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"….. der Wein erfreue des Menschen Herz, dass seine Gestalt schön werde vom Öl und das Brot des Menschen Herz stärke ….." so weiß es bereits das Alte Testament im 104. Psalm und man könnte durchaus die ersten Ansätze der "mediterranen Diät" also des "French Paradox" erkennen, Wein, Brot, Olivenöl. Und dass die Gestalt des Menschen schön wird durch den Genuss des Weines, na das ist doch mal was – vielleicht wird da aber auch nur auf eine durch Alkoholgenuss veränderte Wahrnehmung angespielt, Schönheit liegt im Auge des Betrachters.
Ich würde ja zu gerne wissen, wie der Wein damals geschmeckt hat, wahrscheinlich hatte das mit dem was wir heute kennen nicht viel zu tun und es war wohl ein recht knarziges Getränk von eher geringem Alkoholgehalt.
Die Römer waren ja dankenswerterweise in erster Linie gute Bürokraten, was zur Folge hat, dass alles was der bürokratischen Regelung bedurfte, aufgeschrieben wurde. Und natürlich finden sich auch Regelungen über den Weinbau "….Jeder Wein, der ohne Zusatz haltbar ist, ist der beste. Man soll ihm nichts beimischen, wodurch sein natürlicher Geschmack verändert werden könnte. Das Beste ist immer der naturbelassene Wein, sine condimento…“ L.Junius Moderatus Columella (geb. ca. 4 n.Chr.), De re rustica. Die Definition des natürlichen Geschmackes, der unverfälscht zu bleiben habe, füllt ja bis heute noch Bände und Internetforen.
Die Praxis der Beimischungen entstand in erster Linie aus der Notwendigkeit, den Wein haltbar zu machen und ihm ein angenehmes Geschmacksbild zu verpassen. Wer einmal versucht hat, die paar Trauben, die seine Gartenpergola so hergibt, zu Wein zu vergären, hat sicher eine ungefähre Ahnung davon, wie der Wein damals geschmeckt haben mag und wie schnell er sich in eine vollends ungenießbare Masse verwandelt.
So ist zum Beispiel auch der Retsina entstanden, der Wein wurde in Tonkrügen gelagert, die mit Harzverbindungen abgedichtet wurden und die Aromen aus dem Harz gingen mit längerer Lagerfrist allmählich in den Wein über. Dieses Merkmal galt dann irgendwann als das typische für den griechischen Wein und wurde auch dann noch beibehalten, als es nicht unbedingt mehr technische Notwendigkeit war.
Viele der Praktiken muten heute seltsam an, sind aber ein beredtes Beispiel dafür, wie umfangreich schon die Kenntnisse über Weinbau und Weinbereitung waren und manches findet sich noch heute in veränderter Form wieder. Faszinierend fand ich, dass die Römer zur Vermeidung von zu hohen Säurewerten dem Wein auch Meerwasser befügten, ich mag mir das so nicht recht vorstellen und heutzutage spielt meines Wissens Salz keine nennenswerte Rolle mehr in der Weinbereitung. Es ist aber durchaus spannend, der Geschichte des Weines von seinen Ursprüngen, die irgendwann vor etwa 8000 Jahren im griechischen, ägyptischen oder persischen Raum vermutet werden, nachzugehen.
Aber da wir nun schon mal beim Restina sind, möchte ich ihm auch eine kleine Skizze widmen. Retsina gehörte in meiner Jugend zum studentischen Aufbruch. "Der Grieche" bei dem es preiswertes Essen in großzügig bemessenen Portionen gab, war so etwas wie unser zweites Wohnzimmer, auf den Kunstlederbänken um die mit Wachstuch bedeckten Tische wurde gelernt, gestritten, sich wieder versöhnt. Klausurergebnisse wurden ebenso durchdiskutiert wie die demnächst stattfindende Weltrevolution oder der nächste Rucksackurlaub. Lieben entstanden und zerbrachen begleitet von Unmengen Krautsalat, Souvlaki, Brot und Retsina aus Zweiliterflaschen (schon damals visionär mit Kornkorken verschlossen) in Viertelliterkupferkännchen gefüllt und aus Wassergläsern genossen – eiskalt. Im Hintergrund Sirtakimusik, die immer so klang wie aus Alexis Sorbas.
Bei
Retsina
interessiert weder Winzer noch Jahrgang, die Rebsorten kann man in den entsprechenden Nachschlagewerken finden, meistens Savatino, manchmal auch Beimischungen von Roditis und streng gesehen ist Retsina kein Wein sondern ein weinhaltiges Getränk.
Retsina ist Frische, Jugend, Sommer, Unbeschwertheit auch heute noch. An einem heißen Sommerabend ein erfrischendes Getränk, dazu ein einfacher Bauernsalat mit Brot, der Klassiker mit Gurken (man nehme einmal eine richtige Feldgurke statt der niederländischen Treibhauseinheitsware), Tomaten, Schafskäse, schwarzen Oliven, Olivenöl und Majoran. Über die Zugabe von Zwiebelringen kann man Glaubenskriege führen, ich mache sie von den weiteren Plänen für den Abend abhängig.
Einmal habe ich einen Retsina von einem richtigen Winzer gekauft, so richtig mit Korken und von einem anerkannten Betrieb für fast 9€, das hätte damals zweimal ausgereicht, um unsere ganze Tischgesellschaft mit Retsina zu versorgen: Retsina Ritinitis Nobilis von Gaia Wines (Peloponnes). Ja, der war richtig gut, aber eigentlich hat er mich eher verwirrt (abgesehen davon dass ich bei Ritinitis an Schnupfen denken musste), ein Retsina soll nicht elegant sein sondern bäuerlich, da mag ich nicht lange drüber nachdenken, das muss knarzen und zum Schluss eine erfrischende harzige Bitternote haben und den mag ich auch nicht aus Weingläsern trinken oder wenn dann höchstens aus diesen Pressballons, aus denen sowieso kein Wein schmeckt. Außerdem ist der Ritinitis Nobilis zu 100% aus Roditis, also nicht originalgetreu ….. so!
Ich habe meinen Sommer-Retsina gefunden, ich trau es mich kaum zu schreiben, aber irgendwie müssen wir ja auch alle unser Scherflein beitragen zur Rettung Griechenlands, also ich hab meinem beim Lidl gefunden, da steht nichts Erhellendes drauf weder ein Erzeuger noch ein Abfüller, nur dass er 11 vol% Alkohol hat (wo sich so manch ein südfranzösisches Schwergewicht gerne ein Beispiel dran nehmen darf), er hat den unabdingbaren Kronkorken und er schmeckt so, wie ein "richtiger" Retsina zu schmecken hat. Und das für 99 Cent den halben Liter.
Yamas!
Ich würde ja zu gerne wissen, wie der Wein damals geschmeckt hat, wahrscheinlich hatte das mit dem was wir heute kennen nicht viel zu tun und es war wohl ein recht knarziges Getränk von eher geringem Alkoholgehalt.
Die Römer waren ja dankenswerterweise in erster Linie gute Bürokraten, was zur Folge hat, dass alles was der bürokratischen Regelung bedurfte, aufgeschrieben wurde. Und natürlich finden sich auch Regelungen über den Weinbau "….Jeder Wein, der ohne Zusatz haltbar ist, ist der beste. Man soll ihm nichts beimischen, wodurch sein natürlicher Geschmack verändert werden könnte. Das Beste ist immer der naturbelassene Wein, sine condimento…“ L.Junius Moderatus Columella (geb. ca. 4 n.Chr.), De re rustica. Die Definition des natürlichen Geschmackes, der unverfälscht zu bleiben habe, füllt ja bis heute noch Bände und Internetforen.
Die Praxis der Beimischungen entstand in erster Linie aus der Notwendigkeit, den Wein haltbar zu machen und ihm ein angenehmes Geschmacksbild zu verpassen. Wer einmal versucht hat, die paar Trauben, die seine Gartenpergola so hergibt, zu Wein zu vergären, hat sicher eine ungefähre Ahnung davon, wie der Wein damals geschmeckt haben mag und wie schnell er sich in eine vollends ungenießbare Masse verwandelt.
So ist zum Beispiel auch der Retsina entstanden, der Wein wurde in Tonkrügen gelagert, die mit Harzverbindungen abgedichtet wurden und die Aromen aus dem Harz gingen mit längerer Lagerfrist allmählich in den Wein über. Dieses Merkmal galt dann irgendwann als das typische für den griechischen Wein und wurde auch dann noch beibehalten, als es nicht unbedingt mehr technische Notwendigkeit war.
Viele der Praktiken muten heute seltsam an, sind aber ein beredtes Beispiel dafür, wie umfangreich schon die Kenntnisse über Weinbau und Weinbereitung waren und manches findet sich noch heute in veränderter Form wieder. Faszinierend fand ich, dass die Römer zur Vermeidung von zu hohen Säurewerten dem Wein auch Meerwasser befügten, ich mag mir das so nicht recht vorstellen und heutzutage spielt meines Wissens Salz keine nennenswerte Rolle mehr in der Weinbereitung. Es ist aber durchaus spannend, der Geschichte des Weines von seinen Ursprüngen, die irgendwann vor etwa 8000 Jahren im griechischen, ägyptischen oder persischen Raum vermutet werden, nachzugehen.
Aber da wir nun schon mal beim Restina sind, möchte ich ihm auch eine kleine Skizze widmen. Retsina gehörte in meiner Jugend zum studentischen Aufbruch. "Der Grieche" bei dem es preiswertes Essen in großzügig bemessenen Portionen gab, war so etwas wie unser zweites Wohnzimmer, auf den Kunstlederbänken um die mit Wachstuch bedeckten Tische wurde gelernt, gestritten, sich wieder versöhnt. Klausurergebnisse wurden ebenso durchdiskutiert wie die demnächst stattfindende Weltrevolution oder der nächste Rucksackurlaub. Lieben entstanden und zerbrachen begleitet von Unmengen Krautsalat, Souvlaki, Brot und Retsina aus Zweiliterflaschen (schon damals visionär mit Kornkorken verschlossen) in Viertelliterkupferkännchen gefüllt und aus Wassergläsern genossen – eiskalt. Im Hintergrund Sirtakimusik, die immer so klang wie aus Alexis Sorbas.
Bei
Retsina
interessiert weder Winzer noch Jahrgang, die Rebsorten kann man in den entsprechenden Nachschlagewerken finden, meistens Savatino, manchmal auch Beimischungen von Roditis und streng gesehen ist Retsina kein Wein sondern ein weinhaltiges Getränk.
Retsina ist Frische, Jugend, Sommer, Unbeschwertheit auch heute noch. An einem heißen Sommerabend ein erfrischendes Getränk, dazu ein einfacher Bauernsalat mit Brot, der Klassiker mit Gurken (man nehme einmal eine richtige Feldgurke statt der niederländischen Treibhauseinheitsware), Tomaten, Schafskäse, schwarzen Oliven, Olivenöl und Majoran. Über die Zugabe von Zwiebelringen kann man Glaubenskriege führen, ich mache sie von den weiteren Plänen für den Abend abhängig.
Einmal habe ich einen Retsina von einem richtigen Winzer gekauft, so richtig mit Korken und von einem anerkannten Betrieb für fast 9€, das hätte damals zweimal ausgereicht, um unsere ganze Tischgesellschaft mit Retsina zu versorgen: Retsina Ritinitis Nobilis von Gaia Wines (Peloponnes). Ja, der war richtig gut, aber eigentlich hat er mich eher verwirrt (abgesehen davon dass ich bei Ritinitis an Schnupfen denken musste), ein Retsina soll nicht elegant sein sondern bäuerlich, da mag ich nicht lange drüber nachdenken, das muss knarzen und zum Schluss eine erfrischende harzige Bitternote haben und den mag ich auch nicht aus Weingläsern trinken oder wenn dann höchstens aus diesen Pressballons, aus denen sowieso kein Wein schmeckt. Außerdem ist der Ritinitis Nobilis zu 100% aus Roditis, also nicht originalgetreu ….. so!
Ich habe meinen Sommer-Retsina gefunden, ich trau es mich kaum zu schreiben, aber irgendwie müssen wir ja auch alle unser Scherflein beitragen zur Rettung Griechenlands, also ich hab meinem beim Lidl gefunden, da steht nichts Erhellendes drauf weder ein Erzeuger noch ein Abfüller, nur dass er 11 vol% Alkohol hat (wo sich so manch ein südfranzösisches Schwergewicht gerne ein Beispiel dran nehmen darf), er hat den unabdingbaren Kronkorken und er schmeckt so, wie ein "richtiger" Retsina zu schmecken hat. Und das für 99 Cent den halben Liter.
Yamas!
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
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