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Jedes Kind muss einen Namen haben.
Aus diesem Umstand ziehen zahlreiche Veröffentlichungen ihre Existenzberechtigung und Soziologen verbraten über die Analyse von Namensgebung, ihrer Rezeption und sozialer Herkunft Forschungsmittel und Hirnschmalz, Stichwort Kevinismus. Über Namenskonstellationen wie Soraya-Shakira Meier kann man, sollte unsereins mal in eine weinunaffine Smalltalkrunde geraten und nach einem Thema suchen, wunderbar ablästern (nachdem man sich vorher vergewissert hat, dass niemand der Anwesenden Kevin, Chantal oder Cheyenne heißt).
Die meisten Chefs in deutschen Unternehmen heißen übrigens Wolfgang und das, obwohl bei den heute 45 – 60jährigen, also der Altersgruppe, die hauptsächlich die Chefs stellt, Namen wie Stephan (auch in der Schreibweise Stefan), Peter oder Thomas wesentlich häufiger vorkamen.
Wir könnten also ins Grübeln geraten, wie unser Lebensweg verlaufen wäre, wenn unsere Eltern uns Ursula, Monika oder Heinrich genannt hätten. Vielleicht wär aus uns mindestens ein Minister oder Bankpräsident geworden, aber so … Ich jedenfalls bin einem gnädigen Schicksal dankbar, dass bei der Auswahl der Mädchennamen, die meinen Eltern vor meiner Ankunft vorschwebten, Susanne herausgekommen ist. Wäre ich ein Junge geworden, hätte ich Peter geheißen, das hätte mir auch keine Riesenkarriere in der Industrie oder Politik eröffnet.
Eine nicht uninteressante Frage ist sicher auch, ob der Namen eines Weines einen Einfluss auf seine "Karriere" hat. Bei Lagennamen ist der Winzer ja ziemlich gebunden, aber vieles kann er doch auch frei wählen, weswegen man inzwischen interessante Einblicke in die namensfinderische Kreativität deutscher Winzer bekommt.
Eh klar, wenn das Weingut schon Karl May heißt, dann MUSS der Wein doch mindestens Winnetou oder Old Shatterhand heißen, oder ein leicht restsüßer Riesling mit floralen Noten namens Nscho-Tschi? Im Wonnegau hat man sich für das etwas unauffälligere "Blutsbruder" entschieden, für eine Rotweincuvée, die schmackig in der "Pulle" daherkommt. Letztes Wochenende hab ich übrigens mal wieder "Wild Thing" von Hammond getrunken, na ja richtig wild ist anders , "Weißes Rauschen" hat mich wesentlich mehr beeindruckt, obwohl man das natürlich überhaupt nicht vergleichen kann, "Weißes Rauschen" ist knacketrocken und macht Spaß und das wilde Ding doch etwas geschmäcklerisch angesüßt.
Im Bereich der skurrilen und lustigen Weinnamen ist allerdings die südliche Hemisphäre führend, Australier und Neuseeländer verfügen ohnehin oft über einen recht derben und staubtrockenen Humor. Die Familie Cooper aus der Hawke's Bay scheint jedenfalls nicht nur schräge Weinnamen und fette Chardonnays sondern auch Katzen zu lieben und kann so gleichzeitig die hervorstechenden sensorischen Eigenschaften ihres Sauvignon Blanc in Worte fassen "Cat's Pee on a Gooseberry Bush".
Die Besitzer der Three Brothers Wineries in den USA beweisen darüber hinaus wieder mal eindeutig, woran Männer hauptsächlich denken, nämlich an Sex und wieso sollten sie beim Wein damit aufhören. "90 seconds of heaven" oder "Backseat bounce" heißen da die Rieslinge oder die Weißweincuvées "69 ways to have fun" und "Drive *er home".
Und wer könnte dem Ankauf der Cuvée "Poor Limp Richard’s" widerstehen, wenn sie so nett beworben wird: "Dude, just because other may have nicer homes, bigger cars, perfect spouses, more toys and higher net worth doesn’t mean you don’t deserve a break, too. There is hope, live large with a great floral and hazelnut white. Scr*w them. "
Auch die Franzosen haben in punkto Weinnamen noch Schularbeiten zu machen, da liegt die Domaine de la Garrelière schon gar nicht schlecht mit ihrem "Gamay sans tralala", und es kann auch keiner von Etikettenschwindel reden.
Tja, da gibt es in Deutschland noch viel zu tun und da unsere maßgeblichen Winzer das mit dem Weinmachen schon auf absoluten Weltniveau beherrschen, können sie sich ja langsam mal mit den Nebensächlichkeiten befassen wie originelle Namensgebung unter Berücksichtigung meines Lieblingsforschungsgebiets frei nach Frank Zappa "Does humor belong in wine?" .
2009 Riesling Chara***
Alexander Laible, Baden
Chara, nicht Chiara, Chiara wäre fatal, Chiara ist wie Chantal.
Chara bedeutet Stern und davon hat der Riesling in der hauseigenen Klassifikation 3 von 3. Chara bezeichnet außerdem eine Gattung der Armleuchteralgen, eine sehr robuste und weit verbreitete Spezies. Außerdem bedeutet Chara auch Freude, und die hat man mit der Laibleschen Chara-Linie durchaus.
Im Glas kann Chara überzeugen, schon der kräftige komplexe Duft nach Kräutern, Mirabelle und Mineral lädt zur weiteren Beschäftigung mit dem Wein ein. Als ich ihn zum ersten Mal probierte, war dieser Duft noch etwas unharmonisch, was sich inzwischen gelegt hat. Am Gaumen ein Bündel von fruchtigen und mineralischen Elementen, trockene Kräuter, Pfeffer, etwas Kernobst, vor allem Mirabelle, Zitrus, Mineral, mittellanger Abgang, bei dem die Fruchtnoten langsam verschwinden und die Gewürz- und Mineralaromen noch länger nachschwingen.
Ach so, ja, bevor ich wieder eine Strafarbeit schreiben muss, Chara ist ein trockener Riesling.
Aus diesem Umstand ziehen zahlreiche Veröffentlichungen ihre Existenzberechtigung und Soziologen verbraten über die Analyse von Namensgebung, ihrer Rezeption und sozialer Herkunft Forschungsmittel und Hirnschmalz, Stichwort Kevinismus. Über Namenskonstellationen wie Soraya-Shakira Meier kann man, sollte unsereins mal in eine weinunaffine Smalltalkrunde geraten und nach einem Thema suchen, wunderbar ablästern (nachdem man sich vorher vergewissert hat, dass niemand der Anwesenden Kevin, Chantal oder Cheyenne heißt).
Die meisten Chefs in deutschen Unternehmen heißen übrigens Wolfgang und das, obwohl bei den heute 45 – 60jährigen, also der Altersgruppe, die hauptsächlich die Chefs stellt, Namen wie Stephan (auch in der Schreibweise Stefan), Peter oder Thomas wesentlich häufiger vorkamen.
Wir könnten also ins Grübeln geraten, wie unser Lebensweg verlaufen wäre, wenn unsere Eltern uns Ursula, Monika oder Heinrich genannt hätten. Vielleicht wär aus uns mindestens ein Minister oder Bankpräsident geworden, aber so … Ich jedenfalls bin einem gnädigen Schicksal dankbar, dass bei der Auswahl der Mädchennamen, die meinen Eltern vor meiner Ankunft vorschwebten, Susanne herausgekommen ist. Wäre ich ein Junge geworden, hätte ich Peter geheißen, das hätte mir auch keine Riesenkarriere in der Industrie oder Politik eröffnet.
Eine nicht uninteressante Frage ist sicher auch, ob der Namen eines Weines einen Einfluss auf seine "Karriere" hat. Bei Lagennamen ist der Winzer ja ziemlich gebunden, aber vieles kann er doch auch frei wählen, weswegen man inzwischen interessante Einblicke in die namensfinderische Kreativität deutscher Winzer bekommt.
Eh klar, wenn das Weingut schon Karl May heißt, dann MUSS der Wein doch mindestens Winnetou oder Old Shatterhand heißen, oder ein leicht restsüßer Riesling mit floralen Noten namens Nscho-Tschi? Im Wonnegau hat man sich für das etwas unauffälligere "Blutsbruder" entschieden, für eine Rotweincuvée, die schmackig in der "Pulle" daherkommt. Letztes Wochenende hab ich übrigens mal wieder "Wild Thing" von Hammond getrunken, na ja richtig wild ist anders , "Weißes Rauschen" hat mich wesentlich mehr beeindruckt, obwohl man das natürlich überhaupt nicht vergleichen kann, "Weißes Rauschen" ist knacketrocken und macht Spaß und das wilde Ding doch etwas geschmäcklerisch angesüßt.
Im Bereich der skurrilen und lustigen Weinnamen ist allerdings die südliche Hemisphäre führend, Australier und Neuseeländer verfügen ohnehin oft über einen recht derben und staubtrockenen Humor. Die Familie Cooper aus der Hawke's Bay scheint jedenfalls nicht nur schräge Weinnamen und fette Chardonnays sondern auch Katzen zu lieben und kann so gleichzeitig die hervorstechenden sensorischen Eigenschaften ihres Sauvignon Blanc in Worte fassen "Cat's Pee on a Gooseberry Bush".
Die Besitzer der Three Brothers Wineries in den USA beweisen darüber hinaus wieder mal eindeutig, woran Männer hauptsächlich denken, nämlich an Sex und wieso sollten sie beim Wein damit aufhören. "90 seconds of heaven" oder "Backseat bounce" heißen da die Rieslinge oder die Weißweincuvées "69 ways to have fun" und "Drive *er home".
Und wer könnte dem Ankauf der Cuvée "Poor Limp Richard’s" widerstehen, wenn sie so nett beworben wird: "Dude, just because other may have nicer homes, bigger cars, perfect spouses, more toys and higher net worth doesn’t mean you don’t deserve a break, too. There is hope, live large with a great floral and hazelnut white. Scr*w them. "
Auch die Franzosen haben in punkto Weinnamen noch Schularbeiten zu machen, da liegt die Domaine de la Garrelière schon gar nicht schlecht mit ihrem "Gamay sans tralala", und es kann auch keiner von Etikettenschwindel reden.
Tja, da gibt es in Deutschland noch viel zu tun und da unsere maßgeblichen Winzer das mit dem Weinmachen schon auf absoluten Weltniveau beherrschen, können sie sich ja langsam mal mit den Nebensächlichkeiten befassen wie originelle Namensgebung unter Berücksichtigung meines Lieblingsforschungsgebiets frei nach Frank Zappa "Does humor belong in wine?" .
2009 Riesling Chara***
Alexander Laible, Baden
Chara, nicht Chiara, Chiara wäre fatal, Chiara ist wie Chantal.
Chara bedeutet Stern und davon hat der Riesling in der hauseigenen Klassifikation 3 von 3. Chara bezeichnet außerdem eine Gattung der Armleuchteralgen, eine sehr robuste und weit verbreitete Spezies. Außerdem bedeutet Chara auch Freude, und die hat man mit der Laibleschen Chara-Linie durchaus.
Im Glas kann Chara überzeugen, schon der kräftige komplexe Duft nach Kräutern, Mirabelle und Mineral lädt zur weiteren Beschäftigung mit dem Wein ein. Als ich ihn zum ersten Mal probierte, war dieser Duft noch etwas unharmonisch, was sich inzwischen gelegt hat. Am Gaumen ein Bündel von fruchtigen und mineralischen Elementen, trockene Kräuter, Pfeffer, etwas Kernobst, vor allem Mirabelle, Zitrus, Mineral, mittellanger Abgang, bei dem die Fruchtnoten langsam verschwinden und die Gewürz- und Mineralaromen noch länger nachschwingen.
Ach so, ja, bevor ich wieder eine Strafarbeit schreiben muss, Chara ist ein trockener Riesling.
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
James Bond in From Russia with Love
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