothek, Tate Galery, Prado. Ja Prado."

Dies kommt mir in den Sinn, schon wenn ich ins Glas schaue. Dunkles Kirschrot, dunkel, aber schön, schön... In der Nase Wärme, Frucht, tänzlerische Harmonie, ein Drang zur Vollkommenheit, zur Schönheit. Bin ich jetzt einem Charmeur aufgesessen? Kann doch nicht sein! Im Mund auslandend, fruchtig, abgeklärt (kann man das sagen?), irgendwie stimmig.

"Denke an all das Schöne, das Du in den Museen angetroffen hast. Denke an die Kunst, an den sichtbaren Willen zur Gestaltung, an die Meisterwerke, die - nicht zuletzt wegen dem Namen und der Berühmtheit - gelobt und bestaunt werden."
Wieder bin ich verunsichert. Bei diesen Weinen kenne keine Namen, kann nicht vergleichen (weil ich wenig Priorat-Weine kenne), weiss nicht, ob ich genarrt werde, einem Schmeichler zum Opfer falle. Für mich sind alle spitzen Töne weg, es herrscht ausdrucksstarke Präsenz. Was ist Kunst, was ist echt und was ist (bewusste oder unbewusste) Vorspiegelung von Schönheit?
"Denke an den Prado, an Goya, Velazquez, El Greco, Ribera und Murillo oder die holländischen Maler. Denke an die vielen, so unterschiedlichen Bilder und Stile, denke an das, wie verbindet. Der Wille zu Gestaltung, zum Ausdruck von Botschaften und Gefühlen."
Nein, Wein kann nicht mit Kunst verglichen werden. Nein, der Prado ist weit weg vom Priorat. Wein ist Genussmittel, vergänglich, nicht für Jahrhunderte geschaffen wie die Kunst. Und doch: der Gedanke lässt mich nicht los. Können Weine nicht auch Kunst sein, vergängliche Kunst, Kunst, die weg ist, wenn man sie geniesst? Verwegene Gedanken?!?

Wein 10
Tag 1:
Das Bouquet startet eher verhalten, Kirsche und ein leicht brandiger Ton. Am Gaumen sehr weich und schmeichelnd, die Kirschfrucht macht sich breit und füllt den Mund mit kräftiger Extraktsüße aus. Der Abgang überrascht dagegen mit sehr kraftvollen Tanninen, die so körnig sind, dass man sie fast kauen kann, das habe ich so noch nie erlebt. Die Kirsche wird im Abgang etwas härter und kantiger. Ein Wein mit Gegensätzen, aber sehr interessant. 91 Punkte.
Tag 2:
Am zweiten Tag verblasst der Wein in der Nase, ein paar Pilze und Waldboden, sonst nehme ich kaum noch etwas wahr. Der Wein bleibt weich im Mund, wirkt etwas mollig, eine Spur vanillig. Es ist kaum Säure da, der Abgang ist kurz, dennoch: er macht schon noch Spaß. 88 Punkte.
Tag 3:
Seltsam, seltsam, der Wein kommt zurück. Die Nase weist einen feinen Kirschduft auf, am Gaumen zeigt er sich deutlich verbessert. Da ist eine saftige Frucht und eine gut eingebundene Säure, die ordentlich Struktur gibt. Schöner weicher Abgang mit Schokolade. Ich werde nicht schlau aus diesem Wein, der sich ständig wandelt. 92 Punkte.

Reinhard

Nun nach Wein 7 und 9 mein dritter und letzter Wein für heute. Morgen abend kommen dann Wein 8, 11 und 12.

Wein 10:

Nase:
Anfangs Rauch, abgebranntes Streichholz. Zunächst dachte ich: "Der hat Kork". Dieser "Korkeindruck" verschwindet mit etwas Luft. Auch das rauchige wird weniger. Es kommt Moos hinzu, auch mediterrane Kräuter. Von der Nase tippe ich hier auch wieder auf einen Wein, der schon einige Jahre auf dem Buckel hat.

Mund:
Leicht gereifter, eher gewürziger Eindruck im Mund. Kirsch im Hintergrund. Zigarre, Tabak. Ein komplexer Wein mit einem langen Abgang.

Gesamteindruck: Auch wenn sich die Beschreibung zu Wein 9 vielleicht nicht ähnelt, könnte ich mir hier irgendwie eine Verwandtschaft zu Wein 9 vorstellen, vielleicht das gleiche Jahr, der gleiche Winzer oder der gleiche Ort.

Ich bin mal gespannt. Auch hier würde ich 90 Punkte mit Potential nach oben sehen. Preislich dürften Wein 9 und 10 über Wein 7 liegen. Ich tippe auf die Preisklasse um 30 €.

Die ersten drei Weine machen Lust auf mehr

Im Verlauf des Abends hat der Wein sich noch erheblich gesteigert. Ein toller Wein, sehr abwechslungsreich.

Ich erhöhe auf 93 Punkte und freue mich auf die Nachverkostung am Samstag.

In der Nase etwas verschlossen wirkend aber nicht so arg wie Wein #9. Etwas Balubeere zeigt sich, Cassis, dazu Eichenholz. Am Gaumen ist der Wein wesentlich zeigfreudiger, feine Tannine und eine schöne Säure stützen den Wein und verleihen Struktur, dazu eine erkennbare Mineralik und eine (noch) dezente Cassis-Frucht. Da kommt mit Luft und Geduld noch mehr, ein Wein mit einer gewissen Klasse zu diesem Zeitpunkt.

Kommentar Göttergattin: "Wacholder". Aha. Unser meistbenutztes Gewürz im Haus, und da sind ja noch die 10 Liter Gin, die hier monatlich getrunken werden . Naja, wer wäre ich an ihrer Nase zu zweifeln. Ja, in der Nase habe ich auch Gewürze, aber Wacholder? Vielleicht ist es das, was ich als holzig beschreibe?!? Am Gaumen ist das Tannin noch herb-aufrauhend, in 2-3 Jahren könnte das ein feiner Wein sein, die Anlagen hat er, jetzt sehe ich ihn bei 89 Punkten (und wieder €20?!?), versehen mit einem positiven Ausblick. Fazit GöGa: Lässt sich ganz gut trinken. Na dann ...

[thvins]

Der letzte Wein, den ich gleich aufdecken kann, weil ich ihn jetzt nicht mit getrunken habe.
Die Parallele zu Wein 9 ist tatsächlich der Jahrgang. Hier haben wir nicht nur den Wein eines jungen Wilden mit seinem allerersten Jahrgang, sondern auch den preiswertesten Wein dieses Spaßpaketes. Dass das nicht gleichbedeutend mit dem Schwächsten sein muss, weiß ich schon länger, jetzt wissen es vielleicht ein paar mehr Weinfreunde...

Wir haben hier eine Cuvée aus 80% Grenache und 20% Syrah, die Weine waren 12 bis 14 Monate in Fässern aus französischr Eiche.

Es ist er 2009er Clos Penat von Jordi Domenech aus Poboleda.

http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... -poboleda/

So kann man sich täuschen. Ich hätte ihn als den teuersten einschätzt.

So kann man sich täuschen.

100% d'accord!